dachte ich mir, ich möchte auch einen haben, aber das mußte natürlich mal
ein wenig aufpeppen und mit Blasen an den Füßen oder Schnupfnase kann
ich mich ja nicht sehen lassen:
Arbeitstitel: Pneumothorax das unbekannte Wesen - oder: Zwei Gewalten
prallen aufeinander! oder: Was Ihr schon immer wissen wolltet und Euch nie getraut habt zu fragen.
Hauptdarsteller und Titelrolle, Regie, Produzent: Hennes
Special stunts: Hennes
Da in den 3 Millionen PNs, Anrufen und auch Gesprächen mit normalen Leuten,
bzw. Läufern, immer wieder die gleichen Fragen kommen - hier mal "kurz"
ein paar Antworten, die hoffentlich irgendwann mal irgendjemanden helfen,
wenn er ähnliches erlebt:
PneumoWattt isn dattt?
Warum Du?Pneumothorax (Lungenkollaps, Pneu): Ansammlung von Luft im
normalerweise spaltförmig dünnen Raum zwischen Lungenfell und
Rippenfell (Pleuraspalt). Dadurch wird der Unterdruck in der Lunge
aufgehoben, was zum teilweisen oder kompletten Kollaps einer
Lungenhälfte führt. Der Pneumothorax kann spontan bei Gesunden
auftreten.... Ein gering ausgeprägter Pneumothorax kann spontan
ausheilen. Ein großer Pneumothorax ist lebensbedrohlich....
pneumothorax - Google Search
Den Rest zur Beschreibung könnt Ihr Euch ergooglen.
Warum nicht! Es kann jeden treffen!
Kommt vom laufen?
Nein - und das ist auch die einzige gute Nachricht daran. Es hat null damit
zu tun, es kommt nicht dadurch und wird aber dadurch auch nicht
verhindert. Allerdings hat mir meine gute Kondition wohl positiv geholfen.
Nie mehr laufen?
Quatsch! Das könnte Euch so passen! 14 Tage "schonen" - dann könnt Ihr
Euch widdda warm anziehen! Dann bin ich tiefenhyperregeneriert
(hoffentlich erfährt GREIF nix von der Ausruherei) und dann geht
die Post ab.
Wie kann man das verhindern?
Gar nicht!
Kannste dattt nochmal kriejen?
Ja, jeder Zeit - wie jeder normale Mensch!
Wie isssnt dattt passiert?
Bei mir kams durch "geplatzte Lungenbläschen" (ohne Anlaß). Dadurch
gabs ein "Loch in der Lunge" und die Atemluft ging quasi an der falschen
Stelle wieder aus der Lunge raus (in den Körper) und verengt damit mehr
und mehr den Platz der Lunge davor - bis diese dann irgendwann mal gar
keinen mehr hätte - dann wäre Feierabend! Da diese Luft da nicht hingehört,
muß sie also da weg und dafür bekommt man eine "Saugdrainage". Geht ganz
einfach: Skalpell in die Brust, Loch machen, Finger (vom Chirurg)
durchstecken und dann Schlauch 15-20cm hinter die Lunge in diesen neuen
luftigen Spalt schieben und drin lassen (Frau Doktor: "einige Tage bis zu 4
Wochen"). Zunähen, warten.... Diese Saugdrainiage soll die Luft durch
Unterdruck abziehen und an der Stelle des Schlauches soll wieder
luftleerer Raum entstehen und die Lunge nach außen ziehen.
und wie hassse dattt jemerkt?
Tja, das ist was länger - und hoffentlich auch lauftechnisch für so manchen
interessant wenn ihm mal sowas droht:
Samstag, 21. Feb: Ich ging vormittags durch die Stadt und hatte plötzlich
einen massiven Rückenschmerz und Muskelhartspann. D.h. der große
Muskel seitwärts von der Wirbelsäule (hier rechts) war extrem hart. Ich hatte
das Gefühl einen Stahlträger im Rücken zu haben und bekam auch keine
Luft mehr. Das war also das Geschehen: einfach beim spazierengehen. Ich
mußte beide Arme nach hinten hinter den Rücken tun um wieder zu Atem
zu kommen. Kurz danach gings wieder etwas besser und ich hatte nur noch
"Rücken". Da das aber ein häufiges Thema bei mir ist, habe ich mir keine
großen Gedanken gemacht, die nächsten Tage, aber viel Heizkissen, ABC
Plaster und -Salbe, komischerweise alles ohne Besserung.
