Vom Sprintluder, das auszog um seine HM-Bestzeit zu knacken
Verfasst: 04.07.2004, 17:33
Heute hab ich bei einem Halbmarathon in Herbrechtingen, das liegt zwischen Ulm und Heidenheim, mitgemacht. Meine Zielzeit sollte unter 1:45 sein, müsste auch gelingen, weil die Strecke relativ flach war (was der Allgäuer eben als flach ansieht) 
Da der Start schon um 9 Uhr war, musste ich schon um 7 Uhr losfahren. Ich schätzte die Strecke auf 100 Km, aber ätsch, es waren 155 Km bis dahin. Knapp verschätzt.
Das Schöne ist, dass man so früh am Sonntag der alleinige Herr auf der Autobahn ist und ich schon eine Stunde später mit meinem Corolla ankam und das will was heißen.
Es gibt das übliche Procedere, mit Startnummer abholen und umziehen, daraufhin hab ich mich im Stadion etwas warm gelaufen. 10 Minuten vor dem Start dachte ich mir, wo sind denn die Leute? Da fiel mir ein, dass ja der Start außerhalb vom Stadion statt finden sollte. Nu aber flott zum Start, dacht ich mir und hab das Luder sprinten lassen.
)
Kurz vor 9 war überall um mich herum im Startbereich nettes aufgeregtes geplauder, keine Ansage und plötzlich ein kollektives ‚HUCH’ weil der Startschuss gefallen ist.
Es kam Bewegung in die Menge und schon waren wir unterwegs.
Nach dem letzten Halbmarathon von vor 2 Wochen am Grüntensee, hab ich mir schon seit einer Woche immer wieder eingebleut, dass ich es nicht zu schnell angehen lassen soll, damit ich mein Tempo nicht büßen muss. Also hab ich versucht langsam zu laufen und siehe da, statt der Zeit von 4:44 vom Grüntensee lief ich diesmal in 4:39. :shock: Was soll ich eigentlich noch machen, dass ich es endlich mal kapiere, dass ich langsamer anfangen soll? Nenene. Gut, die Gegend ansehen könnte vielleicht helfen. Es war echt eine wunderbare Gegend, ich hatte fast das Gefühl in Tirol zu sein. Man sah hohe Felsen, Leute die auf Ehrwalder Art eine Abseilübung machten, noch mehr Felsen und dann staunte ich mal richtig Bauklötze. Ganz oben an den Felsen spazierten 5 Gemsen an einem schmalen Grat entlang. Ich dachte, die Gemsen gibt’s nur bei uns in den Bergen?!?! Ich fand das unglaublich.
Der zweite Km lag nun hinter mir, aber war nur unwesentlich langsamer mit 4:43. Ich fühlte mich gut, aber das war beim Grüntensee nicht anders, der Einbruch kam erst viel später. Also, wieder selber ins Gewissen geredet, dass es ja schön ist dass ich mich gut fühl, aber so…. kannst…. Nicht weiterbrettern. Der 3. Km war dann immerhin schon bei 4:51. Nun kam auch schon die erste Wasserstelle, aber das war mich dann doch noch zu früh, es war zwar warm, aber dennoch mit 24° optimal zu laufen. Langsam näherte ich mich meinen Wunsch-KM-Zeiten mit 4:53 und 4:58 für die nächsten beiden Km. Eigentlich gibt es hier eine Weile nichts besonderes zu berichten, ich fühlte mich immer noch gut, die Gegend war immer noch schön, die Zeiten pendelten sich ein. 4:53 – 4:55 – 4:57. Zwischendrin kam noch eine Wasserstelle, aber hier standen 15 Leute an, weil die Helfer nicht nachkamen mit Becher befüllen. Nagut, lass ich diese Wasserstelle eben auch aus, ich stell mich doch jetzt nicht 2 Minuten an?! Also weiter ging der wilde Lauf mit 4:53 und 4:55. Ich fühlte mich immer noch super und fand es stark, dass ich bereits etwa 50 Sekunden