Mein erster"Stadtlauf" -ganz schön lang
Verfasst: 16.11.2004, 18:02
Hallo Lauffreunde,
Naja, ich bin ja wohl sowas, was man ein „Landei“ nennt. Lebe glücklich und zufrieden in einem kleinen Dörfchen und da gehe ich auch laufen, dh. ich laufe durch die Wälder im südlichen Schwarzwald oder durch die Reblandschaften im Markgräflerland.
Für mich ist es schwierig, das regelmässige Training in meinem Tagesablauf unterzubringen, da ich morgens um 7 Uhr zur Arbeit fahre und um 19 Uhr zurückkomme, dh im Dunkeln. Bisher wurde das so gelöst, daß ich an einem Tag vorgearbeitet habe, um am nächsten Tag, meinem Lauftag, früher nachhause gehen zu können oder habe Überstunden abgebaut. Das ist aber auf Dauer zu umständlich, und soo viele Überstunden habe ich nicht mehr übrig. Damit ich also nicht ständig auf dem Laufband laufen musste ( Der Schwarzwald ist im Dunkeln noch schwärzer und alleine laufe ich da im Dunkeln sicher nicht rum....brrrr....) habe ich hin und her überlegt und auch hier im Forum nach Tipps gesucht. Da fand ich dann auch den Tipp: Laufen in der Mittagspause.
Gar nicht so einfach, das zu organisieren, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Dusche organisiert im Bürogebäude nebenan, Mittagspause verlängert und versprochen, abends nachzuarbeiten.
Und dann gings los: MEIN ERSTER STADTLAUF
Um 11 Uhr war ich schon ganz aufgeregt, und konnte fast nichts mehr arbeiten vor lauter Vorfreude. Natürlich musste ich noch ein wenig im Forum lesen, zur Einstimmung. Um 11: 30 dann umziehen auf der Toilette, Stretching am Schreibtisch – gleichzeitig noch schnell ein mail lesen, Telefonumleitung rein- und los.
Augfrund meiner Unkenntniss der örtlichen Gegebenheiten hatte ich auf ein Stadtplan geschaut und gesehen daß in einer bestimmten Richtung die Sportplätze liegen, ausserdem hatte ich gehört, da gäbe es eine Pferderennbahn, auf der man gut laufen könnte. Naja, bin noch nie hinter Pferden hergalloppiert – aber ist doch super – weicher Boden und so....
Also fröhlich losgetrabt, und schon nach wenigen Minuten gings los: neben mir eine Autostrasse, je mehr ich nach Luft schnappen musste (Okay ich weiss jetzt, dh ich bin zu schnell unterwegs) desto mehr Kohlenmonoxid, Blei, Aldehyde und Rußpartikel füllte meine gerade rauchentwöhnten Lungen. Im Klartext: jetzt roch ich es - es stankt zum Himmel.
Endlose Weiten – öder Asphalt, einsames Gegend , Autos brausten vorbei – und weit und breit kein Sportplatz, keine Rennbahn.
Irgendwann kam dann mal eine Kreuzung, zwar keine Ampeln (mit denen sollte ich später noch meine Lauferfahrung machen) –aber Zebrastreifen. Nun ist es in der Schweiz mit den Zebrastreifen ein bißchen anders als bei uns: Die sind nämlich gelb, und sie bedeuten dem Autofahrer: Achtung, hier können ein paar Gestalten am Strassenrand herumlungern-gib Gas, halte nicht an- schau daß Du wegkommst! Leider wusste ich das nicht, bin langsam zu dem Zebrastreifen hingetrabt, kurz geschaut ob ich gesehen werde, :hmm: ob das Auto hält und wäre dann weitergelaufen (wie man das halt so macht) – aber Oh weh! :shock2: Ein Hechtsprung zurück! Der Autofahrer hat schon von weitem gesehen, da versucht einer über die Strasse zu kommen und hat es sich wohl zur Aufgabe gemacht, das auf keinen Fall zuzulassen!
Bis ich mich schliesslich mal traute die Strasse zu überqueren, war ich schon recht ausgekühlt. I)
Da der Sportplatz und das ersehnte Grün in weiter Ferne hinter Häuserschluchtem, Autobahnen und Industrieanlagen verborgen blieb, lief ich zurück und wagte es mutig in eine Nebenstrasse einzubiegen, um so dem Schnellstrassengestank zu entkommen, wohl wissend daß meine nachmittägliche Telefonkonferenz ob meines schlechten Orientierungssinnes eventuell ohne mich stattfinden musste.
