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Übertreiben wir`s...?

Übertreiben wir`s...?

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Hallo!

Im Rahmen einer Recherchearbeit an der Uni habe ich mir in den letzten Tagen vermehrt Gedanken über gesunde Fitness gemacht.
Diese Recherchearbeit soll Fakten zusammentragen über das Thema "Fitnessboom oder Fitnesswahn".
Wie wir ja alle wissen, wird das Thema Fitness in Deutschland immer wichtiger. Fitness-Studios schießen wie Pilze aus dem Boden, immer mehr Leute laufen, walken oder biken und selbst Arbeitgeber und Krankenkassen fördern offensive Fitnessprogramme.

Auch hier lese ich immer wieder beeindruckende Fitness-Stories. Viele Leute melden sich an, berichten, dass sie erst kurz laufen, in dieser Zeit beeindruckende Fortschritte gemacht haben und sich im kommenden Frühjahr an den ersten HM oder M wagen wollen. Ich finde das super und muss zugeben, dass ich von diesem Hype mittlerweile auch mitgerissen werde. Ich laufe zwar schon seit 5 Jahren, habe aber nie Wettkampfambitionen gehabt. Durch dieses Forum hat sich das geändert und ich plane im April nächsten Jahres den HM der Ruhr-Uni Bochum mitzulaufen.
Dennoch frage ich mich manchmal, ob wir es nicht übertreiben. Nehmen wir z.B. den Marathon: 42,195 km!
Für Nicht-Sportler undenkbar. Für uns normal, oder zumindest ohne größere Probleme zu erreichen. Viele Menschen überanstrengen sich, manche sterben sogar. Okay, die haben sich schlecht vorbereitet, waren vorher nicht bei einer Grunduntersuchung etc. Aber trotzdem: Übertreiben wir es manchmal nicht vielleicht doch zu unseren Ungunsten?
Man schaue sich allein die ganzen Probleme an: Wirbelsäule, Kniegelenke, Bänder, Sehnen noch und nöcher...

Ich finde, das ist ein schwieriges Thema, aber trotzdem würde mich eure objektive Meinung interessieren.

LG
Tanja

Übertreiben wir`s...?

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Hi Tanja,

der Mensch ist ein `Lauftier`. Hätte er vor Jahrtausenden nur dumpf in seiner Höhle vorm TV oder PC gehockt, wäre er ziemlich schnell ausgestorben. Um sich zu ernähren, warm zu halten etc. mußte er halt laufen. Nun sind wir durch die Zivilisation ja alle ein bißchen degeneriert. Aber die Grundausrichtung ist immer noch vorhanden. Ich sehe da keine Probleme. Laufen ist gesund. Es sei denn, man hat durch einen miserablen Lebenswandel (rauchen, saufen, fressen :D ) seinen Körper vorgeschädigt.

Der Zatopek Spruch über Fisch, Vogel, Mensch trifft die Sache ziemlich gut.

Allerdings finde ich auch, daß der Hype um den Marathon ziemlich übertrieben ist. Laufen nur, um mal den Marathon zu schaffen, ist eine schlechte Motivation.

Gruß Rono

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Übertreiben wir`s...?

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Ein sehr interessantes Thema, Tanja!

Meine Meinung ist, daß das ganze Leben ein ununterbrochener Lernprozess ist. Diejenigen, die negative Erfahrungen machen, werden daraus lernen und nach einer Verletzung oder anderen Rückschlägen (hoffentlich) vernünftiger mit ihrem Körper umgehen.

Die etwas intelligenteren Laufanfänger informieren sich ausführlich und nehmen den Rat erfahrenerer Läufer an.

Dieses Prinzip läßt sich auf viele andere Dinge des Lebens 1 : 1 übertragen.

Lernen ist im übrigen bekanntlich wie das Rudern gegen den Strom: sobald man aufhört, treibt man zurück...

Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob wir wirklich so viele Menschen mehr haben, die Sport treiben. Ich glaube, die Schwerpunkte haben sich auch verlagert (wie viele Fußball-, Handball- oder Schwimmvereine z. B. beklagen einen Mitgliederschwund?)

Die Fitness-Studios würde ich übrigens aus dem Thema herausnehmen. Das muß man etwas differenzierter betrachten, meine ich. Aus der Zahl der Studios allein einen Schluß zu ziehen, ist nicht korrekt. Bekanntlich leben die Studio-Betreiber eher von denen, die nicht kommen.

