Von Freitag auf Samstag habe ich gut geschlafen, fahre meinen Sohn zu meinen Schwiegereltern und anschließend zur Marathonmesse, um meine Unterlagen abzuholen. Als ich sie denn habe musste ich schon schlucken, meine ersten Marathonunterlagen. Ein komisches Gefühl.
Ich schlage mich durch das Früh und komme als 2. beim Fortreffen an. Das Treffen hat Spaß gemacht und ich lerne eine Reihe neuer Gesichter kennen. Ich werde für mein Vorwettkampfgejammere ordentlich veräppelt, aber ich habe es nicht anders verdient. PowerWomanLara fragt wer ich bin und ich antworte mit meinem Namen. „Ach, der!“, antwortete sie. Ich muss Lachen, offensichtlich habe ich mir einen Ruf erarbeitet.
Mein Marathon:
Ich wollte ursprünglich den Bericht ganz anders schreiben. Aber jetzt ist es 4:13h und ich sitze vor dem Rechner und schreibe mir die Seele aus dem Leib, ich muss das jetzt verarbeiten und Ihr müsst es ausbaden.
Auch von Samstag auf Sonntag habe ich hervorragend geschlafen. Das überrascht mich nicht, weil ich das von früher kenne. Je näher der Wettkampf rückt, desto ruhiger werde ich. Das war heute nicht anders. Aber ich bin auch wiederum enttäuscht deswegen. Ich will das Kribbeln fühlen, von dem ich hier so oft gelesen habe. Bei der Kleiderabgabe treffe ich Gisela und Mattin und bin froh, dass die Beiden als meine Begleitung da sind.
Wir sammeln uns im gelben Startblock und dort treffe ich dort JoPaJo und seinen Bruder Ralf. Wauh, ich habe Jochen schon seit Monaten nicht mehr gesehen und freue mich. Nach endlosen 46 Minuten geht es gegen 12:46 los (Die Spitzenläufer sind gegen 12:10 gestartet). Wir beginnen zu laufen.
Eigentlich wollte ich von Kilometerzeiten berichten, eine Analyse meines Laufes beschreiben, aber das ist unwichtig, das ist nicht das was mich bewegt und was mir durch den Kopf ging während dieser 42,195 Meter.
Die ersten Kilometer liefen gut, ich fühlte mich gut, war in netter Begleitung und ich quatschte soviel wie noch nie zuvor bei einem Lauf. Wir machten unsere Witze. Bei km2,5 traf ich zum ersten Mal meine Frau und meine Sohn, ich schaffte es gerade noch ihr einen Kuss zu geben. Zu Mattin sagte ich, dass ich das bis km20 selber machen würde, danach müsste er den Part übernehmen. „Kein Problem, wenn Du mich vorher vorstellst“, kam die Antwort. Unseren in 2007 ehrgeizig werdenden Geniesser trafen wir bei km4.
Bei km 5 oder 6 gab es einen leichten Anstieg. Ich machte die Bemerkung, dass ich eigentlich SwissDavos erst nächstes Jahr laufen wollte. Mattin schüttelte den Kopf und meinte das man gar nicht glauben kann, dass ich aus Remscheid kommen würde. 
Bei km7 kam zum ersten Mal meine Schwester zu uns. Bis km 40 hat Sie uns wohl 6 oder 7-mal angefeuert und jedes Mal hat sie uns eine Flasche isotonischer Getränke in die Hand gedrückt. Wir wußten wohl alle nicht, dass es so viele unterschiedliche Geschmacksrichtungen und Marken gibt. Schätzungsweise bei km13 habe ich den ersten gehenden Läufer entdeckt und mir gedacht, dass dies bei einem Marathon eigentlich zu früh ist. Bei km17 musste ich an Frank und Amanda denken. Ich hatte irgendwie im Kopf, dass es den beiden bei km17 nicht gut ging. Ich war froh, dass bei mir das Gegenteil der Fall war. Böckchen (
)feuerte uns bei schätzungsweise km19 an und später noch mal bei 30km an. So gegen km18 musste ich mal provozieren und rief einigen Kölner zu, dass es in Düsseldorf lauter gewesen sei. Die machten dann auf Kommando Lärm. Also, geht doch. Die HM-Matte kam und es ging mir immer noch blendend und bei km23 habe ich dann zum ersten Mal auch ein Gänsehaut-Feeling gehabt. Ich weiß nicht mehr wo es war, aber in einer Einkaufsstrasse haben relativ wenige Leute die Musik voll aufgedreht und richtig Laune verbreitet. Toll. Meinen Sohn drückte ich bei km23 einen flüchtigen Kuss auf die Backe, das zweite Treffen meiner Familie. Bei km28 mussten Mattin und Gisela auf Toilette und ich hatte Gelegenheit zum Denken. Ich merkte meine Beine und musste mich mehr auf mein Laufen konzentrieren. Ich wurde einsilbiger. Ich dachte an meine Frau und an meinen Sohn, wie glücklich ich mit den beiden bin. Ich dachte an die Geburt unseres Kleinen, dieser Moment des totalen Glücks.
