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Gegenmaßnahme Buchtipp: Die Geschichte von Herrn Sommer

Gegenmaßnahme Buchtipp: Die Geschichte von Herrn Sommer

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Es gibt mehrere Gründe, die Geschichte von Herrn Sommer -oder besser: von Herrn Patrick Süßkind ÜBER Herrn Sommer - zu lesen:

Die Geschichte von Herrn Sommer

1. Es ist die vermutlich unterhaltsamste und schönste Geschichte über einen Läufer, die ich kenne. Eigentlich und zugegebenermaßen müßte man Herrn Sommer wohl einen Walker nennen - aber mindestens ein so schneller wie Martin ;o) Außerdem läuft er permanent und pausenlos - ein Streaker also auch noch :wink:

2. Bei Titel und Namen 'Herr Sommer' läßt sich zumindest während des Lesegenusses und auch beim genußvollen Drandenken bei anschließenden Läufen, der Winter wegassoziieren. Abergläubische und mysthisch veranlagte Zeitgenossen mögen sogar der Meinung sein, es könne dabei helfen, den realen Sommer heraufzubeschwören :P

Buchanfang-Textauszug:
Zu der Zeit, als ich noch auf Bäume kletterte, lebte in unserem Dorf ein Mann mit Namen >Herr Sommer<. Kein Mensch wußte, wie Herr Sommer mit Vornamen hieß, und kein Mensch wußte auch, ob Herr Sommer einem Beruf nachging. Obwohl man über die Sommers und insbesondere über Herrn Sommer so gut wie nichts wußte, kann man doch mit Fug und Recht behaupten, daß es im Umkreis von mindestens sechzig Kilometern um den See herum keinen Menschen gab, Mann, Frau oder Kind - ja nicht einmal einen Hund -, der Herrn Sommer nicht gekannt hätte, denn Herr Sommer war ständig unterwegs. Es mochte schneien oder hageln, es mochte stürmen oder wie aus Kübeln gießen, die Sonne mochte brennen, ein Orkan im Anzug sein ....

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Die Geschichte ist kurz, leicht zu lesen und - anders als z. B. 'das Parfum' von Süßkind - von einer ziemlichen Leichtigkeit .... Die Geschwindigkeit des permanent und pausenlos laufenden Herrn Sommer spiegelt sich wider in der Erzählgeschwindigkeit .... das Ende allerdings .... aber lest doch selbst ;o)

2
ein wunderbares buch. :daumen: eigentlich ist herr sommer ja sogar ein vorbote der nordic walking bewegung, da er immer mit einem stock unterwegs ist und nicht gerade freundlich mit seiner umwelt redet :hihi: . - t'schuldigung.
ich weiß immer nicht, ob ich die geschichte traurig oder heiter ist, dabei hab ich das buch schon dreimal gelesen.
in meiner alten heimat auf dem platten lande hatten wir eine 'frau sommer', die nach einer psychose (ausgelöst durch eine traurige geschichte) immer (wirlich immer!) unterwegs war, zuerst mit kinderwagen (ohne kind drin), als der kaputt war nur noch so. jahrelang. jeder kannte sie, kaum einer redete mit ihr, sie wurde immer schlanker, 'dratiger' und 'wettergegärbt' und ihr ging's (zumindest scheinbar) gut.

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jasper hat geschrieben:ich weiß immer nicht, ob ich die geschichte traurig oder heiter ist

Zurück von einem einstündigen herrlichen Winterlauf, bei dem ich sehr viel an Herrn Sommer gedacht habe, finde ich DAZU, das wohl genau DAS den Reiz der Geschichte ausmacht: es gibt keine vorgegebene Stimmung, keine Interpretationsvorgabe, keine 'Moral von der Geschicht' Nicht, dass ich lange nach einer gesucht hätte - was sollte ich auch damit anfangen ?
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- aber vermutlich ist keine drin. Die Erzählweise vermittelt höchstens das Kunststück, auch schwere Dinge, schweres Leben und schlimme Erlebnisse leicht zu betrachten, ohne sie dabei zu verniedlichen oder ihnen Bedeutung und 'Tragik' (paßt nicht ganz...) zu nehmen.

Dass Leben auch leichte und heitere Anteile hat bzw. haben kann, wenn es einem gerade die Möglichkeit und Versuchung bietet, leichenbitter und kartoffelsackschwer durch den Boden zu brechen - eben dass - wenn man an den Dingen nichts ändern kann - immer noch die Möglichkeit bleibt, die Sichtweise positiv anzupassen :P

P. S. und den Stock hatte ich wohlweisliche und voller KALKÜL verschwiegen, menschenskinder
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Klingt interessant. Ich werd´s bei Gelegenheit mal lesen. Danke! :)
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

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Hi,

möglich wäre auch folgende Variante: Herr Sommer ist der Mann von Karin Sommer (die Tante aus der Jacobskaffeewerbung der 80er Jahre) und Teetrinker. Zu Hause hält er es wegen des ewigen Kaffeetrinkens nicht mehr aus und muß deshalb ständig draußen herumrennen... man weiß es halt nicht so genau...

Auf jeden Fall aber eine einfühlsame und rührende Erzählung...

Gruß von RunIng
Tolerant bleiben, außer wenn der Schuh drückt! :daumen:

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Bin für Buchtipps immer dankbar. Vielleicht sollten wir ein Bücherforum gründen. Die letzten Wochen hielten mich die Bücher von Wilhelm Genazino gefangen, aber nun brauche ich wieder einmal etwas anderes! :hallo:
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