Deutsch-Französischer Straßenlauf
1Ort: Saarbrücken
Datum: 19.03.2006
Teilnehmer: ca 700
Strecke: HM
Eigentlich ist es gar kein Straßenlauf. Die Strecke verläuft komplett den Leinpfad an der Saar entlang. Die Streckenführung ist einfach, von Saarbrücken geht es saaraufwärts Richtung Frankreich. Nach etwa 5 km wird die Grenze überschritten, irgendwo ein Wendepunkt und dann auf der gleichen Strecke zurück. Deutsch-Französisch stimmt also, nicht nur wegen der Strecke, sondern auch wegen der Teilnahme vieler französischer Läufer.
Die Strecke ist flach, aber windanfällig. Davon gab es heute aber nur ein paar kleine Böen.
Die Wetterfrösche hatten übereinstimmend Sonnenschein und Temperaturen > 10°C gemeldet, also entschied ich mich für das optimistische “Race-Setup“, bestehend aus DS-Trainer, Shorts, kurzärmeligem Shirt und Sonnenbrille. YEAH, es ist Frühling!
Ich lief mich etwa 15 Min. warm, machte ein paar lustlose Steigerungen und stellte fest, dass sich das irgendwie schwerfällig anfühlte. Eigentlich hatte ich gar keine Lust mehr zu laufen oder wettzukämpfen. Aber wenn ich schon mal da war ...
Ich stellte mich sehr weit vorne auf, eigentlich viel weiter als meiner Leistung nach gerechtfertigt wäre. Aber ich kenne den Lauf. Es ist einer der ersten Läufe des Jahres und sehr viele Läufer können sich anscheinend nach dem Winter nicht richtig einschätzen und stellen sich zu weit vorne auf. Als neben mir jemand seinem Laufkumpel empfahl, schön im 6er-Schnitt zu laufen, waren meine Restskrupel gänzlich beseitigt. Der Startschuss fiel, ich brauchte 13 Sek. bis zur Startlinie und es ging los. Einige überholten mich, ich überholte andere, das übliche Gedränge halt, bis das Feld sich sortiert hat.
Den ersten km lief ich in 4:23, das war eigentlich viel zu schnell. Aber ich habe anfangs einen unwiderstehlichen Drang nach vorne, ich muss raus aus dem Gedränge! Das war also ok, aber ich beschloss, ab jetzt langsamer zu laufen - geplant hatte ich eigentlich ein Tempo von 4:40 bis maximal 4:45 / km. Die nächsten beiden km lief ich in 4:25 und 4:26, das war nicht wirklich langsamer. Also noch ein bisschen rausnehmen, 4:34. Jetzt hatte ich mein Tempo gefunden. 4:30-4:35 war zwar ordentlich anstrengend, aber es fühlte sich wie das Tempo an, das ich bis zum Schluss halten könnte, auch wenn das deutlich schneller war als geplant.
Die nächsten km lief ich fast wie ein Uhrwerk: 4:30 plusminus 1 Sekunde! Alles bestens - bis auf einen Widerling, der leider genau mein Tempo lief und alle 10 Sekunden in die Gegend rotzte oder zur Abwechslung seinen Nasenschleim versprühte. Mehrere km kam ich nicht weg von dem Kerl. Ich wünschte ihm Krämpfe und Dehydrierung, aber nichts geschah. Aber irgendwann wurde es dann doch ruhig hinter mir und der Rotzer war weg.
Den Wendepunkt erreichte ich nach 47:34 Minuten. Jetzt einfach “nur“ das Tempo halten und ich könnte mich über eine schöne Zeit von 1:35-1:36h freuen. Wieder folgten einige km, in denen ich fast sekundengenau lief. Einmal hatte ich mit ein paar Windböen zu kämpfen und hatte das Gefühl, deutlich langsamer zu werden, tatsächlich war es nur eine Sekunde! So macht das Spaß! Bei km 14 musste ich an Bruce denken: “Ein Halbmarathon wird doch etwas länglich.“ An dem Punkt war ich jetzt.
Abgelenkt wurde ich durch den Rotzer, der wieder aufgeholt hatte und mich überholte. Wahrscheinlich hatte ich sowieso nie mehr als 10m zwischen ihn und mich gebracht. “Deine Rotzerei ist echt widerlich!“, schleuderte ich ihm mit meiner ganzen Verachtung an den Kopf und lief vorbei. Er antwortete irgendwas, ich verstand ihn nicht, es interessierte mich auch nicht, ich wollte nur weg. Das dauerte aber wieder 2-3 km und mehrere Überholmanöver, bis ich ihn dann endgültig abgehängt hatte.
Die letzten paar km hatte ich dann wieder meine Ruhe. KM 19 in 4:24 Min., auf den beiden letzten km wollte ich dann eine kleine Endbeschleunigung hinlegen. Mit 4:27 erwies sich km 20 aber als Rohrkrepierer. Immerhin schaffte ich den letzten km noch in 4:18.
Im Ziel war ich dann nach 1:35:12h (brutto). Die 13 Sekunden ärgern mich ein ganz kleines bisschen, das ist die Brutto- / Nettodifferenz, aber Nettozeitmessung gibt es nicht. Und nur ein winziges Sekündchen / km schneller und ich hätte meine 2 Jahre alte Bestzeit erreicht...
Aber ich bin sicher, nichts verschenkt zu haben. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, zu langsam zu laufen. Eher hatte ich irgendwo einen Einbruch erwartet. Die beiden Hälften waren fast identisch, die zweite 8 Sekunden schneller. Mehr ging nicht.
Erfreulich ist, dass ich meinen zweitbesten HM gelaufen bin, deutlich besser als erwartet. Und wenn ich mich gewichtsmäßig noch ein bisschen nach unten optimiere, kann das noch ein gutes Laufjahr werden! ;-)
Fazit: sehr guter Lauf bei perfektem Laufwetter.
(Daran konnte auch die eklige rotzende widerliche Mistsau nichts ändern.)
Ist ein bisschen länglich geworden, aber ihr wisst ja: es muss ja niemand lesen.
Es freut mich aber, wenn es trotzdem jemand getan hat.
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)