Nordseelauf - mein Bericht
Verfasst: 23.06.2004, 09:23
Mit meiner Regerationszeit von einer Woche bin ich ja ziemlich spät dran mit meinem Bericht. Nachdem Lorien und Marc schon über den Wattlauf als letzte Etappe gepostet haben, will ich aber unbedingt noch das Gesamterlebnis nachliefern, denn: der Nordseelauf als Serie war einfach megaklasse. 
Hier die harten Fakten. Der Nordseelauf fand schon zum dritten Mal an der niedersächsischen Nordseeküste statt. Zu den Initiatoren gehört neben dem Tourismus auch die Evangelische Kirche. Von ihr stammt u.a. das Motto "Mach nicht halt - Lauf gegen Gewalt". Buchbar ist der Nordseelauf als Selbstversorger (eigene Quartiersuche und eigene Anreise zu den Läufen) und als Rundum-Sorglos-Paket mit organisiertem Bustransfer. Wir waren zu viert und waren auf eigene Faust unterwegs, um flexibler zu sein. Das senkt auch ein bisschen die Kosten. Dieses Jahr waren an acht Tagen neun Etappen zu bewältigen, meistens 10 - 12 km. Erstmalig ging es ausschließlich über die ostfriesischen Inseln. Am 2. Tag standen zwei 6 km-Etappen auf dem Programm, morgens auf Juist und nachmittags auf Norderney. Wo gibt es das schon - eine Laufserie mit Kreuzfahrt-Charackter ;)
Ich habe mit jedem gelaufenen Schritt Neuland betreten und unglaublich viel (auch Wettkampf-) Erfahrung gesammelt. Aber das wichtigste: es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.
Bei der ersten Etappe in Norddeich (der einzige Lauf auf dem Festland) war ich noch völlig aufgeregt. Eigentlich war das erst mein zweiter Wettkampf überhaupt. Und entsprechend unkoordiniert bin ich dann auch gelaufen. Na, wenn das die ganze Woche so mühsam geht, dann wird die Woche zum Höllentrip. Dabei waren es heute nur 9 km (statt der angekündigten 10, so las sich wenigsten die Zeit als Ermutigung).
Schon am zweiten Tag erkannte man unter 180 festen Tour-Läufern die ersten Gesichter wieder. Auf den Fähren war genug Zeit für soziale Kontakte - ganz schnell wuchs ein Gruppenzusammenhalt, der einen auch bei mühsamen Etappen bis ins Ziel getragen hat. Und die Laufzeiten wurden zumindest bei mir immer besser. 6 km auf Juist, davon 3 durch den weichen Sand am Strand. Hier zählen keine Zeiten, hier geht es ums Überleben - vor allem, wenn dann noch Dünen bewältigt werden müssen. Nachmittags auf Norderney waren alle froh über den festen Boden unter den Füßen. Und ich bin zum ersten Mal einen 5er-Schnitt gelaufen. Was für ein Triumph.
3. Tag, Borkum, Einbruch auf der ganzen Linie. Muskelkater, zu wenig gegessen (die Fähre ging um 7 Uhr), Sonne in der Mittagshitze - da ging fast nichts mehr. Aber auch das ist eine Erfahrung. Jetzt weiß ich, dass ein Gel von Powerbar auch vor kurzen Läufen sinnvoll sein kann - wenn es auch gnadenlos eklig schmeckt. Ach ja, Riegel, Gel, Getränke, auch mal `ne kurze Tights als Ersatz und jede Menge gute Lauftipps - hier helfen sich wirklich alle gegenseitig. Laufen trainiert das Herz? Ich wusste nicht, dass ich ein sooo großes Herz habe, aber meine 179 Mitläufer habe ich echt alle in dasselbe geschlossen.
