Hallo Augenfeind,
gewisser laxer Antworten zum Trotz "interessiert" das Training nach Pulsbereichen durchaus viele Läufer. Und tatsächlich kann man die Methode sehr erfolgreich einsetzen, wenn man Grundsätzliches beachtet und diverse Fehler nicht begeht. Zum Grundsätzlichen gehört sich darüber im Klaren zu sein, was man da tut, wenn man in diesem oder jenem Pulsbereich gerade unterwegs ist. Und zu den Fehlern gehört, der so genannten "Pulsuhr" vorbehaltlos alle Meldungen zu glauben, die sie im Display darstellt.
Tatsächlich ist die Einteilung in Pulsbereiche nicht "genormt", noch in sonstiger Weise festgeschrieben. Daher weicht sie bei verschiedenen Autoren ab. Aber eben nicht gewaltig, sondern in begrenztem Maße. Letzteres ergibt sich daraus, dass die Bereiche auf bestimmte maßvolle, mittlere oder harte Belastungen abheben. Was wiederum im Körper die "Instanzen" (Ressourcen) des Energiestoffwechsels in unterschiedlichem Maße belastet und auch für die Stoffwechselsituation, etwa den Laktatspiegel, bestimmte Folgen hat. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass etwa bei 65 bis 75 % des Maximalpulses ein sehr moderates, über lange Zeit nicht ermüdendes Training möglich ist. Für den Laufenden daran erkennbar, dass seine Atemfrequenz und -tiefe niedrig bleiben und Anzeichen von Ermüdung lange ausbleiben. Flotteres Laufen findet dann bei etwa 75 bis etwas über 80% statt. Das spürt man dann durchaus nach kurzer Zeit, selbst wenn es noch eine Weile durchzuhalten ist. Deutlich über 80% bis 90 oder darüber belastet dagegen hart.
Von der eben skizzierten Einteilung in drei Zonen war in einer der anderen Antworten schon die Rede. Man kann feiner einteilen, es aber auch lassen. Entscheidend ist nicht so sehr die "Feineinteilung", die ein Autor verwendet, sondern der Trainingsaufbau, bei dem er diese Einteilung verwendet. Das bedeutet, mit welchen Trainingseinheiten er in seinen Trainingsplänen welche Zwecke verfolgt. Beim Erstellen meiner eigenen Trainingspläne habe ich mich lange auch mit Training in bestimmten Hf-Bereichen und dem davon ausgelösten Effekten beschäftigt. Zusammen mit unumstößlichen Trainingsprinzipien ergab sich dann die Gestaltung einer Trainingswoche, bzw. einer Trainingsperiode, wenn man 3 oder 4 Trainingswochen im Zusammenhang sieht.
Nun ist es weniger wichtig, welchem Autor man sich bzw. den eigenen Körper beim Lauftraining zu einem bestimmten Ziel anvertraut. Wichtiger ist zu verstehen, was der Betreffende mit dieser oder jener Trainingseinheit bezweckt und sich ihm ganz anzuvertrauen. Also nicht sozusagen das "Beste aus verschiedenen (Denk-) Welten" ausnutzen zu wollen. Ein Trainingsplan funktioniert als Ganzes (oder manchmal auch nicht), er muss im Zusammenhang über 8, 10, 12 Wochen betrachtet werden.
Damit ist deine Frage nach den Unterschieden in den Pulsbereichen gleichermaßen beantwortet und noch immer offen. Gewisse begrenzte Unterschiede gibt es, sie spielen aber keine Rolle, ein Vergleich ist deshalb eher sinnlos.
Deiner Anfrage entnehme ich, dass du derzeit viel über Trainingslehre und ihre Hintergründe liest. Falls dich meine Einlassungen zu all diesen Themen interessieren, dann findest du sie auf unserer
Laufseite (Menü links auf der Startseite). Sie sind Ausdruck des "Studiums", der geistigen Verarbeitung eines halben Meters Lektüre in meinem Bücherregal und der Verquickung dieser Theorie mit ausgewerteten "Selbstversuchen", die zu Erfolgen führten.
Viel Erfolg und noch mehr Laufspaß!
Gruß Udo