Laufschuhstarter hat geschrieben: 16.01.2023, 09:18Ich bin 35 Jahre , wiege 104kg bei 1,96 Größe.
Heute habe ich es ruhiger angehen lassen und habe mich bei der Apple Watch an den Frequenzbereichen orientiert und viel im dritten Grünen Bereich bewegt. Durchschnitt hier war die Hf von 146.
Die Pace war hier bei über 10 Min/km
Lasse ich es zu schnell angehen ?
Hallo Laufschuhstarter,
ich kann mich dem allgemein geäußerten "weiter so" leider nicht anschließen. Tempi von 9 oder 10 min pro Kilometer haben mit Laufen nicht mehr viel zu tun. Dabei kann allenfalls ein Schlurfen entstehen, das von der Dynamik des Bewegungsablaufes her eher zu vermeiden ist. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder läufst du schneller und bewegst dich dabei mit einem Tempo von eindeutig unter 8 min/km, eher in Richtung 7 min/km orientiert, oder du gehst.
Deine Entscheidung sollte berücksichtigen, dass du zwar etwas Übergewicht mit dir rumträgst, mit 35 Lenzen jedoch noch im besten Mannes-Laufalter bist. Nach meiner Einschätzung gibt es daher keinen Grund deine angepeilten Laufprogramme, die auf wechselweisem Laufen und Gehen aufbauen, nicht konsequent zu verfolgen. Und wenn du die Minute oder zwei läufst, dann eben schneller.
Wenn dich das überfordert, was ich von hier aus nicht beurteilen kann, dann solltest du zwei Dinge tun. Das erste ohnehin auf jeden Fall: Dich von einem Arzt durchchecken lassen, ob hinsichtlich eines Ausdauertrainings irgendwelche gesundheitlichen Bedenken bestehen. Ein untrainierter, leicht übergewichtiger 35-jähriger sollte eigentlich keine Probleme damit haben ein paar Minuten in einem Tempo zwischen 7-8 min/km zu laufen. Falls dich das wie gesagt überfordert oder du dich zumindest überfordert glaubst, dann stelle dem Lauftraining ein konsequentes Aufbautraining voran. Das sollte darin bestehen, dass du 3 bis 4 mal die Woche mindestens eine Stunde lang zügig gehst. Dabei schwitzt man und erreicht durchaus auch eine merklich höhere Atemfrequenz. Aber nochmal: Eigentlich solltest du laufen können.
Natürlich möchte jeder von uns das Laufen genießen. Zeitweise ist "Laufen-Können" aber nur erreichbar über entschiedenes "Laufen-Wollen", verbunden mit der Einsicht, dass das zumindest anfangs verdammt anstrengend sein kann. Und dann fühlt es sich nach einer Weile Laufen/Aktivität eben nicht mehr genussvoll an. Es gilt der alte Grundsatz: Von nix kommt auch nix. Und - ich wiederhole mich - 10 min auf den Kilometer ist so gut wie nichts. Tut mir leid, wenn ich das so klar sage.
Ich weiß selbst sehr gut, wovon ich rede, gerade in diesen Tagen. Nach (für mich) langer und heftiger Krankheit war für mich beim ersten Training nach 5 km Flasche leer. Das mag weit klingen für dich, setze dazu aber in Relation, dass ich noch am 11. Dezember einen Marathon gelaufen bin und in den Monaten davor noch einige mehr. Laufen macht mir im Moment überhaupt keinen Spaß, weil ich darum ringe mich wieder aufzubauen. Das ist in meinem Alter nicht so ganz einfach und schon gar nicht, wenn man komplett ausge-knockt war. Ich kämpfe also, weil ich weiß, dass ich nur so läuferisch zu mir zurückfinde. Und auch du wirst darum kämpfen müssen Läufer zu werden - wenn du denn Läufer werden willst.
Was dir überhaupt nicht dabei hilft, sind irgendwelche Anzeigen auf Uhren oder Handys. Vergiss die Herzfrequenzmessung, die ist in deinem Fall absolut ohne Aussagekraft. Mach einen Gesundheits-Check beim Arzt, wozu immer auch ein Belastungs-EKG gehört. Wenn das ergibt, dass du quietschgesund und im Grundsatz leistungsfähig bist, dann höre allein in dich hinein. Dein Körper sagt dir schon (Atemfrequenz, Anspannungsgefühle), was geht und was nicht geht. Die von dir zitierten HF-Werte sind kein Maßstab für eine adäquate Trainingsleistung. Wenn du in einem akzeptablen Tempo läufst, müssen die der Natur deines Körpers und deine Untrainiertheit berücksichtigend deutlich höher sein. Was übrigens völlig normal wäre und absolut risikolos gelaufen werden kann (wenn man gesund ist und das sollst du überprüfen lassen!).
Entschuldige meine Offenheit. Nur hast du gar nichts davon, wenn ich dich auf deinem Holzweg bestärke, den du meiner Einschätzung nach eingeschlagen hast.
Alles Gute
Gruß Udo