Wangerooge, Spiekeroog, Baltrum, Langeoog: Mit einigen Auf`s und Ab`s halte ich meinen 5er-Schnitt fast durch. Mich hat der Ehrgeiz gepackt. Woher nehme ich bloß Kondition und Energie. Ich bin von meinem Trainingsstand gleichermaßen überrascht und begeistert. Und ich lerne, zu beißen. Beim Laufen erlebe ich die Inseln vor allem als Geruch und als Gefühl auf der Haut - so konzentriert achte ich auf den Boden vor meinen Füßen. Aber es gibt auch die Auszeiten im Standkorb und beim ostfriesischen Tee. Und wer sagt, dass man nach dem Auslaufen nicht auch noch in der Nordsee Ausschwimmen darf. An irgendeine Kleiderordnung hält sich ohnehin keiner mehr. Beim (immer häufiger gemeinsamen) Duschen und Umziehen in den öffentlichen Schwimmbäder ergreifen normale Badegäste die Flucht. !
Kann man im Priel ertrinken? Ist der Sauerstoffgehalt im Watt niedriger als an Land? Für mich wird der Wattlauf zu meinem persönlichen Waterloo! (Lasst euch nicht abschrecken, der Wattlauf als Schlussetappe war klasse. Sagen alle anderen). Und warum kriege ich dann so wenig Luft? Warum strengt mich jeder Schritt so unglaublich an, ich könnte doch auch ganz locker laufen? Erst nach totaler Erschöpfung und langer Regeneration im Zielraum finde ich meine persönliche Erklärung: Als Wettkampf-Anfänger fehlt mir offenbar echt noch mein eigenes Zeitgefühl. Und im Watt gibt es keine festen Dinge, an denen du deine eigene Geschwindigkeit merkst - du läufst über wellenbewegtes Wasser. Bei dieser Etappe hatten wir starken Rückenwind, der mich offenbar viel zu schnell auf die ersten Kilometer geschoben hat. Und das hat mir nach den Anstrengungen der Tage davor wohl den Rest gegeben. Totaleinbruch, großer Frust - und wieder um eine Erfahrung reicher.
Ach ja, zur Abschlussfete im Zelt am Cuxhavener Strand war ich dann natürlich wieder fit. Wir müssen morgen nicht laufen.... Bier her! Vielleicht lag es auch an dieser letzten Nacht, dass ich als Regenerationszeit eine weitere Urlaubswoche benötigt habe. Aber schließlich war es diese Kombination aus unendlich vielen verschiedenen Eindrücken, die den Nordseelauf 2004 zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Und 2005 ist schon so gut wie gebucht.
Hier die harten Fakten. Der Nordseelauf fand schon zum dritten Mal an der niedersächsischen Nordseeküste statt. Zu den Initiatoren gehört neben dem Tourismus auch die Evangelische Kirche. Von ihr stammt u.a. das Motto "Mach nicht halt - Lauf gegen Gewalt". Buchbar ist der Nordseelauf als Selbstversorger (eigene Quartiersuche und eigene Anreise zu den Läufen) und als Rundum-Sorglos-Paket mit organisiertem Bustransfer. Wir waren zu viert und waren auf eigene Faust unterwegs, um flexibler zu sein. Das senkt auch ein bisschen die Kosten. Dieses Jahr waren an acht Tagen neun Etappen zu bewältigen, meistens 10 - 12 km. Erstmalig ging es ausschließlich über die ostfriesischen Inseln. Am 2. Tag standen zwei 6 km-Etappen auf dem Programm, morgens auf Juist und nachmittags auf Norderney. Wo gibt es das schon - eine Laufserie mit Kreuzfahrt-Charackter ;)
Ich habe mit jedem gelaufenen Schritt Neuland betreten und unglaublich viel (auch Wettkampf-) Erfahrung gesammelt. Aber das wichtigste: es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.
Bei der ersten Etappe in Norddeich (der einzige Lauf auf dem Festland) war ich noch völlig aufgeregt. Eigentlich war das erst mein zweiter Wettkampf überhaupt. Und entsprechend unkoordiniert bin ich dann auch gelaufen. Na, wenn das die ganze Woche so mühsam geht, dann wird die Woche zum Höllentrip. Dabei waren es heute nur 9 km (statt der angekündigten 10, so las sich wenigsten die Zeit als Ermutigung).
