meissner hat geschrieben:Ich denke, so (mit einer zeitl. Begrenzung) werde ich es machen. Damit ist die Belastung erstmal gedeckelt und vielleicht schaffe ich das ja noch auf meine alten Tage, mich wirklich beim Tempo entsprechend zurückzuhalten.
Du musst dich auch nicht davor scheuen, nur 20 oder 25 min zu laufen. Ich denke viele Anfänge*innen und Wiedereinsteiger*innen können auch von diesen kurzen Einheiten stark profitieren. Je niedriger das Leistungsniveau, desto niedriger kann auch der Trainingsreiz sein und dennoch wirken.
Und wie o. a., die Bezeichnung "Erholungslauf" ist tendenziell unsinnig, imo häufig selbst bei den meisten guten Läufern, selbst beim Auslaufen nach dem Wettkampf. (Wenn der Wettkampf hart war kann Auslaufen ganz schön anstrengend sein.) Ja, es kann sein, dass sich ein Läufer mit einem lockeren Lauf besser erholt mit einer Einheit als mit einem Ruhetag. D. h. aber nicht, das der Lauf selbst null belastend ist. Direkt danach wird man das fast immer ein wenig merken. Die wichtigsten Erholungselemente bleiben der Nacht- und bei „Vieltrainierern“ auch der Mittagsschlaf,
Und die Einheiten sollen imo wirken, als leichter Reiz, als Erhaltungsreiz, in der Kombination mit den anderen Einheiten. Beim Beispiel Greif ist das ganz klar, es geht, darum mit den Füllläufen auf Umfang zu kommen, auch um Vorbelastung und Ermüdung durch den gesamten Umfang. Kann riskant werden, und wenn der Umfang zu hoch ist, dann kann man einen 20km-Füllauf durch niedriges Tempo auch schlecht retten.
Es gibt eine große und wirkmächtige Tradition, nicht nur, aber besonders in Deutschland, dass sehr häufig vor zu hohem Dauerlauftempo gewarnt wird. Das wirkt manchmal so, als würde man sich mit einem einzigen, angeblich zu schnell gelaufenen Fülllauf abschießen. Ich halte diese Warnungen häufig für übertrieben, und man sollte sich da mal ein wenig die Zusammenhänge ansehen.
In D war van Aaken furchtbar wichtig und einflussreich, und die Steffnys sind beide stark von ihm beeinflusst und haben das hochgehalten. Und bei v. Aaken da ab es sowas wie den "Supersauerstofflauf", und da war die Idee, dass der sehr langsam sein muss um möglichst aerob zu sein ... das ist aus den 50er Jahren und im Gegensatz zu manchen Intervalltrainingsprinzipien aus der Zeit heute eher nicht mehr aktuell.
Die Tradition von Lydiard oder Daniels ist da nicht so kritisch. Lydiard wurde von manchen als „Godfather of jogging“ oder sowas bezeichnet, ist aber eigentlich eher quatsch. War eher so, dass man wenn man 100 Meilen Wochenumfang LAUFEN drauf hatte, ja gerne noch zusätzlich JOGGEN könnte um noch ne Schippe drauf zu legen. Dauerlauf nach Körpergefühl, ohne sich zu sehr zu pushen oder zu bremsen, ist dagegen zentral bei Lydiard und imo ähnlich bei Daniels.
Dann gibt es die Trainingsgruppen in den Vereinen, und in den USA z. B,. natürlich auch ganz viel in High School und College. Da ist es eben - wie auch in manch deutschem Verein - nicht unüblich, dass auf der Bahn der Trainer sehr steuert, aber viele DL-Einheiten ohne Trainer gemacht werden. Und dann machen die jungen Wilden da eventuell regelmäßig Wettläufe aus den lockeren DL, so dass die u. U. nicht nur zum TDL, sondern fast zum TT bzw Wettkampf werden. Dazu kommt, dass da leistungsschwächere auch gerne mal zeigen wollen, wie sie mit den schnelleren mithalten können. Und da gibt es diese berechtigten Warnungen, damit die Leute nicht bei der nächsten Bahneinheit kaputt sind. Das ist der Punkt, der international ähnlich verbreitet ist, mit Ausnahme vielleicht von Kenia, wo es eben normal ist, dass die Läufer*innen, die noch nicht so weit sind, eben aussteigen, bevor die Fahrtspiel-Einheit zu Ende ist, an deren Spitze Olympiasieger und Weltmeister relativ locker laufen. (Aber vermutlich warnen Leherer oder Trainer in den Kenianischen Schulen auch vor dem zu schnellen Laufen, ist eben kontextabhängig).
Als letztes (von den wichtigen Kontexten, die mir spontan einfallen) kommt dann noch die Lauftreff-Philosophie: Jeder und jede sollen mitmachen können, niemand durch zu hohes Tempo abgeschreckt, keiner zurückgelassen. Breitensport, ausdrücklich auch für Nichtvereinsmitglieder, der ein Alternative bieten sollte zum als zu leistungsorientiert empfunden Training im LA-Verein, und auch hier wieder van Aaken im Kopf nicht weniger LT-Leiter in den Ursprüngen.
Also besser langsam machen.
Für Menschen die alleine trainieren, natürlich nicht ganz so relevant wie für die Anfängergruppe. Und es gab Ausnahmen … die Fortgeschrittenen-Gruppe bei uns im Dorf war in den 80ern dafür bekannt, dass die „Alten“ die Neulinge gerne mal mit spontanen Steigerungs- oder Tempodauerläufen, vielleicht sogar noch auf extra fiesen Strecken, getestet haben.
Das war dann quasi „Kenia light für Volksläufer“. Viele wurden davon sicher abgeschreckt, von denen die dabei blieben, sind die meisten Männer dafür bei Sub3 im Marathon gelandet. War natürlich nicht ganz im Sinne der Breitensport-Idee.
Hör auf deinen Körper. Achte nicht so sehr auf die Zeiten. Vielleicht auch mal die Uhr weglassen, oder die Zeit zumindest nicht dokumentieren. Das erschwert den Vergleich. Man sollte nicht in jeder Einheit gegen das alte Ich aus einer der letzten Einheiten wettkämpfen. Auf der anderen Seite z. B.: Ein sonniger Tag, freie Strecke, locker angefangen und es läuft .... ja dann vielleicht auch mal laufen lassen, und warum nicht mal ein schnellerer letzter km. Nicht knüppeln, nur schauen was geht, wenn man es laufen lässt. Und dann vielleicht doch ein klein wenig aufs Gaspedal drückt. Das kann viel bringen. Und nicht vergessen: Der ganze Mensch läuft. Es geht auch um die Seele und um den Spaß, nicht nur um Trainingspläne, Herzfrequenz, Pace, Laktat und Mitochondrien. Viel Spaß!