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Ist ein 10er in über einer Stunde noch ein 10er?

Ist ein 10er in über einer Stunde noch ein 10er?

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Vor allem wenn er eigentlich 10,3km lang ist.
Die Frage kann man sich schon während des Laufens stellen, zumindest solange man sich auf den ersten KM befindet und es theoretisch noch nicht zu spät ist etwas am Ergebnis zu ändern.
Muss man aber nicht. Und zumindest ich beschränke mich auf maximal 3 Wörter pro Satz wenn ich so angestrengt dahinflitze.
Angesichts der Tatsache dass es jetzt gerade scharf links abgeht und der eben noch nett asphaltierte Weg zu einer schier undurchschreitbaren Matschwüste wird ist volle Konzentration sowieso angebracht.
‚Das waren wohl die angesagten 20% Asphalt!’ quetsche ich mühsam zwischen 5-6 heftigen Atemstößen hervor. Die ältliche Dame an meiner Seite quietscht kurz auf, ich bin irritiert das sie das zum einen für einen Witz hielt und das sie zum anderen den momentan einzig festen Untergrund für sich beansprucht und ziehe lieber an ihr vorbei.
Tessa reiht sich gewitzt hinter mir ein um heranpreschende Mitläufer nicht durch unser durch-den-Matsch-Gepflüge unnötig zu behindern. Zum Dank werden wir in leicht ranzigen Schweißwolken zurückgelassen.
Ein Blick auf die Uhr zeigt mir dass wir schon seit über 10 Minuten so angestrengt durch die Gegend hecheln. Und da weit und breit kein Kilometerschild zu sehen war sind wir entweder in sehr schlechter Form heute oder es stehen uns noch mindestens 50 Minuten ohne jegliche Kontrollmöglichkeit unserer berauschenden Geschwindigkeit bevor.
Bahh! Schrecklich!
Wollten wir nicht sowieso ganz locker laufen heute? Und mal gucken wie es so wird? Ich hab schon wieder den Moment verpasst in dem es anstrengend wurde.
Dabei fing es so nett an!

Die Sonne scheint, Martin verhält sich trotz ihm widerstrebender Streckenführung auf der Hinfahrt erstaunlich ruhig auf der Rückbank, der Parkplatz ist fast direkt vor der Tür, es gibt genügend Klos, ich habe Nummer 700, ist doch alles herrlich!
Nachdem wir ewig das riesige Sortiment der Sportmesse beglotzt und begrabbelt haben schlägt Tessa vor das wir nun mal Ernst machen sollten und es Zeit wird das wir unsere unverhüllten Leiber den kalten Winden aussetzen müssten.
Ich gucke Helga an. ‚Willst du dich auch warm...äh...gehen?’ Sie guckt irritiert zurück. ‚Was? Nee! Ich hol mir lieber noch einen Kaffee!’
Na gut, dann bückeln wir eben zu zweit über die grasbewachsene Außenbahn des Sportplatzes.
Ich hatte mir ja schon vorher gedacht dass es schlauer ist der Konkurrenz nicht so früh schon zu zeigen das wir zwar ernstzunehmend aussehen, es aber nicht sind. Die haben nämlich jetzt schon ein hämisches Gesicht aufgesetzt werden wir an ihnen vorbeizuckeln.
Am Ende der Bahn kommt uns eine Walkerin entgegen. ‚Guck ma, die walkt sich doch warm!’ zische ich Tessa zu. Da entdecken wir gleichzeitig ein elektrisches Gerät in ihrer Hand. Was das wohl sein mag? GPS? Für die 5,3 km? Ein Transistorradio?
‚Sah aus wie ein Diktiergerät!’ finde ich kopfkratzend. ‚Das brauch sie wohl zwischendurch für ihre Erlebnissberichte: Bin jetzt bei km2. Ich seh gut aus, da geht noch was!’
Tessa kneift die Augen zusammen, überlegt kurz, gackert dann los und kräht: ‚Das war bestimmt Achim Achilles! Der ist in Wirklichkeit ne Frau!’ Äußerst amüsiert von der Vorstellung des Achim Achilles als Powerwalkerin machen wir uns auf ins Startgetümmel.

