Monte Sophia, der Bergerlebnislauf über 28,5 KM mit 350 Höhenmetern
25.08.2007
Da liegt er also nun unter diesigem Sommerhimmel im ansonsten platten Jülicher Land, der Monte Sophia, die Hinterlassenschaft des Tagebaus Hambach, eine Abraumhalde, die ab 1978 zum Naherholungsgebiet rekultiviert wurde.
Von Erholung kann aber heute nicht die Rede sein, schließlich ist Wettkampf angesagt. Wie nur diese Strecke einteilen, die grob beschrieben hoch, runter, wieder hoch und noch höher und wieder runter geht? Eine Distanz, über die in Laufberichten von der „Blutstrecke“, von Wadenkrämpfen und dem Hammermann ab KM 25 erzählt wird?
Der erste KM ist mit 05:25 (noch) recht gemütlich, aber dies dürfte unerheblich sein. Schon die nächsten KM (so ab ca. 2 bis 6) haben es teilweise in sich, jedenfalls in dem Bewusstsein, dass die Kräfte noch für ein paar Kilo-und Höhenmeter eingeteilt werden müssen. Bis KM 10 ist es dann aber flach und gefällig ;o) , bis das erste „Erlebnis“ kommt: die „Rodelbahn“, ein 200 Meter kurzes und 80 Meter hohes Teilstück, welches ich gehend empor kraxel. Eine Minderheit schafft es hier sogar noch im Laufschritt. Ein kurzer Blick zurück, ja, das ist genau der Anblick von dem Foto.
Ab KM 12 beginnt dann die „Blutstrecke“, auf 5 Kilometern geht es durchgehend aber überwiegend moderat berghoch, also wieder etwas Tempo `rausnehmen und gedanklich Ablenkung suchen. Interessant ist die Feststellung, dass im Unterschied zu anderen Wettkämpfen auf der gesamten Strecke ein häufiges Überholen und Überholtwerden ein- und derselben Läufer stattfindet, nicht wie sonst, wo das eine eher einmalige Aktion ist. Laufe ich so ungleichmäßig oder sind`s die anderen?
KM 17,7, der Verpflegungsstand mit Bananenstücken, Rosinen und etwas, das Schwarzbrot oder dunkler Kuchen sein könnte. Hier herrscht Gegenverkehr, denn nun laufen wir eine gut 2,5 KM lange Schleife,
Wir werden einen Trampelpfad hochgeführt, es gilt, den „Hinkelstein“ zu umrunden, dann geht es weiter zum „Römerturm“, dem höchsten Punkt der Strecke bei KM 20,5. Der Weg dort rauf ist etwas merkwürdig, ein kurzer tiefgrauer aufgeschütteter kleiner Damm, der sich etwas pappig unter den Füßen anfühlt. Oben thront majestätisch Julius Cäsar und begrüßt jeden mit Handschlag und aufmunterndem „Salve, ab hier geht es abwärts“. Habe ich dem guten Mann eigentlich noch mehr Geistreiches als „Ach“ erwidert? Hoffentlich nimmt er meine Ignoranz und Majestätsbeleidigung nicht krumm und hoffentlich waren ein paar andere Läufer kommunikativer.
Jetzt also Fahrt aufnehmen, die Beine machen noch mit, aber stopp, war da nicht noch etwas? Die Aussicht, stimmt ja, die Aussicht sollten wir am Römerturm genießen, schade, doch verpasst.
Noch ist es nicht ganz vorbei, ein weiterer KM und ein kurzes Stück hoch zum Gipfelkreuz. „Ich mag keine Steigungen mehr laufen“ jammere ich einem mit Musikstöpseln verkabeltem Mitgeher zu, aber er hat mich trotzdem verstanden und tröstet: „Nicht mehr lange“.
Das Gipfelkreuz ist passiert, jetzt aber, locker flockig die verlorene Zeit einsammeln, schließlich geht es ab hier nur noch bergab bzw. gerade dem Ziel entgegen. Aber so richtig funktioniert das nicht mehr, es wird anstrengend, die Kraft nimmt ab und außerdem wird die Strecke langweiliger. KM 23 und ab hier hangel ich mich von Schild zu Schild, schaue auch nicht mehr auf die Uhr (die Zwischenzeiten habe ich eh` schon vergessen) und will nur noch endlich ankommen. Um mich abzulenken und zu motivieren, versuch ich , die verbleibende Strecke in Stadionrunden umzurechnen, noch 7,5 Runden. Noch 6 usw. bah, wird ja auch nicht sehr viel weniger auf diese Art.
Letzte/ Erste Verpflegungsstadtion, noch knapp 2 KM auf nunmehr asphaltiertem Weg. Hier gehen jetzt einige, „Soll ich auch? Ja, du könntest, aber du läufst, so schlecht geht es dir nun auch nicht“
Vorletzte Kurve, hier stehen einige Zuschauer und Helfer und applaudieren. Ein gestöhntes „Ah“ ist das einzige, was ich dort hervorbringe. Ein Krankenwagen fährt mit Martinshorn an die Strecke, letzte Kurve, Zielgerade, dort steht mein Mann und applaudiert und gibt mir das Gefühl, gut gelaufen zu sein. Ziel, Uhr stoppen, einen Moment vornübergebeugt stehen bleiben, kurzer Check: total erschöpft, aber nicht zittrig, Muskeln, Sehnen und Knochen sind schmerzfrei. Na also, ging doch.
Zeit: 2:31:10, etwas über der Wunschzeit von 2:30, eine Platzierung in der ersten Hälfte. Lob und Dank an das Organisations-Team: Professionell, mit Herz und Liebe zum Detail, gute und vielfältige Verpflegung, Plaumenkuchen und noch mehr Auswahl in der Cafeteria, Schwämme, kurze Wege, schnelle Ergebnisse, originelle Urkunden, gute Betreuung.
Und Danke für`s Lesen!
Gipfelsturm oder Wie ich Julius Cäsar kennenlernte
1Was man nicht im Kopf hat,
muss man in den Beinen haben
muss man in den Beinen haben