Leider war ich zu weich für JKrunning .
Vielen Läufern dürfte Jens Karraß schon ein Begriff sein, für die anderen: Jens Karraß war vor einigen Jahren ein Läufer der deutschen Spitzenklasse, der jetzt unter jkrunning.de seine Trainerdienste anbietet. 33 Euro muss man alle vier Wochen auf den Tisch legen, dann erstellt er für jeden Läufer Woche für Woche online einen persönlichen Trainingsplan.
Nach der Anmeldung muss der neue JK-Schützling einen Fragebogen ausfüllen. Es wird viel gefragt: Kleidergröße, Beruf, Arbeitszeit, Laufvergangenheit, Ziele für die Zukunft, typische Trainingswoche. Beim Ausfüllen des Fragebogens war ich bei einzelnen Textfeldern zu ausführlich: Meine Angaben wurden nach dem Speichern einfach abgeschnitten.
In der ersten Woche muss man dann erstmal ein paar "JK-Tests" absolvieren, damit sich der Trainer ein Bild von seinem neuen Läufer machen kann: Zunächst ein 10-15 Km-Lauf in gleichmäßigem Tempo mit Puls 150/156. Am nächsten Tag dann ein 5*1 Km-Intervalltraining, in dem ich ein bisschen kämpfen sollte. Nach diesem Test wusste JK anscheinend über mich Bescheid und es ging los mit dem Training. Nach jeder Trainingseinheit kann man im Trainingsplan auf jkrunning.de angeben, wie man die Einheit empfunden hat: leicht, angenehm fordernd, anstrengend oder sehr anstrengend.
Im Training legt Jens Karraß sehr viel wert auf Tempo. Mein Beispiel: Ich trainierte für einen Marathon mit Zielzeit 2:45 Stunden. Mein Marathon-Wettkampftempo wäre also 3:54 Minuten / Km gewesen. Vier Wochen vor dem Marathon waren innerhalb von neun Tagen insgesamt sieben Läufe im Tempobereich von 3:30 bis 4:10 fällig, insgesamt 123 Kilometer. Vor zwei Jahren, als ich das Ziel 2:45 Stunden tatsächlich erreichte, rannte ich im gleichen Vorbereitungszeitraum nur ein Mal unter 4:10, dafür aber mehr Kilometer.
Wie schon geschrieben: Ich war zu weich für das berüchtigte Training von Jens Karraß. Mir hat es in 13 Wochen zwei Verletzungen beschert. Es waren beide Male muskuläre Probleme, hervorgerufen durch sprunghafte Steigerungen des Tempotrainings. Die erste Zerrung holte ich mir schon nach den ersten beiden ernsthaften Einheiten, die zweite Verletzung war dann dreieinhalb Wochen vor dem Marathon fällig. Der "Hauptschuldige" für diese Verletzungen bin vor allem ich selbst, denn letztendlich bin ich für mein Training verantwortlich. Besonders blöd von mir war natürlich, nach der ersten Verletzung noch nach JK weiter zu trainieren.
Aber auch Jens Karraß hat seinen Anteil an meinen Verletzungen: Ich habe im Fragebogen mehrmals auf meine Verletzungsanfälligkeit hingewiesen, außerdem habe ich eine typische Trainingswoche von mir angegeben, in der ich nur eine Einheit schneller als 4:10 Min/Km angegeben hatte. Daraus hätte er schon schließen können, dass sieben Läufe schneller als 4:10 Min/Km in neun Tagen etwas zu viel sind.
Vielleicht hat auch die Zeit gefehlt, meine Angaben durchzulesen. Wenn man seine Nachrichten liest, kommt der Verdacht auf, dass er nicht viel Zeit auf diese Nachrichten verwendet hat. Sie waren oft voller Fehler, so als hätte er sie nebenbei schnell eingeklopft, z. B.: "ichmache dir dein 4 wochen bis zum 2.41h marathon an" - Nach mehrmaligem durchlesen habe ich es so verstanden, dass er mir einen Trainingsplan für einen Marathon in 2:41 Stunden machen will (obwohl ich eigentlich nur 2:45 als Ziel ausgegeben hatte; letztendlich wurden es wegen der Verletzung nur 2:56).
