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Metropol(halb)marathon

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Ich kann die guten Eindrücke nur bestätigen. Meinen Bericht habe ich schon in einem anderen Thread gepostet, ebenso die Bildergalerie: Metropolmarathon 2009

Der Marathontag:
Am Sonntagmorgen stoße ich auf der Suche nach Motivationsvideos auf den Bekele-Song. Unbedingt auf den Link klicken und anschauen! Link: YouTube - Bekele Song - Anbessa
Nach der Fahrt in der mit drahtigen Läufern und pummeligen Stockmenschen gut gefüllten U-Bahn schlage ich auf der Fürther Freiheit auf.
Ein Vorteil des Metropolmarathons ist: Man trifft viele bekannte Gesichter. Eines davon gehört Robert Wimmer. Er kommt gerade vom Transeuropalauf, der dieses Jahr von Süditalien zum Nordkap führte. Zum Auslaufen hängt er noch ein Marathönchen dran. Zur Vorbereitung auf den Transeuropalauf ist er übrigens 12 Stunden auf einem Laufband gelaufen: 145,2 Km, Weltrekord. Mich fragt er, ob heute die 2:35 Stunden drin sind. Er hat wohl noch meine Zeiten aus 2006 im Kopf und denkt, ich hätte mich seitdem gesteigert.

Das Rennen:
Der Startschuss fällt und auf einmal sind alle Zweifel der letzten Wochen vergessen. Wie bei jedem Marathon muss ich mich zu Beginn bremsen. Ich laufe einen 4er-Schnitt und fühle mich bis Km 20 richtig locker, als wäre ich gerade aus dem Bett gestiegen.
Unterhaltung bietet die Rivalität zwischen Nürnberg und Fürth, die ich provoziere, weil ich im FCN-Trikot durch Fürth laufe. Am Playmobilstadion bin ich gezwungen, zwischen zwei Riesenfahnen der Aufstiegsverweigerer durchzulaufen, von Fahnenschwenkern und dem Dutzend weiterer grün-weiß Gekleideter dringen ein paar unflätige Worte an meine Ohren. Ich versuche erst gar nicht, an dieser Verpflegungsstelle etwas zu trinken zu bekommen. In Vach kleben Zettel an Verkehrsschildern: "Verreck Verreck Nürnberg-Dreck". Auch beliebt sind Sprüche wie: „Du hast das falsche Trikot an!“ – Eine Frau gibt sich erschrocken: „Oh Gott, FCN, da darf ich nicht klatschen.“ - Ich nehme diese Sprüche nicht allzu ernst, einem Fürther würde es in Nürnberg nicht anders gehen. Den meisten Zuschauern ist diese Rivalität aber egal, sie applaudieren auch dem rotgewandeten Marathonstorch. In jedem Dorf haben sich ein paar Leute am Straßenrand eingefunden, hie und da finden kleine Feste statt, meistens allerdings sind sie nicht gut besucht. Beim Jahrtausendmarathon 2007 haben sich Presse und Läufer in Lobeshymnen über die gute Stimmung überschlagen, inzwischen scheint die Marathon-Euphorie abgeflaut zu sein und deshalb ist es vielleicht gut, dass im nächsten Jahr die Strecke von Fürth nach Nürnberg führen soll.
Beim Halbmarathon laufe ich auf Ironhannes (sechsmaliger Sieger des Nürnberger Stadtlaufs und x-facher Ironman: HP von Ironhannes) auf, zusammen mit Markus Spägele bilden wir eine 3er-Gruppe der Plätze 4 bis 6. Die Führung wechselt ständig, auf Autobahnbrücken, Feldwegen und Landstraßen. Ich bin bergab der Schnellste, dafür laufen mir die anderen davon, wenn es mal wieder leicht bergauf geht. Die Beine werden schwerer, die Luft dünner, um den Km 30 muss Ironhannes abreißen lassen, aber auch ich werde ab Km 30 langsamer: Ich falle auf 4:10 - 4:15 Min/Km zurück, Markus Spägele muss ich ziehen lassen, dafür hole ich den Läufer ein, der lange Zeit auf Platz 3 lag. Er ist ein Fan der Aufstiegsverweigerer, mit dem ich mich schon vor dem Lauf unterhalten habe, sein Kommentar beim Überholvorgang: „Komm Storchi, mach's wie der Club: Stürm auf Platz 3! Ich bin tot.“ - Leider habe ich den dritten Platz nicht mehr drauf: Im rechten Oberschenkel setzt ein fieses, einen Krampf androhendes Ziehen ein, einige Kilometer laufe ich nur noch in 4:30 Min/Km.
Jeder, der wissen will, wie lang eine halbe Stunde werden kann, sollte einen Marathon laufen. Am Anfang geht alles unheimlich schnell: Ein Kilometer nach dem anderen fällt: Jedes Mal, wenn ich das 4-, 9-, oder 16-Km-Schild sehe, denke ich mir: „Was? Schon wieder ein Kilometer geschafft?“ - Bei Km 34 kann ich mir nicht vorstellen, wie es mir gelingen soll, noch 8 verdammte Kilometer zu laufen. Es geht am Europakanal entlang, schnurgeradeaus. Ich versuche mich aufzurichten: Ist ja nur noch ein bisschen mehr als 30 Minuten, dann warte ich sehnsüchtig auf das 35-Km-Schild. Wo bleibt es denn? Habe ich es verpasst? Ungeduldig blicke ich auf mein GSP-Gerät: 34,4 Km ... So geht das bis Km 39, hier setzt sich die Erkenntnis durch, dass es keinen Sinn macht, ständig auf die Uhr zu glotzen, die Kilometer werden dadurch nicht kürzer. Also Augen zu und durch.
Ironhannes packt wie immer sein Kämpferherz aus und zieht an mir vorbei. Während wir durch Fürther Häuserschluchten auf die Innenstadt zulaufen, versucht er, mich mit FCN-Rufen zu motivieren. Für ein paar Sekunden versuche ich, an ihm dranzubleiben, aber ich erkenne schnell die Aussichtslosigkeit meines Bemühens. So geht es auf einem sicheren 5. Platz die letzten Kilometer durch Fürth - oft über fieses Kopfsteinpflaster, ständig um Kurven herum, an Stimmungsnestern und Halbmarathonläufern vorbei.
Ich werfe mich nach 2:53 Stunden als Fünfter über die Ziellinie, das abrupte Stehenbleiben tut mir nicht gut: Ich schwanke, halte mich kurz an DJ fest, finde aber zum Glück schnell mein Gleichgewicht wieder und schleppe mich erstmal zu den Getränkeständen, dann zur Massage, anschließend lasse ich vom roten Kreuz noch meine Blase desinfizieren.

