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Schnuppermarathon - Soll ich???

Schnuppermarathon - Soll ich???

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Hallo miteinander,

Ich laufe jetzt seit gut 2 1/2 Monaten, vorher hab ich gar nix gemacht. Momentan siehts so aus, dass ich etwa 3 x die Woche laufe, und ja, es macht extrem Spass!

Nun, am 28. Oktober ist gleich bei mir um die Ecke der Lucerne Marathon, und im Rahmen dieser Veranstaltung wird auch ein Schnuppermarathon über 13 km angeboten. Ich spiele jetzt schwer mit dem Gedanken, mir das anzutun. Grundsätzlich würde ich keine Sekunde zögern, mich anzumelden, aber:

Seit ca. 2 Wochen habe ich nach dem Laufen ein ziemlich intensives ziehen in der Sehne, die auf der Kniehinterseite durchläuft. Der Schmerz ist nicht einfach zu lokalisieren, mal eher in der Wade, mal im Oberschenkel. Nach längeren Distanzen beim Laufen wirds dann auch eher schmerzhaft. Ich führe das jetzt einfach mal auf Anfänger-Schmerzen zurück, in der Hoffnung, das es bis ende Oktober besser wird. Bezüglich den 13 km bin ich auch sehr optimistisch, da ich noch letzten Montag 12 km in 1h 2 min gelaufen bin, und ich mich gut gefühlt habe.

Was meint ihr, übernimm ich mich dabei, oder soll ichs einfach mal versuchen? Oder sollte ein Anfänger wie ich lieber noch einen Winter warten mit solchen Distanzen, speziel mit den beschriebenen Beschwerden?

Danke für eure Meinungen.

Gruss

Roli

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Roland78 hat geschrieben:Anfänger-Schmerzen
Hallo Roli,
der Ausdruck ist mir neu. Dahinter steckt aber nichts anderes als bei fortgeschrittenen oder erfahrenen Läufern. Du hast Beschwerden, weil du deine Laufwerkzeuge überlastest. Daher solltest du nicht über einen Wettkampf nachdenken, sondern darüber, wie du das Problem wieder los wirst. "Schnupper" suggeriert ein bisschen gemütliches Laufen. Pustekuchen! Es sind 13 km zu laufen. Für dich eine sehr lange Strecke und du würdest überdies alles daran setzen so schnell wie möglich zu sein.

Zu deinen Beschwerden: Was auch immer es ist - feststellen kann das nur ein Arzt - du hast dich von Null auf heute zu stark belastet. Zwischen Belastung (Dauer, Tempo) und Erholung (Häufigkeit, Ruhetage) bestand ein Missverhältnis. Durch den schnellen Erfolg, den raschen Gewinn von Ausdauer, hast du dich verführen lassen. Du betonst, wie gut du dich zuletzt bei 12 km gefühlt hast. Zugleich beschreibst du dein Problem bei längeren Strecken. Das geht nicht zusammen. Du kannst das nicht trennen. Knochen, Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke brauchen wesentlich länger, um sich auf die plötzlich begonnene und neue Laufaktivität einzustellen. Manche Einsteiger haben genau damit ein Problem: Sie werden schnell ausdauernd und glauben der ganze Körper spielt problemlos mit. Du gibst die Antwort auf die Frage "warum soll ich als Einsteiger nicht länger oder schneller laufen, wenn ich es doch offensichtlich kann?" Niemand weiß vorher, wie viel seine Haxn vertragen, darum ist Geduld und vorsichtiges Steigern sinnvoll. Was du nun vorhast, ist nicht nur das genaue Gegenteil, es widerspräche auch dem natürlichen Verhalten bei Verletzungen. Lass dir Zeit und verdränge deine Beschwerden nicht. Genau das spricht aus der Formulierung "Anfänger-Schmerzen". Zugleich die Überzeugung / Hoffnung "das vergeht schon wieder".

