Es hat nicht geregnet.
Und:
Das war mein schönster Lauf in diesem Jahr. Mindestens. Bis jetzt.
Manchmal denke ich, was wir an so einem Tag alles sehen, kriegen andere im Urlaub nicht mit….
Aber Anfangs sah es so gar nicht nach einem so schönen Tag aus. Schon bevor unser Wecker um 4 Uhr klingeln sollte, wurde ich vom Regen geweckt, der nur so prasselte… Schöne Vorstellung bei so einem Wetter Marathon zu laufen. Aber nach etwa 100 Autobahnkilometern hörte der Regen auf und wir waren guter Hoffnung. Irgendwann haben wir irgendeine falsche Abfahrt genommen, wollten dann auch nicht mehr zurück und sind über die Dörfer weiter…
Sah erst ganz leicht aus und wurde dann irgendwie immer weiter. Dichter Nebel verzögerte die Fahrt zusätzlich…unser Zeitpolster schmolz dahin… bis 30 min vor dem Start konnte man nachmelden… Kurz vor Bad Frankenhausen dann noch mal Umleitung, Streckensperrungen, Stau…. Als Acki meinte: „das war’s dann wohl“ kletterte ich auf den Rücksitz und zog mich schon mal um... die Hoffnung stirbt ja zuletzt. 5 Minuten vor der Angst haben wir’s dann doch noch geschafft und standen glücklich am Start. Schön, dort auch weitere bekannte Gesichter aus den verschiedensten Foren zu treffen.
Die ersten 10 km waren zum einlaufen. Es plauderte sich so dahin, wie liefen auf fast ebenen asphaltierten Wegen und die Berge waren neben uns zu sehen. Auch sehr schön. Dann begann das Streckenprofil im Allgemeinen und kurze Zeit später auch im Besonderen.
Das Heftige an diesem Lauf waren nämlich nicht nur die Steigungen, sondern die völlig aufgeweichten, zermatschten, durch die vor uns gestarteten Mountainbiker zerfurchten und die dann folgende Läuferhorde zertrampelten Wege, auf denen sich das Wasser von den Bergen sammelte. Hier hatte es nämlich auch noch bis in die Nacht heftig geregnet. Bei der ersten Pfütze in Wegesbreite hatte man noch Skrupel – aber dann war es egal. Der Modder war auch ziemlich lehmig und verklebte das bischen Profil meiner Schuhe. Einige Wege waren dazu auch noch schräg, so dass man aufpassen musste, durch den Glitsch nicht den Abhang runter zu rutschen. Aber Acki meinte, dass würde alles die Koordination schulen…
Zwischendrin gab es aber immer auch laufbare Strecken und immer wieder herrliche Ausblicke, die einen die vorangegangene Mühe schnell vergessen ließ. Das ist das Schöne an Bergläufen: Die Anstrengung ist nie monoton gleich, wie bei einem Straßenlauf, hinter jeder Biegung was Neues, dass die Zeit vergessen lässt.
Als wir uns einige km vor dem Ziel so freuten, wie gut es uns ging und wir jetzt schon Marathons als Trainingsläufe machen können, rief hinter uns eine Stimme: „Platz da – jetzt kommt die M70!“ Im Ziel meinte er noch, es wäre nett von uns gewesen, dass wir ihn nicht wieder überholt haben. Alle Achtung! Das wird jetzt mein Hauptziel für die Zukunft. Bei anspruchsvollen Landschaftsläufen mit 70 Jahren „Platz da…“ von hinten zu rufen.
Meine Laufzeit hab ich erst im Ziel gesehen – hatte die Datenfelder des Garmins ohne Gesamtzeitanzeige laufen lassen und war über die selbstgestoppten 4.23:12 positiv überrascht. Hätte eigentlich mit viel mehr Zeit gerechnet, zumal wir zwischendrin bei einigen Steigungen gegangen sind, an jeder Verpflegungsstelle angehalten haben und auch mal in die Büsche mussten. Als ich Ackis Urkunde sah, war ich nochmals überrascht. Obwohl wir zusammen losgelaufen und ins Ziel gekommen waren, hat er eine 4:22:44 zu stehen und ich 4:23:05. Da neben uns in der engen Zielgasse keiner gelaufen ist, kann ich mir die Differenz nicht erklären. Da er den 187. Platz und ich den 189. Platz hat, hat meine Zeit wohl jemand anderes. Die Sekunden sind mir ja auch völlig egal – aber es sieht jetzt so aus, als wenn Acki kurz vor dem Ziel noch mal schnell vorgerannt ist.
Den Lauf kann ich wirklich nur jedem empfehlen, der mal was anderes als Stadtläufe machen will oder Landschaftsläufe sowieso schon liebt. Wenn man dann noch ein trockenes Jahr erwischt, wär es ja kaum noch auszuhalten…
Ich bin jedenfalls schon jetzt mit meinem verpassten Kandel-Bestzeit-Marathon versöhnt und das war ja erst der Auftakt zur Landschafts-Berglauf-Abenteuer-Saison.
LG
Sinchen