Heute stand also mal wieder ein HM für mich an, und das in meiner eigenen putzigen französischen Kleinstadt. Da hab ich mich jetzt schon sehr darauf gefreut.
Ich bin heute morgen sehr zeitig aufgestanden (ok, nicht zu meinen gewöhnlichen mitten-in-der-Nacht-Zeiten, aber trotzdem), weil der HM in meinem Städtchen um zehn Uhr losgehen sollte und ich absolut null Ahnung hatte, wo ich a) meine Startnummer herkriegen würde und b) wo der Start war. Trotz HM-Plakaten überall war das irgendwie absolut unmöglich herauszufinden gewesen. :keineahnu
Schnell durfte ich dann die erfreuliche Erfahrung machen, wie klasse es ist, wenn ein Wettkampf in der eigenen Klein(!)stadt stattfindet – die Startnummernausgabe und der Start waren nämlich nicht mehr als 100 m von meiner Hasenhaustür entfernt.
Ja, da stand ich dann um 20 vor neun mit der Startnummer in den Hasenpfoten – ich mußte natürlich auch eeewig lange Schlange stehen, vor mir war ein ganzer (!) anderer Läufer gewesen - und fragte mich, hm, was mach ich jetzt ? Die Antwort hab ich schnell gefunden – geh ich halt nochmal heim. Da hab ich’s ja ganze zwei Minuten zu Fuß hin !
Um halb zehn bin ich dann also erneut von zuhause losgehoppelt – war das heute beim Münchnen-Marathon auch so einfach und familiär ? – um mich um 9.32 Uhr dann wieder am Startplatz wiederzufinden...... Die Sonne strahlte nur so vom blauen wolkenlosen Himmel runter, und richtig warm war es auch schon. Absolutes Traumwetter. Hach Charly, und wo bist du ?
Ich hab mir dann mal die Teilnehmerliste vom HM angeguckt und festgestellt, daß da doch tatsächlich ganze 90 Personen eingeschrieben waren....!!! Das sind ja wirklich fast New-York-City-Marathon-mäßige Dimensionen. Süß, oder ?
Dann kam um zehn also der Startschuß, ich stellte meine Uhr auf 0:00 und lief los. Ich war ganz im hinteren Feld und konnte nicht anders, diesmal hab ich mir echt Sorgen gemacht, daß ich als letzte ins Ziel kommen würde. In Frankreich laufen bei solchen Wettkämpfen nun einmal wesentlich weniger „Normalsterbliche“ und viel mehr Cracks, und dann waren es ja auch nur 90 Personen ! So war ich mir sicher, daß Hasi da ganz am Ende dabeisein würde, aber egal. Los ging die erste Runde durch mein Städtchen. Durch die Innenstadt, wieder raus, an meinem Haus vorbei und noch durch ein paar andere Sträßchen, und wieder am Startplatz vorbei..... ok, dachte ich mir, jetzt geht’s bestimmt aus der Stadt raus. Aber weit gefehlt – jetzt kam die zweite Runde durch die Innenstadt, zwar leicht abgeändert von der ersten, aber an meinem Haus kam ich doch wieder vorbei, und dann ging’s wieder durch die Start- bzw. Ziellinie durch...... langsam fand ich’s etwas nervig, was ist denn das für ein konfuses Rumgehoppel ? Nun war ich wirklich optimistisch, daß es jetzt aus der Stadt rausgehen würde, aaaaber – richtig – die dritte Runde stand an. Wieder leicht abgeändert, das muß ich zu ihrer Verteidigung sagen, aber trotzdem. Ich hab mich aber dann doch gefreut, denn diesmal ging es runter zu meiner Lieblingsstrecke unten am Flüßchen, wo es sooo idyllisch ist..... Ich lief an einer besonders schönen Stelle am Flüßchen vorbei, wo zwei Bänke so wunderbar idyllisch in der Sonne standen und die älteste Steinbrücke von Semur daneben, und ich dachte mir einen Augenblick, hach, das wäre jetzt auch nett, da so auf der Bank in der Sonne zu sitzen...... Aber nein, Hasi, du läufst gerade einen Halbmarathon, also laß jetzt die verträumten und romantischen Gedanken, bringt ja nix.
