Hallo,
der artikel ist schlecht und enthält imo wenig neues. die genannte "Definition" von "Sportsucht" ("Ein suchtartiges Verlangen nach sportlicher Betätigung ohne Wettkampfambitionen.") ist dazu sehr seltsam:
Alle Menschen mit Wettkampfambitionen können danach nicht sportsüchtig sein. Mmm. Soll das logisch sein?
Jemand der in unserer Gesellschaft irgendetwas außer der Lohnarbeit oder karitativen Tätigkeiten mit voller Leidenschaft betreibt, wird leider schnell als süchtig abgestempelt. Dabei kann man natürlich bei vielen Tätigkeiten einen krankhaften und übertriebenen Ehrgeiz entwickeln, und Workaholics sind z. B. schlimmer und sicher weiter verbreitet als "Sportsüchtige".
Wichtig ist imo, dass Disziplin im Sport immer zweierlei bedeutet: Nicht zu wenig zu machen, aber auch nicht zu viel. Also ein Pensum genau einzuhalten, nicht ständig mehr als den Plan zu machen und u. U. auch mal reduzieren zu können - vor allem, wenn sich gesundheitliche Probleme andeuten.
Übertraining ist ein weit verbreitetes Problem, hat aber oft sehr wenig mit Sucht zu tun. Im Jugendbereich, stehen manchmal auch extrem ehrgeizige Eltern dahinter, auch unverantwortliche Trainer sind manchmal daran schuld. Natürlich sind viele athleten auch selbst schuld, das muss aber noch keine Sucht sein.
Indem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass der entscheidende Schritt zur Professionalisierung des TRainings kein runtergeladener Trainingsplan oder der Kauf einer Pulsuhr ist, sondern die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen und verantwortungsbewußten Trainer. Ein Trainer ist auch dafür da, den vorhandenen Ehrgeiz und Erfolgshunger in die richtigen Bahnen zu lenken und Sportler auch zu bremsen, wenn es nötig sein sollte.
Ohne große Leidenschaft und möglicherweise an Sucht grenzenden Ehrgeiz wären viele weithin bewunderte Leistungen weder im Sport noch in vielen anderen Bereichen möglich gewesen. Mir fällt es sehr schwer, solche Anstrengungen als "Sucht" abzuwerten.
Den Vergleich mit z. B. bewusstseinserweiternden Drogen kann ich persönlich nur sehr schwer nachvollziehen.
Wer schon Erfahrungen mit Drogen gemacht hat weiß, dass solche Highs meist doch einen etwas Charakter haben als die meisten Sporterlebnisse. Bin schon viel gelaufen, aber so krasse Erlebnisse hatte ich dann beim Sport doch noch nie.
"Sportsucht" - es mag vorkommen. Sicher ist es aber kein neues Phänomen, sicher ist die im verlinkten Artikel gegebene Definition unzureichend. Schwierig ist es ganz sicher, wirklich krankhafte Sucht von ambitionierten Training abzugrenzen.
Sicher gibt es hierzulande auch viele gravierendere Suchtprobleme.
Schon im Griechland gab es einen weisen Spruch:
„Meden agan“, „Nichts zu sehr" oder „Niemals zu viel“.
Wer sich meist daran hält, fährt oft besser. Nicht nur im Sport.
Gruß
Christof