Mittlerweile sehe ich am Horizont ein mickriges 2 km Schild auftauchen. Kurzer Blick auf die Uhr verrät: Ich habe allen Grund so rumzuschnaufen, wir sind irgendwo unter 6min/km unterwegs. Wie weit genau kann ich nun wirklich nicht noch ausrechnen. Aber weit!
Das ändert sich auch nach 3 km nicht, jeder Versuch das Tempo zu drosseln wird innerhalb von Sekunden zunichte gemacht. Irgendwie sind schon wieder alle schneller, das muss man ja mithalten!
Auf einmal sacke ich erst mit dem rechten, dann mit dem linken Fuß weg. Auch vor mir schwanken nun alle bei jedem Schritt gewaltig zu den Seiten. Statt Matsch gibt es jetzt allerfeinsten Sand als Untergrund. Knietief. Ungefähr.
Das ist wie am Strand nur ohne Wasser. Und bergauf geht es jetzt auch noch.
Mööönsch. Ist das anstrengend!
Tessa ist mittlerweile genauso am japsen wie ich, sieht aber immer noch total motiviert aus.
Als wir die leichte Anhöhe erreicht haben und der Boden zunächst wieder trittsicher und dann sogar asphaltiert ist findet sie sogar genügend Luft irgendetwas aufbauendes von ‚Jetzt muss es ja auch wieder bergab gehen, Wasserstelle bei km5, wir liegen gut in der Zeit!’ zu erzählen. Ich nicke stumm, grunze unzuversichtlich. Ist immer noch anstrengend! Egal was für Boden!
Und heiß! Sonne!
Da biegt der Weg auch schon in ein schattiges Waldstück ab. Just in dem Moment in dem ich mein Freude mit Tessa ob dieser Klimaverbesserung teilen will stolpere ich über eine monströse Baumwurzel. Nur um direkt auf der nächsten zu landen. Huch! Angriff der Killer-Baumwurzeln!
Aus dem Crosslauf wird schlagartig ein Hindernislauf. Ächz.
Kaum hat man sich daran gewöhnt wie hypnotisiert auf den Boden zu starren um ja keinen falschen Tritt zu wagen steigt dieser steil an. Ein riskanter Blick nach oben zeigt: Der Rehberg liegt vor uns! Waaaahhh! Und er sieht viel schlimmer aus als ich dachte. Mit zusammengebissenen Zähnen stampfe ich seinem Gipfel entgegen.
Oh Gott, ist das steil! Und hoch! Ich kann nicht mehr! Ich explodiere gleich!
Oben angekommen hat man tatsächlich eine Aussicht. Das kenne ich so gar nicht aus dem Norden! Aus akutem Luftmangel wedele ich mit den Armen in Richtung Aussicht um Tessa anzuzeigen das ich zumindest noch etwas von meiner Umgebung wahrnehme. Und schon geht es bergab. Aua. Aua. Aua. Die Baumwurzeln feiern noch ein Comeback, dazu ein Geschlängel um die Bäume rum das jeder Schikane auf einem Formel-1-Kurs Konkurrenz macht.
Nach gefühlten 1,5 Stunden erscheint ein Feuerwehrfahrzeug sowie menschliche Laute am Horizont. ‚Wasserssssstanddd!’ lalle ich in Tessas Richtung.
Der Becher Wasser verdampft in meinem Mund bevor auch nur ein Tropfen den Magen erreicht. Egal. Weiter jetzt! Es kann ja nur besser werden.
Denk ich noch und sehe den nächsten Berg auf uns zu kommen.
Mittlerweile kann mich auch das nicht mehr schocken, ich schnecke profimäßig mit Heinzelmännchenschritten die Steigung nach oben.
Die Highlights der folgenden Strecke sind definitiv 2 Metallbügel die unterkrochen oder umrundet werden wollen und 2-3 Steinkuhlen in denen es gilt nicht auszurutschen. Heissa! So ein Crosslauf der ist lustig, so ein Crosslauf, der ist... doof!
Ich habe überhaupt keinen Spaß, meine Lunge ist total beleidigt und will nicht mehr mitlaufen. Das der Feldweg in gleißende Mittagssonne getaucht ist und geschätzte 8 Kilometer lang geradeaus bis zum Horizont führt hilft auch nicht.
Tessa liegt vor mir locker in der Spur und juckelt extrem regelmäßig dahin. Zwischendurch versucht sie mich durch aufmunternde Kommentare am Aufgeben zu hindern. Trotzdem wird die Lücke zwischen uns immer größer während ich von Grasnarbe zu Grasnarbe hüpfe um den Spurrillen des Traktors der diesen ausschließlich für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegebenen Weg sonst befährt auszuweichen.

