Hallo Foris,
hier kommt nun also auch mein ausführlicher Bericht. Er ist etwas lang geworden. Wem es zu viel ist, der kann ja vielleicht die Vorgeschichte überspringen und direkt beim "Großen Tag" anfangen.
Viel Spaß beim Lesen!
Vorgeschichte:
Gutenberg-Marathon Mai 2005, ca. 1000 Teilnehmer der SWR-Aktion Von-0-auf-42 liefen zum ersten Mal den ganzen oder halben Marathon. In der Folgewoche saß ich gebannt am Computer und habe die Laufberichte gelesen. Teilweise sind mir dabei Tränen in die Augen gestiegen, und ich hab gesagt: „Das will ich auch. Nächstes Jahr laufe ich da auch einen Halbmarathon.“ (Damals konnte ich keine 5 min am Stück laufen) Mein Mann sagte dann spontan, dass er da auch mit macht und fing auch mit dem Laufen an.
Ein Jahr später Mai 2006 liefen wir dann tatsächlich unseren ersten HM. Hinterher kam dann leider ganz schnell die Ernüchterung: Das wars jetzt schon???? Sooooo schwer war das ja jetzt auch nicht. Und Tränen hatte ich auch keine. Also war der Entschluss gefasst, dass ich wohl auch mal irgendwann einen ganzen angehen muss.
2007 war ich während des Mainz-Marathons auf einer Familienfeier, also wurde das Projekt „M“ auf 2008 verschoben. Dass mein Debüt in Mainz stattfinden muss war für mich keine Frage, schließlich bin ich durch den Mainzer Marathon erst zum Laufen gekommen.
Im September haben wir uns angemeldet, aber ich war sehr skeptisch, ob ich überhaupt einen ganzen Marathon oder auch nur das Training dafür durchstehen kann. Ich hatte in meiner Laufkarriere immer mal wieder Probleme mit den Beinen oder so. Also sagte ich allen, die es wissen wollten, (oder auch nicht) dass ich versuchen werde auf einen Marathon zu trainieren, wenn ich aber Probleme bekommen sollte und mein Körper die Umfänge nicht verträgt, dann bleib ich eben beim HM.
Im Winter wurden dann langsam die Umfänge erhöht, und Ende Februar ging es dann mit dem richtigen Trainingsplan los. Eigentlich wollten wir ja den Steffny-Plan für 4:40 nehmen, weil unser Ziel war unter 5 Stunden zu bleiben. Aber das Lauftempo war uns dann nach unseren 10-km-Zeiten doch etwas zu langsam also nahmen wir den 4:20-Plan, hatten aber vor so 4:40 zu laufen. Das Training verlief gut, ich konnte alles locker durchziehen, bis auf eine Begegnung mit dem „Hammermann“ bei einem langen Lauf bei plötzlicher Hitze. Dann kam der letzte lange Lauf. 33km geplant 3 Wochen vor dem Marathon. Und da passierte es plötzlich nach 28 km: Ein stechen in der Fußsohle, als ob ich bei jedem Schritt in einen Nagel treten würde. Da ich ja sowieso nach Hause musste, lief ich einfach humpelnd weiter. Zu Hause konnte ich dann kaum noch auftreten. Wars das jetzt mit dem Marathon???? Am Montagmorgen war ich dann sofort bei meiner Sportärztin, die eine Sehnenreizung durch Überlastung diagnostizierte. Aber den Marathon sah sie nicht in Gefahr, „Bis dahin ist das lange weg, zur Sicherheit nehmen Sie direkt am Start noch eine Ibuprofen, dann geht das schon“.
Ich hielt mich strikt an die Eine Woche Laufpause und ließ schweren Herzens einen kleineren Wettkampf sausen. Dazu Ibuprofen. Zwei Trainingsläufe über 18 und 16 km hatte ich dann noch, wo der Fuß nur gegen Ende leicht wehtat. Ansonnsten hatte ich eine schöne lange Taperingphase.
Der große Tag
So stand ich dann am 04.05.2008 am Start des Marathons und hatte drei große Unbekannte im Kopf: 1. Wann wird der Fuß anfangen weh zu tun? 2. Kommt heute wie bei dem Trainingslauf wieder der Hitze-Hammermann? 3. Kann ich überhaupt einen Marathon schaffen?
