NYC Marathon 2004 - kurzer Bericht
Verfasst: 10.11.2004, 23:16
Hi @All,
von Flinki wurde ich gebeten doch wenigstens einen kleinen Bericht über den New York Marathon 2004 zu schreiben. Aber wenn ich mal anfange wird`s dann wohl doch nicht so kurz werden:
Wie allgemein bekannt ist, kriegt man die Startnummer für den NYC Marathon am sichersten, in dem man bei einem Veranstalter die ganze Reise, also Flug, Hotel und Startnummer bucht. Das sollte man am besten Anfang des Jahres machen. Doch Anfang des Jahres hatte ich noch nicht mal vernünftige Laufschuhe, geschweige denn ein paar Trainingskilometer. Ich habe Anfang August bei einem Marathon-Reisebüro angerufen, wo man mir sagte, es sei aussichtlos für dieses Jahr noch eine Startnummer zu bekommen. Ich gab nicht auf und rief noch bei einem zweiten an, dort hatte ich Glück - jemand hatte seine Reise storniert und ich bekam sie (für ca. 1300€ [inkl. Flug ab Nürnberg, 4 Übernachtungen im Pennsylvania/Manhattan, einer Startnummer, Transfer zum Start und einen Chip]).
Am Donnerstag flog ich hin und kam bei strömendem Regen in NY an. Am nächsten Tage schien die Sonne aber es wehte ein eiskalter Wind. Auf der Messe holte ich mir die Startunterlagen, da ich 9:00 dort war, brauchte ich nur 1Std. warten. Im Starterpaket waren neben Startnummer und Chip noch ein Swaetshirt und eine Mütze für den Start (falls es kalt wird). Außerdem gab es noch eine Extratüte mit den Unterlagen, T-Shirt und Startnummer für den Freundschaftslauf am Samstag. Dieser geht von den United Nations Gebäude zum Central Park (6km, Start 8:00). Diesen Lauf ließ ich aber aus. Am späten Nachmittag war dann die Pasta-Party im Central Park, zu der die Nudelfirma Barilla (Sponsor) den italal. Marathon-Olympiasieger einfliegen ließ.
Am Sonntag stand ich dann um 5:15 auf und ging in die Lobby des Hotels runter. Hier war der Treffpunkt für die vielen Marathonis, die nun um 5:45 mit unzähligen Bussen von Manhattan nach Staten Island gebracht wurden. Um 6:35 waren wir bereits auf den Wiesen hinter der Verrazano Narrows Bridge und dort war bereits richtig Stimmung. Es gab zu essen und zu trinken, jede Menge Klos und natürlich die bekannten LKW`s [UPS] wo man die Klamotten abgibt. Die Startergruppen sind in 3 Farben unterteilt: Blau (Profis Männer und sonstige schnelle Läufer), Orange (vorn Frauen, dahinter Männer nach Zielzeiten) und Grün für etwas langsamere Läufer (auch nach Zielzeiten). Schnell laufen konnte man natürlich in allen 3 Blöcken, man war ja nach Zielzeiten aufgereiht.
Die 3 1/2 Stunden bis zum Start vergingen sehr schnell und es wurde bereits richtig warm (14°C), der Himmel war strahlend blau und kein Windhauch regte sich (was angeblich nur bei einem von fünf NYC-Marathons so ist). Da ich unter 3 1/2 Stunden laufen wollte, hatte ich mich dem 3:15er Pacemakerteam angeschlossen, was eine Frau mit einer PB von 2:50 anführte. Natürlich hätte ich mich auch beim 3:30er einreihen können, hielt es aber für die bessere Strategie anfangs zu overpacen, da ich die letzten Marathons immer auf beiden Hälften etwa gleich schnell war und diesmal ein Einsacken in der zweiten Hälfte in Kauf nehmen wollte.
Die Profifrauen (Radcliffe & Co.) starteten um 9:35 seperat. Gegen 9:50 wurden die restlichen 37000 Läufer an den Start geführt, der direkt am Fuße der Verrazano Brücke war. Blau und Orange lief auf der Brücke, Grün unter der Brücke (eine Etage tiefer, nicht im Wasser :-)). Vor dem Start wurde die Nationalhymne der USA gespielt, Micheal Bloomberg sagte ein paar Worte, dann fiel der Startschuss. Jetzt lief das Lied New York New York von Frank Sinatra und Gänsehautfelling stellte sich ein. Nach 23 Sekunden passierte ich die Matte (ich stand mit dem Pacemakerteam vorn im Frauenblock, was mir ein paar kritische Blicke aber auch Lächeln seitens der Frauen einbrachte (war alles legitim).
