Magimaus hat geschrieben:... aber ich habe gelernt geduldig zu sein und ich weiß das es auch viel wichtigere Dinge gibt als Laufen und schlimmere als nicht laufen zu können.
Hallo Marion,
wahr und denkwürdig, was du schreibst. Und ich empfand die mir vom Leben eingeräumte Möglichkeit so umfänglich und intensiv zu laufen immer als unverdiente Gnade. Uns unterscheidet allerdings die Dicke des Geduldsfadens. Zum Wunsch erhoben und als erfüllbar qualifiziert vermag ich auf Ziele nur eingeschränkt zu warten. Und nur in der Weise, dass ich an ihrer Erfüllung aktiv mitwirke, daran arbeite. Träume passen sich den Möglichkeiten an: So habe ich diesmal ein vergleichsweise bescheidenes, dafür umso bedeutenderes Saisonziel: Auskurieren, das Wiederherstellen der Fähigkeit meinen Wünschen entsprechend zu laufen.
Ich schreibe bewusst nicht "meinen Bedürfnissen entsprechend zu laufen". In der Bewegung erleben, sich dabei grenzwertig fordern - das beschriebe schon eher mein Bedürfnis, so lange die Konstitution intakt bleibt. Laufen ist mir Medium dies auszuleben. Natürlich gibt es Schlimmeres und Wichtigeres als Laufen, auchfür mich. Ich komme gerade aus Italien und nun sehe ich Bilder aus Italien. Bilder von Tod, Verletzung, Verzweiflung, Zerstörung. Schicksal das Menschen trifft, von denen der ein oder andere vor wenigen Tagen noch neben mir her lief, Menschen, deren Wesen ich sehr schätze. Das macht mich im Innersten betroffen und relativiert mein Schicksälchen zu Staubkorngröße.
Und doch: Laufen ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Es ist wahr: Ich bin süchtig danach laufend die Welt zu sehen. Nach dem Marathon war immer vor dem nächsten Marathon für mich. Eine der schönsten Eigenschaften des Laufsports ist, die damit verbundenen Positiverlebnisse beinahe endlos reproduzieren zu können. Aus eigener Kraft und mit gewisser Verlässlichkeit, wenn man Hindernisse zu beherrschen vermag. Andererseits - und das ist sicher, auch wenn dem jetzt keine Begründung folgt - könnte ich auch ohne den Laufsport aktiv zu betreiben gut mit mir selbst auskommen. Ich könnte darauf verzichten zu laufen, mich anderen (Bewegungs-) Zielen verschreiben. Doch warum sollte ich, so lange es nicht sein muss?
Ich habe diese neue Herausforderung angenommen. Ein wenig schaue ich mir dabei auch selbst zu, dokumentiere interessiert wie sich der Kerl nun in der ihm zugewiesenen Rolle verhält; mental und physisch. Will Erkenntnisse sammeln, Lehren daraus ziehen, sie gewiss auch als schlaue Ratschläge in gewissen Internetforen zum Besten geben. Ich bin ungeduldig, aber nicht unglücklich. Erfolg und Scheitern liegen immer dicht beisammen. Je höher man steigt, umso abrupter und tiefer kann man fallen. Dessen war ich mir immer bewusst, ohne natürlich zu akzeptieren, dass es ausgerechnet mir geschieht. Wer über Jahre ehrgeizig am Limit trainiert, läuft immer Gefahr Fehler zu machen und die Grenzen der Belastung häufiger oder weiter zu übertreten als es sein Körper kompensieren kann.
Meine Einstellung fasst dieses Wort gut zusammen: Es ist nicht schlimm, noch weniger ehrenrührig, sich durch Fehler zu Fall zu bringen. Bemitleidenswert wäre nicht wieder aufzustehen und sich weiter zu mühen.
Ich danke dir für deine Worte, das oben zitierte, aber auch die anderen.
Alles Gute für dich und allzeit genug Gesundheit auf deinen (Lauf-) Wegen
Gruß Udo