Gleichzeitig merkte ich "Atemnot" wenn ich vom Erdgeschoß in die 1. Etage
ging. Also einfach "außer Puste". Beim laufen hatte ich in der Woche ein
Regenerationswoche also keine Tempoeinheiten - nur jogging. Da bin ich so
langsam gelaufen wie noch nie (6:30min/km) ohne das ich es wollte und
hatte eigentlich vom Belastungs- und Anstrengungsgefühl eher eine 5:15 im
Sinn. Ok, war wohl ein schlechter Tag. Beim nächsten Lauf dasselbe.
Komisch? In der Vorwoche 3 Greif Einheiten besser als Vorgabe gelaufen
und alles locker und jetzt "Flasche leer?" Naja, ist ja Regenerationswoche -
nächste Woche sollte besser werden. Gleichzeitig hatt ich bei "Steigerungen
" nach kürzester Zeit auch keine Luft mehr. Es fehlte irgendwie an
"Tiefenatmung". Mal wieder Bronchitis? Aber das wäre anders...
Freitag, 27. Feb: Ohne Termin zum Internisten der mich gut kennt und dem
die Geschichte mit Rückenschmerz, evtl. eingeklemmter BWS-Nerv der die
Atmung behindert oder Bronchitis erzählt. LUFU mit sehr gutem Ergebenis
(Blöde nur, dass ich ja als Läufer immer sehr gut Puste habe). Bronchitis
augeschlossen. Bekam eine Überweisung zum Orthopäden auf meinen
Wunsch und er meinte "man solle auch Thorax Röntgen 2 Ebenen für die
Lunge zu gucken" und ich bekam eine Überweisung zur "Radiologie". Ich
rief sofort meinen Orthopäden an und bekam aber erst einen Termin für den
folgenden Donnerstag (5.3.). Für mich war klar, "der" röntgt ja sowieso, da
brauche ich mich nicht in der Radiologie auch noch verstrahlen zu lassen.
Fehler!!!
Am Wochenende 1.3. sollte mein 10er in Leverkusen sein - also vom
Internisten mit dessen OK dafür kommend mal einige 500er IVs in RT
gemacht.... Na toll, schon
das 2. war nicht mehr möglich - wie soll ich 10km in RT laufen, wenn selbst
1000m nicht möglich sind. Also Leverkusen abgesagt... Wir warten auf den
Orthopäden... Die ganze Zeit ziemlich heftige Verspannung im Rücken,
Luftnot nur bei Anstrengung, d.h. der Rücken war eigentlich das grössere
Problem - noch.
Montags 2. März fing bei GREIF wieder "Attacke" an: 17km TDL. Mit aller
Gewalt und deutlich höherem!!! Puls bekam ich den 12sec schlechter!!! hin
als 2 Wochen vorher die 16k TDL. Das kann doch gar nicht sein! Ich war
sooooo gut drauf und jetzt nach einer REG Woche geht gar nix? Montags
abends zu einem bekannten Physiotherapeuten und dem die Sache
geschildert. Auch für den war die Sache mit eingeklemmten Nerv in BWS
einleuchtend. Auf den Bauch legen: Rippengelenke mobilisieren, es krachte
an allen Ecken und Kanten. Abwarten!
Mittwoch 4. März: Rückenschmerz unverändert (mir doch sch.... egal) heute
steht 35km mit 9EB an. Na super. Lange Rede kurzer Sinn, der langsame
Part geht ohne Probleme, aber wenn ich "richtig Luft brauche" ist da nix
mehr. Die ersten 5km EB waren ok (ok? 110% Anstrengung und trotzdem
langsamer als vor 2 Wochen) danach war Akku leer. 2km konnte man es
nicht mehr EB nennen obwohl Puls über 90% - dann Abbruch und Rest bis
auf 35 zu Ende gejoggt. Total demoralisiert nach Hause gekommen -
Rotterdammer Träume lösten sich langsam in Luft auf...
Interessant war: sowohl am Montag und am Mittwoch waren nach kurzer
Zeit im Hochleistungsbereich, die Beine weich wie Pudding. Das kenne ich
überhaupt nicht. Total übersäuert - es war wohl ein akuter
Sauerstoffmangel. Das war wie laufen im Endspurt aber auf die gesamte
schnelle Distanz.