H.-J.

Shut up, go running!

Übertreiben wir`s...?

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Hallo Tanja,

sicher wird vieles von vielen übertrieben; unterstützt durch einen Medienhype ("von der Couch-Potatoe zum Marathon in nur 12 Monaten etc) denken viele, sie müssten nur ordentlich einkaufen (Klamotten, Trainingspläne, Lager etc.), dann wird das schon was mit dem Marathon.

Dazu kommt dann ein gewisser Gruppenzwang: schliesslich wird so viel über den Marathon berichtet, da bin ich nur ein richtiger Läufer wenn ich dabei mitmache. Ist auch auffällig, wenn man Leuten erzählt, dass man läuft; ziemlich schnell kommt dann die Frage "und, schon mal Marathon gelaufen?" Demgegenüber bin ich bisher eher selten auf meine 10er-Zeit angesprochen worden
:)

Ja, und dann gibt`s da noch die unvernünftigen: ich habe mich mal nach einem HM mit einem 60jährigen unterhalten; der war ganz stolz darauf, den 10er völlig ohne Vorbereitung gelaufen zu sein.

Die wachsende Zahl von Stadtmarathons mit auch kürzeren Wettbewerben tut ein übriges; da sitzen sie dann am Stammtisch beim fünften Bierchen oder so und beschliessen "da machen wir auch mit".

Ein Marathon ist eine sehr harte Herausforderung; nicht nur der Tag X selbst, sondern auch die Vorbereitungszeit selbst zähle ich dazu! Viele übertreiben`s hier, da hast du sicher recht. Was spricht dagegen, mit Spass alleine durch den Wald zu laufen, ohne jemals an einen WK zu denken?

Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass es nur wenig gesünderes als Laufen gibt!
Ich weiss z.B. nicht, wann ich das letzte Mal krank war!
Vom Wohlfühlfaktor mal völlig abgesehen!
Aber es sollte in für die persönlichen Verhältnisse vernünftigem Rahmen betrieben werden!

Manzoni

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...ein Langer Lauf beginnt
mit dem ersten Schritt.
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Übertreiben wir`s...?

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Meine Antwort: Jein

Es gibt Phasen, da übertreibe ich es vielleicht wirklich. Nämlich dann, wenn ich mich für einen Marathon vorbereite, um unter 3 zu laufen. Man kann darüber streiten, ob das Übertreibung ist oder einfach nur gute Vorbereitung.

Ich behaupte, es ist gute Vorbereitung. Mir tut der Marathon an sich mit unter 3 mit Sicherheit weniger weh, als denen, die 4 und mehr Stunden unterwegs sind. Ich regeneriere relativ schnell, auch innerhalb des Trainings und insofern denke ich, warum sollte ich nicht mein Potential ausschöpfen?

Ich bin zum Glück in meinem ganzen Sportlerleben weitgehend verletzungsfrei geblieben. Außer ein paar Zipperlein habe ich noch nichts ernstes gehabt. Sicher auch auf die Vorbereitung zurückzuführen.

Nächstes Jahr plane ich 3 Events. Einen Marathon, ein Radrennen und einen Triathlon. Verrückt? Nö. Ich habe einfach Spaß dran. Es ist mein Hobby und andere spielen mit der Eisenbahn.

Ich habe neben dem Sport noch genügend Zeit, soziale Kontakte zu pflegen. Im Gegenteil, darauf lege ich sogar größten Wert. Ich habe schon so manchen Läufer kennengelernt, wo ich denke, die sind gerade dabei, sich in die soziale Isolation zu befördern.

Ich habe nämlich keine Bock, nur über Herzfrequenzen, Trainingsarten ect. zu fachsimpeln. Das macht sicher Spaß, aber es gibt noch mehr interessante Theman auf der Welt, über die man sich unterhalten kann.

Nur 2 meiner Freunde sind ähnlich sportlich aktiv, wie ich. Der Rest treibt wenig oder kaum Sport. Natürlich macht es das Freundschaftsleben einfacher, wenn man Freunde hat, die ähnliche Hobbys frönen, wie man selber. Aber es ist keine Bedingung.

