Die Nacht hat tausend Augen ...

Jemand hatte mir vor ein paar Tagen den Floh ins Ohr gesetzt, ich müsse mich vor Biel doch auch einmal bei einem nächtlichen Lauf testen ... (Wenn ich die noch mal zu fassen kriege! ) Zunächst glaubte ich darauf verzichten zu können, bekam die Idee aber nicht mehr aus der Großhirnrinde ... Dann hatte ich die tolle Idee am Pfingstsonntag in Oberstdorf den Gebirgstäler-Halbmarathon zu laufen (Ergebnis sh. Signatur, war heftig, Kurzbericht folgt) und Pfingstmontagnacht einen langen Lauf über 40 km folgen zu lassen ...

Der Mensch denkt, Petrus lenkt - zumindest das Wetter. Woher sollte ich wissen, dass mich heute Nacht Wind, Regen und Temperaturen deutlich unter 10°C erwarten würden. Sch ...!!! Und verschieben ging auch nicht mehr, dafür ist Biel zu nahe. Das war nun definitiv der letzte Lange. Ich mach's kurz: 3:35 hab ich gebraucht und bin froh, dass es vorbei ist. Es war sicher eine wichtige Erfahrung, aber in großen Teilen eine ekelhafte. Im Wald bist du mit dir allein, bis auf die Augenpaare, die im Kegel der Stirnlampe immer mal wieder hell und unheimlich aufleuchteten. Man sollte glauben, dass man unter diesen Bedingungen viel Zeit hat endlich mal einiges im Oberstübchen durchzukauen, wozu man sonst nicht kommt. Schließlich siehst du ja stundenlang nichts. Außer dem Weg nur Schemen seitlich deines Lichtkegels. Aber erstens führte das dazu, dass ich schneller lief als nötig oder beabsichtigt und zweitens ist dieses Nichtvorhandensein der Welt jenseits des Lichts mental sehr anstrengend. So richtig klare Gedanken entstanden dabei nicht ...

Zum Glück hatte ich mich in meine Winterjacke eingepackt und Handschuhe an. So war's dann doch erträglich.

Und wenn euch dieser Minibericht ein wenig verwirrt vorkommt, dann schaut euch einfach an, wann ich ihn hier eingestellt hab ... Jetzt noch ein Fläschchen Bier zum Runterkommen und dann Matratze abhorchen. Natürlich hab ich mir morgen ... äh ... heute Urlaub genommen, um einigermaßen ausschlafen zu können.

Nein, ich bin nicht verrückt. Wär' ich's, dann könnte ich ja nicht einsehen, dass ich für meinen 100km-Traum wirklich ganz schön bizarre Trainingsformen auswähle ...

Arbeitet schön! Ich schlaf noch ein wenig in den neuen Tag.

Gruß Udo

Udo, du machst aber Sachen.
Fast 4h im dunkeln rumlaufen, also, für mich wäre das nix.

Jetzt kann dich in Biel eigentlich nix mehr überraschen, hast ja alles schon durch.

So und ich arbeite jetzt.

Erhol dich gut.

PS: Gestern war unser (mein) 1-jähriges

Naja - aber jetzt weißte ja wenigstens wie es ist

Greenhörnchen hat geschrieben:Naja - aber jetzt weißte ja wenigstens wie es ist

Ne - eben nicht! In Biel wird Udo nirgends alleine durch einen bösen dunklen Wald laufen müssen. Er wird begleitet werden von hunderten von Mitläufern und deren Radbegleiter. Alle oder zumindest die Radfahrer haben vorne weisse und hinten rote - manchmal blinkende - Lämpchen auf dem Kopf oder am Fahrrad. Ich verspreche Dir: Da verdünnisiert sich jedes der von ihm heute nacht gesichtete Augenpaar beizeiten.....Wenn dann das Wetter noch ein wenig besser ist und der Mond durchkommt sieht dass alles gar nicht mehr so schlimm aus. Und die Distanz wird Udo wohl im Griff haben wie ich ihn einschätze...

Viel Spass in Biel

Gruss Sigi

U_d_o hat geschrieben: Im Wald bist du mit dir allein, bis auf die Augenpaare, die im Kegel der Stirnlampe immer mal wieder hell und unheimlich aufleuchteten.

Wie scary !
Komisch, ich hab noch bei keinem einzigen meiner Vier-Uhr-Morgens-Läufe ein solches Augenpaar gesehen.
Oder sieht man dir nur dank der Stirnlampe ?
Dann werd ich mir auch in Zunkunft ganz sicher keine Stirnlampe anschaffen (hatte ich sowieso nicht vor) .

Hallo Udo,

Du bereitest Dich ja geradezu akribisch auf Biel vor, da wird es wohl keine ungeliebten Überraschungen geben!
...außer, der Dachs, der mir vor zwei Jahren vor die Füße sprang, hat das Bedürfnis, mal wieder die Dammseite des Ho-Chi-Minh-Pfades zu wechseln...
Er müsste -sofern er noch nicht wieder den Weg gekreuzt hat - in Laufrichtung von rechts nach links laufen - Grüß ihn bitte nett von mir! Ich wollte ihn damals mit meinem Schrei nicht wirklich erschrecken!

