Fünfte 7-Seen-Wanderung - Markkleeberg - 2./3.Mai 2008
Was mir von dieser Wanderung besonders in Erinnerung geblieben ist, ist die Aussage vieler Menschen aus der Gegend, die betonten, dass es nun hier wirklich "blühende Landschaften" gibt, ob man die Person die diese Aussage einst getätigt hatte, nun möge oder nicht. Und aus den Worten dieser Leute konnte man, ohne sich anstrengen zu müssen, Dankbarkeit, Stolz und Freude heraus hören. Ich freute mich mit ihnen.
Martin stand bereits am Kopfende von Gleis 19 im Leipziger Hauptbahnhof, der Treffpunkt, den wir per PM vorher vereinbart hatten. Ein schnelles Hallo und kurz darauf ging's weiter nach Markkleeberg mit einem witzigen, kleinen Gefährt auf Schienen. Zwanzig Minuten später schlenderten wir dann schon die restlichen Meter Richtung Rathausplatz, wo bereits die Aufbauarbeiten für das Stadtfest in vollem Gange waren. Auch das Wanderevent ist jedes Jahr voll in dieses Stadtfest integriert.
Wir bestellten uns noch eine Kleinigkeit zum Essen in der nahen "Nessebar", um schon in die
Stimmung für die folgenden Stunden zu kommen. Es hieß ja, man solle noch zusätzliche Verpflegung mitnehmen. Vorher ein paar Kalorien zu sich zu nehmen, konnte ja nun wirklich
nicht schaden.
Die Ausgabe der Startunterlagen war bestens organisiert, und sie wurden uns von überaus
freundlichen und hübschen Mädchen ausgehändigt. Der erste Eindruck war nun schon sehr gut
und man dachte bereits an ein Wiederkommen im nächsten Jahr, ohne auch nur einen Meter
zurück gelegt zu haben.
Dann folgten die üblichen Überlegungen, was man mit sich nimmt und prophylaktisch wurden auch gleich noch die empfindlicheren Körperstellen versorgt. Auf dem Platz vor der Bühne kippten schon ein paar gut gelaunte Wandergesellen, die Martin bereits aus Berlin kannte, ihr erstes Bier. Gemeinsam mit ihnen verbrachten wir dort die restliche Zeit bis zum Start. Ein gemütliches Plätzchen!
Punkt 18 Uhr ging es los und wir begaben uns irgendwo im hinteren Teil der Schlange marschierend auf unseren langen Weg. Es tat einfach gut, mal richtig zu wandern (zumindest anfangs), ohne gleich in einen flotteren Schritt zu verfallen. Wir waren nicht lange unterwegs, da fing es auch schon an zu tröpfeln. Die Tropfen wurden größer und häufiger. Die ersten Schirme öffneten sich und Regenpellerinen wurden übergezogen. Der Wetterbericht hatte ja für die Nacht Gewitter mit Schauern vorher gesagt. Im ersten Schauer steckten wir nun wohl mitten drin.
Nach einer halben Stunde war aber alles wieder vorbei, die Sonne kam heraus und ein herrlicher Regenbogen versöhnte uns für die zurück liegende Nässeattacke. Die Wolken verzogen sich langsam und die Nacht versprach, klar zu werden. Ja, die Wetterfrösche hatten sich zu unserem Vorteil geirrt.
Nach zwei Stunden und gewanderten 11 Kilometern erreichte wir die erste "Einkehr", eine
Verpflegungsstelle, bei der Gulaschsuppe aus der Gulaschkanone von Küchenwägen des Roten
Kreuzes ausgegeben wurde. Da gab es Tische und Bänke und Quetschen-Musik. Sehr
stimmungsvolle Atmosphäre unter dem Aussichtsturm Bistumshöhe im Abendlicht. Die Suppe
schmeckte herrlich und wir nahmen noch einen Nachschlag. Eile hatten wir nicht, aber
irgendwann mussten wir dann auch wieder weiter. Hier teilten sich dann auch schon die Wege. Die Kurzwanderer begaben sich schon wieder auf den Rückweg nach Markkleeberg. Für uns begann die Nacht auf den Beinen.
Wir vernahmen die Silhouette einer Pyramide vor der unter gehenden Sonne und einige andere Gebäude, die man hier nicht vermutet hätte. Es war der Vergnügungspark "Belantis", was dem Ganzen etwas Sinn einhauchte. Rund um den Zwenkauer See folgten wir den breiten Wanderwegen und wunderten uns immer wieder, wie oft wir die Pyramide noch zu Gesicht bekamen. In Zwenkau gab's wieder Verpflegung im Innenhof des Ratshauses und die Wanderer
an den Verpflegungspunkten waren nun schon deutlich weniger. Vor Zwenkau passierten wir aber auch noch die sächsisch-preussische Grenze von 1815, wo kostümierte Menschen ein Spektakel veranstalteten, Wegezoll verlangten und Böllerschüsse abfeuerten. Als wir die Schüsse schon von weit vorher vernahmen, kam uns spontan Stephen Kings "Todesmarsch" in den Sinn. Nein - alles diente nur der Unterhaltung der Wanderer und war mit vielen Fackeln toll in Szene gesetzt.