Donnerstag 5. März: Orthopäde versteht meine Theorie, kann aber nichts
feststellen. Ich muß feststellen, das er nur BWS röntgt und das Thorax
röntgen
was ganz anderes ist und ich hier gar nicht hätte warten müssen/sollen.
Freitag 6. März: es steht 3x4k im HMRT auf dem Plan (für Zons HM) - wie
das ausgehen würde war mir klar (ein Desaster das ich nicht erleben
wollte).... da fahre ich lieber erst mal in die Radiologie (die ist zum Glück im
Krankenhaus Untergeschoss) und verplemper ein wenig Zeit...
0830Uhr Röntgen, anschl. Besprechung mit dem Arzt.
"Sie haben einen Pneuomothorax"
"Wattt isnnn dattt?"
"blalblalbalblal.... Sie müssen ein paar Tage hier bleiben"
"Watttt - keine Zeit, keine Lust...."
"Nehmen Sie mal vorne Platz - ich telefonier mit Ihrem Internisten"
.....2min später....
"Ich habe mit Ihrem Internisten gesprochen - wir operieren sofort - der
Chirurg weiß Bescheid - er wartet auf Sie - ich bring Sie hin...."
"äääääääähhhhhhmmmmmmmmmmmmm"
Wir gehen um die Ecke - kommt schon der erste Pfleger im Laufschritt
entgegen und nimmt mich am Arm und zerrt mich in den nächsten OP-
Raum. Ein paar Schwestern wuseln hektisch rum. Chirurg kommt, guckt
aufs Röntenbild, erklärt mir Sachen, die ich nicht verstehe, erzählt Sachen
die ich nicht hören will (siehe oben)
Hemd aus, Tshirt aus, Hose blieb sogar noch an... meine schönen
Brusthaare - habe ihm 5EUR geboten wenn er es auch ordentlich macht und
alle rasiert, aber er meinte "alleeeee - nicht für 5EUR". Dafür gabs ein paar
Spritzen über der "rechten Brust" in Höhe der 2./3. Rippe.
Übrigens war ich noch nicht mal "aufgenommen" - alles ohne Papierkrieg,
die hatten es echt eilig.
Naja, die weitere OP war nicht so ganz lustisch, die Details erspare ich Euch
und mir. Interessant wurde es nochmals als mein Kreislauf sich dem Boden
nähere und ich sagte "mir wird ganz heiss und es flimmert vor den
Augen". Da wurde wieder gewuselt, schnell ein "Zugang" in den Arm
gelegt und es gab was Doping. Danach gings weiter und der Chirurg sprach
immer davon "dass er ja so dicke Finger hat" und ich dachte schon "was soll
der scheiss", aber wie ich nachher schön im Internet gelesen habe, bohrt er
wirklich das letzte Stück mit dem Finger durch eine Haut über der Lunge
durch, damit der die Lunge mit seiner Streitaxt nicht verletzt.
Nach dem ich den Ernst der Lage verstanden habe, meinte ich dann zum doc "Wenn ich sonst durch den Wald laufe, da treffe ich manchmal 1h gar keinen Menschen, da werde ich mir wohl besser extra fürs laufen ein kleines handy kaufen, dass ich immer mitnehmen kann, wenn was damit passiert". Er meinte dazu nur "Das wird Ihnen dann auch nichts mehr nützen".... uhhhhh.
Beruhigend fand ich dann, dass sie jetzt den Defi wieder wegbrachten, den
sie zwischendurch mal holten - gut, dass man durch das TV entsprechend
vorgebildet ist und man alles kennt.
Es wurde also ca. 20 cm Schlauch als Drainage "hinter" die Lunge gelegt,
wo die Luft weg sollte und eigentlich ein Vakuum die Lunge nach aussen
zieht. Der sollte dann einige Tage drinbleiben.
Dann gings im liegen zum Röntgen zur Kontrolle ob das dingen richtig liegt.
Prima fand ich, das sogar für mich als Kassenpatient, die 6 Wartenden
vorm Röntgen weggescheucht wurden. Danach wieder zurück. Die Bilder im
liegen waren nix, also durfte ich nochmals und dann mich direkt hinstellen -
welch Freude... Immer gabs das Zauberwort "Notfall" und wir waren in 10
Sekunden durch und dran und fertig. Hätte ich gar nicht erwartet.
