Das stand heute zur Veranstaltung im Lokalteil der PZ - nur zum einstimmen.
Liebe Grüsse Claus
42 Kilometer im Schein des Vollmonds
NÜRNBERGER LAND — Ein Sporthighlight jagt das nächste in diesen Tagen im Nürnberger Land: Wenn heute nämlich im Süden der Startschuss zum fünften Landkreislauf fällt, wird es auch für die Waden- und Oberschenkelmuskeln der Teilnehmer des ersten „Wolfshöher Vollmondmarathons“ im Raum Neunkirchen/Schnaittach/Lauf langsam ernst. Vollmondmarathon? Ja, Sie lesen richtig. Denn pünktlich zum astronomischen Vollmond am 31. Juli wird von der Wolfshöhe ausgehend ein Ereignis seinen (sprichwörtlichen) Lauf nehmen, das weltweit bisher einzigartig ist. 42,195 Kilometer schwitzen im Schein Lunas.
Nachtmenschen gehören ja bekanntlich zu den Kreativsten ihrer Spezies. Und dass Sportler manchmal ein wenig verrückte Ideen haben, weiß man nicht erst, seit man sie regelmäßig auf irgendwelchen Siegertreppchen in Medaillen beißen sieht. Nun ist der gebürtige Schnaittacher Martin Linek sowohl ausgeprägter Nachtmensch als auch Extremsportler. Eine Kombination, die geniale Geistesblitze und echte Originalitäten erwarten lässt. Wie zum Beispiel den Vollmondmarathon.
Vor drei Jahren hätte sich der heute 42-Jährige, der im „wahren Leben“ sein Geld als Verkäufer-Trainer verdient, das Ganze noch nicht einmal im Traum vorstellen können. 105 Kilo brachte er selbst damals auf die Waage und Sport war für ihn ein regelrechtes Fremdwort. Doch dann fasste er sich ein Herz, überwandt den inneren Schweinehund und begann mit dem Laufen. Inzwischen hat er das Herz, das er sich damals so mühsam gefasst hatte, vollends an die ursprünglichste aller Sportarten verloren. 50 Marathons und Ultra-Marathons sei er im letzten Jahr gelaufen, rechnet er in seinem Gespräch mit der PZ vor. Manchmal sogar zwei oder drei pro Woche. „Marathon-Junkie“ – die Beschreibung, die er für sich wählt, trifft sein neues Lebensgefühl wohl ziemlich genau: „Ohne das Laufen bin ich nur noch ein halber Mensch.“
Und nun also sein „eigener“, von ihm organisierter Marathon. Der erste weltweit, der im prallen Mondenschein ausgetragen wird. Darauf ist Martin Linek, dessen Mutter Stefanie als erste Frau im Schnaittacher Gemeinderat vor mehr als 30 Jahren ebenfalls schon Lokalgeschichte schrieb, zu Recht ein wenig stolz.
Zumal der Vollmondaspekt nicht die einzige Besonderheit des Lauf-Events ist. Auch die Tatsache, dass die Läufer einheitliche T-Shirts mit Läufernummer plus Läufername tragen, ist ein absolutes Novum und hat ebenso Premierencharakter wie der in die Kleidung integrierte Zeitmessungschip. Zusammen mit einem Schnaittacher Computer-Unternehmen hat Linek sogar eine Animation erstellt, die die Teilnehmer virtuell begrüßt.
Klar, dass bei so viel Innovation auch die Verpflegung der Läufer avantgardistische Züge aufweist: Gemüseeintopf statt Pasta – der Organisator und sein Team setzen in Anlehnung an die neuesten ernährungswissenschaftlichen Forschungsergebnisse schwerpunktmäßig auf vegetarische Produkte aus biologischem Anbau. Viel Spektakuläres also bereits im Rahmenkonzept. Doch was absolut im Mittelpunkt stehen und völlig für sich sprechen wird, ist zweifelsohne der Lauf an sich, die besondere Atmosphäre, der absurd-begnadete Kontrast des stimmungsvollen Schweißvergießens auf 42,195 Kilometer Länge.
600 Begeisterte aus der gesamten Bundesrepublik haben sich bereits angemeldet, einige sogar aus den USA, aus Kanada, der Schweiz und Österreich. 90 Prozent der Läufer werden von außerhalb des Landkreises kommen, über 50 Prozent sogar aus anderen Bundesländern. Und bis zum Anmeldeschluss am 26. Juli beziehungsweise bis zum Nachmeldeschluss am Marathon-Samstag um 16 Uhr erwartet Martin Linek noch einmal mindestens 200 Zusagen.
Diese 800 werden den nordwestlichen Landkreis dann wahrlich von seiner schönsten und typischsten Seite kennen lernen. Vom Start an der Brauerei Wolfshöhe, die in dieser Nacht nicht nur ihr berühmtes Vollmondbier braut, sondern auch eine große Vollmondmarathon-Party mit Radio Energy plant, geht es – immer in Richtung Mond – durch den Spitalwald über Dehnberg zum Laufer Marktplatz. Von dort aus wiederum nach Dehnberg, dann nach Simonshofen, Güntersbühl, Tauchersreuth, Beerbach, Bullach, Untersdorf, Großbellhofen, Kleinbellhofen und schließlich über den Schnaittacher Marktplatz zurück zur Wolfshöhe.