Ich gebe zu, daß ich mir eine Beziehung wünschen würde, wo meine Partnerin ähnlich sportlich begeistert ist, wie ich. Derzeit bin ich Single :hallo: und wenn sich mir eine Frau in den Weg stellen würde, die keinen, anderen oder wenig Sport treibt, es aber sonst passt, würde ich auch nicht nein sagen. Es wäre nett, aber kein muß.

Meine letzte Beziehung (Beziehungspause, um genau zu sein) war/ist sportlich begeistert und das war wirklich sehr angenehm. Aber anders ginge es wohl auch.

Um mich nicht dem Verdacht der Threadverwässerung auszusetzen, auch das zähle ich zum Thema Übertreibung oder nicht.

The jazz things in life.
Bild

Übertreiben wir`s...?

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Original von Toronto21:
Ich gebe zu, daß ich mir eine Beziehung wünschen würde, wo meine Partnerin ähnlich sportlich begeistert ist, wie ich. Derzeit bin ich Single :hallo: und wenn sich mir eine Frau in den Weg stellen würde, die keinen, anderen oder wenig Sport treibt, es aber sonst passt, würde ich auch nicht nein sagen. Es wäre nett, aber kein muß.



Vorsicht, Baggeralarm!! ;) ;)

Manzoni

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Kann man wie so vieles nicht pauschalisieren. Schau dir Erich2 und den Wesergebirgsläufer hier aus dem Forum an. Erich hatte z.B. , wenn ich mich richtig erinnere letztens an 3 Marathons (darunter auch ein Ultra) in 3 Tagen hintereinander teilgenommen.

Anfangs dachte ich auch, dass das irgendwie übertrieben ist. Aber den scheints dabei gut zu gehen und sie haben ihren Körper anscheinend gut auf diese Dauerbelastung vorbereitet.

Andere wollen zu schnell zu viel, wie ich z.B. Ich habe meine Quittung für diese Saison mit Achillessehnenbeschwerden bekommen. Nach 2 Jahren Lauftraining war diese Saison mit (zu) vielen Starts über Mittelstreckenwettkämpfen, 10km bis zum Marathon wohl einfach zu viel für mich. Da habe ich wohl übertrieben. Aber ich habe meine Konsequenzen gezogen und momentan geht`s mir wieder ganz gut. Nach 6 Wochen Laufpause habe ich diese Woche wieder mit dem Lauftraining begonnen. Ich werde es jetzt etwas vorsichtiger angehen lassen und vor allem auch die Alternativtrainingssportarten wie Radfahren und Schwimmen mit einsetzen.

Also: Wenn jeder sensibel mit seinem Körper umgeht bzw. immer in sich hineinhört, wird er automatisch nicht übertreiben. Je mehr Erfahrungen man dabei sammelt (die einen nicht direkt umbringen) desto besser !

Dieser Medienhype rund um das Laufen, Antiaging und Abnehmen geht mir ziemlich auf den Keks. Aber das Problem, dass alles gnadenlos von den Medien hochgepuscht wird, gibt`s ja auch in vielen anderen Bereichen.

Da muß man halt kritisch mit umgehen und nicht alles für bare Münze nehmen was man so vorgegauktelt bekommt.

Ray

Übertreiben wir`s...?

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Hallo an alle!

Vielen Dank für eure Stellungnahme. Es ist sehr interessant, eure Meinungen zu diesem Thema zu lesen. Vielleicht können sie mir ja sogar nützlich sein. :D
Im Großen und Ganzen fand ich die Erklärungen auch plausibel. Man kann so etwas sicherlich nicht pauschalisieren und daher empfindet es jeder anders.

LG
Tanja

Übertreiben wir`s...?

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Als kleinen Nachtrag möchte ich in diesem Zusammenhang nochmal auf
diesen Thread von mir hinweisen.
Fand ich auch ganz aufschlussreich

Manzoni

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Übertreiben wir`s...?

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Scheint ja das Thema des Tages zu sein. Ein interessanter Beitrag erschien heute dazu in der taz. unter dem Motto
Selbstbespiegelung hält gesund
Selten spricht man darüber, was eigentlich Gesundheit ist: Gibt es überhaupt ein Leben jenseits von Krankheit? Eine Annäherung in vier Schritten

Eine interessante Reflektion, die mit etwas Muse gelsen sehr anregend ist - mit einem Gläschen Rotwein oder einem Milchkaffee wie ich heute Morgen - da fand ich das sehr nachdenkenswert.

http://www.taz.de/pt/2003/11/15/a0232.nf/text




viel spass dabei

:look: claus

Startnummer *2999* 19.09.2004 - Wachau Marathon

Übertreiben wir`s...?