Mittlerweile wähne ich mich bei km9,irgendwas und versuche meinen unwilligen Geist zum Schweigen zu bringen oder anhand von Visualisierung eines Apfelschorlenwasserfalls im Ziel zur Mitarbeit zu zwingen.
Wir biegen um eine weitere Kurve und ich sehe das Schild: 9km. Ich kann ein entsetztes Aufheulen nicht unterdrücken, es könnte auch so ähnlich wie ‚Ach du Scheiße! So ne Kacke! Viel zu weit!’ geklungen haben. Dafür würde ich mich dann gerne bei Tessa entschuldigen.
Diese dreht sich jetzt nämlich noch mal um und schreit ich solle einfach nur hinter ihr herlaufen! Einfach nur!
Ich will gerade wieder aufheulen als ein weiterer der 20km Läufer an uns vorbei hetzt. Im Affenzahn.
‚Siehst du, du könntest auch hinter ihm herlaufen, was dir lieber ist!’ überlässt Tessa mir die Wahl. Na gut. Grummel. Ging bis jetzt ja auch.
Also schalte ich mein Hirn aus und laufe weiter. Kurz bevor ich spontan zusammenbreche steht ein Streckenposten an der Ecke. Ich will ihm zulächeln, schließlich ist man ja noch höflich. Kaum grimassiere ich in seine Richtung ruft er: ‚Nur noch 500 Meter!’ Was? Ist der denn bekloppt! Ich kann doch keine 500 Meter mehr laufen!
Und wo ist eigentlich Tessa?
Da hinten, eine verschwommene Gestalt hüpft meilenweit entfernt vor mir auf und ab. Ich will noch ein ‚Lauf nur! Ich komme dann nach!’ rufen, krächze aber nur ein ‚Ärrrghsss!’ heraus.
Hinter mir schnauft es gewaltig, ich spüre schon den feuchten Atem in meinem Nacken, donnernde Schritte kündigen den nächsten Überholer an. Da sehe ich ganz, ganz weit entfernt das Start-Tor. Von da aus sind es nur noch 300 Meter. Das kommt mir bekannt vor. Und komischerweise machbar. Also werde ich schneller und meine Beine verwandeln sich in eine wabernde Masse. Aber sie laufen noch. Und das Schnaufen hinter mir entfernt sich wieder.
Ich biege ab auf den Sportplatz, sehe das Ziel vor mir. Und röchel die letzten 100 Meter über den Rasen, so ein Mist, Martin mit Kamera, Grimasse!
Einen Zentimeter hinter der Ziellinie geben meine Beine auf. Tessa stützt mich, völlig zu Unrecht wird dies von dem Zeitnahme-Mensch als versuchter Überholversuch von mir gewertet. Im Zielkanal. Pfui.
Mein Magen will noch Bescheid sagen das auch er das nicht so lustig fand die letzte Stunde, da drückt Martin mir schon einen Becher Tee in die Hand. Foto!

So ein 10 er ist viel zu anstrengend. Grässlich. Und hinterher geht es einem viel zu schnell wieder gut. Aber bei so netter Begleitung und so gutem Kuchen hinterher erscheint es hinterher schon alles gar nicht mehr so schlimm.
Und auch eine Tombola, moderiert von einem ‚Vollidiot in der Analphase’ bei der wir nichts gewonnen haben konnte das Erlebnis genauso wenig trüben wie ein Rückfahrt die doppelt so lange dauerte wie die Hinfahrt.
Schön war’s. So ein 10,3km Lauf in über einer Stunde.

