Ich will den Halbmarathon laufen, was angesichts des herrlichen Sommerwetters eine gute Idee zu sein scheint. Zusammen mit weiteren 1800 Läuferinnen und Läufer stellen wir uns auf und gleich geht es los. Da der Asphaltweg nicht sehr breit ist, dauert es etwas bis ich den Start passiere. Gemütlich setzt sich eine endlose Schlange in Bewegung. Zunächst liegt die Renn-Strecke auf meinem Standardlaufweg herum, was mich eher antreibt, allerdings kann man wegen der vielen Menschen zunächst nur Mitschwimmen.
Nach 2 bis 3 km zieht sich das Feld auseinander und ich finde meinen Rhythmus. Nach schlechter Erfahrung beim letzten HM mit netten Mitläufern die mich quasselnder Weise zu hohem Tempo im ersten Abschnitt animierten ignoriere ich mein läuferisches Umfeld und genieße den Sommermorgen, den letzten Dunst in der Aue und winke Herrn Graureiher, der in den angrenzenden Wiesen frühstückt, zu.
Am südlichen Wendepunkt werden wir zurück Richtung Innenstadt geleitet, unterqueren die Haupteinfallstraße und traben durch ein Gewerbegebiet. Ich habe mein Tempo gefunden und ein breites Grinsen fängt an sich im Gesicht festzusetzen. Wir laufen jetzt auf mein Wohnquartier zu. Frau, Kind und Nachbarschaft haben sich zu fröhlichem Gejohle aufgebaut. Der Kuß meiner Frau wird von den umstehenden Besuchern eines Fitnessstudios mit „Doping, Doping“-Rufen quittiert. Wie kommen die da drauf?
Nach einer kleinen Steigung rollen wir runter in die Innenstadt vorbei an den Buden des zur Zeit aktuellen Stadtfestes. Es prickelt, durch die Fußgängerzone zu schwitzen, wo man sonst einkaufen geht oder abends ein Weinchen schlurft. Schnell ist die Altstadt durchlaufen und vorbei am Schloß und dem Dom stürmen wir Richtung Frauenberg. Zum Glück ist der Berg auch für Männer freigegeben und wir können auf einem schönen Fußweg wieder zurück in die Fuldaaue traben. Ich habe weiter mein Tempo und fühl mich gut.
So ab km 12 muß ich mich immer wieder bremsen, da auf der jetzt wieder flachen Strecke die Füße gerne etwas schneller laufen würden. Bei km 14, am nördlichen Wendepunkt, kommt eine kleine Steigung im Wald die mir einen kleinen Hänger verursacht. Die nächsten 2 km laufe ich etwas verbissen, zum Glück entspanne ich mich aber ziemlich schnell wieder.
Kurz vor km 16 höre ich von hinten lautes Getrappel. Sind die Büffel aus dem nahen Tierpark ausgebrochen?
Kreuzt die Sonntags-Walking-Truppe vom Fitnessclub? 
Schnell kommt das Trommeln näher und da kommen sie: ein gutes Dutzend Lauf-Götter fliegen an uns vorbei, schweißglänzend, kraftvoll, dynamisch und so leicht. Die Götter tragen Shirts vom TSV Friedberg-Fauerbach und nehmen am Team-Halbmarathon-Wettbewerb teil. Sie sind 30 Minuten nach uns gestartet und fliegen Richtung Ziel. Mein Ausruf: „Sieht das geil aus“ wird von meinen aktuellen Mitläufern jedoch mit einem Stirnrunzeln beantwortet. 
Bei km 17 gelangen wir auf einen Fahrradweg entlang einer Hauptverkehrsstraße. Ich fühl mich Klasse und wie geplant versuche ich meinen neuen Göttern nachzueifern und gebe Gas. Schnell lasse ich die Stirnrunzler hinter mir und es geht zum Stadion. Ich kann das schnelle Tempo halten und so noch einige Läufer überholen. Am Eingang zum Stadion steht wieder mein Fanclub und den Applaus genießend geht es auf die Stadionrunde. Das Lächeln ist spätestens seit der Begegnung mit den Göttern wieder im Gesicht und so passiere ich dann auch die Ziellinie.
Die selbstgestoppte Zeit von 2:01:xx entspricht meinen aktuellen Möglichkeiten und ich bin sehr zufrieden, vor allem da es mir sehr gut geht und das Herzchen ganz geschmeidig arbeitet ohne zu meckern.
Trinken, Bananen futtern und barfuß Auslaufen auf dem Stadionrasen runden den Lauf ab. Nach 2:34 h kommt auch der erste Marathonläufer ins Ziel und ich dabbel mit meiner Liebsten gemütlich nach Hause.
Was bleibt? Klasse Wetter, klasse Strecke, gute Organisation, gelaufen wie geplant, das macht Lust auf mehr und bei regelmäßigerem Training sind dann auch noch ein paar Fortschritte drin.
Gruß Uwe
für das Grinsen im Gesicht 
Dann scheinst Du ja alles richtig gemacht zu haben! Schöner Bericht auch 
