Sodele,
ich bin aus Oberstdorf zurück und zu Beginn gleich die alles entscheidende Frage:
„Wer kam eigentlich auf die hirnrissige Idee am Nebelhornlauf teilzunehmen?“ Leute da gibt es eine Gondel hoch! Ja, eine Gondel! Da steigt man unten ein, genießt die Aussicht und steigt oben ohne die kleinste Schweißperle auf der Stirn wieder aus! Ja, so geht das und nicht wie blöd den Berg hochjoggen! Das ist was für durchgeknallte Bergziegen. Hat eigentlich schon mal jemand die Ausschreibung richtig gelesen:
Teilnahmeberechtigt sind nur gut durchtrainierte Bergläufer, auch ohne Vereinszugehörigkeit. Eine vorherige ärztliche Kontrolle wird dringend empfohlen. Ich würde empfehlen nicht zum Arzt zu gehen. Denn der erklärt uns für verrückt und weist uns in eine geschlossene Anstalt ein. War eigentlich schon mal jemand von euch da oben. Wahrscheinlich nicht, sonst wären wir ja jetzt nicht angemeldet. Gestern haben wir ja schon mal festgestellt, dass wir hier ein irrer Haufen sind. Besser wäre wenn wir sagen würden, wir sind ein Haufen Irre. Und ich gehöre natürlich dazu. Wie immer wenn es gilt einen Blödsinn zu machen, vorne mit dabei. Habe mich von der Idee anstecken lassen und mich blindlings angemeldet. Ich bin der Oberirre.
Wieso? Das erzähle ich euch jetzt.
Seit einer Woche regnet es nahezu ununterbrochen im Allgäu. Die Iller führt Hochwasser und viele Wiesen und weiden haben sich in große Seenlandschaften verwandelt. Trotzdem fahre ich heute Vormittag bei englischem Landregen Richtung Oberstdorf um mir ein Bild von der Strecke zu machen.
Start auf dem „Marktplatz“ -820m – in der Ortsmitte und es nieselt immer noch. Die Oststraße lang Richtung Ortsrand immer leicht, kaum merklich ansteigend. Nach 900 Metern überquere ich die Trettach und laufe Richtung Skisprungstadion am Schattenberg – 870m -. Bisher ist die Welt noch in Ordnung. Am Stadion unter den Tribünen durch auf einer asphaltierten Straße geht es jetzt den Berg hoch. Jetzt zieht es richtig an! Der Nieselregen hört auf, aber es ist immer noch trübe. Auf insgesamt 2,4 km schlängelt sich die Straße in unzähligen Kurven und Serpentinen den Berg rauf. Auf diesen 2.400 Metern legt man 300 Hm zurück! Bei Kilometer 3,7 zweige ich auf einen geschotterten Weg ab, da die eigentliche Route aufgrund eines Felsrutsches unpassierbar ist. Hier ist der Untergrund sehr steinig und rutschig
. Nach 500 Metern und weiteren 100 Hm erreiche ich die Seealpe. Ich habe jetzt 4,2 km hinter mir. Eigentlich sind es 4,7 km aber die Abkürzung hat mir 500 Meter gespart. Hinter der Seealpe tut sich ein „flacher“ Taleinschnitt auf, der sehr gut gelaufen werden kann. Er ist rund 1,3 km lang und überwindet dabei nur 110 Hm. Bei Kilometer 6 habe ich also eine Höhe von 1.380 m erreicht. Bis jetzt also 550 Hm überwunden. Nun wird es richtig ungemütlich! Der Weg ist nur noch geschottert und wird wieder steiler. Bei km 6,5 kommt ein Wasserfall, der Weg macht eine Kehre und hier ist es so steil, dass selbst gehen sehr beschwerlich ist. Auf dem nächsten Kilometer sind 150 Hm zu überwinden! Leute, hier ist im Winter ein Skigebiet mit roten und schwarzen Pisten! Das ist kein Kindergarten mehr!
Und so geht es weiter! Langsam werden sie Schneefelder größer und teilweise muß ich drüber oder wenn sie zu hoch sind dran vorbei. Auf einem der Bilder habe ich mal zum Vergleich meinen 50 cm hohen Rucksack daneben gestellt damit ihr euch mal ein Bild machen könnt wie viel Schnee da oben noch rumliegt
. Der Nebel wird dichter und die verlassenen Sessellifte stehen wie gespenstische Galgen am Berg. Bei Kilometer 8,5 erreiche ich die Bergstation Höfatsblick und das Edmund-Probst-Haus auf 1.930 m Seehöhe.
Hier muß ich meine Tour dann leider abbrechen, da eine geschlossene Schneedecke und der dichte Nebel eine Orientierung schlichtweg unmöglich machen.
Auch Schilder der Bergwacht warnen vor einem weiteren Aufstieg! Achtung Lebengefahr!!! Naja schließlich sind es ja nur noch läppische 2 km uns nur noch 200 Hm! Die müssen doch zu schaffen sein.
Im Edmund-Probst-Haus ziehe ich mir trockene Klamotten an, ziehe mir ein alkoholfreies Hefeweizen und ein Käsebrot rein und mache mich, als der Nebel heller wird wieder an den Abstieg. Warum ich nicht mit der Gondel gefahren bin? Stellt euch nur vor, diese Wegelagerer wollten nur für eine Talfahrt 17 Euro von mir!!!
Ne, dann lauf ich lieber!
Tja und das Fazit des heutigen Tages. Ich muß total verrückt sein! Wenn ich den Lauf nicht als Referenzlauf für den APUT bräuchte
, würde ich kneifen. Es ist landschaftlich supergeil und es wird bestimmt eine tolle Wanderung mit euch. Ja Wanderung! Warum? Weil es für mich nur bestimmte Streckenabschnitte gibt, die ich laufen kann. Dazu zählt die Asphaltstraße bis kurz vor die Seealpe. Und die auch nur ganz langsam. Und das Stück zwischen Seealpe und Km 6,5, bevor es steil wird. Danach gibt es nur noch ein paar wirklich kurze, vielleicht 50 bis 100 m lange, nicht ganz so steile Stellen, an denen ich mir vorstellen könnte zu laufen. Den Rest muß ich wandern. Bei der Schuhwahl werde ich auf jeden Fall meine Salomon-Schuhe bevorzugen. Jungs, sucht euch den steilsten Anstieg in eurer Gegend und fangt an zu trainieren!
Und dann freue ich mich schon tierisch auf den 4. Juli und die geile Gipfelerstürmung der drei Bekoppten im giftgrünen Shirt.
Ein paar Bilder mit der Kamera des Mobiltelephones gemacht, gibt es hier:
Nebelhorn-Bilder
Gruß vom
Niko