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Und ich habe schon gedacht ... :D .

Aber zum Glück habe ich den Bericht ja doch gelesen. Schön geschrieben und in der Tat: Bereits 5 Minuten nach Ende denkt man sich, warum bist du nicht schneller gelaufen?

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klasse bericht. er ist so rasant geschrieben, wie ein 10km-lauf in sub 45min.

Ex-Läufer auf Inline-Skates

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Mensch Ann-Kahrin,

was ein Lauf, was ein Bericht. :daumen:

Schön war es. Und in einem hast Du besonders recht, man ist hinterher so schnell wieder erholt, dass man denkt (nein nicht man, ich meinte ICH..also ich denke das), man hat höchstens die Hälfte gegeben, das ist zumindest bei mir der Punkt, wo ich die Zielzeit plötzlich doch kritisch hinterfrage :D ...aber hach...ihr seid schön gelaufen..so mit Tee vom Martin am Ende...schön :)

ganz liebe Grüße
mandy
mein Blog: AmandaJanus

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hihi, toller bericht! jetzt weiss ich, warum ICH niemals ein cross-rennen bestreiten werde!!!! :P
liebe grüsse von eva

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Klingt Klasse, Ahka!

Ich hab zwar keine Ahnung, wo im Norden so hohe Berge sind, aber ein 10er war es auf jeden Fall. Weiter so, damit noch viele solch schöne Berichte folgen können!

LG,
Babs

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Danke, dass du dir das WE um die Ohren schlägst, um uns so bezaubernd zu unterhalten :P , Apfelschorlenwasserfallvisualisiererin :daumen:
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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Hallo,

ich kann mich nur meinen Vorpostern anschließen, echt toller Bericht!
:meinung:

Zu deiner eigentlichen Frage im Titel ": Ist ein 10er in über einer Stunde noch ein 10er" kann ich nur sagen das ich diese Frage genauso unsinnig finde wie die Frage in einem anderen Thread "Ist ein Marathon in 5 Stunden noch ein Marathon ?". Es kommt doch gerade bei Anfängern oder Hobbyläufern nicht auf eine oder die Zeit an, sondern darauf etwas für sich und evtl. für den Körper zu tun. Klar das man wenn man dem Laufen dann so richtig verfallen ist, auch mal den Ergeiz hat schneller zu werden, aber selbst dann ist ein 10er über eine Stunde oder ein Marathon in 5 Stunden individuell immer noch eine sehr gute Leistung. :meinung:
Gruß Franky
10.Rheinhöhenlauf 18.-20.09.2015:dafuer:
26.07.08 5:23:32 Swissalpin Davos
05.09.09 5:02:29 Jungfrau-Marathon
05.12.09 4:21:30 Untertage Marathon Sondershausen
08.05.10 4:07:11 Rennsteig Marathon
07.11.10 3:59:40 LGA Indoor Marathon
15.05.11 3:50:08 Knastmarathon Darmstadt
09.10.11 3:49:00 Gardasee Marathon
11.12.11 4:05:00 Siebengebirgsmarathon
28.01.12 4:51:00 Ultramarathon Rodgau 50 km
12.05.12 8:21:43 Supermarathon Rennsteig 72,7 km

Sehr schöner Bericht!

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Da ich vor Ort ja nur Start und Ziel gesehen habe, kann ich mir nach diesem anschaulichen Bericht nun die Strecke in ihrer ganzen "Schönheit" vorstellen :zwinker2:
Viele Grüße,
Martina :hallo:

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25.2. Kiel: 10,5 km Walking - 1:24:43 Walking-Premiere :zwinker2:

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Hey! DER Bericht ist ja klasse! :hihi: *rumgrien* Dankeschön!