schneller war, als meine Wunschzeit. So, nun kommt der Verarschekilometer. Der Halbmarathon bestand aus zwei Runden, die Leute, die `nur` 10,8Km liefen, wurden zum Stadion gewiesen, die Halbmarathonis müssen rechts in die zweite Runde. Ich guckte auf die Uhr und stellte fest dass ja wohl jetzt das nächste Schild kommen sollte mit einer netten 11 drauf. Die Zeit tickerte über die 5 Minuten, aber nix Schild. Hab ich wohl übersehen, weil langsamer bin ich nicht geworden. Ich hab das Schild schon abgehakt, als nach 5:57 !!! doch tatsächlich noch die 11 auftaucht. Wenn ich richtig vermute, dann war der Kilometer etwa 200 Meter zu lang, mein ganzer Vorsprung war dahin *heul*. Psychisch bekommst du da schon einen Knacks, aber da musste ich jetzt durch. Es ging wieder durch das schöne Tal, Gemsen sind noch keine abgestürzt, die Abseilübung a la Ehrwald war auch noch im Gange. Die Km-Zeiten pendelten sich wieder auf das alte Niveau ein mit 4:51, was meine Theorie über den zu langen Kilometer erhärtete. Ich freute mich schon auf die Wasserstelle, weil bisher hab ich noch nix abbekommen, mein Hals meinte, er wäre nun doch ganz schön trocken. Zwei Becher geschnappt, ein paar Schritte gegangen und weiter gelaufen. Der Km war incl. Wasserstelle mit 5:01 doch auch noch prima und ich fühlte mich immer noch hervorragend, was mit dem nächsten Km in 4:46 belohnt wurde. Wieder kam die innere Stimme und die Erinnerung an den Grüntensee, aber es waren ja schon 14 Km vorbei. Nun dachte ich über eine Taktikänderung nach, so nach und nach könnte ich doch noch etwas schneller laufen, aber jetzt noch nicht, sage ich mir. 4:57 – 4:53 – 4:53, 17 Km vorbei und immer noch gut drauf. Also egal, jetzt wird das Tempo etwas angezogen, da geht noch was. Km 18 lief ich in 4:42, den 19. in 4:39, dann eine 4:46 für den 20. Es kommt der letzte Kilometer und den hab ich Greenhörnchen gewidmet, das hab ich ihr versprochen. Sie hat Glück, denn der letzte Kilometer ist ziemlich lang, ich meine seeehhhhrrrr lang. Nicht weil ich platt war, sondern weil wohl auch hier die Vermessung etwas gehakt hat. Es ging über eine Wiese, man musste noch eine Runde auf der Laufbahn im Stadion drehen. 6:10 für die letzten 1100 Meter, die wohl eher 1200 Meter waren. Ich bin auf die Zielgerade eingebogen, mein Name wurde genannt mit Verein laufen-aktuell.de versteht sich
, ein Foto wurde gemacht und ich stoppte meine Uhr bei 1:44:20 ab. 40 Sekunden unter meiner Wunschzeit und meine persönliche Bestzeit um über 2 Minuten unterboten. Sicher bin ich mächtig stolz darauf auf meine Leistung und wollte diese am Versorgungsstand ausgiebig mit Wasser und Tee feiern, aber nö, denen sind doch tatsächlich die Becher ausgegangen. :stupid: Das macht einen echt sauer
, wenn so ein Missgeschick von den Veranstaltern passiert. Ich mein, ich war ja wohl in der Mitte des Feldes, es kamen noch etliche ins Ziel und die haben keine Becher mehr? Unglaublich! Ich hab mir dann beim Verkauf etwas geholt :drink: und hab mich wieder ins Stadion gesetzt um den Zieleinlauf der anderen Läufer anzugucken.
Neben mir saß ein Typ mit seiner Frau der nur eine Runde gelaufen ist und meinte ständig: ‚Den hab ich auch überholt und den hab ich überholt und den hab ich überholt.’