Auch auf meine Angaben zur empfundenen Intensität hat JK keine Konsequenzen gezogen: An einem Wochenende schickte er mich am Samstag auf ein 10 * 2 Km Intervall in 7:10 bis 7:30 (für 2 Km wohlgemerkt), am Sonntag stand dann ein 24-Km-Lauf in 4:10 Min/Km an. Ich markierte die beiden Einheiten mit "sehr anstrengend" und "anstrengend". Ergebnis: Eine Woche später wollte er es gleich an drei Tagen krachen lassen: Freitag 10*1Km in 3:30, Samstag 12 Km im 3:45er Schnitt, Sonntag 24-27 Km im 4:00 bis 4:10er Schnitt. Diese Einheiten musste ich dann aber reduzieren, weil ich schon unter der Woche muskuläre Probleme in beiden Oberschenkeln bekam, denn immerhin standen auch Dienstag und Mittwoch zwei Läufe im 3:50er bis 4:00er Schnitt über 15 Km an.
Fazit: Das Angebot eines persönlichen Trainers hört sich verlockend an, doch letztendlich war es falsch von mir zu glauben, dass jemand, der in ein paar hundert Kilometern Entfernung am PC sitzt, mir einen Trainingsplan maßschneidern könnte. Vor meinen besten Marathons in 2:43 und 2:45 habe ich mein Training an kostenlosen Plänen "von der Stange" orientiert. Damals hatte ich noch nicht einmal eine Pulsuhr, sondern ich bin nach Gefühl gegangen: Wenn ich spürte, dass mich das Training unterfordert, habe ich etwas mehr gemacht und andersherum. Damit bin ich ganz gut gefahren, denn: Ich kann mich selbst immer noch am besten einschätzen.
Wer es trotzdem bei JK versuchen will, sollte bei den Tempoläufen vorsichtig sein. Schaut einfach, was ihr vorher an Tempo gebolzt habt und was jetzt im Trainingsplan steht. Wenn dort plötzlich fünf statt bisher zwei Tempoläufe pro Woche stehen, solltet ihr hellhörig werden.
Gut, das waren meine Erfahrungen mit JKrunning, andere Läufer scheinen ja ohne Blessuren durch das JK-Training zu kommen, vielleicht meldet sich der ein oder andere hier in diesem Thread. Allerdings darf man sich von den vielen positiven Berichten auf jkrunning.de auch nicht täuschen lassen: Ich wurde nach meinem Marathon aufgefordert, einen Bericht über meinen Lauf zu schreiben, um ihn auf der Seite zu veröffentlichen. Ich schrieb dann einen Bericht (nachzulesen auf meiner HP unter Aktuelles, Datum 22.09.2008) und schickte ihn an Jens Karraß; in dieser E-Mail schrieb ich auch sachlich, was meiner Meinung nach falsch gelaufen war. Der Bericht wurde nicht auf JKrunning veröffentlicht, wahrscheinlich war er nicht positiv genug. Auf meine E-Mail erhielt ich keine Antwort. Das fand ich dann auch persönlich / menschlich enttäuschend.
Trainingsplan von JKrunning (Jens Karraß)
1Großer Sport fängt da an, wo gute Gesundheit aufhört.
Marathon: 2:43 (Uralt-Bestzeit aus 2006)
Halbmarathon: 1:18:09 (Uralt-Bestzeit aus 2006)
(fast) 10 Km: 34:58 (24.05.2009)
Marathon-Jahresbestzeit 2010: 2:44:48
Sieg beim LGA-Indoor Marathon 2011
Marathonstorch-Homepage - alles über den zweiten Marathon der Geschichte
Marathon: 2:43 (Uralt-Bestzeit aus 2006)
Halbmarathon: 1:18:09 (Uralt-Bestzeit aus 2006)
(fast) 10 Km: 34:58 (24.05.2009)
Marathon-Jahresbestzeit 2010: 2:44:48
Sieg beim LGA-Indoor Marathon 2011
Marathonstorch-Homepage - alles über den zweiten Marathon der Geschichte