Nach Zwenkau führte die Strecke nun in friedliches, flächiges Gelände, so richtig meditativ ... wenn da nicht in der Ferne laute Discomusik entgegen geschallt hätte. Merkwürdig. Die Musik wurde immer lauter und da stand er schon - ein bestens aufgelegter DJ, der sein Equipment und Lightshow in und an seinem Kleinbus installiert hatte und die müden Wandersleute aus der Lethargie riss. Erfrischungen gab es hier auch wieder. Eine wirklich tolle Einlage!
In der nächsten Verpflegungsstelle wurde einem Teilnehmer ein Geburtstagsständchen gesungen und ein Geschenk überreicht. Wo gibt's denn anderswo solche Überaschungsmomente? Hier erfuhren wir dann auch von der "Kippe", wo es eine dreiviertel Stunde lang nur bergauf gehen sollte. Solche Berge hatten wir hier nicht erwartet. Außerdem erfuhren wir auch von der Puddingsuppe nach Sonnenaufgang, den Schnittchen und einem tollen Buffet im Rittergut Muckern, wofür man sich auf jeden Fall noch Appetit aufheben sollte.
Na gut, wir zogen weiter, die Halde Trages ("Kippe") hinauf, was man in der Dunkelheit beinahe nicht als Steigung wahr genommen hätte. Am höchsten Punkt erklommen wir noch den 32 m hohen metallenen Aussichtspunkt über die endlose Wendeltreppe. Es war dunkel und man sah nur
ein paar vereinzelte Lichter. Etwas unterhab flackerte etwas.
Nach zehn Minuten wussten wir es. Wieder eine außerplanmäßige Rast am Lagerfeuer mit Erfrischungen. Dort saß auch der Veranstalter, der uns sogar spontan mit Namen begrüßte, als wir ihm sagten, wo wir herkamen. Martin konnte er sogar mit seinem Straßennamen überraschen. Sehr eindrucksvoll!
Weiter zogen wir zur nächsten Verpflegungsstelle, an der auch ein Lagerfeuer brannte. Eine Dreigruppe bschloss, hier die Wanderung wegen Blasen zu beenden. Markige Sprüche unsrerseits halfen nicht, die Jungs zum Weiterwandern zu bewegen. Hier gab es nun endlich die "berühmte" Puddingsuppe. Heißer, dünner, süßer Vanillepudding, gerade das Richtige in der morgendlichen Kühle.
Anschließend hätten wir uns beinahe verlaufen. Ein paar hundert Meter gingen wir in die falsche Richtung, obwohl uns kurz vorher noch der Weg erklärt worden war. Wo hatten wir da nur unsere Sinne? Na ja, der Irrtum war kaum der Rede wert und wir befanden uns auch gleich wieder auf dem markierten Weg. Der Morgen zeigte sich in seinen schönsten Farben. Hinter Nebelschwaden erhob sich die Sonne über dem leicht hügeligen Horizont. Eine herrliche Stimmung! T
raumhaft war auch die Strecke bis zum nächsten Halt an einem Aussichtsplatz am Bockwitzer See. Ein schöner Platz zum Sitzen, Brotzeit machen und die Aussicht über den jungen See zu genießen. Die Kilometer spulen sich auf dieser Wanderung eigentlich von ganz alleine ab und sind nur noch die Zugabe zu den bestens hergerichteten Verpflegungspunkten.
Entlang des Sees erreichten wir als nächste Anlaufstelle die Windmühle Schönau. Hier war einiges geboten. Rotes Kreuz, Feuerwehr und etliche Helfer bemühten sich darum, dass sich die müden Wanderer wohl fühlen konnten. Die Müllerin spielte volkstümliche Lieder auf dem Akkordeon und Martin zeigte, dass man sich nach 65 Kilometern in den Beinen noch locker und leicht bewegen kann. Hier richteten wir uns dann für die verbleibenden Stunden im Sonnenschein her - die Kappe raus, die Hosenbeine abgetrennt und nur noch ein leichtes, kurzes und dünnes T-Shirt für den Weiterweg angezogen. Das war wieder eine sehr schöne Rast!
Der nächste wichtige Rastpunkt, den wir aus der frühmorgendlichen Erzählung noch in Erinnerung hatten, war Schloss Steinbach. Dort wartete Kartofelsuppe auf uns (und das erste Bier des neuen Tages). Es häuften sich nun langsam Etappen, die teilweise an (kaum befahrenen) Straßen entlang führten. Schöner wäre es zwar auf Pfaden und Spazierwegen gewesen, aber offensichtlich nicht anders machbar - ist egal!
