Von hinten komme ich am besten....
Verfasst: 24.08.2004, 21:54
....oder wie ich Sensibelchen mich doch noch quälen konnte.
Am 22.08.2004 habe ich beim 20. Ratzeburger Inseltriathlon über die olympische Distanz teilgenommen. 1,5km Schwimmen, 44km Rad und 10km Laufen standen auf dem Programm. Wer Ratzeburg kennt weiß, daß es ein welliges Gelände ist.
Ich hatte Lust auf den Wettkampf, aber irgendwie brannte das Feuer nicht so richtig in mir. Morgens um 10.15 war der Start für den 2. Startblock, lt. Meldung bestehend aus 78 Teilnehmern. Zieht man die üblichen Nichtstarter ab, waren es wohl so zwischen 60 und 70, die eingehüllt in ihre engen Neoprenanzüge, schlotternd vor dem Wasser standen und sehnlichst darauf wartenden, in selbiges zu gehen, denn das war mit 21 Grad deutlich wärmer als die 13 Grad, die es am Morgen hatte.
Etwa eine Minute vor dem Startschuß kribbelte es plötzlich in meinem Bauch, denn mir wurde bewußt, daß ich gleich 1500 Meter schwimmend durch einen See ziehen mußte. :shock2:
Ich hatte mein Schwimmprogramm wegen meines Sturzes anfänglich reduzieren müssen und konnte dieses erst so 2 Wochen vorher wieder etwas intensivieren. Und da kam ich immer deutlich ins Schnaufen. Eine Woche vor Ratzeburg habe ich dann noch mal den Schritt in den See gewagt, wo ich ziemlich gelitten hatte. Mir graute also etwas davor, gleich im offenen Gewässer so lange Schwimmen zu müssen. :(
Der Start selbst verlief ganz gut. Ich hatte mich etwas außen positioniert, um mich aufs Schwimmen konzentrieren zu können und nicht darauf, Füße und Fäuste von meinem Gesicht fern zu halten. Das gelang ganz gut. Die Schnellen Jungs und Mädels zogen an mir vorbei und ab da hatte ich Platz. Aber irgendwie kam es mir so vor, als ob sich nach vorne eine große Lücke auftat und nach hinten auch. Aber hinten sah es recht wenig aus und vorne verschwanden die Schwimmer so nach und nach aus meinem Blickfeld.
Aber ich blieb locker und schwamm still und leise vor mich hin. Hinter mir paddelten ein paar Brustschwimmer, ich kraulte nicht viel schneller vor denen her und die Rennleitung paddelte in Kanus um uns rum.
Nach etwa 1000 Meter wurde mir allmählich mulmig. Und zwar in der Form, daß mir etwas übel wurde. Wurde ich etwa seekrank? Auf der Langdistanz soll es schon mal vorkommen, daß man plötzlich durch das Erbrochene seines seekranken Vordermannes schwimmt. Aber auf 1,5km? Ich war etwas ratlos, was ich jetzt machen sollte, denn es schwankte in der Tat im Wasser etwas. Ich versuchte, eine stabilere Lage einzunehmen und kämpfte mich mühsam Richtung Strand. Nach 29,27 Minuten kam ich endlich aus dem Wasser. Mein Magen hatte zwar gehalten, aber ganz wohl war mir immer noch nicht. In der Wechselzone mußte ich erst einmal feststellen, daß diese relativ leer aussah. Wo waren die denn alle? War ich etwa letzter? :hmm: Olympisch gesprochen fehlte es mir im Wasser deutlich an Wassergefühl.
Ich wechselte schnell und warf mich aufs Rad. Auf diesem Rad mußte ich es erst einmal langsam angehen, da meine Beine schwer waren und die ersten Kilometer deutliche Hügel zu verzeichnen waren. Ich hielt mich an den Tipp eines Vereinskameraden und ließ die Berge erst einmal Berge sein und verausgabte mich (noch) nicht.
Aber irgendwie kam ich nicht so richtig in den Tritt. Vor mir war es recht übersichtlich und überholen tat mich auch niemand. Es fehlte also irgendwie der Reiz, mich zu quälen. Die Dialoge, die ich mit mir selber im Stillen führte, klangen dann auch etwa so:
Ehrgeizling: "Toll, es geht bergab. Jetzt kannst du Gummi geben."
