37 °C sind angesagt, für den heutigen Sonntag. Das wird riesig, Wasser, Wind und etwas laufen. Man, was freue ich mich schon seit Tagen auf diesen Sonntag. Heut knall ich durch, verrückter geht immer...
In Großkoschen angekommen, schau ich von Oben auf den See... autsch, das ist weit. Ganz schön weit. Mir wird schlecht. Kurze Zeit später finde ich mich in der Schlage wieder. Nachmeldung. Weiß ich wirklich, was ich da tue?
Als ich mein Fahrrad samt Klappbox zum „Rad Check-In“ schiebe, komm ich mir sowas von cool vor. Hier sieht ja keiner, daß ich nicht gescheit schwimmen kann. Ich bin einer von „Ihnen“. Na ja, so ein bischen jedenfalls. Manche fahren zwar ganz schöne Geschütze auf, aber das beeindruckt mich wenig. Ich hatte es mir genau so vorgestellt.
Das Aufbauen in der Wechselzone geht zügig, mein Hang zum Perfektionismus hat mich dazu veranlaßt, alles vorher akriebisch durchzudenken und mich zu belesen. Schon werden wir auch zur Einweisung gerufen. Auch was Neues, für einen Läufer. Lange Gesichter gibt es im Feld, als der Organisator ein Neo-Verbot verkündet, da die Wassertemperatur (sehr zu meiner Freude) bei 22° C liegt.
Unten am See erfolgt die Erklärung der Schwimmstrecke, mir schlägt das Herz vor Aufregung bis zum Hals aber ich freu mich wie blöde. Nach kurzem „Warmschimmen“ geht es auch schon los, ich habe mich natürlich ganz hinten „angestellt“, und bin wild entschlossen, diese Position auch bis zum Ende der Schwimmstrecke zu verteidigen. Sieht lustig auch, wie im voerderen Feld die Arme in die Höhe fliegen und wieder untertauchen und im hinteren Feld die Köpfe mehr oder weniger tief unter die Wasseroberfläche sinken. Schwimmen im Freiwasser ist das also jetzt. Nein, es ist mehr. Es ist mein erster Triathlon, der soeben begonnen hat.
Ist das geil. Ich schwimme ruhig und gleichmäßig, natürlich Brust, alles andere wäre töricht. Ich laß mir Zeit, und gebe mir echt Mühe, mich nicht anstecken zu lassen und über die Stränge zu hauen. Auch wenn ich es gern würde. Ich weiß noch nicht, wie es mir nach 500 Metern gehen wird. 750 sind es immerhin. Ich schaffe es sogar, mit 2 Gleichgesinnten fast gleichzeitig aus dem Wasser zu steigen und immerhin noch 2 weitere hinter mich zu lassen. Das ist mehr, als ich erwartet hatte. Später erfahre ich, ich bin auf Platz 113 von 115.
Die etwa 200 m, die in die Wechselzone zu laufen sind, überraschen mich sehr. Ich kann es gar nicht beschreiben, dieses Gefühl. Zum einen japse ich nach Sauerstoff, wie bei meinen Laufanfängen vor fast 3 Jahren, zum Anderen hab ich das Gefühl, ich laufe auf rohen Eiern. Und zum Dritten fühl ich mich sowas von cool...
In der Wechselzone klappt´s problemlos. Helm auf, Socken und Radschuhe an, Garmin gestartet und samt Rad im Laufschritt hinaus zum Beginn der Radstrecke. Die 4 Runden a 5,5 km haben ein für brandenburger Verhältnisse mittelmäßiges Profil, ich werde von Freaks überholt, die ihre Arme professionell in die Schalen legen, dabei bestaune ich deren Räder und ... Na ja, ich kann ja nix dafür, daß sie vor mir fahren. Dennoch kann ich mich auf Platz 104 vorstrampeln, in den ersten Runden noch vorsichtig, gerade beim Kurven- und Bergabfahren. Da fehlt mir eindeutig noch die Routine, viel hab ich ja auf dem Rad noch nicht trainiert. Aber das macht überhaupt nichs, ich fahre meine 22 Kilometer mit einer Freude, das ist kaum auszuhalten. Ich glaube, ich grinse ununterbrochen vor mich hin.
Der erneute Wechsel geht ebenso zügig und problemlos, Rad abstellen, Helm ab, Laufschuhe an, noch ein Schluck aus der Wasserflasche und ab zu meiner Spezialdisziplin. Diesen Wechsel hatte ich im Training 3 mal geübt und entsprechend konnte ich mich darauf einstellen. Das lief super und leichter als gedacht. Mittlerweile war das Thermometer auf 37° im Schatten geklettert, die Strecke führt komplett in der Sonne immer am See entlang und da ich heute sowieso nichts zu gewinnen hatte, sammelte ich mit Vergnügen noch munter 11 Läufer ein. Trotzdem war es mit Abstand der langsamste 5er, den ich je im Wettkampf gelaufen bin.
Voller Stolz laufe ich als 93. von 115 Teilnehmern ins Ziel meines ersten Triathlons, mit einer Gesamtzeit von 1:42:17 für 750 m Schwimmen (00:22:03) 22 km Rad (00:53:54) und 5 km Laufen (00:26:20) inklusive aller Wechsel, kühle mich im riesigen Schneehaufen aus der Skihalle Senftenberg etwas runter und fühle mich einfach nur großartig. Das Grinsen werde ich den Rest des Tages nicht mehr los, und böse Zungen behaupten, es sei immer noch da.
Das waren mindestens „ich weiß nicht wie viele“ Endorphinstöße in einem Wettkampf, das ist Wahnsinn, jetzt bin ich völlig durchgeknallt, das will ich wieder haben. Und deshalb geht’s heute Abend auch zum Schwimmtraining.
Ich danke für die Aufmerksamkeit!
Restlos durchgeknallt... wenn`s zum Laufen (allein) zu warm ist
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Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.