Marathon - es ist geschafft!!!
Jetzt versuche ich mich mal an meinem ersten Laufbericht. Damit möchte ich anderen Marathon-Einsteigern Mut machen (es ist zu packen!) aber auch Respekt vermitteln.
Denn vorab: es war echt hart, viel härter als ich vorher gedacht hatte...
Die Vorbereitung:
Ich laufe seit etwa 3 Jahren, meinen ersten Wettkampf (10 km in 1:02 h) hatte ich letztes Jahr im Juli, danach im September meinen ersten Halbmarathon (2:32 h).
Ich laufe gerne, es hilft mir abzuschalten. Ich bin eher ein Genuss-Läufer, laufe gerne in meinem Wohlfühltempo.
Im Spätsommer letzten Jahres habe ich dann in der Zeitung den Aufruf zur Aktion MM hoch 42 gelesen, der Mannheimer Morgen suchte 28 Läufer (Vorraussetzung: 10 km in ca. einer Stunde laufen zu können), die sich unter fachlicher Anleitung auf den MLP Marathon vorbereiten möchten.
Ich hab mich beworben und wurde tatsächlich ausgewählt.
Wir wurden in vier Teams eingeteilt und bekamen nach einer sportmedizinischen Untersuchung und einer Leistungsdiagnostik unseren ersten Trainingsplan. Wir trainierten einmal in der Woche gemeinsam, ansonsten jeder für sich, außerdem hatten wir einige Vorträge z.B. zur Trainingsplanung, Ernährung, Tapering.
Das Training machte mir Spaß, es lief echt gut (bis auf ein paar Tiefpunkte wie Schienbeinschmerzen, harter Winter, Probleme in der Leistengegend), Fortschritte machten sich bemerkbar. Nach 2 Testläufen (20 km und HM) im Februar und März hatten wir eine zweite Leistungsdiagnosik und dann begann der Einstieg in die unmittelbare Marathonvorbereitung.
Ich fühlte mich soweit gut vorbereitet (vier Läufe über 3 Stunden waren absolviert), mein Ziel: durchhalten, laufend (ohne Gehpausen) ankommen, Zielzeit etwa 5 Stunden.
Nachdem mich 2 1/2 Wochen vorher noch eine Angina erwischte :eek: , fiel der letzte Testlauf (Halbmarathon) ins Wasser, aber ich versuchte, keine Panik aufkommen zu lassen und legte eine Trainingspause ein. Eine Woche vorher, grünes Licht vom Arzt, ein letzter Testlauf über 15 km.
Danach war klar - ich starte!
Der Marathon:
Endlich war es soweit. Ich schlief morgens aus und versuchte den Tag über ruhig zu bleiben. Die Startunterlagen hatte ich Freitags abgeholt, ein kurzer Besuch auf der Pastaparty, ein letztes Treffen mit den anderen MM42 Läufern.
18.15 Uhr der Startschuss, im Startbereich war ich ganz schön aufgeregt. Ich fand ein angenehmes Tempo, leider hab ich das km1-Schild nicht gesehen.
km 2 passierte ich nach 13.17 min. Optimal - gut im Tempo für 5:00 h Zielzeit.
Die ersten km liefen gut, die Stimmung an der Strecke war super, ich fand 2 Mitläuferinnen in meinem Tempo.
Das Wetter war in Ordnung, bewölkt, angenehme Temperaturen, zwischendurch ein paar Regenschauer - aber nicht unangenehm.
Alle 5 km nahm ich eine Banane und ein Elektrolytgetränk, alle 2,5 km einen Becher Wasser.
Bei km 16 warteten dann mein Freund und meine Familie an der Strecke und heizten mir ordentlich ein.
Es lief alles gut, die Stimmung an der Strecke war weiterhin toll.
Bei km 18 hatte ich dann schon ein wenig schwere Beine, die lange Brücke nach Ludwigshafen kam in Sichtweite und meine zwei Mitläuferinnen mussten eine Pinkelpause einlegen. Von da ab ging es alleine weiter. Auf der Brücke waren kaum Zuschauer. In Ludwigshafen wurde die Stimmung dann wieder gut. Allerdings konnte ich nach der Brücke meinen Schnitt von 7:00 min/km nicht mehr halten. Alleine lief es viel schwerer als vorher zu dritt. Leider fand ich keine anderen Läufer in meinem Tempo.