Luschie: "Ach Manno, da geht es ja gleich wieder bergauf. Da trete ich mal lieber nicht so dolle durch. Nachher tut das weh. Soll ja auch Spaß bringen."
Ehrgeizling: "Wozu hast du eigentlich diesen tollen Aerolenker?"
Luschie: "Ähm, um mich drauf zu lümmeln?"
Ehrgeizling: "Nein, um aerodynamischer und ca. 2kmh schneller unterwegs zu sein."
Luschie: "Ja, aber irgendwie strengt das auch an, dauernd auf dem Aerolenker zu liegen. Außerdem ist das hügelig und kurvig hier. Da habe ich Muffensaußen."
Ehrgeizling: "Stell dich nicht so an. Drück mal ein wenig auf die Tube."
Luschie: "Ja, aber erst, wenn es nicht mehr so bergig und kurvig ist."
Ehrgeizling: "Das ist Ratzeburg. Das ist kurvig und bergig. Das wußtest du vorher. Also, gib Gummi."
Luschie: "Und, was ist mit Laufen? Da brauche ich auch noch Kraft."
Ehrgeizling: "So wie du rumluscht, hast du nicht mal Kraft, bergab über 20kmh zu fahren. Gib Gummi!!!"
So in etwa ging das die ganze Zeit. Dazu kam noch, daß sich eine Wespe in meinem Helm verfangen hat und mir 5x aufs Haupt gestochen hatte. Ich entwickelte mich gerade zu einem wahren Meister des Ausredenerfindens und fand auch immer Ausreden. Wespen, die sich in meinem Helm verfangen hatten, Berge (In Bayern nennt man sie Hügel...), die nicht enden wollten, Wind, der irgendwie immer von vorne kam, Wasser, welches irgendwie nicht schmecken wollte (weder das Wasser im See, noch das aus meiner Trinkflasche) usw.
Nach 44km hatte der Kampf ein Ende und ich trudelte mit einem Schnitt von 31,9 ins die Wechselzone. Endlich, dachte ich. Ich wechselte in der inzwischen mit Rädern gefüllten Wechselzone in die Laufschuhe und plötzlich war die Bereitschaft da, mich zu quälen.
Ich stratzte los und begann sofort, einen nach dem anderen zu überholen. Luschie war besiegt und Ehrgeizling hatte endlich die Oberhand gewonnen. Den ersten Kilometer lief ich unter 4 Minuten. :shock2: Und es tat nicht einmal weh. Nach dem 3. Kilometer überholte ich Nico, einen Bekannten, der jammernd meinte, "Stefan, das habe ich befürchtet." Nach dem 4. Kilometer raunten 3 überholte Läufer, daß das ja gar nicht geht, was ich hier mache. Ich kommentierte daß mit dem Satz: "Dafür kann ich nicht Schwimmen." Nach dem 5. Kilometer überholte ich Gerhard aus meinem Verein, der mich jedesmal fragt, wie ich so schnell laufen kann. Lange vorher mußte ich Frank aus meinem Verein überholt haben, aber das ist mir in der Eile, die ich plötzlich entwickelte, entgangen.
Trinken ersparte ich mir, denn ich hatte, luschig wie ich war, ausreichend auf dem Rad getrunken. Irgendwie brachte es plötzlich richtig Spaß, zumal mein Tempo, verglichen mit denen, die ich reihenweise überholte, wirklich schnell aussah.
Als das Ziel in Sichtweite war, schaute ich auf die Uhr und wollte meinen Augen nicht so recht trauen. Dort stand ein Laufsplit von noch unter 40 Minuten. Es war also klar, daß ich mit einer 40er Zeit ins Ziel einlaufen würde. Und das, nachdem ich schon 1,5 Kilometer geschwommen bin und 44 Kilometer Rad in den Beinen hatte. Im Ziel konnte ich dann zufrieden feststellen, daß ich tatsächlich eine 40 auf der Uhr hatte.
In meiner Altersklasse wurde ich 10. (von 35), Gesamt wurde ich 35. von 116 in einer Zeit von 2:38:17.
Jetzt bin ich natürlich auf den Holsten City Man gespannt, der ja eher flach ist und auf den Alsterlauf am nächsten Wochenende. Mal sehen, ob ich beim HCM unter 2:30 bleiben kann (wird schwer, aber leicht kann ja jeder) und beim Alsterlauf unter 40 (wird auch nicht leicht, könnte aber klappen).