Super dachte ich mir, du bist der Held, du überholst Leute, die noch über 10 Km vor sich haben, aber mich hast du nicht überholt du Ar***.
Nachdem ich bis zum letzten Läufer gewartet habe der ins Ziel kam, bin ich bald nach Hause gefahren.
Superzeit bin ich gelaufen, wenn ich jetzt noch bedenke, dass ich womöglich 200- 300 Meter mehr gelaufen bin, dann wär ich sogar unter 1:43 gekommen. Unglaublich, das Sprintluder kann sehr zufrieden sein mit seiner Leistung.
Grüsse Charly - Das Sprintluder, das den HM in Herbrechtingen am 4.7. besprintet

Da der Start schon um 9 Uhr war, musste ich schon um 7 Uhr losfahren. Ich schätzte die Strecke auf 100 Km, aber ätsch, es waren 155 Km bis dahin. Knapp verschätzt.
Das Schöne ist, dass man so früh am Sonntag der alleinige Herr auf der Autobahn ist und ich schon eine Stunde später mit meinem Corolla ankam und das will was heißen.
Es gibt das übliche Procedere, mit Startnummer abholen und umziehen, daraufhin hab ich mich im Stadion etwas warm gelaufen. 10 Minuten vor dem Start dachte ich mir, wo sind denn die Leute? Da fiel mir ein, dass ja der Start außerhalb vom Stadion statt finden sollte. Nu aber flott zum Start, dacht ich mir und hab das Luder sprinten lassen.

Kurz vor 9 war überall um mich herum im Startbereich nettes aufgeregtes geplauder, keine Ansage und plötzlich ein kollektives ‚HUCH’ weil der Startschuss gefallen ist.
Es kam Bewegung in die Menge und schon waren wir unterwegs.
Nach dem letzten Halbmarathon von vor 2 Wochen am Grüntensee, hab ich mir schon seit einer Woche immer wieder eingebleut, dass ich es nicht zu schnell angehen lassen soll, damit ich mein Tempo nicht büßen muss. Also hab ich versucht langsam zu laufen und siehe da, statt der Zeit von 4:44 vom Grüntensee lief ich diesmal in 4:39. :shock: Was soll ich eigentlich noch machen, dass ich es endlich mal kapiere, dass ich langsamer anfangen soll? Nenene. Gut, die Gegend ansehen könnte vielleicht helfen. Es war echt eine wunderbare Gegend, ich hatte fast das Gefühl in Tirol zu sein. Man sah hohe Felsen, Leute die auf Ehrwalder Art eine Abseilübung machten, noch mehr Felsen und dann staunte ich mal richtig Bauklötze. Ganz oben an den Felsen spazierten 5 Gemsen an einem schmalen Grat entlang. Ich dachte, die Gemsen gibt’s nur bei uns in den Bergen?!?! Ich fand das unglaublich.