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Ein toller Bericht, habe ihn gerade meinem Mann vorgelesen, wir hatten viel Spaß dabei.
M -- 3:57:38 (10/05) -- 3:58:27 (04/06)
Berichte im Laufkurier

Ist ein 10er noch ein 10er -- Teil 2

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*same Lauf, same Teilnehmerinnen*

Manchmal kommt man zum Wettkampf wie die sprichwörtliche Jungfrau. In diesem Falle ich zur Teilnahme am Jesteburger 10er durch Ann-Kathrin, die mich freitags animierte, doch am Sonntag mit ihr mitzulaufen. Und mich gleich als Hasen engagiert. Huch? Ich als Hase – dabei hatte ich doch vor nicht allzu langer Zeit selber noch Dienste von Hasen in Anspruch genommen! Aber ich will es wagen – außerdem habe ich Bock (haha), an diesem schönen sonnigen Wochenende ein bisschen die Füße auszuschütteln. Mein Plan ist, Ahkah zu begleiten und, was auch kommen mochte, sie davon abzuhalten, a) aufzugeben, b) größere Gehpausen einzulegen, c) sich ins Gebüsch zu setzen und zu heulen. Möglicherweise auch alles drei. :zwinker5: Vielleicht kann ich bei der Gelegenheit selber an einer neuen PB feilen ...? Nächtelang studiere ich Hasenliteratur, um mich dieser Aufgabe zu wappnen – na ja, nicht wirklich. Denn nicht im mindesten habe ich Zweifel daran, dass Ann-Kathrin, Bezwingerin des Berlin-Marathons 2005, einen 10er-Wettkampf erfolgreich absolvieren würde! Go, Ahkah, go!

Die „Sportmesse“ des Volkslaufs besteht aus einem Stand des örtlichen Sporthändlers. Ann-Kathrin - Frau, die sie nun mal ist – kann nicht an sich halten und muss sofort ein Paar Laufschuhe anprobieren. Ich kaufe derweil einen Satz schweißaufsaugende Armbänder – die wollte ich doch immer schon haben. Hiermit schlage ich gleich zwei Fliegen mit einem Band –ein Souvenir aus dem schönen Jesteburg. Bliss.

Kurz vor dem Startschuss blickte ich in die Menge und stutzte – die kennst du doch? Und siehe da, der Lockenkopf von Martina (Olma4u) samt Freund Olav stehen am Rand, Digicam schon schussbereit. Groupies, unsere eigenen Groupies! Die anderen Mitläufer gucken ein wenig neidisch. Tja, ihr habt zwar klasse Einheitssportklamotten mit Flockprint von der LG Langenwald, vom TSV Tannenberg und wat noch alles – aber wir von der LG Hamburg haben Fans, die uns überall nachreisen. :D

Der Startschuss fällt und los geht’s. Jau, auch hier wieder: viel zu schnell zu Anfang und das sieht man unseren Gesichtern wohl auch an. Das würde auch erklären, warum der Wasserstand-Mensch bei KM 5 mir anstandslos zwei Becher Wasser reicht.(Hey, in einer Startgebühr von 4 Euro werden doch wohl auch zwei Becher drin sein, oder?)
Und vielleicht ist es auch der Grund, warum der junge Läufer, als wir gerade wegen Flüssigkeitsaufnahme ein paar Meterchen gingen, uns aufmunternd zuruft „Los Mädels, weiterlaufen!“ Sehen wir schon so aufgebend aus, sogar von hinten? „Wart mal, dich holen wir nachher noch ein, in der Endbeschleunigung!“ Wie um keine falschen Hoffnungen zu wecken, dreht er sich zu uns um und streckt uns seine Vorderseite entgegen. Keine Startnummer. „Bin außer Konkurrenz!“ Naja, hat er wohl eh nicht geglaubt. :frown: Kaum außer Hörweite, sind Ann-Kathrin und ich uns sicher, dass er entweder abgekürzt haben oder eben erst losgelaufen sein muss – wie sonst sollte er wohl noch so frisch (und schnell) aussehen. Pah. Übrigens holen wir ihn nicht mehr ein. Dafür holt uns irgendwann aber der erste Läufer der 20,3-Kilometer-Distanz ein, tze tze tze. Ann-Kathrin entscheidet sich aber, weiterhin mit mir zu laufen.