Die ersten 500m am Anfang ging es noch etwas langsam voran, doch dann lichtete sich das Feld schon. Es ging ja auch bergauf die Brücke hoch. Die 2 Meilenmarke kurz hinter der Brücke hatte ich in ca. 16min erreicht, jetzt liefen wir also von Staten Island nach Brooklyn und "vereinigten" uns wieder mit den Grünen Block, der ja unter der Brücke lief. Bereits hier standen unzählige Zuschauer und jubelten uns zu. Bald kam die erste Getränkestelle und dann aller Meile eine weitere. Alle Getränkestellen sind beidseitig der Strecken und immer gab es Gatorade, dahinter Wasser. Ich hatte noch eine Mineralwasserflasche in der hand und brauchte erst ab km 10 tanken. Km-Markierungen waren alle 5km, Meilenmarkierungen natürlich bei jeder meile, alles auch immer mit Zeiten (die sie im Fernsehen [EuroSport], bei der stümperhaft kommentierten Übertragung wohl nicht im Bild hatten). Um nochmal auf die geträke zurückzukommen, diese wurden zum Teil von ganz kleinen Kindern den Läufern gereicht (natürlich konnte man sie auch von den Tischen nehmen), dass fand ich ganz lieb auch wenn diese Becher meist nur noch 1/3 Inhalt hatten :-).
Es ging also weiter durch Brooklyn - hier war der längste Teil des Marathons zu absolvieren. An der 3. Brücke, der Pulaski Bridge, dann die HM-Marke (1:44:11). Ich sah bereits einige Läufer gehen, andere sogar liegen und von Sanitätern Sauerstoff bekommen. Da ich bisher etwas overpaced hatte, wollte ich angesichts dessen und der ausscheidenden Läufer etwas von meinem Tempo rausnehmen. Pulsmäßig war das allerdings Quatsch, da ich im Schnitt nur 154 lief. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es richtig ist.
Bei Meile 15 ging es dann die Queensboro Bridge rauf, was ich als ein richtiges Brett empfand (anstrengend). Diese Brücke schien gar nicht zu enden. Wir liefen jetzt von Brooklyn nach Manhattan und der Blick war gigantisch. Ebenso die Stimmung unter Läufern und Zuschauern, als wir die Brücke verließen. Jetzt ging es in die 1st Avenue, natürlich beidseitig z.Tl. 3-reihig mit Zuschauern gesäumt. Wieviel mal ich an diesem Tage die Worte "You make a good job!" hörte kann ich nicht mehr sagen.
Bei Meile 20 ging es kurz in die Bronx, wo natürlich auch Musik spielte und ein Horde von Leuten rief "Welcome to the Bronx". Einmal mehr bekam ich eine Gänsehaut und beschloss wieder etwas Tempo aufzunehmen. Bei Meile 22,5 ging es zum Central Park, die Zuschauer wurden immer dichter. Ich rechnete mir aus: noch ca. 30min, dann setzte mein Gehirn aus. Ich nahm fast nichts mehr wahr, doch ab und an riefen Leute: "Thomas, you`re fast, keep on running, you almost got it!" (meinen Namen konnten sie auf meinem Laufshirt lesen, dass ich noch vom Vollmondmarathon hatte, da war der aufgedruckt). Ich überholte was ging, trank nicht mehr und muss wohl noch ganz schön Gas gegeben haben, wenn ich mir die Pulsaufzeichnung des Polar so am PC ansehe...
Irgendwann kam dann das Ziel in Sicht, in das ich (mit einem zur Grimasse verzogenen Gesicht und) erhobenen Armen einlief. "Congratulations!" - "Thaaaank Youuuh", eine Medaille, eine Alufolie und ein Fresspaket. Dann weiter laufen, nur nicht stehen bleiben und schön in Ruhe bis zum Ausgang des Central Parks laufen (meine Klamotten waren gleich in LKW nr.1, auch hier wieder ein "Congratulations!" und "Good Job"). Dann mit der U-Bahn ins Hotel und in die Badewanne, dann Knochen richten für die Marathon Party am Abend (Bier 3 $ :-)).
Alles in allem mein schönster Marathon, ich bin nächstes Jahr wieder dabei. Allen die noch zögern: Ihr werdet keine Meile (und keinen Cent) bereuen. Falls einer einen Marathon kennt, der den NYC toppt möge er/sie es mich bitte wissen lassen (vorstellen kann ich mir das allerdings [bis jetzt noch] nicht).