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Hallo!

Habe auch schon oft gestaunt über die Initiativen von 0 auf 42 in einem Jahr, aber wenn die Teilnehmer ärztlich untersucht und begleitet werden und daran teilnehmen möchten, warum nicht? Ich selbst hätte Angst gehabt, die Lust zu verlieren, bei so einem großen Ziel von Anfang an vor Augen. Meinerseits war ich auf der Suche nach einer sportlichen Aktivität an frischer Luft und habe mich so vor 8,5 Jahren einem Lauftreff angeschlossen. Nun, irgendwann kam dann nach kürzen Wettkämpfen schon mal die Idee, einen Marathon zu laufen, und ich habe es nicht bereut. Knie-vorgeschädigt habe ich mich im Training vorher eher zurückgehalten (max. 4 mal die Woche gelaufen), aber dennoch z.B. auf die langen Läufe geachtet. Sicherlich möchte ich das wiederholen, aber nie mehr als 2 oder auch nur 1 pro Jahr, für mehr fehlte mir auch die Zeit zur Vorbereitung und schlecht vorbereitet hätte ich dazu überhaupt keine Lust. Wahrscheinlich muss jeder für sich das richtige Maß finden. Und wenn das für den einen heißt, 2mal die Woche laufen und für den anderen täglich, fein, wir können es alle selbst entscheiden.

Genauso entscheide ich für mich selbst, es unvernünftig zu finden, nach zu kurzer Vorbereitung oder ohne lange Läufe z.B. beim Marathon zu starten, aber ob das für andere auch gilt, weiß ich dabei noch lange nicht. Das schöne am laufen ist ja auch, dass jeder seinen eigenen Körper und dessen Möglichkeiten immer besser kennen lernt.

Interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch die Frage, wer sich beim Marathon mehr "quält" oder "schädigt": Derjenige, der in der Vorbereitung ca. 100 - 120 km die Woche rennt und im WK dann unter 3 h läuft, also im Wettkampf eine intensivere Belastung über kürzere Dauer und bei vermutlich saubererem Laufstil hat, oder derjenige, der nur 50 km die Woche trainiert hat und dafür im WK 5 h unterwegs ist. Seufz. Ich glaube, hier gilt auch wieder: Jeder muss es selbst wissen . . .
http://www.laufen-aktuell.de/_laufen_la ... hild17.gif[/img]



LG von chrissie :roll: [img]

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Hallo Tanja,

über dieses Thema mache ich mir auch recht oft Gedanken. Es gibt ja nicht nur im Fitnessbereich relativ wenige, die eine Sache einfach nur ein bisschen machen, meistens stehen sich `Fanatiker` und solche die damit gar nichts am Hut haben gegenüber.
Auch für mich selber finde ich es durchaus schwierig, die Balance zwischen gar nix tun und fanatisch werden zu halten. Wenn ich hier im Forum die Bestzeiten einiger Mitschreiber lese und gleichzeitig meine eigenen Chancen, mal 10 km in unter einer Stunde zu laufen als eher gering sehe, gibt es gleich zwei zwar falsche aber naheliegende Arten darauf zu reagieren: mir sagen `hat eh keinen Wert, lass es einfach` oder anfangen, wie wild zu trainieren. Meistens nehmen weniger Begabten die erste und die Begabten die zweite Möglichkeit, was das Problem natürlich noch verstärkt.
Ich denke, es ist ganz wichtig, auch den weniger Begabten eine Möglichkeit zu verschaffen, sich zu bewegen und Spaß daran zu haben, selbst wenns Walking ist ;). Eine Möglichkeit verschaffen hört sich vielleicht eine Nummer zu großartig an, selbstverständlich kann eh jeder machen, was er will, aber die meisten Menschen achten eben mehr oder weniger stark darauf, was gesellschaftlich anerkannt ist. Und da ist doch eher Leistung und Ehrgeiz und weniger Spaß und Gesundheit gefragt.

Tina
Gesperrt

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