Das Streckenpersonal ist die ganze Strecke über extrem aufmunternd (Nur zu uns? Was meine These von unserem bemitleidenswerten Aussehen untermauern würde ...) – so macht ein Wettkampf Spaß.

In der Wegbiegung nach Kilometer 6 taucht wie aus dem Nichts eine Gruppe von ca. 15 Wanderinnen (Walkern? Ich meinte, aus dem Augenwinkel ein paar Stöcke zu erspähen) auf, die sich mitten im Wald rechts und links des schmalen Trampelpfads aufbaut – und uns frenetisch zujubelt! Sollten sie uns mit jemandem verwechseln??? Ich blicke mich vorsichtshalber um, keiner da. Oder sind die hier einfach so freundlich? Sie freuen sich scheinbar wirklich, uns zu sehen, wir wir mit recht rotem Kopf durch sie hindurchlaufen. Ich freue mich auch – denn es ist ein bisschen wie eine Erscheinung ... wenn man gar nicht damit rechnet ... KLONG! Höre mich selber rufen „Sind Sie hier die Fankurve?“, was die Damen noch mehr erfreut. Nette Landbevölkerung, muss schon sagen. :winken:

Trotz der Hügel - es gibt soo viele Hügel dort! – habe ich meinen Spaß. Die Schrecksekunde ist bereits vergessen, als sich der Hügel, an dem ich Ann-Kathrin seinerzeit noch aufmunternd zurief, dass müsse jetzt bestimmt der angekündigte Rehberg sein, oben als –waaahh!—als Süldsberg rausstellte: Wir wissen, was das bedeutet. Also, zumindest ich weiß, was das bedeutet. Das heißt, dass der wahre Rehberg noch vor uns liegt. Und so verschweige ich es lieber und weise mein Protegé nicht darauf hin. Denn wie lautet die erste Regel als Hase: Immer aufmunternd und positiv bleiben! Mitziehen! :daumen:

Es läuft gut – mal abgesehen vom Untergrund, den man als Großstädter nun mal einfach nicht gewohnt ist. Die Landmenschen vor und hinter uns scheinen weniger Probleme mit den wechselnden Bodenbelägen zu haben. Hmmm. (Notiz für später: zuhause mehr Crossläufe machen). Jegliche Ambitionen auf eine neue PB hatte ich schon bei der ersten Sand-/Wurzelwüste bei KM 2 aufgegeben, und so erfreue ich mich daran, meine tapfere Mitläuferin mit wohlgemeinten Ratschlägen zu versorgen. Zum Glück laufen wir versetzt und ich kann ihre wahrscheinlich genervt rollenden Augen nicht sehen. Über Belanglosigkeiten (Laufschuhe!) versuche ich sie in ein Gespräch zu verwickeln, nur um sie davon abzulenken, dass es noch anderthalb Kilometer sind.
Und siehe da, sogar ein Endspurt ist noch drin – na bitte, geht doch.

Im Ziel (yes!) nach 1:05:XX wartet schon unsere Fangruppe. Dort können wir feststellen, dass auf dem Land die alte Rollenverteilung zwischen Mann und Frau noch funktioniert: Ajax-Putzmittel und Palmolive-gegen-Spülhände für die Läuferinnen, Multivitamintabletten für die Männer. Martin ist in seinem (Macho-)Element. :zwinker5:

Stunden später (geduscht, getränkt und im Falle von Martin mit einem Pokal versehen) stehen wir immer noch staunend auf dem netten Sportplatz von Jesteburg. Nur der Ruf eines berühmten Cafes in der Stadt kann uns von der Tombola loseisen.
Auf dem Rückweg schauen wir uns noch das Industriegebiet von Harburg an (und dass, obwohl Hamburgs berühmteste Verläuferin gar nicht im Auto sitzt).

Schön war’s.



Womit die Frage, ob denn ein 10er noch ein 10er ist, wenn er über eine Stunde dauert, noch immer nicht geklärt ist.