War nicht schlecht, rechts und links Geschafte, bißchen Schaufensterkucken, bißchen Abwechslung. Jedoch dauerte es nicht lange dann musste ich Leuten mit Einkaufstaschen ausweichen, die plötzlich aus den Geschäften traten, mich zwischen Mülleimer durchschlängeln, vor Kinderwagen abbremsen und über auf dem Gehweg gestapeltes Altpapier springen. An die starrenden Blicke habe ich mich fast schon gewöhnt – warum schauen die denn eigendlich alle so? Immer wieder brachte ich Abwechslung in meinen Lauffluss indem ich unwillkürliche Hüpfer über Hundekacke einbaute.
So wechselte ich dann ein Stück vom Gehweg zum Strassenrand, lief so ganz entspannt vor mich hin, schaute über die Schulter zurück- und sah mich plötzlich von einem riesigen grünen Monster verfolgt, das empörte Klingeltöne von sich gab: klingeling-klingeling. Eine Tram verfogte mich! Nichts wie weg hier!!
Dann wieder eine grosse Strasse, diesmal mit Ampel. Trabte mit meinen 6km/h dahin (will ja nicht meinen Puls über max jagen) und gerade als ich ankam, wurde die Ampel rot.
Okay, warten, verschnaufen. Warten, warten, warten, warten. 1 Minute, 2 Minuten, 3 Minuten. Bis dann mal grün war, war mir vollends kalt. Würde es nie wagen in der Schweiz bei Rot über die Ampel zu gehen.
Aber endlich - welch Lichtblick. Ein kleiner Park – Bäume, ungepflasterte Wege, grüner Rasen, immerhin ein paar quadratmeter. Da lief ich dann den Rest meiner einstündigen Tour - 10 mal rundherum, in Ruhe und ohne Lärm und Gestank und Gefahren für Leib und Leben.....
10 x vorbei an einer Parkbank mit älterne Herren die interessiert zugekuckt haben wie ich meine Runde drehte und mir jedesmal, wenn ich an „ihrer“ Bank vorbeikam mit ihrer Schnapsflasche ermunternd zugeprostet haben.
Puh, nach einer Stunde zurück ins Büro (ja- ich habe es rechtzeitig wiedergefunden), total ausgekühlt und nach einem Abstecher zur heissen Dusche, einem kurzen Mittagessen – saß ich um 13.30 Uhr wieder an meinem Computer.
Übermorgen mache ich meinen ersten „Dunkellauf“ – Das scheint mir jetzt doch weniger beängstigend und aufregend als so ein Stadtlauf – oder?
Gruezi
Samwise
PS: Für die Schweizer: Nichts für ungut-....die Schweiz ist trotzdem schön!
Naja, ich bin ja wohl sowas, was man ein „Landei“ nennt. Lebe glücklich und zufrieden in einem kleinen Dörfchen und da gehe ich auch laufen, dh. ich laufe durch die Wälder im südlichen Schwarzwald oder durch die Reblandschaften im Markgräflerland.

Für mich ist es schwierig, das regelmässige Training in meinem Tagesablauf unterzubringen, da ich morgens um 7 Uhr zur Arbeit fahre und um 19 Uhr zurückkomme, dh im Dunkeln. Bisher wurde das so gelöst, daß ich an einem Tag vorgearbeitet habe, um am nächsten Tag, meinem Lauftag, früher nachhause gehen zu können oder habe Überstunden abgebaut. Das ist aber auf Dauer zu umständlich, und soo viele Überstunden habe ich nicht mehr übrig. Damit ich also nicht ständig auf dem Laufband laufen musste ( Der Schwarzwald ist im Dunkeln noch schwärzer und alleine laufe ich da im Dunkeln sicher nicht rum....brrrr....) habe ich hin und her überlegt und auch hier im Forum nach Tipps gesucht. Da fand ich dann auch den Tipp: Laufen in der Mittagspause.

Gar nicht so einfach, das zu organisieren, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Dusche organisiert im Bürogebäude nebenan, Mittagspause verlängert und versprochen, abends nachzuarbeiten.
Und dann gings los: MEIN ERSTER STADTLAUF
Um 11 Uhr war ich schon ganz aufgeregt, und konnte fast nichts mehr arbeiten vor lauter Vorfreude. Natürlich musste ich noch ein wenig im Forum lesen, zur Einstimmung. Um 11: 30 dann umziehen auf der Toilette, Stretching am Schreibtisch – gleichzeitig noch schnell ein mail lesen, Telefonumleitung rein- und los.
Augfrund meiner Unkenntniss der örtlichen Gegebenheiten hatte ich auf ein Stadtplan geschaut und gesehen daß in einer bestimmten Richtung die Sportplätze liegen, ausserdem hatte ich gehört, da gäbe es eine Pferderennbahn, auf der man gut laufen könnte. Naja, bin noch nie hinter Pferden hergalloppiert – aber ist doch super – weicher Boden und so....