Es lag wohl alles richtig - und ich durfte "auf Station" weiter liegen. Am
Freitag abend konnte ich aufstehen und ab 2000 Uhr bin ich mal die Gänge
auf und abgegangen mit meiner Drainagenmaschine in der Hand und die
ital. Nachtschwester meinte noch zu scherzen "Sie laufen hier ja
Stationsmarathon" - Ihre Leiche wird man nie finden!
Jeden Tag Röntgen zur Kontrolle ob die Lunge sich entfaltet - was sie auch
gut tat (Sportler!) Sonntag nachmittags hatte ich leichte Übelkeit, mir wohl
irgendwie den Magen verdorben. Hatte das Gefühl gleich kommt der grosse
Jööööörrrggggggg - und das mit 20cm Schlauch in der Brust, das wäre
bestimmt das Erlebnis des Lebens geworden. Die haben mir dann auch
schnell was dagegen gegeben und einige Stunden später gings wieder "auf
Marathontour über die Flure".
Schön war auch immer die Pulskontrolle - meiner war immer die Hälfte vom
Bettnachbarn. Krankenpfleger: "Sind Sie Leistungssportler" - Klar und was
für einer! Dann die blöden Thrombosenspritzen ins Bein "Entlasten Sie
das Bein mal" - "ist entlastet" - "Dann spannen sie mal die Muskeln
nicht so an" - "die sind nicht angespannt". Anscheinend haben die
wenig Läufer da sonst...
Montags zog die Drainage nicht mehr - ein gutes Zeichen, weils nix mehr zu
ziehen gibt = die Luft muß raus sein. Wenn die Drainage also nix mehr
bringt, kann sie raus. Das ziehen der selbigen aus dem lebenden Opfer wird
normalerweise mit Todesstrafe bestraft. Der Chirurg meinte nur, da hätten
auch keine Spritzen was genützt. Es war ein großer Spaß!
Dienstags noch ein CT zur Kontrolle ob weitere Lungenbläschen da sind,
die platzen könnten: Ergebnis: "negativ", was also positiv ist. Denn wo keine
Lungenbläschen sind, können auch keine platzen. So zumindest die
Theorie: Dienstag abends meinte der Doc "Morgen früh können Sie raus!"
und ich "Wenn morgen früh, dann kann ich ja auch jetzt gehen" - und 1h
später war ich weg mit dem Hinweis auf "2 Wochen schonen - nisch
tschoggen und auf keinen Fall erkälten, sonst müssen Sie sofort zum Arzt"
Mittwochs sollte ich direkt zur Kontrolle und zum Verbandswechsel zum
Internisten. Komm die Türe rein, die üblichen 20 Leute vor mir (ich hatte ja
keinen Termin, der aber eh nix nützt) - Steht der Chef an der Rezeption,
der ja wußte was passiert war und naja, da kommt man damit auch als
Kassenpatient sogar als allererster dran <g>
Schön auch, dass er das den großen Klebeverband so rücksichtsvoll in
0,001 sec runterriss und die letzten 3mio Haare auch - wollte gerade was
sagen von "schön vorsichtig"
Die letzten Tage durfte ich dann tgl. selber meinen Verband & Pflaster
wechseln und als nächste freue ich mich, wenn die blöden Fäden raus sind,
denn die stören. Das soll morgen früh passieren.
Anfang nächster Woche wieder ein Kontrollröntgen und wenn das
erwartungsgenäß ok ist, dann werde ich mir ein kleines Belohnungsläufchen
gönnen und langsam wieder loslegen.
Moral von der Geschicht:
Es kann jeder Zeit wieder passieren, aber da es eh jeden jederzeit treffen
kann, kann man das Thema einfach nur ignorieren.
Manchmal ist es etwas ganz anderes als man denkt.
Auch als Kassenpatient ist man im Notfall noch was wert.
Das eigene Körpergefühl trügt gar nicht so sehr - manchmal steckt halt
etwas mehr dahinter.
Rotterdam Marathon wäre in 3 Wochen gewesen - ist er auch noch immer, aber ohne mich... SCCCCHHHHH.......DRECK!
Weitere WK stehen erst mal in den Sternen...
Nächstes Ziel: Wenn alles positiv verläuft, werde ich am 3. Mai durch Düsseldorf joggen....
gruss hennes