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Einfach nur ein Trainingslauf....?

Einfach nur ein Trainingslauf....?

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Einfach nur ein Trainingslauf.....?

Es regnet in Strömen, aber mein Trainingsplan sieht 12 Kilometer für mich vor. Ich will zum Harkortsee, ihn einmal umrunden, zwischendurch ein kleines Stück dranhängen - und fertig. Eigentlich.
Als ich am Wasserschloss Werdringen ankomme, hört es auf zu regnen. Wie praktisch.
Ich wollte ja eigentlich, wie immer, auf der schmalen Straße laufen. Aber dieser kleine Kiesweg, der direkt neben dem Parkplatz ins Feld führte, lockt mich. Die grobe Richtung stimmt - also los. Der Weg führt an Weiden vorbei und an einem Baum, der von Schwalben umschwirrt wird, die jedoch keinen Sommer bringen.
Ein paar Meter weiter erhebt sich ein Reiher elegant in die Lüfte, um dann bindfadenartig seine Verdauungsreste auf die Wiese abzuseilen.
Der Weg wird etwas schmaler; zahlreiche Pflanzen ragen im Wildwuchs in ihn hinein. Ich wurschtel mich mit kleinen Sprüngen und Seitwärtshüpfern durch Disteln, Brennnesseln und Herkulesstauden. Nicht ganz so einfach in kurzen Hosen, aber es geht.
Der Weg führt in den Wald herein. An einer Kreuzung entscheide ich mich, nach links zu laufen und lande auf einem angenehm zu laufenden, leicht bergab führenden Waldweg. Eine Wegkreuzung, eine Schranke - aha - ich bin wieder auf dem üblichen Weg gelandet, dem ich zunächst folge. Nach dem Wald links das Klärwerk. Mal riecht es dort etwas muffig, mal nach frischer Wäsche. Diesmal riecht es nach beidem. Zwischen Kaisberg und Ruhr geht es weiter durch das Viadukt und das Naturschutzgebiet. Manchmal quaken dort die Frösche - diesmal ist Ruhe.
Ich überquere die Ruhrbrücke und bin in Herdecke. Auf dem Fuß- und Radweg muß man bei schönem Wetter Slalom laufen, aber fehlender Sonnenschein und drohender Regen halten die Radler, Skater, Spaziergänger und Stockschwinger in den heimischen vier Wänden. Ich habe den Weg fast für mich allein. Ich unterquere wieder das Viadukt und komme kurze Zeit später ins Zillertal. Schürzenjäger sucht man hier wohl vergeblich, aber einen Miniaturgolfplatz gibt es. Die riesige Rhododendron dort ist mir vorher nie aufgefallen. Auf gewohnten Wegen geht es Richtung Wetter. Selbiges verschlechtert sich etwas; es fängt an zu nieseln. Die kleinen Tröpfchen stören jedoch nicht, sondern sind erfrischend.
Im Harkortsee grassiert aufgrund der warmen Witterung in letzter Zeit die Wasserpest. Der See sieht eher nach einer Wiese bei Hochwasser aus. Etwas später tauchen im Wasser die Gestelle mit den Kanupolo-Toren auf. Vor ein paar Tagen hat eine Spielerin des Vereins mit der Nationalmannschaft bei den World Games die Goldmedaille geholt. Ein Transparent am Vereinsheim mit aufgeklebter Goldmedaille gratuliert ihr. Ich gratuliere ihr im Geiste und laufe weiter. Vorbei am Bootsanleger, unter der Eisenbahnbrücke durch. Am Obergraben entlang nehme ich den Hinweg des Zusatzstückes unter die Füße. Weiter als bis zur Pizzeria, an der ich umkehren müsste, bin ich hier noch nie langgelaufen. Ich laufe aber diesmal ein paar Meter weiter, um zu sehen, wo der Weg hinführt. Und noch ein paar Meter. Und noch ein paar. Der Weg müsste ja wieder zur Ruhr runterführen, wenn ich den Stadtplan richtig in Erinnerung habe. Und irgendwie müsste man ja auch wieder über die Ruhr rüberkommen. Die Beine sind fit, ein Trinkfläschen noch gefüllt. Ich fühle mich gut, pfeife auf den Plan und beschließe weiterzulaufen. Der asphaltierte Weg führt nach links und tatsächlich wieder zur Ruhr. Links der Fluß, rechts Gewerbebetriebe. Nicht schön, aber interessant. Der Blick wandert. Ich laufe. Vor mir taucht eine Ruhrbrücke auf. Ich überquere sie und laufe auf der anderen Seite der Ruhr zurück.
Der Bahnstrecke auf der linken Seite folgen verlassene, ältere Fabrikgebäude.
Der Läufer, also ich, vor dem morbiden Charme einer graffitibesprühten Fabrikruine. Das erinnert mich an irgendeine Sportartikelwerbung aus der Laufzeitschrift und wirkt irgendwie surreal. Ich hätte jetzt auch gerne ein Foto.
Ein Stückchen weiter biege ich nach links und bin in den Ruhrauen. Gerade mal ein paar Meter weiter, aber eine ganz andere Umgebung.
Hier kenne ich wieder jeden Meter, da ich hier schon häufiger Tempoläufe gemacht habe. Ich laufe weiter zwischen den Maisfeldern durch und sehe über mir zwei Raubvögel kreisen. Ich erinnere mich an die Story von "Laufkollege" Toto, der im Wald von Raubvögeln attackiert wurde und ungefragt seine Laufmütze gegen Kratzer eintauschen musste. Mir wird etwas mulmig und ich versuche, die Burschen im Auge zu behalten, sehe sie dann aber wegen Bäumen nicht mehr. Ich laufe weiter, drehe mich aber alle paar Meter um, um bei einem drohenden Angriff von hinten reagieren zu können. Es passiert aber nichts und nach den Kleingärten zeigt ein Radwegweiser 1,6 Kilometer bis zum Wasserschloß an. Der Lauf neigt sich dem Ende zu, aber ich laufe nicht den normalen Weg, sondern teste noch eine Alternativstrecke, die mich über einen schmalen Waldweg führt. Nach einer Stunde und vierzig Minuten und ungefähr 16 Kilometern bin ich wieder am Auto. Zufrieden. Mit einem Hauch Runners High.
Einfach nur ein Trainingslauf? Vielleicht - aber einer, der mir aufgrund der vielen Eindrücke besonders in Erinnerung bleiben wird.

