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Jede Zelle meines Körpers ist glücklich - Mein erster Volkstriathlon (Achtung lang!)

Jede Zelle meines Körpers ist glücklich - Mein erster Volkstriathlon (Achtung lang!)

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„Jede Zelle meines Körpers ist glücklich, jede Körperzelle fühlt sich wohl.....“ Seit Tagen bekomme ich diesen Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf und jetzt sitze ich hier auf meinem Fahrrad, kämpfe gegen den Wind, fahre so schnell ich kann und immer wieder im Takt der Pedale: „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich.....“ Da auf einmal kommt mir der Gedanke, dass das ja stimmt. Dass ich mich gerade wirklich pudelwohl fühle, obwohl (oder weil) ich hier mitten in meinem ersten Triathlon bin und mein Puls für Radfahrwerte schon ziemlich hoch ist.

Aber jetzt mal von Anfang an:
Nach dem Regen der vergangenen Tage wurde ich am Morgen mit strahlendem Sonnenschein belohnt. Das kann jetzt so gut weitergehen. Also Fahrrad aufs Auto montiert, alles noch mal zusammen gesucht, leichtes Frühstück gegessen, Mann geweckt. Er hatte zwar aufgrund von Feierlichkeiten nicht gerade viel Schlaf, aber er hatte mir gesagt, dass er mitkommt und mich unbedingt unterstützen und fotografieren will. (Dafür bin ich ihm im Nachhinein unendlich dankbar.)

Pünktlich fuhren wir los und dann kamen im Auto auch schon bald die Fragen: Hast Du alles? Laufschuhe? Klar! Schwimmbrille? Klar ist schon seit gestern in der Kiste! Sonnenbrille? Ja klar! Halt, Sonnenbrille???? Hab ich die auch eingepackt? Die lag doch gestern noch auf dem Tisch???? Nach der Ankunft gleich nachgesehen und tatsächlich. Die Sonnenbrille liegt noch zu Hause. Naja, dann fahre ich eben mit meiner normalen Brille. Aber davon wollte mein Mann nichts hören. Wir haben dann das Fahrrad abgeladen und er ist noch mal heimgefahren um die Brille zu holen. Gott sei Dank sind wir so früh da und die Fahrt dauert nur 15 Minuten.

Ich hab mir dann in der Zwischenzeit schon mal die Startnummer geholt. Die ist nicht aus Papier sondern wird fett mit Edding auf beide Arme und Waden geschrieben. Da fühlt man sich sowas von cool........ Das kann ich jedem nur empfehlen. Meine Startnummer ist die 33. Na dann kann ja wirklich nichts mehr schief gehen. Die 33 ist unsere Glückszahl, weil mein Mann am 3.März Geburtstag hat.

Dann hab ich mir gleich mal die erste Besprechung angehört, mir die Wechselzonen angesehen und noch mal eine kurze Runde mit dem Rad gedreht um die Sattelhöhe noch mal zu testen. Gestartet wurde in 12-er Gruppen, damit es im Schwimmbecken nicht zu eng wird. Die ersten Startgruppen konnte ich entspannt beobachten. Besonders der Wechsel aufs Rad war interessant. Richtig spannend wurde es, als die fünfte Gruppe aus dem Wasser kam, weil ich in der nächsten starten sollte.

Eigentlich hatte es geheißen, dass man sein Rad erst in die Wechselzone bringen darf, wenn die vorherige Gruppe weg ist. Aber ich war wohl die einzige die sich daran hielt. Als ich mein Rad aufgestellt, meine Laufschuhe und die Socken deponiert, den Helm und die Brille hingelegt hatte und zum Becken kam, waren die alle schon beim Einschwimmen. Das hab ich mir aber geschenkt, schließlich waren im Training meine ersten Bahnen meist genauso schnell wie die letzten.

Dann ging es los. Es gab drei große Bahnen mit je 4 Schwimmern. In meiner Bahn waren zwei Kraulschwimmer, die dann auch gleich einen ziemlichen Vorsprung hatten. Aber schon nach der ersten Bahn sah ich, dass ich zumindest nicht die langsamste Schwimmerin war. Ich musste mich richtig zwingen, ganz ruhig und „gemütlich“ zu schwimmen, aber ich wusste ja vom Training, dass das gefühlt langsame Tempo bei mir immer am schnellsten war. Meinen Vorsprung konnte ich dann auch immer weiter ausbauen, so dass ich am Ende mehr als eine Bahn Vorsprung hatte. Als ich aus dem Wasser kam rief mir mein Zeitnehmer noch die Zeit 12:01 zu und weg war ich. Das war schon mal besser als im Training, so konnte es weitergehen.