Schwimmen muß ich noch etwas tun, denn da fehlt mir noch die Bereitschaft, mich zu quälen.
The jazz things in life.
www.smueve.de
Der mit dem zarten Sch(w)immer auf der Brust
Am 22.08.2004 habe ich beim 20. Ratzeburger Inseltriathlon über die olympische Distanz teilgenommen. 1,5km Schwimmen, 44km Rad und 10km Laufen standen auf dem Programm. Wer Ratzeburg kennt weiß, daß es ein welliges Gelände ist.
Ich hatte Lust auf den Wettkampf, aber irgendwie brannte das Feuer nicht so richtig in mir. Morgens um 10.15 war der Start für den 2. Startblock, lt. Meldung bestehend aus 78 Teilnehmern. Zieht man die üblichen Nichtstarter ab, waren es wohl so zwischen 60 und 70, die eingehüllt in ihre engen Neoprenanzüge, schlotternd vor dem Wasser standen und sehnlichst darauf wartenden, in selbiges zu gehen, denn das war mit 21 Grad deutlich wärmer als die 13 Grad, die es am Morgen hatte.
Etwa eine Minute vor dem Startschuß kribbelte es plötzlich in meinem Bauch, denn mir wurde bewußt, daß ich gleich 1500 Meter schwimmend durch einen See ziehen mußte. :shock2:
Ich hatte mein Schwimmprogramm wegen meines Sturzes anfänglich reduzieren müssen und konnte dieses erst so 2 Wochen vorher wieder etwas intensivieren. Und da kam ich immer deutlich ins Schnaufen. Eine Woche vor Ratzeburg habe ich dann noch mal den Schritt in den See gewagt, wo ich ziemlich gelitten hatte. Mir graute also etwas davor, gleich im offenen Gewässer so lange Schwimmen zu müssen. :(
Der Start selbst verlief ganz gut. Ich hatte mich etwas außen positioniert, um mich aufs Schwimmen konzentrieren zu können und nicht darauf, Füße und Fäuste von meinem Gesicht fern zu halten. Das gelang ganz gut. Die Schnellen Jungs und Mädels zogen an mir vorbei und ab da hatte ich Platz. Aber irgendwie kam es mir so vor, als ob sich nach vorne eine große Lücke auftat und nach hinten auch. Aber hinten sah es recht wenig aus und vorne verschwanden die Schwimmer so nach und nach aus meinem Blickfeld.

Nach etwa 1000 Meter wurde mir allmählich mulmig. Und zwar in der Form, daß mir etwas übel wurde. Wurde ich etwa seekrank? Auf der Langdistanz soll es schon mal vorkommen, daß man plötzlich durch das Erbrochene seines seekranken Vordermannes schwimmt. Aber auf 1,5km? Ich war etwas ratlos, was ich jetzt machen sollte, denn es schwankte in der Tat im Wasser etwas. Ich versuchte, eine stabilere Lage einzunehmen und kämpfte mich mühsam Richtung Strand. Nach 29,27 Minuten kam ich endlich aus dem Wasser. Mein Magen hatte zwar gehalten, aber ganz wohl war mir immer noch nicht. In der Wechselzone mußte ich erst einmal feststellen, daß diese relativ leer aussah. Wo waren die denn alle? War ich etwa letzter? :hmm: Olympisch gesprochen fehlte es mir im Wasser deutlich an Wassergefühl.

Ich wechselte schnell und warf mich aufs Rad. Auf diesem Rad mußte ich es erst einmal langsam angehen, da meine Beine schwer waren und die ersten Kilometer deutliche Hügel zu verzeichnen waren. Ich hielt mich an den Tipp eines Vereinskameraden und ließ die Berge erst einmal Berge sein und verausgabte mich (noch) nicht.
Aber irgendwie kam ich nicht so richtig in den Tritt. Vor mir war es recht übersichtlich und überholen tat mich auch niemand. Es fehlte also irgendwie der Reiz, mich zu quälen. Die Dialoge, die ich mit mir selber im Stillen führte, klangen dann auch etwa so:
Ehrgeizling: "Toll, es geht bergab. Jetzt kannst du Gummi geben."
Luschie: "Ach Manno, da geht es ja gleich wieder bergauf. Da trete ich mal lieber nicht so dolle durch. Nachher tut das weh. Soll ja auch Spaß bringen."
Ehrgeizling: "Wozu hast du eigentlich diesen tollen Aerolenker?"