Von ländlichen Gegenden mit Hopfenfeldern und Karpfenweihern über historische Marktplätze bis hin zu drei Kirchweihen (Heuchling, Oedenberg, Bullach), die durchlaufen werden, ist also alles geboten. „Die Mühen sollen ja mit einem unvergesslichen Erlebnis belohnt werden“, schwärmt Linek von den Auswahlkriterien der mit einem Höhenunterschied von 450 Metern recht anspruchsvollen Strecke, die er am 31. Juli in dieser Form wohl ebenfalls zum ersten Mal laufen wird.
Bisher ist er sie jedenfalls immer nur mit dem Rad abgefahren. Daher gilt, wer an den Start geht, sollte zumindest regelmäßig laufen und bestenfalls auch längere, etwa zwei- bis dreistündige Strecken gewohnt sein. Denn sonst wird die Distanz zur Qual und man kann das, was diesen Marathon so besonders macht, nicht mehr genießen: „Es geht hier nicht um Bestmarken“, so die Schnaittacher Frohnatur, „sondern um den Spaß, das Miteinander, das Flair.“ Dass man so durchtrainiert ist wie der Extremsportler selbst, der manchmal um 23 Uhr seine Laufschuhe schnürt und dann bis sechs Uhr morgens über die Straßen und Felder trabt, ist also beileibe keine Teilnahmebedingung.
Starten werden die Läufer, die auch das Schnaittacher Freibad kostenlos nutzen dürfen – sei es zur Entspannung, zum Aufwärmen oder zum Abkühlen –, in vier Gruppen und zu unterschiedlichen Zeiten.
Die Marathon-Läufer beginnen um 19.07 Uhr, exakt eine Stunde nach dem astronomischen Vollmond, die Marathon-Nordic-Walker eine Stunde vor dem astronomischen Vollmond, um 17.07 Uhr. Zusätzlich gibt es zwei Gruppen, die lediglich eine Strecke von 15 Kilometern überwinden müssen, ebenfalls entweder im Lauf-Schritt (Start 20.20 Uhr) oder im Nordic-Walk (Start 19.19 Uhr).
Um den einmaligen Vollmondcharakter nicht zu stören, wird die gesamte Strecke ohne spezielle Beleuchtung bleiben, so dass nur die reflektierenden Applikationen an den T-Shirts oder die vor Ort erwerbbaren Stirnlampen der untergehenden Sonne oder später dem runden Himmelslicht Konkurrenz machen. Damit dennoch nichts passiert, werden viele Feuerwehrleute zur Streckensicherung vor Ort sein.
Für Martin Linek bedeuteten all diese kleinen Details noch viel organisatorischen Aufwand, zumal er sich anfangs von kommunaler Seite, von Bedenkenträgern aus Verwaltungen und Hilfsorganisationen, manchmal etwas im Stich gelassen fühlte. Auf der anderen Seite weiß er aber natürlich auch, dass die Veranstaltung für die Bürgermeister, Räte und Sponsoren völliges Neuland darstellt und es mit den Jahren sicherlich besser laufen wird.
Denn die Neuauflage 2005 hat er schon fest eingeplant. Dann ist es sein Ziel, an der 3000-er Teilnehmermarke zu kratzen und noch mehr internationales Publikum zu gewinnen. Was allzu schwierig gar nicht sein dürfte, denn die Vorschusslorbeeren vor dem ersten Startschuss sind schon riesig. Eine nordrhein-westfälische Tageszeitung beispielsweise nannte den Wolfshöher Vollmondmarathon bereits in einem Zug mit den Marathons von Sydney, Berlin und London. Nürnberger Land, was willst du mehr ... Bleibt nur die abschließende Frage: Wie kommt man überhaupt auf so eine verrückte Idee? Die Antwort fällt unspektakulärer aus als vermutet: „Ich laufe am liebsten nachts, da war das nahe liegend.“ Die Pragmatik eines Marathonläufers? Aber dann kommen doch noch Luna und ein wenig Übernatürlichkeit ins Spiel: „Zum Mond habe ich schon immer eine besondere Beziehung gehabt, er hat mich schon von Kindheit an fasziniert und meine Ex-Frau habe ich auch bei Vollmond kennen gelernt.“ Perfekte
Voraussetzungen also für ein Schweiß treibendes Stückchen Romantik. Doch bevor es nächsten Samstag so weit sein wird, will Martin Linek heute erst einmal beim Landkreislauf antreten. Nicht etwa über eine Etappe, wie üblich, sondern über die volle Distanz, 68 Kilometer von Altdorf bis Diepoltsdorf, versteht sich ...
Anmeldungen zum Vollmondmarathon noch bis 26. Juli unter
www.vollmondmarathon.de oder am Starttag bis 16 Uhr. Die Startgebühr beträgt 25 Euro für 15 Kilometer und 42 Euro für die Marathondistanz, Nachmeldegebühren werden nicht erhoben. Außerdem werden noch Helfer für die Verpflegungsstationen gesucht. Sie können sich bei Martin Linek unter 0171-1755836 melden.
Silvia Seidl
23.7.2004 16:46 MEZ
Startnummer *2999* 19.09.2004 - Wachau Marathon