Mattin lief wieder auf und wir liefen die nächsten Kilometer weiter. Gegen km32 lies er sich noch mal zurückfallen, um Gisela heranzuführen. Was ging mir durch den Kopf? Nicht so viel. Gegen km36 kam Mattin wieder. Gisela hat wohl Probleme und sie meinte, er soll sich um mich kümmern. Das hat er auch perfekt gemacht, ich weiß gar nicht womit ich das verdient habe.
Km37 war der erste Kilometer wo ich langsamer wurde, ich bekam Seitenstechen. Wieso jetzt. Ich ahnte Böses und so kam es auch: Km38 und ich musste erstmals gehen. Dabei wollte ich doch so gerne durchlaufen. Das Ärgerliche war, dass die Beine gekonnt hätten, der Kopf auch, aber die „Seite“ nicht. Ich spürte leichte Übelkeit, atmete tief durch und dachte das einzige Mal: Warum habe ich mir das angetan, nie wieder. Die Übelkeit ging, aber das Stechen blieb. Ich war richtig sauer. Immer wenn ich schneller gehen wollte oder anlief bekam ich sofort wieder Seitenstechen. Wieso? Ich war unzufrieden, meckerte, schimpfte, hatte sogar die Kraft dazu. Ich hatte die Kraft zum Laufen, aber das Seitenstechen machte mir quasi einen Strich durch die Rechnung. Was macht man dagegen?
Am Ende bin ich zwischen km38 und Ziel viel gegangen und gelaufen. Bei km40 half mir Sarah noch mal weiter (
Danke schön). Tja, und dann kam der Zieleinlauf. Jörg (Jublu) erzählte mir ein paar Tage vorher von seinen Gefühlen, die er dabei hatte. Ich hatte keine. Warum nicht fragte ich mich immer wieder. Neben mir fing eine Läuferin an zu weinen. Ich konnte es nicht. Ich wollte auch diese Emotionen, aber sie kamen nicht. Ich war neidisch. Ich ging weiter und bekam meine Medaille umgehängt. Weiter ging es, ich trank viel und machte mich auf dem Weg zum Messevorplat, wo ich hoffte meine Familie zu treffen. Ich fluchte unterwegs über den langen Weg vom Ziel zur Kleiderbeutelrückgabe und ich suchte weiter nach meinen Emotionen und fand sie nicht. Ich war enttäuscht. Irgendwann schaute ich mir dann die Finisher-Medaille an und bekam dann doch zum ersten Mal Gefühle. Endlich. Ich war stolz. Ich bin jetzt auch ein Marathoni. Später traf ich noch einmal Gisela und Mattin. Mattin zeigte mir seinen Wolf und ich dachte „Sturer Hammel“, hättest Du doch Vaseline genommen. Danke für Eure Hilfe, Ihr werdet immer mit meinem ersten Marathon fest verbunden sein.
Später im Auto dachte ich viel über den Lauf nach, ich trug meine Finisher-Shirt und meine Medaille. Jörg rief an.
Ich sagte, daß ich das große Feeling vermisste. Ich weiß nicht mehr was er sagte, aber danach ging es mir besser. Ich freute mich. Jetzt ist es 5:20h und endlich kommen die Gefühle. Ich sitze vor dem Monitor und ich weine. Endlich. Ich genieße das, vielleicht der schönste Moment bei meinem ersten Marathon.
Danke an alle für die aufmunternden Worte vor meinem Debüt und Dank an alle für die vielen SMS und PN’s mit den Glückwünschen. Ihr seid super, ein Stück von meinem Stolz gehört Euch.
Mir geht es jetzt richtig gut. Ich habe keinen Muskelkater, habe mir keinen Wolf gelaufen, lediglich die Beine sind noch etwas schwer, habe meine Emotionen.
Tja, und morgen am Dienstag werde ich mit meiner Familie ein paar Tage in Urlaub fahren und versuchen ein Teil von dem zurückzugeben, was mir meine Frau und mein kleine Sohn heute gegeben haben.Bogart
PS
Für die Kilometerangaben übernehme ich keine Gewähr, aber das ist auch nicht so wichtig.
(Larry King)
Mir schießen die Tränen in die Augen. Das mit den Emotionen ist so eine Sache... In jedem Fall hast Du in und mit Deinem Bericht jede Menge Emotionen freigesetzt. Alles in allem war es ein schöner Lauf von Dir und ich freue mich so sehr, daß ich dabei sein durfte, daß mein eigener Ausstieg kaum noch was ausmacht. Obwohl ich schon gerne mit Dir ins Ziel gelaufen wäre. Egal! Beim nächsten mal 
.
na die Einen so und die Anderen so.
Edith
und dann geht da noch mehr. 
