Heute war es mal wieder soweit, es war Bonn Marathon. Ich Weichei traue mich ja immer noch nicht an die volle Distanz heran, deswegen auch heute nur der Halbe. Bin wohl doch nur jemand für die halben Sachen.
VWKGJ:
wohl gefühlt bei dem Gedanken, heute einen HM zu laufen habe ich mich nicht. Der Start sollte (und war es dann auch) um 11:20 liegen. Bei den Temperaturen dachte ich mir schon vorher: "Gute Nacht und kein Bett in Sicht".
Zielgerichtet trainiert war ich ohnehin nicht, mir waren die 1:35:48 von Berlin vor 3 Wochen noch gut in Erinnerung .. was für ein Lauf .. Meine Vorgabe für heute: irgendwo zwischen 1:40 und 1:35 rein kommen. Aber bei dem Wetter?
Der Lauf:
Dass kurz-kurz heute Pflicht war, brauche ich glaube ich nicht zu sagen. Singletwetter. Es ist schön sonnig in der Startbox, ich treffe einen Bekannten von meiner Donnerstagstruppe, der für die Raffinerie Rheinland beim Firmenlauf auf 1:25 laufen will.
Startschuss. Die ersten zwei km gehen locker und sehr schnell von der Sohle. Schnell im wahrsten Sinne: km 1 3:58 Geht´s noch? Km 2 auch nur unwesentlich langsamer.
Dann sofort auf die Brücke nach Beuel, gen Süden Richtung T-Mobile, der ersten Verpflegung entgegen. Anders als in Berlin bin ich heute komplett alleine, einen Pacer der mir Mut macht, habe ich nicht.
Es ist heiß und der Puls steht bei 175 .. eigentlich ein wenig zu hoch, ein Dank an die Hitze.
Die ersten zwei Becher Wasser fließen mir bei km 4 in den Hals bzw über den Kopf. Und ab jetzt wird es richtig fies. Die km-Zeiten bewegen sich immer noch bei 4:2x, immer noch viel zu schnell. Warum gehe ich nicht auf die Bremse?
Es geht zurück nach Beuel "Zentrum", wieder auf die Brücke. Uns kommt die Besenwagenkolonne entgegen, wir laufen kurzfristig mitten im Diesel.
Und dann .. an den Rhein .. ab hier werden die Zuschauer weniger. Nicht so gut, wenn man eh schon am Ende ist und eigentlich Anfeuerung bräuchte. Naja ..
km10: ich habe eine Durchgangszeit von 43:35!! Hammer. Das ist gerade mal 18 sek langsamer als meine Bestzeit aus dem Januar. Und ich weiß noch genau, wie ich mich damals danach gefühlt habe. Das wird ein Spaß, heute, denke ich mir.
Ich will aber ankommen und ich mache etwas, was ich vorher noch nie gemacht habe: ich nehme ein Gel (ok, das mache ich immer) aber ich nehme es schon bei km 10!! Ein zweites habe ich dabei, es soll bei km 18 mein Boost werden.
Es geht wieder nach Süden, LudwigEhrhardAllee entlang. Keine Zuschauer, schnurgeradeaus, Sonne .. ich muss beißen, die km Zeiten haben total nachgelassen. Es klingeln zunehmend 4:40er und sogar 4:50er über meinen Forerunner.
Mehrfach werde ich von kleinen 5/6er Grüppchen überholt. Ich breche förmlich ein und muss beißen.
Immer mehr Läufer überholen mich und ich fange an, an mir zu zweifeln. Ich habe das Laufen bei Hitze immer gehasst, die beiden HitzeHMs in München waren mit 1:5x:xx mit Abstand meine schlechtesten. So schlimm wird es zwar heute nicht, denn dafür war ich anfangs zu schnell. Aber was wird es denn dann?
Bei km 17 kommt eine kleine Rampe zu einem denkbar beschissenen Zeitpunkt, mein Puls springt da locker mal auf 183. Ich bin also doch schlimmer dran, als ich bis dahin dachte.
Bei km 18 überhole ich einen gehenden Läufer, er wird M60 gewesen sein, er taumelt ein wenig (was läuft der auch in Schwarz). Ich laufe neben ihn, frage ihn, ob alles ok sei. Er bejaht und winkt ab (war ja auch klar und nicht anders zu erwarten ). Ich sehe aber in sein Gesicht und sehe, dass ihm das Blut aus der Nase läuft. Dieser Anblick fährt mir ganz gehörig rein, ich beschließe, auf den nächsten Metern mal nach einem Sani zu schauen.
An der nächsten Station drücke ich das zweite Gel und spüle es herunter. Eine Dusche steht dort, man läuft durch einen herrlichen Regenschauer. Wohltat.
Es geht in Richtung Ziel. Ich kann wieder etwas anziehen, die km Zeiten für 19 und 20 sind jeweils um die 4:20. Geht ja doch noch was.
Ich komme ins Ziel .. ich stoppe 1:36:xx .. ist ja gar nicht mal schlecht, dafür dass es so äsig lief. Die 1:35 hätten heute vermutlich locker fallen können.
Im Zielbereich, eine wahre Wonne an Verpflegung: Wasser, Cola, Apfelschorle, RedBull en masse. Bananen, Minikrapfen, Schmalzbrote, Baguettebrotscheiben mit Fleischwurst .. alles hinein!!
Die Nachschau:
Woran lags?
Wetter? vielleicht, es war ja einigermaßen warm, und ich mag Hitze absolut nicht.
Training? Ok, zugegeben, zielgerichtet trainiert war ich nicht.
Fehlender Pacer? Hmm .. vielleicht, aber man muss den Quatsch halt auch allein schaffen und darf sich nicht immer auf andere verlassen.
Im Trott gefangen? Vielleicht lag es zu einem großen Stück daran. Ich hatte mir einen Rhythmus gesucht, bei dem ich halbwegs überlebe. Aber vermutlich hab ich diesen Trott einschleifen lassen und mich nicht mehr genug angestrengt. Über die 4:5xer Paces hab ich mich nämlich schon sehr geärgert.
Tja, und jetzt sitze ich hier .. auf dem Boden mit dem Laptop auf den Beinen .. meine Schultern brennen, ich hab Sonnenbrand und einen Abdruck vom Singlet!
Das BigMac Maxi Menü mit Cola und der Chickenburger grummeln friedlich in meinem Magen. Ich werde glaube ich jetzt noch ein Weißbier trinken.
Und wenn ich mal so zurück schaue, bin ich ganz froh .. so schlecht war es dann heute doch gar nicht. . immerhin hab ich mir selbst bewiesen, dass die Berliner Zeit keine Eintagsfliege war.
Glückwunsch an alle Bonn-Finisher!!
Bonn (Halb)marathon
19 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen, ich sei nicht verrückt. Eine summt die Melodie von Tetris.