Schon am zweiten Tag erkannte man unter 180 festen Tour-Läufern die ersten Gesichter wieder. Auf den Fähren war genug Zeit für soziale Kontakte - ganz schnell wuchs ein Gruppenzusammenhalt, der einen auch bei mühsamen Etappen bis ins Ziel getragen hat. Und die Laufzeiten wurden zumindest bei mir immer besser. 6 km auf Juist, davon 3 durch den weichen Sand am Strand. Hier zählen keine Zeiten, hier geht es ums Überleben - vor allem, wenn dann noch Dünen bewältigt werden müssen. Nachmittags auf Norderney waren alle froh über den festen Boden unter den Füßen. Und ich bin zum ersten Mal einen 5er-Schnitt gelaufen. Was für ein Triumph.
3. Tag, Borkum, Einbruch auf der ganzen Linie. Muskelkater, zu wenig gegessen (die Fähre ging um 7 Uhr), Sonne in der Mittagshitze - da ging fast nichts mehr. Aber auch das ist eine Erfahrung. Jetzt weiß ich, dass ein Gel von Powerbar auch vor kurzen Läufen sinnvoll sein kann - wenn es auch gnadenlos eklig schmeckt. Ach ja, Riegel, Gel, Getränke, auch mal `ne kurze Tights als Ersatz und jede Menge gute Lauftipps - hier helfen sich wirklich alle gegenseitig. Laufen trainiert das Herz? Ich wusste nicht, dass ich ein sooo großes Herz habe, aber meine 179 Mitläufer habe ich echt alle in dasselbe geschlossen.
Wangerooge, Spiekeroog, Baltrum, Langeoog: Mit einigen Auf`s und Ab`s halte ich meinen 5er-Schnitt fast durch. Mich hat der Ehrgeiz gepackt. Woher nehme ich bloß Kondition und Energie. Ich bin von meinem Trainingsstand gleichermaßen überrascht und begeistert. Und ich lerne, zu beißen. Beim Laufen erlebe ich die Inseln vor allem als Geruch und als Gefühl auf der Haut - so konzentriert achte ich auf den Boden vor meinen Füßen. Aber es gibt auch die Auszeiten im Standkorb und beim ostfriesischen Tee. Und wer sagt, dass man nach dem Auslaufen nicht auch noch in der Nordsee Ausschwimmen darf. An irgendeine Kleiderordnung hält sich ohnehin keiner mehr. Beim (immer häufiger gemeinsamen) Duschen und Umziehen in den öffentlichen Schwimmbäder ergreifen normale Badegäste die Flucht. !
Kann man im Priel ertrinken? Ist der Sauerstoffgehalt im Watt niedriger als an Land? Für mich wird der Wattlauf zu meinem persönlichen Waterloo! (Lasst euch nicht abschrecken, der Wattlauf als Schlussetappe war klasse. Sagen alle anderen). Und warum kriege ich dann so wenig Luft? Warum strengt mich jeder Schritt so unglaublich an, ich könnte doch auch ganz locker laufen? Erst nach totaler Erschöpfung und langer Regeneration im Zielraum finde ich meine persönliche Erklärung: Als Wettkampf-Anfänger fehlt mir offenbar echt noch mein eigenes Zeitgefühl. Und im Watt gibt es keine festen Dinge, an denen du deine eigene Geschwindigkeit merkst - du läufst über wellenbewegtes Wasser. Bei dieser Etappe hatten wir starken Rückenwind, der mich offenbar viel zu schnell auf die ersten Kilometer geschoben hat. Und das hat mir nach den Anstrengungen der Tage davor wohl den Rest gegeben. Totaleinbruch, großer Frust - und wieder um eine Erfahrung reicher.
Ach ja, zur Abschlussfete im Zelt am Cuxhavener Strand war ich dann natürlich wieder fit. Wir müssen morgen nicht laufen.... Bier her! Vielleicht lag es auch an dieser letzten Nacht, dass ich als Regenerationszeit eine weitere Urlaubswoche benötigt habe. Aber schließlich war es diese Kombination aus unendlich vielen verschiedenen Eindrücken, die den Nordseelauf 2004 zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Und 2005 ist schon so gut wie gebucht.
Nächstes Jahr bin ich auch dabei!!!