Den Morgen hatten wir schon lehrbuchmäßig abgespult: Früh aufgestanden, 3 Honigtoast gegessen, 1,5 L getrunken, früh angereist, Kleiderbeutel abgegeben, Dixi aufgesucht (mehrfach) …..
Und jetzt standen wir im letzten Startblock. Später sollten wir merken, dass wir uns viel zu weit hinten eingeordnet hatten. Neben uns machte eine Trommlergruppe super Stimmung. Leider konnten wir dadurch auch den Sprecher, den Countdown und den Startschuss nicht hören. Nur der Blick auf die Armbanduhr sagte uns, dass der Marathon wohl schon gestartet war und irgendwann fingen auch wir an zu laufen.
Nachdem das Training so gut gelaufen war, haben wir uns dann doch eine Pace von 6:10 vorgenommen, allerdings ohne daran zu glauben, dass die 4:20 wirklich drin sein könnten. Auf den ersten beiden km war dann auch das Tempo (natürlich) zu langsam. Wir mussten ständig überholen. Wir hatten von vorne herein abgemacht, dass wir an den Verpflegungsstationen gehen würden, um in Ruhe und genug trinken zu können. Also taten wir es auch und ich denke, dass das eine gute Entscheidung war. Nach 3 km hatten wir dann schon min. Rückstand auf meine Zeittabelle. Wir haben uns kurz verständigt und dann beschlossen, nicht zu versuchen den Rückstand einzuholen, sondern einfach so unser Tempo weiter zu laufen. Mittlerweile konnten wir es auch ganz gut halten, mussten aber immer noch ständig Läufer überholen.
Bei jeder Wasserstation gab es ein paar Schlucke in den Mund und mindestens einen Becher auf den Körper, das tat gut und kühlte schön. So liefen wir die ersten km schön in der Menge mit und es lief alles recht locker. Von km 14 bis 20 kommt in Mainz die ungeliebte lange Gerade nach Weisenau, zum Wendepunkt und zurück. Auch ich fand sie vor zwei Jahren bei meinem HM fürchterlich. Aber heute genoss ich sie. Ich war fit, mir ging es gut, wir überholten nur noch Läufer (wo hatten die sich eigentlich alle aufgestellt???) Und es machte richtig Spaß.
Der Durchlauf beim HM war dann auch klasse. Total viele Zuschauer, die drei schnellsten Marathonläufer waren schon im Ziel, die Halbmarathonis, die sich ins Ziel quälen und wir sind einfach locker flockig daran vorbei gelaufen und machten uns nach 2:11 auf die Zweite Runde.
Und sofort gab es Platz! Welch eine Wohltat nach dem ganzen Gewusel. Aber jetzt kam das nächste Problem: Die Brücke. Wir hatten uns die Option offen gelassen die Steigung hoch zu gehen, aber uns ging es doch gerade so gut. Also kurz abgeklärt, wir laufen hoch und auf dem Rückweg entscheiden wir neu. Das war dann eine richtig harte Sache, zumal dann auch gerade noch Gegenwind war. Aber Wind hatten wir ja in den letzten Trainingswochen genug, und mein Mann hat es gleich auf den Punkt gebracht: „ Dann haben wir auf dem Rückweg wenigstens Rückenwind.“
Die Runde durch Kostheim war dann ziemlich interessant, weil ich hier nicht so oft bin. Die Anwohner hatten Duschen gebastelt, überall gab es Wasser und Musik….. richtig schön!
Als wir dann wieder zur Brücke liefen und uns km 28 näherten, dachte ich gerade mal daran, dass mein Fuß bis jetzt schön brav war und ich keine Schmerzen habe, ich hab mich aber nicht getraut, das laut zu sagen, weil dann hätten die Schmerzen bestimmt angefangen. Über die Brücke gings dann mit Rückenwind zurück und dann kam ja „nur noch“ der Teil, den wir heute schon mal gelaufen sind. Aber es lief immer noch klasse. Mein Mann kontrollierte das Tempo mit seiner Polar-Uhr.