Tomsky - sorry für die Kürze des Berichtes
Hab nochmal was korrigiert und die Zeit hatte ich auch vergessen:
Brutto: 3:34:44
Netto: 3:34:11
Platz 2668 (Männer), Platz 3073 Gesamt von ca. 36000 Finishern,
Ziel < 3:30 "verfehlt", macht nix
[ Dieser Beitrag wurde von Tomsky am 10.11.2004 editiert. ]
von Flinki wurde ich gebeten doch wenigstens einen kleinen Bericht über den New York Marathon 2004 zu schreiben. Aber wenn ich mal anfange wird`s dann wohl doch nicht so kurz werden:
Wie allgemein bekannt ist, kriegt man die Startnummer für den NYC Marathon am sichersten, in dem man bei einem Veranstalter die ganze Reise, also Flug, Hotel und Startnummer bucht. Das sollte man am besten Anfang des Jahres machen. Doch Anfang des Jahres hatte ich noch nicht mal vernünftige Laufschuhe, geschweige denn ein paar Trainingskilometer. Ich habe Anfang August bei einem Marathon-Reisebüro angerufen, wo man mir sagte, es sei aussichtlos für dieses Jahr noch eine Startnummer zu bekommen. Ich gab nicht auf und rief noch bei einem zweiten an, dort hatte ich Glück - jemand hatte seine Reise storniert und ich bekam sie (für ca. 1300€ [inkl. Flug ab Nürnberg, 4 Übernachtungen im Pennsylvania/Manhattan, einer Startnummer, Transfer zum Start und einen Chip]).
Am Donnerstag flog ich hin und kam bei strömendem Regen in NY an. Am nächsten Tage schien die Sonne aber es wehte ein eiskalter Wind. Auf der Messe holte ich mir die Startunterlagen, da ich 9:00 dort war, brauchte ich nur 1Std. warten. Im Starterpaket waren neben Startnummer und Chip noch ein Swaetshirt und eine Mütze für den Start (falls es kalt wird). Außerdem gab es noch eine Extratüte mit den Unterlagen, T-Shirt und Startnummer für den Freundschaftslauf am Samstag. Dieser geht von den United Nations Gebäude zum Central Park (6km, Start 8:00). Diesen Lauf ließ ich aber aus. Am späten Nachmittag war dann die Pasta-Party im Central Park, zu der die Nudelfirma Barilla (Sponsor) den italal. Marathon-Olympiasieger einfliegen ließ.
Am Sonntag stand ich dann um 5:15 auf und ging in die Lobby des Hotels runter. Hier war der Treffpunkt für die vielen Marathonis, die nun um 5:45 mit unzähligen Bussen von Manhattan nach Staten Island gebracht wurden. Um 6:35 waren wir bereits auf den Wiesen hinter der Verrazano Narrows Bridge und dort war bereits richtig Stimmung. Es gab zu essen und zu trinken, jede Menge Klos und natürlich die bekannten LKW`s [UPS] wo man die Klamotten abgibt. Die Startergruppen sind in 3 Farben unterteilt: Blau (Profis Männer und sonstige schnelle Läufer), Orange (vorn Frauen, dahinter Männer nach Zielzeiten) und Grün für etwas langsamere Läufer (auch nach Zielzeiten). Schnell laufen konnte man natürlich in allen 3 Blöcken, man war ja nach Zielzeiten aufgereiht.
Die 3 1/2 Stunden bis zum Start vergingen sehr schnell und es wurde bereits richtig warm (14°C), der Himmel war strahlend blau und kein Windhauch regte sich (was angeblich nur bei einem von fünf NYC-Marathons so ist). Da ich unter 3 1/2 Stunden laufen wollte, hatte ich mich dem 3:15er Pacemakerteam angeschlossen, was eine Frau mit einer PB von 2:50 anführte. Natürlich hätte ich mich auch beim 3:30er einreihen können, hielt es aber für die bessere Strategie anfangs zu overpacen, da ich die letzten Marathons immer auf beiden Hälften etwa gleich schnell war und diesmal ein Einsacken in der zweiten Hälfte in Kauf nehmen wollte.
Die Profifrauen (Radcliffe & Co.) starteten um 9:35 seperat. Gegen 9:50 wurden die restlichen 37000 Läufer an den Start geführt, der direkt am Fuße der Verrazano Brücke war. Blau und Orange lief auf der Brücke, Grün unter der Brücke (eine Etage tiefer, nicht im Wasser :-)). Vor dem Start wurde die Nationalhymne der USA gespielt, Micheal Bloomberg sagte ein paar Worte, dann fiel der Startschuss. Jetzt lief das Lied New York New York von Frank Sinatra und Gänsehautfelling stellte sich ein. Nach 23 Sekunden passierte ich die Matte (ich stand mit dem Pacemakerteam vorn im Frauenblock, was mir ein paar kritische Blicke aber auch Lächeln seitens der Frauen einbrachte (war alles legitim).