Vor dem ersten Wechsel hatte ich den meisten Bammel, weil ich viele beobachtet hatte, die durch zu viel Hektik eher länger als kürzer brauchten. Deshalb hatte ich mir fest vorgenommen ruhig zu bleiben. Vom Gefühl her hat das auch geklappt. Auch mein Mann hat später bestätigt, dass das eigentlich ganz gut aussah. Also Socken an, Schuhe an, Laufshirt drüber, Brille und Helm auf und los gings.......

Die Radstrecke war super gesichert. An allen Kreuzungen standen Feuerwehrleute, die einem immer gleich zuriefen, wenn die Strecke frei war, so dass man nicht so bremsen musste. Ich hab mich dann auch immer ganz höflich bedankt. (So viel Zeit muss sein *g*)

Anfangs kam der Wind von der Seite (dachte ich da zumindest). Da muss man ja auch schon heftiger reintreten, aber ich hoffte nur, dass die Strecke nicht so ist, dass die angekündigte 5-km-Gerade ausgerechnet gegen den Wind führt. Solange ich das aber nicht sicher wusste, bin ich eben einfach geradelt. Und bei jedem Tritt ging es „Je – de Zel-le mei-nes Kör-pers ist glück-lich, je- de Kör-per-zel-le fühlt sich wohl.“ Ich kann einfach nie Sport machen, ohne dass sich ein Lied in meinem Kopf festsetzt, deshalb laufe ich meist mit Musik, um die Auswahl selbst bestimmen zu können. *g*

Immer wieder standen freundliche Ordner an der Strecke, und bei allen hab ich mich bedankt. Manchen Kontrollpunkten musste man auch seine Startnummer zurufen.

Dann kam die lange gefürchtete Gerade und....... der Wind kam von der Seite. Naja, wenigstens nicht von vorne, aber es war trotzdem anstrengend. Also wieder kräftig reintreten „Je-de Zel-le an je-der Stel-le, je-de Zel-le ist gut drauf!“ Und es stimmte wirklich. Ich war einfach gut drauf! Noch eine Kreuzung...... was ist denn das? Der Ordner steht einfach da und sagt nix? Da muss ich wohl selbst auf den Verkehr achten......Na, bei dem bedank ich mich aber nicht. Stoffel!!!

Und dann.... die letzten 2 km..... was ist denn das????? Ich fliege! 35 km/h im flachen? Das geht ja sonst nie? Aha, dann hab ich jetzt wohl Rückenwind. Wie praktisch, dann kann man sich ein wenig ausruhen vor dem Laufen. So, schnell noch einen letzten Schluck aus der Flasche, da vorne ist der Wechsel.

Fahrrad einfach hingestellt, Helm ab und schon gings weiter. Das ist eben der Vorteil, wenn man mit Laufschuhen radelt. Entgegen aller Warnungen hier im Forum war der Wechsel Rad-Laufen überhaupt nicht schlimm. (Obwohl ich gestehen muss, dass ich das nur einmal geübt hatte). Es lief super ich konnte ganz locker anlaufen. Schnell noch einen Blick auf die Uhr. 57 min, d.h. ich hab jetzt 33 min Zeit um unter 1:30 zu bleiben. Na das sollte doch kein Problem sein. Jetzt nur nicht überpacen. Aber irgendwie konnte ich mich nicht bremsen. So sehr ich es auch wollte ich konnte nicht langsamer laufen. Na gut, sind ja „nur“ 5 km, dann muss es eben gehen oder ich breche später ein.

Das Tempo konnte ich auch nicht überprüfen, weil ich das erste km-Schild übersehen hab. Dafür entdeckte ich vor mir eine Läuferin, die rasch Näher kam obwohl sie in die gleiche Richtung lief. Chrisi, Chrisi, mach langsam Du bist zu schnell, das geht nicht gut..... Schwups da ist sie schon, ein kurzes „Hallo“ und weiter. Hoffentlich sehen wir uns erst wieder nach der Ziellinie.
Aha, da ist ja das 2-km-Schild. Was zeigt die Uhr? 1:06:irgendwas. Was heißt das jetzt? Wie schnell laufe ich????? Kopfrechnen war schon immer schwach, aber momentan geht das gar nicht. Na egal. Wird schon gut gehen.

Ein Teil der Strecke ist mit eine Pendelstrecke, dort kommt mir wieder eine Läuferin entgegen. Sie war am Start in meiner Bahn und sah so professionell aus. Ob ich die etwa auch noch hole???? Da ist ja schon der Wendepunkt. Man bietet mir Wasser an, aber ich hab noch genug von meinem Getränk vom Rad im Bauch, das würde nicht gut gehen also lehne ich ab, sag meine Nummer, bedanke mich und bin schon wieder weg.

