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Kopf und Körper besiegen ?

Kopf und Körper besiegen ?

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Ab Dienstag geht's wieder los. Am 29.06.08 findet der 30. Sportschecklauf in München statt. Die 10km waren dort vor einem Jahr mein Wettkampfdebüt. Dieses Jahr soll es der HM werden. Die Vorbereitung wird unter dem Motto "Die Forstenrieder Rache" laufen. Für den Wettkampf lasse ich mir dann noch was einfallen. Auf jeden Fall werden Sohlen glühen :-) Ich habe da so ein ganz persönliches geheimes Ziel und ich verrate es auch niemandem! Es wird hart, aber ich denke mit konsequentem und gezieltem Training schmerzhaft, aber machbar. Ich habe neulich folgendes gelesen:

"Je mehr Du Dich im Training quälst, um so leichter hast Du es im Wettkampf". Ich habe das eigentlich bisher immer anders gesehen: "Trainiere hart und lege im Wettkampf noch einen oder zwei drauf".

Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr gefällt mir Ersteres. Kann man Körper und Kopf so trainieren, daß der Wettkampf von denselben als lockere TempoTrainingseinheit mit Wettkampfadrenalin gesehen wird? Kann der Körper "die Schippe" noch drauflegen und der Kopf dieses gleichzeitig als stinknormalen Tempotrainingslauf einordnen? Wie könnte so ein Trainingsplan aussehen? Ist das Marathontraining für einen Halben? Könnte hinkommen. Mal sehen....

Was meint ihr?
Run 4 a better Life,
Heiko (http://maxHF.wordpress.com)

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Hallo Heiko,

Du weißt aber schon, dass beim Sport Scheck Stadtlauf HM in München die HÖLLE los sein wird. Und das auf den engen Wegen an der Isar. D.h. richtig gut mit Überholen ist da zum Teil auch nicht.

Also mit PB bei dieser Veranstaltung ist das so ne Sache.

Ich nehme nicht an der Veranstaltung teil.
heikooberleitner hat geschrieben: Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr gefällt mir Ersteres. Kann man Körper und Kopf so trainieren, daß der Wettkampf von denselben als lockere TempoTrainingseinheit mit Wettkampfadrenalin gesehen wird?
Vermutlich dann, wenn Du den HM nicht auf PB/ nicht am Anschlag läufst.
heikooberleitner hat geschrieben: Kann der Körper "die Schippe" noch drauflegen und der Kopf dieses gleichzeitig als stinknormalen Tempotrainingslauf einordnen?
Du wirst im Wettkampf wegen Adrenalin in der Regel schneller laufen können als im Training. Vermutlich ist es nicht so einfach, Kopfdenke und Körpergefühl zu trennen.

Viele Grüße
Monika

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Lockerer Wettkampf :confused:
Dann ist es ja gar kein Kampf mehr :hallo:

Halbwegs locker kann es nur werden, wenn
a.) Du Deine Kraft richtig einteilst
b.) Nicht volle 110% gibst
Bestzeiten: 3km - 9:50, 5km - 17:08, 10km - 36:05

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Man kann schon den Kopf und auch den Körper besiegen, aber dafür bedarf es sehr hoher Konzentration und Wille. Viele schaffen es nich sich über einen bestimmten Punkt hinaus zu quälen. Man kann nämlich noch ne Schippe drauf legen obwohl die Beine schon streiken. Aber dafür brauchst du mentale Stärke. Der Läufer besteht ja aus 2 Teilen. Kopf und Beine und wenn die Beine aufgeben ist das noch kein Grund aufzuhören. Meist is der Körper zu dem Zeitpunkt noch nicht mal übersäuert, das heißt du kannst noch weiter.

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So als Laie frag ich mich beim Lesen:
Wie sehr muss man sich denn selbst hassen, um so was zu schaffen? Oder gibt es andere Wege, um sich über längere Zeit erfolgreich zu quälen?
Ich habe persönlich nicht das Gefühl, dass man sich über einen bestimmtes Maß hinaus dran gewöhnen kann. -- Wenn ich mich auf meine Pudding-Beine konzentrieren muss, um nicht hinzufliegen, kommt nicht mehr viel und es wurde bisher auch nicht nach und nach mehr. Oft hab ich es aber noch nicht probiert.

LG, Missus.
21.05.2010 -- Abendvolksl. Heckershausen, 10km -- 56:14,8
02.07.2010 -- Nachtmarathon Marburg HM -- 2:10:01,8
07.08.2010 -- 17. Brückenlauf Goßfelden, 10km -- 56:54

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Du kannst gut trainieren, einen schnellen Wettkampf laufen und dich anschließend ganz gut fühlen, aber, wie die Vorschreiber schon sagten, dann hast du nicht deine Reserven ausgeschöpft und das Optimum herausgeholt.

