Als das passierte, war ich gerade zwölf, bekennender Elivs-Fan und habe mich erst mal auf Toilette verkrochen und überlegt, wie es jetzt wohl weitergehen wird. Muss ich die "40 greatest Hits of Elvis-Presley"-Kassette, erschienen bei RCA-Records, jetzt den Rest meines Lebens hören, oder ist Elvis so unsterblich, dass ich trotzdem weitere Hits von ihm hören kann? Meine Kassette mit seinen "40 greatest Hits of Elvis-Presley" hatte nämlich schon so einiges mitgemacht, hatte sich diverse Male im Telefunken-Kassettenrecorder verheddert und es gab Stellen, die waren nicht mehr so ganz sauber zu hören. An einigen Stellen musste das Band schon notdürftig mit Tesafilm geflickt werden. Ein Grund mehr, dieses Schätzchen der Musikgeschichte von nun an noch pfleglicher zu behandeln, war es doch ein Objekt, was zu Elvis Lebzeiten gekauft wurde. Alles, was jetzt auf den Markt kommt, ist nach seinem Tod erschienen. Und ich wollte ein Fan der ersten Stunde sein und nicht einer, der nach Elvis Tod auf den Trichter kam, dass Elvis eigentlich ein cooler Typ ist. Na ja, ein Fan der ersten Stunde war ich sicher nicht, aber wäre ich eher geboren worden, wäre ich es sicher gewesen. Dessen bin ich mir sicher.
Von nun an galt es, alles zu sammeln, was mir elvismäßig zwischen die Finger kam. Ich trat einem offiziellen Elvis-Fanclub bei, ließ meine widerspenstigen Haare sehr zum Leidwesen meiner Eltern, bzw. deren Konto, mit einer Dauerwelle behandeln, die schon damals schlappe 60.-DM gekostet hat, um halbwegs mit einer Elvis-Tolle aufzuwarten. Sah scheiße aus, aber ich fühlte mich dem King of Rock`n Roll damit umso mehr verbunden.
Meine Kassettensammlung wurde zur Plattensammlung und ich heimste sogar ein paar Singles aus den 50er Jahren ein, die sich irgendwie bei meinen vielen Onkels und Tanten in den Dachböden angesammelt hatten.
In Nürnberg gab ich mein gesamtes Taschengeld für Elvis-Devotionalien aus, befand sich doch dort der Laden des offiziellen Elvis-Fanclubs, dem ich beigetreten war. Jede Bravo wurde nach Elvis-Fotos, Starschnitten, Postern und Berichten abgesucht und notfalls zerschnitten, wenn nötig. Nicht, ohne vorher zu schauen, ob auf der anderen Seite Dr. Sommer gerade wieder über Selbstbefriedigung bei jungen Mädchen meines Alters berichtete. Etwas, was mich brennend interessierte.
Spielte ein Radiosender nicht oder sehr wenig Elvis, formulierte ich seitenlange Briefe, dass es Sender gibt, die sehr viel mehr Elvis spielten und man möge sich doch bitte an diesen Sendern orientieren. Schließlich ist er der "King of Rock`n Roll" und ohne ihn gäbe es die Rolling Stones und die Beatles nicht und damit auch die Bay-City-Rollers, Sweet und Queen nicht. Briefe, die ich übrigens nie abgeschickt hatte.
Mit den Jahren verwandelte sich mein Elvis-Outfit (oder das, was ich so nannte) zu einem Elvis-Edelfan-Outfit. Ich kaufte meine Jackets in 50er-Jahreläden, trug Schuhe, die vorne sehr spitz zuliefen, benutzte Pomade und hoffte, als ich mal meine Stimme wegen Krankheit kurzfristig verloren hatte, dass ich nach dieser kurzen Krankheit die Stimme Elvis in mir trug und sein Lebenswerk vollenden könnte. Leider wurde daraus nichts.
Als ich mich dann spätpupertierend auch langsam für Mädchen interessierte, die sich nicht in Bravos selbst befriedigten, nahm mein Interesse für Elvis so langsam ab. Ich hörte ihn, hörte aber aus echtem (oder auch unechtem) Interesse auch dass, was meine Altersgenossinnen auch so hörten. Und das war in den allerseltensten Fällen Elvis.
Die Jahre vergingen und meine Elvis-Devotionalien verschwanden erst im Keller und dann so nach und nach auf Flohmärkten und somit in anderen Haushalten.
Mein Musikgeschmack änderte sich langsam von normalem Disco-Pop (ja, auch Depeche Mode hörte ich
) zu Soul und Funk, bis ich letztendlich beim Jazz hängen geblieben bin, den ich auch heute noch am liebsten höre. In meinem Keller befinden sich noch ein paar Elvis-Scheiben und immer, wenn der 16.08. eines Jahres ist, muss ich gelegentlich mal an Elvis denken. Meine Tochter weiß dass und hat mir vor 4 Jahren einen Wackel-Elvis geschenkt, der noch heute mein CD-Regal ziert.
Und ab und zu ertappe ich mich dabei, dass ich bei "Hound Dog" oder "Jailhouse Rock" vorsichtig mit den Füßen mitwippe. Aber so, dass es keiner sieht.
und bald darauf kannte ich dann auch AC/DC und zum Glück lag die Gründung von Metallica nicht mehr in allzuferner Zukunft 
(Larry King)
...schon lange her). Jedenfalls wurde er schwer verletzt....das tat mir leid und ich musste ein wenig weinen.