Da vorne ist die Läuferin. Langsam komme ich näher und schwups bin ich auch an ihr vorbei. Wenn das mal gut geht...... Aber jetzt sind es ja nur noch 2 km, das muss jetzt einfach klappen. Was sagt die Uhr? 1:10: xx einen kurzen Moment denke ich dass ja fast noch 1:20 drin wären, aber da macht die Strecke einen Knick und jetzt geht es gegen den Wind. Einen km kämpfen. Jede Zelle meines Körpers......“ mein Mantra läuft immer noch im Hintergrund weiter. Auf einmal nähern sich von hinten Schritte. Na das war ja zu erwarten, dass die Anderen Läuferinnen sich wehren und einen Endspurt einlegen. Aber soooo schnell??? Da sind die Schritte schon heran und ich werde überholt..... von einem Mann. Der muss aus der Gruppe nach mir sein, der ist 20 min nach mir gestartet. Super!
Dann das nächste Schild: Noch 1000 m! Gleich danach eine Abzweigung und der Wind kommt wieder von der Seite puh, jetzt kann ja nichts mehr passieren. Aber noch nie hat sich in meinem Läuferleben ein km so sehr gezogen wie dieser. Auf einmal steht da noch ein Schild 500m. Wie immer noch 500? Das kann doch nicht sein. Egal. Weiter!

Da vorne ist das Ziel..... da ist mein Mann mit der Kamera..... die Leute klatschen........ ich lache und freue mich........“Schau, sie lacht sogar.“ (Das hab ich gehört und lache noch breiter)..... noch ein paar Meter........Arme hoch und JAAAAAAAA geschafft.

In der für mich absoluten Wahnsinnszeit von 1:21:58 und dabei hatte ich Zweifel ob ich 1:30 schaffe. Einfach nur absolute Spitzenklasse!

Danach eine warme Dusche, eine leckere Gulaschsuppe, ein leckeres Erdinger Alkoholfrei und dann kam die Siegerehrung. Ich war 5. von 6 in meiner AK. Aber jeder bekam eine Medallie und die ist sooooooo schön!

Später hab ich in der Ergebnisliste gesehen, dass ich 7. von 16 Frauen und 56. von 77 Teilnehmern bin. Also ich bin sehr zufrieden!!!

Fazit: Das war bestimmt nicht mein letzter Triathlon, aber ich weiß, dass ich nur bei der Sprintdistanz bleiben werde. Für alles andere müsste ich mehr Geld und mehr Zeit investieren und zu beidem bin ich momentan nicht in der Lage.


Danke an Alle, die bis hier hin durchgehalten haben.

LG Chrisi
Bestzeiten:

10km: 51:50 (12.07.2008 Mörfelden)
HM: 1:52:27 (21.09.2008 Bensheim)
M: 4:25:49 (04.05.2008 Mainz)

Sprint-Triathlon (0,5, 20, 5): 1:21:58 (07.09.08 Gimbsheim)

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Hi Chrisi,

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH

Das ist ein Spitzenergebnis. Und das du dich dabei so gut gefühlt hast macht das Ganze doppelt so toll.
Dein Bericht liest sich super schön und ich wette, dass wir noch viele so tolle Berichte über viele tolle Triathlons von dir lesen werden. :daumen: :daumen: :daumen:

liebe Grüße
Ivonne
speed is sex, distance is love (and walking is wanking)

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Hallo Crisi,

danke für deinen packenden Bericht und Glückwunsch zu deinem tollen Erfolg mit klasse Zeiten!

Weiter so!
Joachim

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Denk dir eine tiefe Verbeugung. Ich könnte das nicht, ich würde auf dem ersten Teilstück schon ... blubb, blubb, blubb! :hihi:

Herzlichen Glückwunsch zum Tria-Debut! :daumen:

Grüße,
3fach
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Some say there's no magic formula. I say there is. It's just that the magic is different for everyone. Keith Dowling

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super Bericht, Glückwunsch zur tollen Leistung..
das video mit der zelle ist aber schon lustig...
ich würde am liebsten auch einen mitmachen....
danke nohcmals für die Motivation..
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liebe grüsse
armin

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Nicht nur eine gute Marathonläuferin, sondern auch noch eine exzellente Triathlon-Debütantin mit verborgenen Talenten im schriftstellerischen Bereich! :daumen: :nick:

:danke: für die durch und durch lohnende Erfahrung von "Je-des Wort die-ses Be-rich-tes..." :umarm:
Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum. (F. Nietzsche)

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Ein schöner Bericht und eine tolle Leistung!
Großer Respekt von mir!

Eva (käme nicht über das Wasser raus)

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Auch von mir nochmal Glückwunsch zum ersten Finish
Viele Grüße
Wolf Dieter

**Offizieller Sponsor der Bundesregierung**

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mamoarmin hat geschrieben:...
ich würde am liebsten auch einen mitmachen....
...
Nicht überlegen, mach :daumen:
Viele Grüße
Wolf Dieter

**Offizieller Sponsor der Bundesregierung**

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Hi Chrisi,

schöner Bericht und eine Klasse Leistung. Respekt! :hallo:

Viele grüße,
Peter (noch-Triathlon-nur-zugucker)
Gesperrt

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