Aber:
ponjio hat geschrieben:Man kann schon den Kopf und auch den Körper besiegen,
...
Der Läufer besteht ja aus 2 Teilen. Kopf und Beine
Das ist nicht das Rezept, um dieses Optimum zu erzielen.

Du wirst nicht deine Möglichkeiten ausschöpfen, wenn du gegen deinen Körper läufst. Wenn du herangehst und dir sagst, ich muss mich quälen, meinen Körper besiegen, erschließt du nicht dein volles Potenzial.

Um alles, was du hast und kannst, herauszuholen, musst du eine Einheit bilden, und das heißt, der Wille, alles zu geben, erfasst dich ganz. Dein Kopf will das Optimum geben, deine Beine sind lange vor dem Lauf darauf eingeschworen, jede einzelne Muskelfaser ist von diesem Willen durchdrungen. Diese mentale Programmierung erfolgt bereits vor dem Lauf. Du willst alles herausholen, jeder Bestandteil deines ICH ist davon erfasst, deine Gedanken, deine Muskeln, deine Nerven, jede einzelne Zelle deines Körpers.

Du läufst dann nicht gegen deinen Körper. Wenn bei km 30 im Marathon oder km 16 im Halbmarathon eine hohe Belastung hinter dir liegt, übermitteln deine Beine keinen Schmerz, weil sie auf das Erreichen deines Ziels eingestellt sind, sie übermitteln dir eigentlich gar nichts, weil dein Wille und deine Muskulatur, deine Nerven, dein ganzes Versorgungssystem auf eine einzige gemeinsame Zielsetzung hinarbeiten, nämlich die Ziellinie dieses Laufes zu erreichen, und dafür wird alle verfügbare Leistung abgerufen. Schmerz ist in dem Moment ausgeblendet, deine Nervenenden, deine Enzyme sind damit beschäftigt, ein optimales Funktionieren der Versorgung sicherzustellen, für Ablenkung ist da gar kein Platz.

Und wenn du bei km 38 oder 39 noch erkennst, d. h. falls du das noch registrieren kannst, dass deine angestrebte Zeit gefährdet ist oder sich dein Konkurrent abzusetzen droht, dann muss nicht einmal der Kopf die Beine an ihren Beitrag zum Erfolg erinnern und antreiben, sondern diese haben das Ziel verinnerlicht und beschleunigen von selbst. Gedanken an Belastung und Anstrengung treten nicht auf oder nicht in die Wahrnehmung. BIS DAS ZIEL ERREICHT IST!


Solche Läufe macht man nicht alle 2 oder 3 Wochen, und auch bei dem wichtigsten Saisonziel klappt das nicht immer, aber eine Leistung, die herausragend ist, ist nicht ohne diese Einheit oder das Aufgehen der ganzen Person in diesem einen gemeinsamen Ziel möglich. Wenn ich meinen Körper antreiben, quälen muss, kann ich eine große Leistung vollbringen, die mehr zählt als die gute mit dem Lächeln auf den Lippen und der unausgeschöpften Reserve in den Beinen, aber die ultimative Leistung geht nach meiner Erfahrung nur durch die mentale Programmierung der ganzen Läuferpersönlichkeit auf das große gemeinsame Ziel.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Hallo burny,

absolut genial geschrieben. :daumen: Vielen Dank dankfür!

Viele Grüße
Monika

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@Woodstock: Du hast recht, ich bin letztes Jahr den 10er gelaufen. Es war schon ziemlich eng. Vielleicht starte ich aus erster Reihe und lassen mich schieben :-) (Scherz)

@ Ralli & Ponjio: natürlich gibt es keinen lockeren Wettkampf. Meine Überlegung ist so hart zu trainieren, daß Körper und Geist am Tag X auf 25-30km eingestellt sind und der Körper auf den letzten 5-7 km des HM die berühmte Schippe "locker" drauflegen kann. Ob ich das mental wegstecke - keine Ahnung - ich habe es ja noch nicht versucht. Der Wille zumindest ist da.

@ mrsmerian: zunächst Gratulation zur Nichtraucherin! Ansonsten sage ich nur: "No pain, no gain"

Ansonsten ist der Trainingsplan fertig. Es ist ein Mix aus 10km und HM Training. Die ersten 5 Wochen werde ich auf eine für mich eigentlich "zu schnelle" 10er Zeit trainieren (00:45). Die tatsächlich erreichte Zeit rechne ich nach Steffny auf den HM hoch und trainiere die letzen 5-6 Wochen danach, wobei der Fokus auf den langen Läufen (21-26km) sein wird. Eigentlich hatte ich sogar vor am Sonntag vor dem Wettkampf einen 30er zu laufen. In den Pfingstferein bin ich 1 Woche auf einer Almhütte und werde dort einige Bergwertungen absolvieren. Ist also alles dabei :-)

Anregungen und Kritik gerne willkommen.