Du wirst in diesem Forum immer wieder lesen, dass Läufer mit Schmerzen in einen Lauf gegangen sind. Und ich verhehle nicht, dass auch ich das schon praktiziert habe. Mal abgesehen davon, dass das in vielen Fällen schief geht, gibt es in den meisten Fällen einen erheblichen Unterschied zwischen dir und diesen Läufern. Sie haben Erfahrung, wissen die Reaktion ihrers Körpers einzuschätzen, kennen womöglich das schmerzende Zipperlein sehr gut. Diese Erfahrung steht dir nicht zur Verfügung. Du hast keine Ahnung, ob und wie dein Problem sich verschlimmern würde.

Du hast den Schuss schon in den Revolver geschoben, drehst bereits unschlüssig an der Trommel ... Willst du wirklich abdrücken?

Alles Gute und hoffentlich bald beschwerdefreies Laufen :daumen:

Gruß Udo

Ps: Das mag etwas "dramatischer" klingen, als deine Beschwerden sind. Aber immerhin beunruhigen sie dich ja dergestalt, dass es dir ein Posting im Forum wert ist ...
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hallo Rolli,

ich persönliche finde das zu schnell zu viel willst. Ich konnte nach 2,5 Monaten gerade mal eine halbe Stunde am Stück laufen und habe nach 3,5 Monaten meinen ersten 5 km Wettkampf gemacht, das fand ich damals schon grenzwertig. Dein Körper braucht lange um sich an die Laufbelastung zu gewöhnen (Hat ja Udo schon geschrieben). Ein langsamer Aufbau wird dir dein Körper im weiteren Verlaufe deines Läuferlebens danken.

Schöne Grüße und weiterhin viel Spaß

Achim

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Hi,

ich nehme nach drei Monaten Lauftraining an einem 10km-Lauf teil. Ich muss aber dazu sagen, dass ich vorher schon immer Sport (Volleyball, Fußball, Laufen) gemacht habe. Ich kann Dir nur sagen, dass Dir zu viel Training auf einmal ohne die wichtige Regeneration verdammt viel schaden anrichtet. Ich musste aufgrund einer solchen Dummheit sechs Monate pausieren und durfte danach zwei Monate nur leichte Belastungen auf mich nehmen. Der Grund: Muskelverkürzung (5cm zu kurz) in Verbindung mit Patellaspitzensyndrom, weil zu viel Volleyballtraining. Am Ende war es so schlimm, dass ich keine Treppen mehr laufen konnte. Wenn Du fast ein jahr auf Sport verzichten kannst, dann renne Deinen Körper kaputt. Willst Du noch lange Freude mit Deinen Knochen haben, dann denke über ein vernünftiges Training nach. So eine chronische Sehnenreizung ist ja ne prima Sache, die erinnert einen immer an die Trainingsleistungen der vergangenen Jahre. Ich kann mir aber ein besseres Andenken vorstellen.

Gruß
Ronny

P.S. Meine Zielzeit soll nur 55min betragen. Da kann ich in Ruhe und gemütlich unterwegs sein.

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Hallo nochmals,

Menno, Ihr macht mir ja Mut :zwinker4:

Es ist ja schon frustrierend, ich habe Lust, ich habe Zeit, ich habe Puste, aber mein Rechtes Bein intressiert das absolut nicht!

Ich glaube, die Problematik ist bei mir im Kopf, ich will 10 Jahre aufholen... und merke, dass das sehr "smooth" geht, bis halt auf die geschilderten Beschwerden. Auch lässt mein Kopf nicht zu, dass ich "nur" 5 km laufen gehe, wenn ich doch eigenlich viel mehr vermag.

Die Schmerzen hab ich jetzt jeweils mit Perskindol betäubt, dass hat schon mal viel geholfen... aber ok, ich werde mal eine Runde aussetzen und es langsamer angehen. Und ein Arzt-Besuch wäre sicher auch nicht falsch...

Wie dem auch sei, danke für eure Meinung!

Gruss

Roli

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Roland78 hat geschrieben:Ich glaube, die Problematik ist bei mir im Kopf, ich will 10 Jahre aufholen...
Hallo Roli,
die Problematik liegt bei uns Älteren meist im Kopf :D . Da würdest du bei mir in mancherlei Hinsicht fündig werden.