:hallo: Stefan


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NRW von A-Z (ein Laufprojekt quer durch's Alphabet)

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:hallo: Stefan,

ein toller Bericht :daumen: :daumen: Worauf Du so alles achtest, wenn Du durch die Gegend rennst. Sehr inspirierend :nick: Ich werde sofort meine Schuhe überstreifen, auch wenn sich der Himmel gerade mal wieder zu zieht.

Danke, genau das habe ich jetzt gebraucht. :D

Gruß
Gisela

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Hallo!

Löwen werden nicht angegriffen, das sind och die Könige..
Schöner Bericht, wie wir es von dir kennen!!
Laufen in Havixbeck

Die Seite rund ums Laufen in den Baumbergen

Der Pottkieker

Der Havixblog

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Huhu,

Dein Bericht ist ja schon gelungen - aber NOCH gelungener ist Dein aktueller Avatar ;-)
Du hast Dich seither ja kaum verändert! Die Jahre sind geradezu spurlos an Dir vorbeigegangen! :D
Bis bald mal beim nächsten Lauftreff :hallo:
Manu
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

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Schön! Richtig schön!!!

So wie Du Deinen Lauf genossen hast, konnte ich Deinen Bericht genießen :daumen: . Und den Läufer vor dem besprühten Fabrikgelände konnte ich mir auch ohne Foto wunderbar vorstellen! Mach öfters solche Läufe Stefan, und laß es uns wissen.

Hätt ich meinen Lauf heut nicht schon hinter mir, spätestens jetzt würd ich in die Laufschuhe hüpfen :nick:

Kathrin :hallo:
☼ ☼ ☼
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vernichte die Alternativen.
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