In zwei Wochen findet der Kirschblütenlauf in (Herrenberg-)Kayh statt. Veranstalter dieses Laufs sind die Kayher Triathleten (siehe www.tria-kayh.de ). Die haben sich vor einigen Jahren etwas Besonderes einfallen lassen, nämlich zwei "Schnupperläufe" oder "Streckentestläufe" vor jedem Volkslauf. Zum ersten davon habe ich mich heute pünktlich nach 70 km Autobahnfahrt durch apriliges Grau und Schwarz eingefunden. Außer mir war aber niemand da. Somit kehrte ich wieder um und fuhr heim.
Ach nee, das wäre zu einfach gewesen, ich wartete also, zog mich um, und siehe da, hier und da verirrten sich einige Herr- und Damenschaften auf dem Parkplatz, die nach Läuferleins aussahen. Letztlich kam es wie es kommen mußte und wie es mir auch schon vorher klar war: Bei diesem Sauwetter würden nur einige heimische Cracks an den Start gehen. Die waren überwiegend auch richtig stramme Burschen, halt Trias, nicht so schmächtige NurLäufer.
Ich fragte vorsichtig rum wo hier die Langsamen seien, aber man schien meine Frage nicht so ganz zu verstehen. Schließlich meinte einer, er laufe heute ja langsam, so 1.10 - 1.15. "Ach, das ist langsam?" fragte ich mit Blick auf meine vor 2 Jahren erzielte Zeit von 1.16.xx . Er könne auch noch langsamer, meinte er, ebenso wie einige andere, die seien schon mal vorausgelaufen.
Nun gut, wir starteten. Wirklich sehr langsam, die Cracks liefen sich offensichtlicher erstmal warm. Eigentlich eine gute Idee, auch für meine Achillessehne. Sollte ich öfter machen. Der Regen hatte rechtzeitig zum Start aufgehört, ich hatte gerade noch mein Käppchen zurück ins Auto gelegt, aber meine Jacke hatte ich anbehalten und schwitzte darin schon nach 300 Metern. Muß trotzdem gehen, ist ja nur ein Testlauf. Was teste ich eigentlich, die Strecke (kenne ich eigentlich schon) oder meine Form (weiß ich eigentlich auch schon, daß die nicht die beste ist, könnte aber auch noch schlimmer sein
). Egal, Hauptsache mal etwas Abwechslung im Trainingsalltag. Die 14,2 km lange Strecke weist ca 250 Höhenmeter auf, von denen ungefähr die Hälfte auf den zweiten Kilometer entfallen. Als wir uns diesem Anstieg näherten, hatten wir das Tempo schon leicht angezogen. Der Berg fiel mir zunächst leicht. Schau an, doch nicht so steil wie ich ich in Erinnerung hatte, fein. Blöd war nur: als ich meinte, schon fast oben zu sein, kam der steilste Teil noch. Am allersteilsten Stück machte Laufen für mich wenig Sinn (sorry, Uschi) und ich GING tatsächlich ein paar Schritte (jaja ich schäme mich doch schon 
). Dann, boah ey
, voll die Matschstrecke runter. Gut daß ich niemals den Vorsatz gefaßt hatte, aus dem heutigen Lauf SAUBER herauszukommen. Ca. bis km 6 lief ich locker meinen Stiefel runter, dann begann dieser weiche aber sehr langgezogene Anstieg, der mir irgendwie schwerfiel. Ein Mädel, das ich kurz vorher überholt hatte, zog nun tänzelnd wieder an mir vorbei, und auch die dadurch verbesserte Aussicht 
war nicht von langer Dauer 
Als wir den Hauptteil hinter uns hatten, meinte mein Nebenmann mit Blick auf den Federn gelassen habenden Wald ringsum, daß Lothar hier wohl ganz schön zugeschlagen habe. Für diejenigen, die damals von Lothar verschont blieben, sei gesagt, daß er den Sturm/Orkan im Jahr 1999 meinte, nicht unseren früheren Ministerpräsidenten, Herrn Späth. Ich war erstaunt, daß ich noch einen vollständigen Satz zur Antwort geben konnte - also war ich wohl doch nicht ganz am Limit, sondern nur wieder mal etwas "leistungsunwillig" 
Nun noch etwas bergauf und bergab im Wechsel, aber mehr bergauf...und der Boden wurde immer tiefer, der Spaß ließ immer mehr nach...
endlich endlich die Straße runter, und nein, ich raste sie nicht wie geisteskrank hinab, sondern eher betulich, und mein Rücken freute sich über soviel Vernunft. Auch den schmalen Pfad, der sich anschloß, bewältigte ich gemessenen Schrittes, da der glitschige Untergrund geradezu zum Stürzen verführte. Naja, und dann war das Ziel plötzlich ganz nah, und nein, kein Endspurt, ich ließ es austrudeln. Zeit 1.16.xx wie vor 2 Jahren. Die Frage, ob es realistisch ist, dieses Jahr unter 1.10 zu laufen, konnte mir dieser Lauf nicht beantworten. Ich sach mal, es müßte schon alles passen, und das ist bei meiner derzeitigen "Glückssträhne" (Ironie off) sehr unwahrscheinlich.
Rückblickend war es dann doch wieder ein schöner und sehr gelungener Trainingslauf. Ich plauderte noch ein wenig mit den Jungs und Mädels am Ziel. Und in 2 Wochen laufe ich hier wieder ein, aber mein Respekt vor der Strecke ist eher gestiegen. Falls es Kirschblüten gab: Mir sind sie nicht aufgefallen
Jedenfalls, Streckentestlauf, gute Sache! 
Auf der Heimfahrt kam trotz andauernder himmlischer Grautöne so etwas wie sommerliche Unbeschwertheit auf, das Gefühl von Wegfahren, sich bewegen, Leute treffen... Ich freue mich auf die Tage, wenn das Herz wieder leichter und der Blick weiter wird. Freilich hängt das nicht ausschließlich von Jahreszeit und Wetter ab, das weiß ich wohl.
Jürgen
