Sonntag 28.06.09. Um 7:00 Uhr aufstehen ist schon mal nichts für mich.
Noch schnell etwas gefrühstückt, angezogen und die Ausrüstung eingepackt. Zum Glück hatte ich die schon am Tag vorher zusammen gesucht. 30min vor Laufbeginn ist nicht mehr lang hin.
Tja, hab nicht nach langem überlegen doch dazu durchgerungen mein HM-Debut vorzuziehen. Sollte ja eigentlich erst im Herbst starten. Der HM in Stüde sollte es dann werden. Er ist nur am Kanal lag, keine Zuschauer und eigentlich langweilig. Aber ich hatte innerlich das Gefühl, dass ich bereit für einen HM-Lauf bin.
Tage zuvor hatte ich mir für den Fall schon mal eine Taktik erarbeite. Einfach bei 85er HFmax laufen und ab km 10, je nach Reserve, auf 90%.
Meine Frau mochte nicht 2h auf mich warten. Also fährt Sie zurück und kommt zum finish.
Endlich bei der Anmeldung um 8:25 angekommen, nachdem meine Frau mich hier ausgesetzt hatte. Hab 15€ Startgeld in der Tasche, leider 2€ zu wenig, weil es doch eine Nachmeldegebühr gibt. Zum Glück sind die Damen dort so nett und vertrauen auf den Fremdling, dass er die 2€ nach dem Rennen noch nachreicht.
Kurz noch warmgelaufen, dem Zeitungsreporter noch ein Interview gegeben….. „Hallo Sie. Sie sehen so aus, als wollten Sie hier mitlaufen. Kann ich Ihnen kurz ein paar Fragen stellen? Portrait inklusive. …Und dann auf zum Start
Startschuss…..(Oder Gong, oder was immer das auch war?)
Nach dem ersten km flötet mir die FR eine 5:09 zu. Super. Könnte für ne sub1:50 reichen. Leider sagt mein Puls dass ich etwas aus meinen Plan liege. Also etwas Tempo raus und erst mal die ersten 10km vergehen lassen. Ich pendel mich so bei 5:20 ein. Bei km3 dann dieser nervige Stein im Schuh. Überlege ca. 500m ob ich ihn raus hole, oder lieber nicht. Das Bild von einem Steinchen, der sich über 18km im die Ferse einarbeitet, lässt mich dann doch kurz anhalten.
Also weiter bei km 6 kommt die erste Verpflegungsstation. Donnerlüttchen, so viele bunte Becher. Entscheide mich für Wasser. Dem bleibe ich auch bei der zweiten Station treu. Ab km 10 wollte ich dann mal Cola probieren.
Ab Km 9 kommen einem schon die ersten HM-Läufer wider entgegen.
Bei km 10,5 kommt dann der Wendepunkt mit Station3 und es geht zurück. Hab im meinem Feld nur einen gesehen, der beim Wendepunkt für den HM weiter gelaufen ist. Ich mach heut erstmal die21km voll, denk ich.
Leider gab es am Wendepunkt keine Cola. Naja dann eben bei der nächsten. Langsam wird’s schwieriger. Wo die ersten10km noch flockig und sehr meditativ waren, läuft es jetzt etwas unruhiger. Das Feld hat sich schon sehr auseinander gezogen.
Kurzer Blick auf die Uhr. 57min. Etwas langsam aber für eine Sub2h reicht‘s. Aber wer will schon Sub2, wenn die aktuelle 10er Zeit eigentlich Sub 1:50 sagt. Also beginnt ab jetzt die Zielzeitzweiflerei. Reserven hab ich noch, also Pace etwas angezogen. Die FR piepst jeden km munter mit ca. 5:10 ab.
Endlich gibt‘s mal Cola. Zum Glück werden die Sachen eh danach gewaschen…
Bei der Station km15 (war beim Hinweg die 6) gibt’s dann noch mal Cola. Was das Gehirn einem so alles vormachen kann, denk ich. Abgestandene, lauwarme Cola kann ja doch lecker sein.
Ab km15 will ich noch mal etwas Tempo nachlegen . Für 1km piepst es dann auch mit 5:07. Warum fühlt sich das nur gar nicht mehr gut an. Lieber etwas Tempo raus. Zwei mal 5:15. Mist, sagt der kleine Zielzeitzweifler auf meiner Schulter. Der kleine Typ ist mittlerweile auch schon 20kg schwer geworden und drückt auf meine Beine. Kommt mir zumindest so vor.
An der letzten Station 3km vom Ziel nehme ich noch ein mal Wasser. Den mittlerweile 50kg schweren Zweifler versuch ich mal abzuschütteln, was mir zum Glück auch gelingt. Also will ich wieder etwas leichtfüßiger die letzen beiden km bis zur Brücke laufen. Ab da nur noch 1km, sag ich mir. Allerdings nicht sehr überzeugend. Die Brücke sehe ich ja schon, aber warum kommt die nicht näher? Verdammt noch mal. Endlich hab ich die Brücke dann doch eingeholt, nachdem sie gefühlte weitere 10km vor mir weggelaufen ist.
Nur noch die kleine Steigung auf die Brücke rauf und auf zum letzten km. Oben angekommen geht nichts mehr. Die Beine wollen nicht mehr. Ist das jetzt die K..grenze? Der Mann mit dem Hammer? Trotzdem immer noch einen Fuß vor den anderen. Noch zwei Kurven bis zum Ziel. ICH KANN NICHT MEHR. Warum ist die letzte Kurve nur so weit weg. Was für eine Quälerei. Die Durchschnittspace steigt immer weiter.
Vor der letzten Kurve steht meine Frau, also machomäßig doch noch was aus den Beinen geholt und sogar noch ein Lächeln raus gequetscht, als ich an ihr vorbei bin. Noch 50m bis zum Ziel.
Der Ansager nennt meine Startnummer mit Namen und ruft, „Herzlich willkommen“. Ich bin da. Die Medaille, die sie mir vor die Nase halten, gerade noch geschnappt, den FR abgedrückt und Ende.
1:51:34 zeigt meine Uhr an. Zufrieden und mit dicken Beinen, schütte ich noch Becherweise Instanteistee in mich rein und lass mir von meiner Frau gratulieren.
All die Anstrengungen sind bis auf den Wackelpudding in den Beinen vergessen.
Glücklich über die 1:51 zieh ich erstmal die durchnässten Klamotten aus und etwas Trockenes über.
Die 1:50 fällt im Herbst…….