Die ersten 500m am Anfang ging es noch etwas langsam voran, doch dann lichtete sich das Feld schon. Es ging ja auch bergauf die Brücke hoch. Die 2 Meilenmarke kurz hinter der Brücke hatte ich in ca. 16min erreicht, jetzt liefen wir also von Staten Island nach Brooklyn und "vereinigten" uns wieder mit den Grünen Block, der ja unter der Brücke lief. Bereits hier standen unzählige Zuschauer und jubelten uns zu. Bald kam die erste Getränkestelle und dann aller Meile eine weitere. Alle Getränkestellen sind beidseitig der Strecken und immer gab es Gatorade, dahinter Wasser. Ich hatte noch eine Mineralwasserflasche in der hand und brauchte erst ab km 10 tanken. Km-Markierungen waren alle 5km, Meilenmarkierungen natürlich bei jeder meile, alles auch immer mit Zeiten (die sie im Fernsehen [EuroSport], bei der stümperhaft kommentierten Übertragung wohl nicht im Bild hatten). Um nochmal auf die geträke zurückzukommen, diese wurden zum Teil von ganz kleinen Kindern den Läufern gereicht (natürlich konnte man sie auch von den Tischen nehmen), dass fand ich ganz lieb auch wenn diese Becher meist nur noch 1/3 Inhalt hatten :-).
Es ging also weiter durch Brooklyn - hier war der längste Teil des Marathons zu absolvieren. An der 3. Brücke, der Pulaski Bridge, dann die HM-Marke (1:44:11). Ich sah bereits einige Läufer gehen, andere sogar liegen und von Sanitätern Sauerstoff bekommen. Da ich bisher etwas overpaced hatte, wollte ich angesichts dessen und der ausscheidenden Läufer etwas von meinem Tempo rausnehmen. Pulsmäßig war das allerdings Quatsch, da ich im Schnitt nur 154 lief. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es richtig ist.
Bei Meile 15 ging es dann die Queensboro Bridge rauf, was ich als ein richtiges Brett empfand (anstrengend). Diese Brücke schien gar nicht zu enden. Wir liefen jetzt von Brooklyn nach Manhattan und der Blick war gigantisch. Ebenso die Stimmung unter Läufern und Zuschauern, als wir die Brücke verließen. Jetzt ging es in die 1st Avenue, natürlich beidseitig z.Tl. 3-reihig mit Zuschauern gesäumt. Wieviel mal ich an diesem Tage die Worte "You make a good job!" hörte kann ich nicht mehr sagen.
Bei Meile 20 ging es kurz in die Bronx, wo natürlich auch Musik spielte und ein Horde von Leuten rief "Welcome to the Bronx". Einmal mehr bekam ich eine Gänsehaut und beschloss wieder etwas Tempo aufzunehmen. Bei Meile 22,5 ging es zum Central Park, die Zuschauer wurden immer dichter. Ich rechnete mir aus: noch ca. 30min, dann setzte mein Gehirn aus. Ich nahm fast nichts mehr wahr, doch ab und an riefen Leute: "Thomas, you`re fast, keep on running, you almost got it!" (meinen Namen konnten sie auf meinem Laufshirt lesen, dass ich noch vom Vollmondmarathon hatte, da war der aufgedruckt). Ich überholte was ging, trank nicht mehr und muss wohl noch ganz schön Gas gegeben haben, wenn ich mir die Pulsaufzeichnung des Polar so am PC ansehe...
Irgendwann kam dann das Ziel in Sicht, in das ich (mit einem zur Grimasse verzogenen Gesicht und) erhobenen Armen einlief. "Congratulations!" - "Thaaaank Youuuh", eine Medaille, eine Alufolie und ein Fresspaket. Dann weiter laufen, nur nicht stehen bleiben und schön in Ruhe bis zum Ausgang des Central Parks laufen (meine Klamotten waren gleich in LKW nr.1, auch hier wieder ein "Congratulations!" und "Good Job"). Dann mit der U-Bahn ins Hotel und in die Badewanne, dann Knochen richten für die Marathon Party am Abend (Bier 3 $ :-)).
Alles in allem mein schönster Marathon, ich bin nächstes Jahr wieder dabei. Allen die noch zögern: Ihr werdet keine Meile (und keinen Cent) bereuen. Falls einer einen Marathon kennt, der den NYC toppt möge er/sie es mich bitte wissen lassen (vorstellen kann ich mir das allerdings [bis jetzt noch] nicht).
Tomsky - sorry für die Kürze des Berichtes
Hab nochmal was korrigiert und die Zeit hatte ich auch vergessen:
Brutto: 3:34:44
Netto: 3:34:11
Platz 2668 (Männer), Platz 3073 Gesamt von ca. 36000 Finishern,
Ziel < 3:30 "verfehlt", macht nix
[ Dieser Beitrag wurde von Tomsky am 10.11.2004 editiert. ]