Tessa
„Ihr kommt doch klar, so wie ihr ausseht, oder? Den Besenwagen muss ich euch nämlich abziehen. Der wird weiter vorn bei den wirklich Fußlahmen gebraucht.“ - Syltlauf 2008

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Als ich den Titel des Threads gelesen habe, habe ich einen Schreck bekommen, nach dem Motto noch eine Diskussion, die die Welt nicht braucht, war es dann aber nicht. Danke dafür, und danke für die schönen Berichte gut gelaufen und gut geschrieben. :daumen:


Jürgen
Computer says NO!

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Tess hat geschrieben:Die Schrecksekunde ist bereits vergessen, als sich der Hügel, an dem ich Ann-Kathrin seinerzeit noch aufmunternd zurief, dass müsse jetzt bestimmt der angekündigte Rehberg sein, oben als –waaahh!—als Süldsberg rausstellte: Wir wissen, was das bedeutet. Also, zumindest ich weiß, was das bedeutet. Das heißt, dass der wahre Rehberg noch vor uns liegt. Und so verschweige ich es lieber und weise mein Protegé nicht darauf hin.
:haarerauf Du wusstest das es einen zweiten Berg gibt?

Aber super Hase, das! :D

Vielen Dank an die anderen!

Und Babsbarbara: Naja, Berg. :peinlich: Böse Zungen mögen es als Hügel bezeichnen. Ist eben alles relativ und liegt am Auge des Betrachters (Hochläufers). :wink:

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ahkah hat geschrieben::haarerauf Du wusstest das es einen zweiten Berg gibt?

Nicht vorher!! Nur oben am ersten Berg stand halt so ein Schild .. "Süldsberg" .. :zwinker2:
Und da war es dann ja auch schon zu spät :teufel:
„Ihr kommt doch klar, so wie ihr ausseht, oder? Den Besenwagen muss ich euch nämlich abziehen. Der wird weiter vorn bei den wirklich Fußlahmen gebraucht.“ - Syltlauf 2008

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thanxx für den kurzweiligen bericht ihr zwei. you made my mittagspause :D


fidi

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Elling hat geschrieben:Als ich den Titel des Threads gelesen habe, habe ich einen Schreck bekommen, nach dem Motto noch eine Diskussion, die die Welt nicht braucht, war es dann aber nicht.
Für mich, neben dem Nicknamen der Threaderstellerin, überhaupt DER Grund hier reinzuschauen! :zwinker2:

Tessa und Ann-Kathrin, liest sich als hättet Ihr Spaß gehabt! ... und es macht genauso viel Spaß, daran teilzuhaben! :daumen:
Steif
---------------------------------------
Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Ich fand ja bei Martins bericht kam die tolle Stimmung schon fein rüber, aber bei Euch musst ich ja noch mehr Grinsen. Offenbar gut gemacht.
Tess hat geschrieben:Womit die Frage, ob denn ein 10er noch ein 10er ist, wenn er über eine Stunde dauert, noch immer nicht geklärt ist.
Da bleibt als antwort nur eine Möglichkeit: Noch mal testen und ausführlich dokumentieren. Wir werten dann. :P

Grüße Uwe :hallo:

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Sehr schöne Laufberichte aus einer sympathischen (= nicht Lichtjahre von mir entfernten) Leistungsklasse.

Vielen Dank dafür!

Gruß,
Guido

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Einfach köstlich!

Danke Ann-Kathrin und danke auch dir Tess; habe mich selten so bei Laufberichten amüsiert und jeden "Monsterbaumwurzel-Angriff" miterlebt :daumen: .