Dann ging es eine richtig steile Straße hoch, also richtig steil, ganz fies, aber ich kenne die, die führt nämlich (wieder einmal zu meiner Straße, und ich laufe die fast täglich hoch, ich hab da auch ein paar gehende Läufer überholt und mir gedacht, allez allez, wieso geht ihr, so steil ist das nunmal hier in unserer Stadt, das ist nix für Schattenparker ! Komisch, wieso stehen hier so viel mehr Zuschauer als woanders ? Wollen die Blut sehen und wie sich die Läufer quälen, damit sie auch was kriegen für ihr Geld ?
Nachdem ich dann zum drittenmal an meinem Hasenstall vorbeikam und mir schon überlegt hab, geh ich jetzt wieder hoch und leg mich ins Bett, zehn Kilometer hab ich ja schon fast ?, führte uns die Strecke noch einmal am Start- und Zielbereich vorbei (das Zuschauervolk will ja was zu sehen kriegen, gell), und dann endlich (!!) raus aus der Stadt, ich konnte es ja gar nicht glauben. Ich fühlte mich nicht wirklich gut, es lief etwas zäh – und eines schwöre ich euch, mein nächster HM wird wieder mal in Deutschland stattfinden, denn wenn ich eines sowatt von satt habe, ist es das ewige ALLEZ-ALLEZ-ALLEZ. Die Übersetzung von allez-allez, die Charly so passend nach unserem Dijon-Halbmarathon gefunden hat, stimmt nämlich wirklich : „Du schaust zwar total scheiße aus, aber lauf einfach weiter, vielleicht kommst ja sogar du ins Ziel, irgendwann“. Ich war irgendwann so genervt, daß ich fest vorhatte, dem nächsten, der mir ein mitleidiges allez-allez entgegenschmettern würde, einen Hasentritt zu verpassen !!
Dann lief ich am 10-km-Schild vorbei und schaute auf die Uhr, hey, 57 Minuten, das ist doch ok ? Wieso schauen die alle so mitleidig und schmettern mir ihr blödes „allez allez“ entgegen, ich bin doch gut dabei ?
Es ging dann weiter auf einer schönen Strecke um die Stadt herum, Richtung See und durch ein paar hübsche Käffer, die ich alle sehr gut kenne...... das lustige an diesem HM war, daß es keinen einzigen Meter gab, den ich vorher noch nicht gelaufen wäre, ich kannte jeden einzelnen Schritt schon richtig gut. So dachte ich auch an bestimmten Stellen an vorherige Läufe, die ich hier schon gemacht hatte, mit Charly und auch ohne........
Ich war inzwischen bei km 18 angelangt und bei einer Zeit von 1:45, ist doch ok, vor allem bei diesen Steigungen, die ich schon hinter mir hatte. Also los Hase, nochmal ein bißchen beschleunigt, das mit den sub-2-Stunden wird zwar nix mehr, aber das hatte ich ja heute auch echt nicht vor, aber da geht trotzdem noch watt.
Ich lief also so schnell ich eben noch konnte, dachte ein bißchen traurig daran, daß diesmal kein Charly im Ziel auf mich warten würde – und deswegen hat es diesmal wohl auch „nur“ zu einer Zeit von 2:03 gereicht.
Nee, ich find das voll ok, ich wollte ja heute eigentlich echt gemütlich laufen, und dafür ist das dann echt in Ordnung. Und irgendwann knack ich sie, die 2 Stunden im HM.
UND: DIE LETZTE WAR ICH AUCH NICHT – bei weitem nicht !!!! Das möchte ich jetzt doch noch einmal ganz entschieden betonen.
Ich weiß schon, daß morgen mal wieder so ein Tag sein wird, an dem ich meinen Streak verfluchen werde..... ... aber das ist ok, denn solche Tage sind echt die Ausnahme. Und dieser schöne HM war's wert.
Mein sonniger Halbmarathon in meinem Städtchen
1 Hase
I am vegan because I feel that other sentient beings are not mine to use.