Luschie: "Ähm, um mich drauf zu lümmeln?"
Ehrgeizling: "Nein, um aerodynamischer und ca. 2kmh schneller unterwegs zu sein."
Luschie: "Ja, aber irgendwie strengt das auch an, dauernd auf dem Aerolenker zu liegen. Außerdem ist das hügelig und kurvig hier. Da habe ich Muffensaußen."
Ehrgeizling: "Stell dich nicht so an. Drück mal ein wenig auf die Tube."
Luschie: "Ja, aber erst, wenn es nicht mehr so bergig und kurvig ist."
Ehrgeizling: "Das ist Ratzeburg. Das ist kurvig und bergig. Das wußtest du vorher. Also, gib Gummi."
Luschie: "Und, was ist mit Laufen? Da brauche ich auch noch Kraft."
Ehrgeizling: "So wie du rumluscht, hast du nicht mal Kraft, bergab über 20kmh zu fahren. Gib Gummi!!!"
So in etwa ging das die ganze Zeit. Dazu kam noch, daß sich eine Wespe in meinem Helm verfangen hat und mir 5x aufs Haupt gestochen hatte. Ich entwickelte mich gerade zu einem wahren Meister des Ausredenerfindens und fand auch immer Ausreden. Wespen, die sich in meinem Helm verfangen hatten, Berge (In Bayern nennt man sie Hügel...), die nicht enden wollten, Wind, der irgendwie immer von vorne kam, Wasser, welches irgendwie nicht schmecken wollte (weder das Wasser im See, noch das aus meiner Trinkflasche) usw.
Nach 44km hatte der Kampf ein Ende und ich trudelte mit einem Schnitt von 31,9 ins die Wechselzone. Endlich, dachte ich. Ich wechselte in der inzwischen mit Rädern gefüllten Wechselzone in die Laufschuhe und plötzlich war die Bereitschaft da, mich zu quälen.
Ich stratzte los und begann sofort, einen nach dem anderen zu überholen. Luschie war besiegt und Ehrgeizling hatte endlich die Oberhand gewonnen. Den ersten Kilometer lief ich unter 4 Minuten. :shock2: Und es tat nicht einmal weh. Nach dem 3. Kilometer überholte ich Nico, einen Bekannten, der jammernd meinte, "Stefan, das habe ich befürchtet." Nach dem 4. Kilometer raunten 3 überholte Läufer, daß das ja gar nicht geht, was ich hier mache. Ich kommentierte daß mit dem Satz: "Dafür kann ich nicht Schwimmen." Nach dem 5. Kilometer überholte ich Gerhard aus meinem Verein, der mich jedesmal fragt, wie ich so schnell laufen kann. Lange vorher mußte ich Frank aus meinem Verein überholt haben, aber das ist mir in der Eile, die ich plötzlich entwickelte, entgangen.
Trinken ersparte ich mir, denn ich hatte, luschig wie ich war, ausreichend auf dem Rad getrunken. Irgendwie brachte es plötzlich richtig Spaß, zumal mein Tempo, verglichen mit denen, die ich reihenweise überholte, wirklich schnell aussah.
Als das Ziel in Sichtweite war, schaute ich auf die Uhr und wollte meinen Augen nicht so recht trauen. Dort stand ein Laufsplit von noch unter 40 Minuten. Es war also klar, daß ich mit einer 40er Zeit ins Ziel einlaufen würde. Und das, nachdem ich schon 1,5 Kilometer geschwommen bin und 44 Kilometer Rad in den Beinen hatte. Im Ziel konnte ich dann zufrieden feststellen, daß ich tatsächlich eine 40 auf der Uhr hatte.
In meiner Altersklasse wurde ich 10. (von 35), Gesamt wurde ich 35. von 116 in einer Zeit von 2:38:17.
Jetzt bin ich natürlich auf den Holsten City Man gespannt, der ja eher flach ist und auf den Alsterlauf am nächsten Wochenende. Mal sehen, ob ich beim HCM unter 2:30 bleiben kann (wird schwer, aber leicht kann ja jeder) und beim Alsterlauf unter 40 (wird auch nicht leicht, könnte aber klappen).
Schwimmen muß ich noch etwas tun, denn da fehlt mir noch die Bereitschaft, mich zu quälen.
The jazz things in life.

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Der mit dem zarten Sch(w)immer auf der Brust