Also fröhlich losgetrabt, und schon nach wenigen Minuten gings los: neben mir eine Autostrasse, je mehr ich nach Luft schnappen musste (Okay ich weiss jetzt, dh ich bin zu schnell unterwegs) desto mehr Kohlenmonoxid, Blei, Aldehyde und Rußpartikel füllte meine gerade rauchentwöhnten Lungen. Im Klartext: jetzt roch ich es - es stankt zum Himmel.
Endlose Weiten – öder Asphalt, einsames Gegend , Autos brausten vorbei – und weit und breit kein Sportplatz, keine Rennbahn.
Irgendwann kam dann mal eine Kreuzung, zwar keine Ampeln (mit denen sollte ich später noch meine Lauferfahrung machen) –aber Zebrastreifen. Nun ist es in der Schweiz mit den Zebrastreifen ein bißchen anders als bei uns: Die sind nämlich gelb, und sie bedeuten dem Autofahrer: Achtung, hier können ein paar Gestalten am Strassenrand herumlungern-gib Gas, halte nicht an- schau daß Du wegkommst! Leider wusste ich das nicht, bin langsam zu dem Zebrastreifen hingetrabt, kurz geschaut ob ich gesehen werde, :hmm: ob das Auto hält und wäre dann weitergelaufen (wie man das halt so macht) – aber Oh weh! :shock2: Ein Hechtsprung zurück! Der Autofahrer hat schon von weitem gesehen, da versucht einer über die Strasse zu kommen und hat es sich wohl zur Aufgabe gemacht, das auf keinen Fall zuzulassen!
Bis ich mich schliesslich mal traute die Strasse zu überqueren, war ich schon recht ausgekühlt. I)
Da der Sportplatz und das ersehnte Grün in weiter Ferne hinter Häuserschluchtem, Autobahnen und Industrieanlagen verborgen blieb, lief ich zurück und wagte es mutig in eine Nebenstrasse einzubiegen, um so dem Schnellstrassengestank zu entkommen, wohl wissend daß meine nachmittägliche Telefonkonferenz ob meines schlechten Orientierungssinnes eventuell ohne mich stattfinden musste.
War nicht schlecht, rechts und links Geschafte, bißchen Schaufensterkucken, bißchen Abwechslung. Jedoch dauerte es nicht lange dann musste ich Leuten mit Einkaufstaschen ausweichen, die plötzlich aus den Geschäften traten, mich zwischen Mülleimer durchschlängeln, vor Kinderwagen abbremsen und über auf dem Gehweg gestapeltes Altpapier springen. An die starrenden Blicke habe ich mich fast schon gewöhnt – warum schauen die denn eigendlich alle so? Immer wieder brachte ich Abwechslung in meinen Lauffluss indem ich unwillkürliche Hüpfer über Hundekacke einbaute.
So wechselte ich dann ein Stück vom Gehweg zum Strassenrand, lief so ganz entspannt vor mich hin, schaute über die Schulter zurück- und sah mich plötzlich von einem riesigen grünen Monster verfolgt, das empörte Klingeltöne von sich gab: klingeling-klingeling. Eine Tram verfogte mich! Nichts wie weg hier!!
Dann wieder eine grosse Strasse, diesmal mit Ampel. Trabte mit meinen 6km/h dahin (will ja nicht meinen Puls über max jagen) und gerade als ich ankam, wurde die Ampel rot.
Okay, warten, verschnaufen. Warten, warten, warten, warten. 1 Minute, 2 Minuten, 3 Minuten. Bis dann mal grün war, war mir vollends kalt. Würde es nie wagen in der Schweiz bei Rot über die Ampel zu gehen.
Aber endlich - welch Lichtblick. Ein kleiner Park – Bäume, ungepflasterte Wege, grüner Rasen, immerhin ein paar quadratmeter. Da lief ich dann den Rest meiner einstündigen Tour - 10 mal rundherum, in Ruhe und ohne Lärm und Gestank und Gefahren für Leib und Leben.....
10 x vorbei an einer Parkbank mit älterne Herren die interessiert zugekuckt haben wie ich meine Runde drehte und mir jedesmal, wenn ich an „ihrer“ Bank vorbeikam mit ihrer Schnapsflasche ermunternd zugeprostet haben.
Puh, nach einer Stunde zurück ins Büro (ja- ich habe es rechtzeitig wiedergefunden), total ausgekühlt und nach einem Abstecher zur heissen Dusche, einem kurzen Mittagessen – saß ich um 13.30 Uhr wieder an meinem Computer.
Übermorgen mache ich meinen ersten „Dunkellauf“ – Das scheint mir jetzt doch weniger beängstigend und aufregend als so ein Stadtlauf – oder?
Gruezi
Samwise
PS: Für die Schweizer: Nichts für ungut-....die Schweiz ist trotzdem schön!