Unterwegs packten auch schon mal Anrainer Tische vor ihren Zaun und botem jedem der spärlich vorbei kommenden Wanderer Erfrischungen und Schnittchen an. Diese Begeisterung war unheimlich ansteckend, überall hoch motivierte Helfer, die ihr Quäntchen zu einer perfekten Veranstaltung beitrugen.
Im Garten von Schloss Steinbach konnte man wieder gemütlich sitzen, der Abschied fiel schwer, wie bisher bei allen Verpflegungsstellen.
Wir wanderten nun wieder auf die "Kippe" zu, diesmal allerdings von der Südseite und bei Tageslicht. Diesmal ging's nicht mehr oben drüber sondern unterhalb vorbei zur Orangerie, einem Erfrischungspunkt. Kurz vorher haben wir einen jungen Mann mit Walkingstöcken überholt, der sich anscheinend in einem desolaten Zustand befand. Hier, an der Erfrischungstelle trank er nichts sondern nahm nur ein paar Weintrauben und schleppte sich weiter. Wie wir am nächsten Tag von ihm erfahren haben, hatte er ein Problem mit dem Knöchel, das ihn aber nicht davon abhielt, die 100k erfolgreich hinter sich zu bringen. Da fällt mir wieder dieser doofe Spruch ein:" Der Schmerz geht, der Stolz bleibt!"
Wir brachen dann bald auf und als nächster Halt stand das Rittergut Muckern auf dem Programm. Was hier alles aufgetischt wurde, übertraf bei weitem alle Erwartungen. Hier gab es alles, was man sich wünschen kann, mit Liebe und Können zubereitet, fürs Auge schön hergerichtet und alles wurde zusätzlich noch vom Chef de la cuisine detailliert erklärt. Diese Rast in der urigen Umgebung im Innenhof des Guts zog sich dementsprechend in die Länge. Schweren Herzens zogen wir dann nach zwei Bieren wieder weiter.
Kurz nach dem Verlassen des Orts trafen wir auf zwei Nordic Walker, die flotten Schrittes ihre 25k Runde bewältigten. Es sah ansprechend und sportlich aus, wie die beiden in hoher Schrittfrequenz voran schritten. Eine Zeit lang blieben wir bei den beiden, dann beschleunigten wir aber nach einem kurzen, gegenseitigen Zunicken mit Martin und sorgten dafür, dass der Abstand etwas größer wurde. So waren wir noch hoch motiviert den Abstand bis Markkleeberg zu vergrößern.
Trotzdem konnten wir noch die schönen Ausblicke auf den Störmthaler See und auf den Markkleeberger See genießen, entlang deren Ufer sich die letzten Kilometer zogen.
In Markkleeberg war das Stadtfest in vollem Gange. Man kam fast nicht durch die Menschenmassen. Viele Stände mit Ess- und Trinkspezialitäten sowie allerlei andere Angebote
brachten uns dem eigentlichen Ziel direkt neben der Bühne näher. Dort erhielten wir den letzten Stempel und hier wurde gratuliert und umarmt. Jeder "Finisher" bekam noch eine gelbe Rose (100k) und sofort wurde uns abgeboten, das Gepäck für uns zu holen, damit wir duschen und uns anschließend massieren lassen könnten. Bei solchen Angeboten konnten wir nicht nein sagen. Das Duschen tat gut, die Massage danach durch die beiden netten Mädchen war noch schöner.
Solchermaßen erfrischt saßen wir dann noch einige Zeit auf den Bänken vor der Tribüne, zischten ein paar Biere, hörten Live-Rockmusik aus den Siebzigern und Martin gab noch ein umfassendes Interview für die Onlineausgabe eine Leipziger Zeitung.
21 einviertel Stunden waren wir unterwegs, aber vielleicht lässt man die Uhr beim nächsten Mal am besten zu Hause.
Ein dickes Lob den Veranstaltern und allen Helfern, die alle so freundlich und so hoch motiviert waren. Mir fällt nichts ein, was noch zu verbessern wäre. Super, Top, weiter so !
Empfehlenswert für jedermann, der seine erste 100 Kilometer Wanderung versuchen möchte.
Ein paar Bilder von der Rundwanderung habe ich hier 2008 05 Markkleeberg Sieben Seen Wanderung 100 km - a set on Flickr
abgelegt.
Und hier nochmal der Link zur Seite der Veranstalter.
Danke fürs Durchhalten ...
Markkleeberg 7-Seen-Wanderung, der völlig andere Hunderter
1Schöne weißblaue Grüße ...
Kurt
Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)
http://www.laufsport-liga.de/web/profil.html?u=8597
Kurt
Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)
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