Der zweite Km lag nun hinter mir, aber war nur unwesentlich langsamer mit 4:43. Ich fühlte mich gut, aber das war beim Grüntensee nicht anders, der Einbruch kam erst viel später. Also, wieder selber ins Gewissen geredet, dass es ja schön ist dass ich mich gut fühl, aber so…. kannst…. Nicht weiterbrettern. Der 3. Km war dann immerhin schon bei 4:51. Nun kam auch schon die erste Wasserstelle, aber das war mich dann doch noch zu früh, es war zwar warm, aber dennoch mit 24° optimal zu laufen. Langsam näherte ich mich meinen Wunsch-KM-Zeiten mit 4:53 und 4:58 für die nächsten beiden Km. Eigentlich gibt es hier eine Weile nichts besonderes zu berichten, ich fühlte mich immer noch gut, die Gegend war immer noch schön, die Zeiten pendelten sich ein. 4:53 – 4:55 – 4:57. Zwischendrin kam noch eine Wasserstelle, aber hier standen 15 Leute an, weil die Helfer nicht nachkamen mit Becher befüllen. Nagut, lass ich diese Wasserstelle eben auch aus, ich stell mich doch jetzt nicht 2 Minuten an?! Also weiter ging der wilde Lauf mit 4:53 und 4:55. Ich fühlte mich immer noch super und fand es stark, dass ich bereits etwa 50 Sekunden schneller war, als meine Wunschzeit. So, nun kommt der Verarschekilometer. Der Halbmarathon bestand aus zwei Runden, die Leute, die `nur` 10,8Km liefen, wurden zum Stadion gewiesen, die Halbmarathonis müssen rechts in die zweite Runde. Ich guckte auf die Uhr und stellte fest dass ja wohl jetzt das nächste Schild kommen sollte mit einer netten 11 drauf. Die Zeit tickerte über die 5 Minuten, aber nix Schild. Hab ich wohl übersehen, weil langsamer bin ich nicht geworden. Ich hab das Schild schon abgehakt, als nach 5:57 !!! doch tatsächlich noch die 11 auftaucht. Wenn ich richtig vermute, dann war der Kilometer etwa 200 Meter zu lang, mein ganzer Vorsprung war dahin *heul*. Psychisch bekommst du da schon einen Knacks, aber da musste ich jetzt durch. Es ging wieder durch das schöne Tal, Gemsen sind noch keine abgestürzt, die Abseilübung a la Ehrwald war auch noch im Gange. Die Km-Zeiten pendelten sich wieder auf das alte Niveau ein mit 4:51, was meine Theorie über den zu langen Kilometer erhärtete. Ich freute mich schon auf die Wasserstelle, weil bisher hab ich noch nix abbekommen, mein Hals meinte, er wäre nun doch ganz schön trocken. Zwei Becher geschnappt, ein paar Schritte gegangen und weiter gelaufen. Der Km war incl. Wasserstelle mit 5:01 doch auch noch prima und ich fühlte mich immer noch hervorragend, was mit dem nächsten Km in 4:46 belohnt wurde. Wieder kam die innere Stimme und die Erinnerung an den Grüntensee, aber es waren ja schon 14 Km vorbei. Nun dachte ich über eine Taktikänderung nach, so nach und nach könnte ich doch noch etwas schneller laufen, aber jetzt noch nicht, sage ich mir. 4:57 – 4:53 – 4:53, 17 Km vorbei und immer noch gut drauf. Also egal, jetzt wird das Tempo etwas angezogen, da geht noch was. Km 18 lief ich in 4:42, den 19. in 4:39, dann eine 4:46 für den 20. Es kommt der letzte Kilometer und den hab ich Greenhörnchen gewidmet, das hab ich ihr versprochen. Sie hat Glück, denn der letzte Kilometer ist ziemlich lang, ich meine seeehhhhrrrr lang. Nicht weil ich platt war, sondern weil wohl auch hier die Vermessung etwas gehakt hat. Es ging über eine Wiese, man musste noch eine Runde auf der Laufbahn im Stadion drehen. 6:10 für die letzten 1100 Meter, die wohl eher 1200 Meter waren. Ich bin auf die Zielgerade eingebogen, mein Name wurde genannt mit Verein laufen-aktuell.de versteht sich


Neben mir saß ein Typ mit seiner Frau der nur eine Runde gelaufen ist und meinte ständig: ‚Den hab ich auch überholt und den hab ich überholt und den hab ich überholt.’

Super dachte ich mir, du bist der Held, du überholst Leute, die noch über 10 Km vor sich haben, aber mich hast du nicht überholt du Ar***.
Nachdem ich bis zum letzten Läufer gewartet habe der ins Ziel kam, bin ich bald nach Hause gefahren.
Superzeit bin ich gelaufen, wenn ich jetzt noch bedenke, dass ich womöglich 200- 300 Meter mehr gelaufen bin, dann wär ich sogar unter 1:43 gekommen. Unglaublich, das Sprintluder kann sehr zufrieden sein mit seiner Leistung.
Grüsse Charly - Das Sprintluder, das den HM in Herbrechtingen am 4.7. besprintet