Gruss Heiko
Run 4 a better Life,
Heiko (http://maxHF.wordpress.com)

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@ Burny

Wow - fast schon poetisch. Habe schon lange keinen solch wertvollen Post gelesen und das meine ich ehrlich. Vielen Dank dafür!! Ich werde diese Zeilen ausdrucken und versuchen sie im Training zu vergegenwärtigen!

Heiko
Run 4 a better Life,
Heiko (http://maxHF.wordpress.com)

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woodstock hat geschrieben:Hallo Heiko,

Du weißt aber schon, dass beim Sport Scheck Stadtlauf HM in München die HÖLLE los sein wird. Und das auf den engen Wegen an der Isar. D.h. richtig gut mit Überholen ist da zum Teil auch nicht.
Tja, alles kann man nicht haben.. Dafür wohnt ihr schön und Berge habt ihr auch. :nick:

Und erstmal Italien..... :geil:

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@burny:

Besser kann man es nicht sagen! Einfach großartig geschrieben!


Noch eine Anmerkung: Der Kopf meldet "Ich kann nicht mehr" schon wesentlich eher, als die Beine. Wer das in den Griff bekommt, kann laufen, wie Burny es beschrieben hat. Leider ist Ignoranz dieser Signale nicht so einfach möglich. Sie dürfen gar nicht erst auftreten. Greifs Endbeschleunigung ist da schon mal ein guter Weg, aber das allein reicht nicht ganz.
„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein!“
(Philip Rosenthal)

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Corruptor hat geschrieben:@burny:

Besser kann man es nicht sagen! Einfach großartig geschrieben!


Noch eine Anmerkung: Der Kopf meldet "Ich kann nicht mehr" schon wesentlich eher, als die Beine. Wer das in den Griff bekommt, kann laufen, wie Burny es beschrieben hat. Leider ist Ignoranz dieser Signale nicht so einfach möglich. Sie dürfen gar nicht erst auftreten. Greifs Endbeschleunigung ist da schon mal ein guter Weg, aber das allein reicht nicht ganz.
Das möchte ich hier gerne nochmal aufgreifen. Laufen ist Kopfsache - hört und liest man immer wieder. Stimmt ja auch. Wie geht ihr damit um?
Run 4 a better Life,
Heiko (http://maxHF.wordpress.com)

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Womit? Mit dem Kopf? Der hat zu arbeiten, wie es burny beschreibt!

Was ich genau mache, weiß ich nicht. Mein Körper gerät regelmäßig an den Rand des Wahnsinns, dort lernen Körper und Geist die selbe Sprache zu sprechen. Der Kopf wird es etwas leiser, der Körper hört nicht mehr auf das was von oben kommt und weiter gehts!
„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein!“
(Philip Rosenthal)

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Corruptor hat geschrieben: Noch eine Anmerkung: Der Kopf meldet "Ich kann nicht mehr" schon wesentlich eher, als die Beine. Wer das in den Griff bekommt, kann laufen, wie Burny es beschrieben hat. Leider ist Ignoranz dieser Signale nicht so einfach möglich. Sie dürfen gar nicht erst auftreten.
Ja, dieser Spruch (stammt von Greif, nicht wahr?) hat mir schon einmal bei einem harten Intervalltraining den A**** gerettet, sprich ich konnte das Intervalltraining erfolgreich beenden. :daumen:

Manchmal habe ich aber in der Tat den Eindruck, dass es einfach NICHT mehr geht. So zum Beispiel wieder bei einem (in meinen Augen) harten Intervalltraining: die Beine brennen wie noch nie. Ich bin für ein paar Sekunden gegangen, dann konnte ich noch die restliche Einheit in der vorgegebenen Pace zu Ende bringen.

Ich glaube, man sollte im Training nicht immer die Signale des Körpers/ Kopfes ignorieren. Manchmal geht es eben einfach nicht. Und das hat dann auch nix mit Schweini oder so zu tun.

Wahrscheinlich braucht man viel Erfahrung mit seinem eigenen Körper, um zu erkennen, wann es eben gerade noch geht (wann also evtl. nur der Kopf einen Streich a la Schweini spielt) und wann man nen Tick rausnehmen sollte (im TRAINING).

Für den Wettkampf gelten wieder ganz andere Regeln. :teufel:

Oder wie sehen das die Experten? :confused:

viele Grüße
Monika
Gesperrt

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