Es war dann so bei km 30, als ich zum letzten Mal hörte „langsamer Chrisi, wir sind zu schnell“. Ab da regulierte sich das Tempo von selbst. Es wurde langsam anstrengender. Zwischen km 30 und 35 war es auch das erste Mal, dass meine Kopfhaut kribbelte. Als ich das bemerkte, dachte ich „Oh weh, Du wirst doch jetzt keinen Kreislaufkollaps kriegen?“ So fängt das bei mir nämlich an. Ich beobachtete das also weiter und wenn es mehr geworden wäre, hätte ich einen Gang rausgenommen. Bei km 34 hab ich dann mein letztes Gel genommen, da war dann auch ein Sprecher, der sagte „Nur noch 8 km.“ Das baute mich dann irgendwie schon auf. 8 km ???? Das ist doch ein Witz. Das schaffst Du doch locker. Also blieb ich tapfer immer an meinem Mann dran, kontrollierte das Kribbeln ob es schlimmer wird und hoffte, dass ich nicht zuuuu langsam werde. Er war nämlich mittlerweile immer so einen halben Schritt vor mir und guckte ständig auf die Uhr. Das war für mich ein Zeichen, dass ich langsamer geworden bin. Ich traute mich aber nicht zu fragen, wie langsam, weil ich befürchtete, wenn er sagt 6:30 oder noch schlimmer, dann bin ich so gefrustet, dass ich erst recht einbreche. In Wirklichkeit hat er aber einfach nur versucht das Tempo zu halten, was wir auch geschafft haben. Das hab ich aber erst nach dem Rennen erfahren.
Ab jetzt begann ich dann die km rückwärts zu zählen. In Mombach „noch 8“ Nächste Verpflegungsstelle „Noch 6“ usw.
Aber der Läufergott hatte sich für mich noch eine andere Prüfung ausgedacht. Auf einmal fing es nämlich an in meinem Bauch zu ziehen und im Darm zu drücken….. Das kannte ich ja auch schon von einigen längeren Läufen, hatte ich aber schon lange nicht mehr. Zuerst hab ich es noch ignoriert, aber irgendwann dachte ich, dass ja das Kribbeln in der Kopfhaut damit zu tun haben könnte, also hab ich nach dem nächsten Dixi Ausschau gehalten. Km 39 war dann eine Verpflegungsstation mit Dixi. Ich hatte meinen Mann schon informiert und er wollte sich in Ruhe verpflegen und dann langsam weiterlaufen. Und dann??? Ich saß auf diesem blöden Häuschen, hatte das Gefühl dass das ganze schwankt wie ein Karussell, und dann war es nur heiße Luft. „Na gut, dann eben nicht.“ Dann komm ich jetzt auch so ins Ziel.
Und dann ging es plötzlich ganz schnell: Nochmal durch die Innenstadt, km 40, der Dom, die Altstadt, km 41…. Wie gerne hätte ich jetzt noch mal das Tempo angezogen, aber irgendwas sagte mir, dass ich vorsichtig sein muss, der Kopf kribbelte jetzt stärker und ich wollte ganz sicher nicht zu denen gehören, die kurz vor dem Ziel zusammenbrechen. Km 42, die Hand von meinem Mann genommen, Arme hochgereckt, Zuschauer jubeln 42,195 km geschafft!!!!!!
Medallie um, Mann gedrückt, 3fach getroffen, der auch gerade ins Ziel kam, und dann ab zur Verpflegung und erst mal Cola getrunken. Also direkt nach dem Zieleinlauf war ich so richtig platt. Aber schon eine Stunde später, geduscht, umgezogen, verpflegt und massiert, ging es mir richtig gut. Keine Schmerzen! Der Fuß hat durchgehalten, keine Blasen, Nichts! Mein Mann hat aufgescheuerte Brustwarzen zu beklagen, aber da haben wir Frauen es eben besser.
Montag und Dienstag hatte ich dann noch ein wenig Muskelkater, aber heute würde ich schon wieder laufen gehen. Mach ich aber nicht. Diese Woche ist Ruhe angesagt, am Wochenende gehe ich dann schön mit meinen Freundinnen wandern!
Und der nächste Marathon kommt bestimmt!
Vielen Dank fürs Lesen!
LG
Chrisi
Drei-Zwei-Eins-Mainz! Mein Marathon-Debut
1Bestzeiten:
10km: 51:50 (12.07.2008 Mörfelden)
HM: 1:52:27 (21.09.2008 Bensheim)
M: 4:25:49 (04.05.2008 Mainz)
Sprint-Triathlon (0,5, 20, 5): 1:21:58 (07.09.08 Gimbsheim)
10km: 51:50 (12.07.2008 Mörfelden)
HM: 1:52:27 (21.09.2008 Bensheim)
M: 4:25:49 (04.05.2008 Mainz)
Sprint-Triathlon (0,5, 20, 5): 1:21:58 (07.09.08 Gimbsheim)