Aber lass mich dir was "versprechen": Wenn du es richtig, das heißt systematisch und mit Einsicht angehst, dann wirst du diese 10 Jahre aufholen!

Ich hab mit 48 meinen ersten Marathon und mit 53 den ersten und hoffentlich nicht letzten 100km-Lauf absolviert. Und das keineswegs mit Hängen und Würgen. Vieles ist möglich. Gerade für uns schon gesetzteren Läufer. In jungen Jahren hätte ich das nicht zu Wege gebracht, weil die Motivation fehlte. Da war anderes wichtiger. Auch andere Sportarten.

Lass es ruhig angehen, dann geht's :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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U_d_o hat geschrieben:
Lass es ruhig angehen, dann geht's :daumen:

Gruß Udo
Das ist genau das Richtige - ich sehe es genauso. :daumen:

Doch es ist nicht so einfach in innere Ruhe zu finden, wenn um einen herum genau das Gegenteil passiert. Ich finde es jedenfalls schwierig, mich zurückzuhalten, auch wenn ich weiß, dass es besser für mich ist. Da bin ich schon froh, wenn es ab und an dann doch klappt, etwas ruhiger anzugehen. :zwinker5:
Christoph

"Ich bin kein Mensch.
Ich bin eine Maschine.
Ich kenne keinen Schmerz.
Ich laufe rein mechanisch."
(frei nach: Haruki Murakami)


dwarfnebula twittert

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Roland78 hat geschrieben:ich werde mal eine Runde aussetzen und es langsamer angehen
damit konnte ich noch nie etwas heilen. Es mag zwar auch schlichte Überlastungsschäden geben, aber bei mir war es in den letzten ~20 Jahren Lauf- und Krafttraining immer eines von:
- falsche Laufschuhe
- falsche Technik (Lauf- bzw. Übungsausführung)
- falsches oder fehlendes Dehnen
- und falsche Ernährung

für schlichte Überlastung bin ich viel zu trainingsfaul. Aber die oben genannten Ursachen gehen mit Pausen nicht weg, sondern indem man der wahren Ursache auf den Grund geht:
- Gang- und Laufanalyse in einer Sportklinik
- Schuhwahl aufgrund dieser Ergebnisse
- Techniktraining (Lauf-ABC)
- regelmäßige Dehnungs- und ggfs. Kräftigungsübungen

Es gibt natürlich Naturtalente, die laufen einfach los und laufen Marathon ohne je Probleme zu haben, aber wenn so früh schon Schmerzen auftreten, dann klingt das eher nach erhöhtem Betreuungsbedarf.

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Vier Tage Pause liegen jetzt hinter mir, die Beschwerden sind besser geworden... Aber gut ist es noch nicht, ich werde mich wohl weiter schonen...

@Austrian

Nun, alles, was du aufzählst, hab ich bereits von beginn weg beherzigt: Schuhkauf mit langer Beratung in einem Lauf-Fachgeschäft, Krafttraining, welches auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist, zusammengestellt von einem "Profi" inkl. medizinischer Anamnese, das selbe mit dem Dehnen, die Ernährung kann auch nicht das Problem sein, da sehr ausgewogen und gesund... Kurz, ich wollte einfach zuviel, machte zuviel und es war zuviel :D

Vielleicht gehe ich dieses Wochenende mal auf eine kurze Runde, einfach zum sehen, ob ich beschwerdenfrei laufen kann, ansonsten ist wohl ein Sportmediziner gefragt...

Gruss

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Roland78 hat geschrieben:... ansonsten ist wohl ein Sportmediziner gefragt...
:daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Udo,

Dir muss man ein Kränzchen binden! Leute wie du machen Foren lesens- und nutzenswert. Die Ausdauer, die du aufbringst, um so "unwichtige" und "anfänger-like" Fragen zu beantworten, ist schon bemerkenswert!

Danke dafür!

Gruss

Roli
Gesperrt

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