Passt mal schön auf, dass "Der Spiegel" nichts mitbekommt, sonst wird Achim A. arbeitslos.
Laufen, weil es Spaß macht.
---
"The swim in an ironman is a contactsport" (NBC)

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ahkah hat geschrieben:Schön war’s.
Der Bericht auch. Danke.
ahkah hat geschrieben:So ein 10,3km Lauf in über einer Stunde.
Nobody is perfect. :zwinker4:

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Das war ja mal ein klasse Bericht und gleich im Doppelpack
Danke Tess und ahkah das war ein netter Feierabendeinstieg. :daumen:

Gruß
Andrea
Die Hummel hat 0,7 cm² Flügelfläche bei 1,2 g Gewicht. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen. Die Hummel weiß das aber nicht und fliegt trotzdem

25
:klatsch: :confused: :hihi: :hihi: :hallo: :daumen: :zwinker2: Scheisse.......ich schrei mich wech :D

super Bericht von Euch beiden!!!!!!!!Dran bleiben :daumen: :winken: :hallo: Thomas

26
[quote="Tess"]
Kurz vor dem Startschuss blickte ich in die Menge und stutzte &#8211]

Jetzt ist es raus - ich bin als Hardcore-Fan geoutet :peinlich:

Wir haben nur vergessen, uns Autogramme geben zu lassen :zwinker2:

Viele Grüße,
Martina

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ahkah hat geschrieben:Mittlerweile kann mich auch das nicht mehr schocken, ich schnecke profimäßig mit Heinzelmännchenschritten die Steigung nach oben.

HiAnn-Kahrin!



Klasse Bericht und prima Durchgebissen. :daumen:

Professionelles schnecken! Ich sehe du bist eine echte Expertin. Wenn ich mich mal wieder total überrissen habe und beginne zu 'schnecken', mich Mitläufer und Zuschauer bedauernd anstarren, dann bin ich hinterher froh, dass mich keiner per Gnadenschuss von meinen Leiden erlöst hat. :D

Glückwunsch auch zu dem Hasen. Vielleicht darf ich mir den mal borgen, falls mal ein Berglauf ansteht.



Gruß Reiner

Danke ahkah!

28
Dein Bericht brachte mich mehrfach zum :hihi:
Er war :daumen: geschrieben und ist prompt in meinem Archiv gelandet.
Und :respekt: für Dein Durchhaltevermögen.

Auch Dir, Tess, danke für Deinen Kurzweiler. :daumen:
Was ich jetzt noch gerne wüsste:
Haben Hasen bei Volksläufen eigentlich einen Hasenfuß? :wink:
langsam läuft am längsten

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Vize68 hat geschrieben:Glückwunsch auch zu dem Hasen. Vielleicht darf ich mir den mal borgen, falls mal ein Berglauf ansteht.
:nono: So schnell gebe ich diesen Hasen nicht für Bergläufe her. Allerdings... gegen entsprechende Entlohnung ließe sich da was machen. :zwinker2:

Anne! Naja, zumindest hinterher hast du ne Menge verpasst. :nick:
Und vielleicht wären wir mit dir als professionelle Verläuferin im Auto tatsächlich früher nach Hause gekommen. Wer weiß.

Alle anderen: Vielen Dank für die Blumen. Hatte die Schinderei ja doch ein Gutes. :)

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Martinwalkt hat geschrieben:urteile selbst :D :hihi:
Uuuui, das ist der Beweis! Ich habe eine Flugphase! :P



Vielen Dank an alle *verbeug* :nick:

Tessa

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Tess, danke für den Hinweis auf euren Schrätt...
Hätte mich schwer geärgert, hätte ich eure herrlichen Laufberichte verpasst :D

Dickstes Lob von einer ehemaligen Landbewohnerin :zwinker2: (ich bin ganz in der Nähe aufgewachsen)...
2.04.06 Wandstetaler Runde: Der erste HM: 2:18:29
23.04.06: Conenergy Marathon Hamburg - der 'erste'..5:12

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ahkah hat geschrieben:Anne! ... mit dir als professionelle Verläuferin ...

:peinlich: Oh ... war ich also doch gemeint. :peinlich:

Hab mich aber schon lange nicht mehr verlaufen. Wie auch, wenn ich nicht lauf. :frown: Aber das gehört hier ja gar nicht her.

Anne
Musik hören ist Lesen im Kochbuch. Selber Musizieren ist Genießen, ist „Auf der Zunge-Zergehen-Lassen“. (Hermann Lahm)

:in tuepfels küche :tuepfel in Bewegung :tuepfel im bilde
Gesperrt

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