Eigentlich ist es überhaupt nicht logisch, dass ich um Haaresbreite eine neue Bestzeit gelaufen bin, aber es ist halt so. Ich wehr mich nicht dagegen.
Aber vielleicht sollt ich mal von Vorne beginnen?
Schönes herrliches Frühlingswetter mit 19°, optimales Klima für mein Jamaica-Outfit.
Ich fuhr zum Halbmarathon nach Ebershausen, eine kleine nette Veranstaltung von einem Dorfsportverein. Gerade mal 89 Leute gingen auf die HM-Strecke. Zuschauer waren natürlich auch Mangelware, aber es herrscht eine superfreundliche Atmosphäre.
Das war mittlerweile schon mein 20. Halbmarathon, hurra Jubiläum.
Mal gucken, was ich heute so laufen werde, ich nahm mir nix besonderes vor, ich wollte nur einen flotten HM laufen. Die Sonne ist verschwunden, statt dessen kamen immer mehr Wolken.
Ich hab mir von meinem Hasen den Forerunner ausgeliehen und hab den Trainingsassisten auf 1:40, dann aber auf 1:42 eingestellt, dann hätte ich in etwa meine zweitbeste Zeit.
Bald stellte man sich zum Start auf und jetzt hat es sich schon richtig gelohnt, dass ich mich mit Sonnencreme eingeschmiert hab, denn so perlt der Regen besser von der Haut. Pünktlich zum Start fing es richtig schön zu regnen an. Hat vielleicht der Mann mit der Startpistole ein Loch in den Himmel geschossen?
Und das üppige Feld setzte sich schon in Bewegung. Bis zur Startlinie vergingen 3 Sekunden, weil ich eher hinten gestartet bin, eigentlich nicht weiter schlimm, die paar Sekunden.
Bald schon hatte ich ein angenehmes Tempo, war aber trotzdem im hinteren Drittel. Ich wusste schon, dass hier die Leistungsdichte ziemlich hoch ist und viele schnelle Läufer da sind, aber weiter vorne wollte ich schon sein. Ich war aber im Plan, die Uhr sagte, dass ich vor meiner Zeit bin und nach und nach überholte ich dann auch einige der Schnellstarter.
Auf dem ersten Viertel gehts immer ein wenig nach oben, zwar nicht viel, aber stetig, hin und wieder galt es auch einen kleinen Hügel zu überqueren, aber alles nicht weiter schlimm.
Den Regen hab ich ignoriert, kannst ja eh nix machen.
Nach 5 km kam eine Wende, die Strecke wurde zurück gelaufen. Nun hatte ich zu dem Regen auch noch Gegenwind, aber ein Läufer überholte mich, an diesen hab ich mich hingehängt. Er nahm mir einen Teil des Windes ab. Aber nach 2 weiteren km wurde er mir zu langsam und ich überholte ihn. Nun gings den ganzen Weg wieder stetig und leicht bergab und der Forerunner sagte mir, dass ich so gut eineinhalb Minuten gut gemacht hab. Wenn ich so weiter laufe, könnte ich ja evtl. unter 1:40 bleiben?! Aber es galt ja noch eine zweite Runde zu laufen, also ruhig in dem Tempo weiter laufen.
Bald war die Hälfte der Strecke geschafft, man lief wieder in den Startbereich und machte sich auf den Weg auf die zweite Runde.
Nun war aber wieder das Teilstück, bei dem es wieder leicht hoch ging, aber ich dachte mir, diese 5 km, da musst du richtig dran bleiben, zurück wirds leichter, also immer schön die Uhr beobachtet und das Tempo gehalten. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und die Sonne kam raus. Es wurde zwar leicht dampfig, aber das war nicht weiter schlimm. Ich überholte jetzt noch den einen oder anderen Läufer, die sich zwar gegen das Überholen wehrten, aber dann doch hinter mir bleiben mussten.
Die ersten Läufer kamen mir entgegen und ich zählte die Leute, die vor mir waren, es waren 46.
Nach 15,5 km kam ich wieder am Wendepunkt an und machte mich jetzt auf das letzte Viertel.
Ich zählte dann auch die Läufer, die hinter mir kamen, das waren 42, also war ich ziemlich in der Mitte.
Meine Zielzeit hat sich auch geändert, ich machte immer mehr Zeit gut und revidierte auch die 1:40, ich würde es vielleicht auch unter 1:39 schaffen, also hielt ich mich ran und überholte noch zwei Laufkollegen. Immer wieder sah ich jetzt auf die Uhr und schraubte immer mehr an meiner Endzeit, ich war demnach schon gut 3 Minuten unter meiner eingestellten Zeit von 1:42, aber da geht doch noch was?
Ich kam am 18 km Schild vorbei und jetzt hab ich auch das Letzte aus mir raus geholt, die 3 km lief ich auf der letzten Rille und wollte noch mehr Zeit aufholen. Es kam bald das 20 km- Schild, ich war jetzt echt fertig, aber ich dachte mir, in 5 Minuten hast du es überstanden, was sind schon 5 MInuten? Nicht viel, also bloß nicht schlapp machen auf dem letzten Kilometer. Ich hielt mein Tempo und hörte jetzt auch schon den Sprecher im Ziel, 2 kurze Kurven noch und mit entgleisten Gesichtszügen über die Ziellinie.
Ich überprüfte gleich meine Zielzeit und stellte fest, dass ich in 1:37:40 ins Ziel kam. Ich war völlig baff und happy, dass ich so eine Zeit hingelegt hab.
Total fertig und abgekämpft stützte ich mich an einem Häuschen ab und brauchte eine Weile, bis ich wieder Bewegungsfähig war.
Ich wartete dort im Sportheim noch die Ergebnislisten ab, wo meine Zeit bestätigt wurde und fuhr nach Hause.
Zuhause hab ich fest gestellt, dass meine Bestzeit nur 2 Sekunden schneller ist. Da fielen mir dann die 3 Sekunden vom Start ein, die ich vor der Startlinie war. Das ärgert mich jetzt aber überhaupt nicht, denn ich weiß ja, dass ich die Zeit wesentlich verbessern kann, wenn ich richtig für einen Halbmarathon hintrainiere.
Ich hab jetzt keine Erklärung dafür, warum ich so eine Bombenzeit hingelegt habe, denn viele Faktoren sprechen ja dagegen:
-Zum Einen laufe ich jeden Tag
-Kurze Strecken vor einem Wettkampf fallen mir schwer.
-Ich hab nicht für den Halbmarathon trainiert
-Mein letztes Intervalltraining war anfang Februar
-Ich bin vor 13 Tagen einen Ultramarathon mit 50 km und 500 Höhenmetern gelaufen.
-Ich hab die letzten beiden Tage nur je 5-6 Stunden geschlafen
-Ich hatte gestern Frühschicht und war seit halb 4 Uhr auf den Beinen.
Da bin ich ja mal gespannt was ich laufen kann, wenn ich mich intensiv auf einen Halbmarathon vorbereite. Vielleicht probier ich das im September.
Wieso bin ich jetzt fast eine HM-Bestzeit gelaufen???
1Veganer sind keine Romantiker, sondern Realisten