Bei der HM-Marke war ich noch genau in der geplanten Zeit.
Aber ich hatte keine Lust mehr!!! Und es war noch soooo weit!!!
km 22-27 begann mein Leidensweg.:eek:
Ich wurde immer langsamer, konnte mein Tempo nicht halten, konnte mich nicht mehr motivieren, wollte aufgeben!!
Bei den Verpflegungsstellen ging ich dann auch immer ein Stück.
Bei km 28 dachte ich - Mensch, Nadine, 2/3 der Stecke sind gepackt, jetzt kannst du nicht mehr aufgeben!
Ich schaffte es, mich wieder ein wenig zu motivieren, fand wieder in ein gleichmäßiges Tempo (langsamer zwar, aber immerhin gleichmäßig). Die Stimmung an der Strecke war weiterhin gut, es war zwar teilweise wenig los, aber die Leute heizten den Läufern gut ein. Zur Motivation gönnte ich mir einen von diesen Gel-Chips.
Bei km 32 dann der Gedanke: noch 10 km, die kannst du schaffen! Die Beine waren schwer, aber Schmerzen hatte ich keine.
Bei km 36 ging es dann wieder auf die lange Brücke über den Rhein.
Wieder in Mannheim! Vorfreude auf meinen Freund und meine Familie, die bei km 39 auf mich warteten. Das war nochmal ein tolles Gefühl, so toll angefeuert zu werden.
Ich konnte meine letzten Kräfte mobilisieren und lief tapfer weiter.
Bei km 40 eine Überraschung - ein paar Bekannte, die bei der Staffel mitgemacht hatten, feuerten mich an und einer lief die letzten 2 km mit mir. Dadurch war ich abgelenkt und konnte in gleichmäßigem Tempo weiterlaufen. Dann kam der Zielbereich in Sichtweite.
Jetzt hast du es geschafft, dachte ich mir. Durchhalten, Zähne zusammen beißen!!!
Im Zielbereich war super Stimmung, kurz vor der Ziellinie jubelten mir mein Freund und meine Schwester mit Freund zu. Ich riss die Arme nach oben (fürs Zielfoto!), lief über die Ziellinie und jubelte!
Geschafft, vorbei!!! 5:16:52 Stunden!!!
Die Medaille abgeholt, alle umarmt und gedrückt. Ich war total überdreht, zitterig und ausgepowert.
Fazit:
Ich hab ganz schön Muskelkater in den Oberschenkeln und in der Leistengegend, ein wenig Schmerzen in den Knien. Ansonsten geht es mir gut.
Ich bin glücklich und total stolz, das ich durchgehalten habe, aber das Marathonfieber hat mich nicht gepackt.
Es war ein tolles Erlebnis, vor allem auch mit der Vorbereitung in der Gruppe, aber nochmal mache ich das glaub ich nicht.
Gut, vielleicht sieht das in ein paar Wochen ganz anders aus, aber jetzt werde ich erst mal wieder nur "für den Spaß" laufen gehen, vielleicht mal wieder einen Halbmarathon, aber so ein Marathon ist einfach ne Portion zu viel für mich!!!
Die anderen Läufer vom MM42 Team (23 sind gestartet) haben es übrigens auch alle geschafft (bis auf eine -die ist nach 25 km ausgestiegen), die meisten konnten allerdings ihre geplante Zielzeit nicht erreichen.
Dies ist meines Erachtens schon ein klares Zeichen dafür, daß viele Marathon-Einsteiger die Distanz und die Härte des Marathons unterschätzen.
Mir persönlich ging es ja auch so - es war viel härter als ich es mir vorgestellt hatte!
Von der Strecke und der Organisation kann ich den Marathon übrigens empfehlen.
Viele Grüße,
Nadine
Laufbericht zum MLP Marathon Mannheim-Rhein-Neckar 2005 (vorsicht - lang!!!)
1Lieber auf neuen Wegen stolpern,
als in alten Bahnen
auf der Stelle treten.
als in alten Bahnen
auf der Stelle treten.