Apropos "erschrecken": Erschreck bitte nicht: 2004 und 2005 und vermutlich auch letztes Jahr stand das 60-km-Schild ca. 500 Meter zu spät.

U_d_o hat geschrieben: vor Biel doch auch einmal bei einem nächtlichen Lauf testen

Hallo Udo,

mehrere Doofe, ein Gedanke

Lachmöwe und ich haben am Wochenende genau das Gleiche gemacht: ein 30-km-Nachtlauf. Mal ein bisschen den Biorhythmus schocken, auch im Hinblick auf Biel

Wir hatten uns bewusst gegen das Nutzen unserer Stirnlampen entschieden (hatten sie natürlich dabei), und liefen einfach nur im Dunkeln. Das ging sehr gut, denn es war immer genug Restlicht vorhanden, dass man sah, wo man hinlief.
Die Augen hatten sich recht schnell dran gewöhnt, und so konnte man um sich herum mehr wahrnehmen, als wenn man mit Lampe gelaufen wäre.
Die weißen Flecken auf den Weiden rechts und links - das waren Schafe; die schwarzweißen Umrisse waren demnach Rinder ...

Schneller als geplant waren wir übrigens auch unterwegs

Gruß,
Tessa

Tess hat geschrieben:und liefen einfach nur im Dunkeln. Das ging sehr gut, denn es war immer genug Restlicht vorhanden, dass man sah, wo man hinlief.
Die Augen hatten sich recht schnell dran gewöhnt, und so konnte man um sich herum mehr wahrnehmen, als wenn man mit Lampe gelaufen wäre.

Genau diese Erfahrung habe ich auch gemacht.
Es ist erstaunlich, wie gut sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen und wieviel man noch sehen kann, selbst wenn kein Mond scheint.

Ich würde eine Stirnlampe als furchtbar lästig empfinden, ohne ist schöner

Woah - meine Eindrücke zu deiner Vorbereitung habe ich schon im Windhagener Thread geschrieben. Jetzt also auch noch die Nachtschicht - was soll passieren?? Freu mich jetzt schon auf deinen Biel-Bericht!

LG,
Babs

Echt interessante Eindrücke eines nicht alltäglichen Trainingslaufes!

Alles Gute für Biel, Udo!

running-rabbit hat geschrieben:Genau diese Erfahrung habe ich auch gemacht.
Es ist erstaunlich, wie gut sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen und wieviel man noch sehen kann, selbst wenn kein Mond scheint.

Ich würde eine Stirnlampe als furchtbar lästig empfinden, ohne ist schöner

Ganz selten im Winter habe ich meine Lampe eingschaltet, nachdem ich einmal eine Biegung des Weges nicht erkannt hatte und im Gebüsch gelandet war . An einem Wildgehege sollte man dagegen die Lampe immer einschalten: zig Augenpaare, die auf einen blicken sind besser als jeder Gruselfilm .

Hallo ihr,

dann muss ich in Sachen "Beleuchtung" doch noch ein bisschen was klarstellen. Von den 40 km lief ich etwa die eine Hälfte mit, die andere ohne Stirnlampe. Mit im Wald, weil da ohne Kunstlicht absolut nichts zu machen war: Dauerregen und niedrig hängende Wolken! Risiken würde ich bei Computerspielen eingehen, aber nicht beim Laufen 3 Wochen vor Biel, auf das ich jetzt ein Dreivierteljahr hintrainiert habe. Außerhalb des Waldes (Straße, Bürgersteig, Radwege) brauchte ich das Ding selbstverständlich nicht.

Der zweite Grund für die Lampe ist meine Kurzsichtigkeit. Ohne Lesebrille kann ich die Uhr nur bei guten Lichtverhältnissen ablesen. Und die muss ich in Biel ablesen, um meine Splits zu halten. Ich werde mich nicht (nur )auf mein Gefühl verlassen. Es ist also gleichgültig, wie viel Restlicht vorhanden ist, die Lampe muss ich so und so mitschleppen. Außerdem hörte ich, dass man in Biel auf einem späteren Streckenteil einen hinsichtlich Gefälle und Oberflächenbeschaffenheit recht deftigen Abschnitt durch den Wald laufen muss. Auch dafür will ich gewappnet sein.

Gruß Udo

Hi Udo!

Nächtlicher Walddurchstreifer bist du nun auch schon.
Ich mach das im Winter auch recht häufig: spätabends durch den Wienerwald zu rennen. Auch wenn es völlig dunkel ist, habe ich dort kein Problem, da ich auf meiner Hauptstrecke jede Ameise beim Vornamen kenne .
Auf fremden Wegen ist das aber eine Sache, die enorme Konzentration erfordert. Daher Hut ab vor deiner Zeit, die ein weiteres tolles Mosaiksteinchen auf dem Weg nach Biel ist.

Liebe Grüße

Wolfgang

U_d_o hat geschrieben: Außerdem hörte ich, dass man in Biel auf einem späteren Streckenteil einen hinsichtlich Gefälle und Oberflächenbeschaffenheit recht deftigen Abschnitt durch den Wald laufen muss.
Gruß Udo

Du meinst wohl den Emmendamm. Gefälle gibt es dort nur, wenn man von selbigen abkommt. Gemein sind die vielen Wurzeln dort, da man nach gut 50 km seine Füße nicht mehr gar so hebt.

Lachmöwe hat geschrieben:Gemein sind die vielen Wurzeln dort, da man nach gut 50 km seine Füße nicht mehr gar so hebt.

Aber warum eigentlich - dann sind es doch nur noch 50 km bis ins Ziel!

creative-colours hat geschrieben:Aber warum eigentlich - dann sind es doch nur noch 50 km bis ins Ziel!

45, die letzten 5 sind Zieleinlauf

U_d_o hat geschrieben: Natürlich hab ich mir morgen ... äh ... heute Urlaub genommen, um einigermaßen ausschlafen zu können.

Sehr vernünftig , sollte ich mal nachmachen. Der Arbeitstag nach meinem letzten langen Nachtlauf war nicht nur unangenehm, sondern leider auch etwas unproduktiv.

Augen habe ich in der Nacht allerdings auch noch nicht gesehen. Ich sollte es mal mit Lampe probieren (vielleicht hätte ich mir dann auch die überdehnten Bänder am linken Fuß sparen können ).

Gruß, J.R.

Ich glaube, so einen Nachtlauf mach ich auch mal... Darf man das, auch wenn man nicht nach Biel will?

Was die mentale Seite des "Im Dunkeln-Laufens" betrifft: ich denke, wenn man mal ganz für sich und in sich gehen will, kann ich das hierempfehlen... keine bösen Buben oder andere undefinierbare Augenpaare...

Udo, viel Erfolg wünsch ich in Biel

schnatterinchen hat geschrieben:Ich glaube, so einen Nachtlauf mach ich auch mal... Darf man das, auch wenn man nicht nach Biel will?

Ja du darfst

Martin

der sich schon auf die Nachtwanderung in Jena freut...

@Martin
Ich habe die Berichte über die Horizontale (merkwürdiger Name bei so vielen Höhenmetern) gelesen und muss sagen - das hört sich richtig spannend an. Hast du schon einen Plan, um in der Dunkelheit auf der richtigen Strecke zu bleiben?

Hallo Udo!

Ich verfolge schon seit Wochen Deine Laufberichte über die Vorbereitung für Biel. Das ist echt der absolute Hammer, jede Woche einen Marathon, manchmal sogar noch einen unter der Woche. Wahnsinn. Ich denke, dass Du bei das sicher schaffst in Biel, bei so einer Vorbereitung.

Aber ich war ja total erschrocken, als ich Dein neues Bild gesehen habe. Du bist ja nur noch Haut und Knochen. Oder sieht das nur auf dem Bild so aus?? Am liebsten würde ich Dich fragen, ob Du denn auch genug isst, aber das will ich mir als Fast-Noch-Anfängerin ja nicht anmaßen, einem (Fast-)Profi Ernährungstipps zu geben. Du weißt sicher am Besten, was Dein Körper braucht. Ich habe auch lange mit mir gerungen ob ich das überhaupt anspreche, aber das hat mir einfach keine Ruhe gelassen.

Ich wünsche Dir für Biel alles erdenklich Gute. Ich freue mich schon auf deinen Bericht. Und ich hoffe, dass Du dann hinterher wieder ein neues Bild hier reinstellst, wo Du ein paar Kilo mehr hast. (Auf Deinem alten Bild hast Du mir nämlich viiiieeeel besser gefallen )

LG Chrisi

Hallo Chrisi,

das find ich ja echt ... na ich weiß beinahe nicht wie ... dass du dir um meine Physis Gedanken machst. Aber ich versichere dir - ohne jeden Anklang von Humor - dass das nicht nötig ist. In der Tat hatte ich in meinem Leben noch nie so ein niedriges Gewicht. Ich bin ja auch noch nie so viel gelaufen. Und genau dieses niedrige Gewicht brauche ich nächste Woche, wenn ich meine "Kiste" 100km weit schleppen soll ... Trotzdem ist da noch jede Menge Unterhautfettgewebe übrig und wenn ich wüsste wie, würde ich gerne noch einiges davon abgeben. Selbst dann würde es noch für 1000 statt 100 km reichen.

Das Foto täuscht ein wenig - leider. Wenn du dir die anderen Bilder vom Oberstdorf-Laufbericht ansiehst, wird der Eindruck sicher wieder gerade gerückt.

Auf jeden Fall danke ich dir für deine Aufmerksamkeit und die guten Wünsche.

Viel Laufspaß für dich und Gesundheit

Gruß Udo (definitiv kein Fastprofi, sondern ambitionierter Hobbyläufer)