Auf die Altersklassen-Siegerehrung muss ich einige Stunden warten. Der Metropolmarathon ist wieder einmal ein gutes Beispiel für den Unsinn einer Altersklassenwertung: Ich bin Erster der AK 30. Spontan würde man denken, die vor mir platzierten Läufer wären unter 30-Jährige. Weit gefehlt: Drei von vier vor mir platzierten Läufern sind aus der AK 40! Trotzdem lohnt sich die Warterei am Ende, schließlich erhalte ich als Preis u. a. einen Freistart am Metropolmarathon 2010: Hier soll der Start in Fürth sein und das Ziel in Nürnberg. Da ist eine Teilnahme natürlich Pflicht. Und wenn ich es recht überlege: Die Altersklassenwertung ist spitze!

Fazit: Wenn man schon einmal 2:43 Stunden gelaufen ist, kann man über eine 2:53 natürlich nicht restlos begeistert sein. Die Erklärung für die 10 Minuten Differenz ist einfach: In den 10 Wochen vor dem Rom-Marathon 2006 lief ich 1032 Km, dieses Mal nur 733 Km. Natürlich wäre ich dieses Jahr auch gerne mehr gelaufen, aber nach den Verletzungen der letzten Jahre muss ich mich zurücknehmen.
Trotzdem: Es war einfach ein geiler Lauf! Die Voraussetzung dafür war, dass einige Läufer meiner Leistungsklasse am Start waren. Sich mit diesen Läufern zu messen, ist der Sinn eines Wettkampfs und der wurde hier voll erfüllt.

Danksagungen:
Mein besonderer Dank geht an die Supporter, die mich teils an der Strecke stehend, teils auf dem Fahrrad begleitend immer wieder angefeuert haben: Tim, Erfolgsfan, Racer, Hannes und meine Eltern. Beim Weltkulturerbelauf habe ich geschrieben, dass ich wegen der vielen Zuschauer zwar nicht schneller gelaufen bin, aber es einfach mehr Spaß gemacht hat. Dieses Mal bin ich mir sicher, dass ich ohne Unterstützung langsamer gewesen wäre: Ich hätte mich auf den letzten Kilometern etwas zurückgenommen.
Pheidippides: Er hat uns diesen wunderschönen Lauf geschenkt.
Auch die Organisation hat in diesem Jahr funktioniert, wenngleich die Ausschilderung der Strecke nicht immer eindeutig war. Aber es hat sich immer ein Streckenposten gefunden, der uns gerade noch rechzeitig auf den richtigen Weg lotste. Trotzdem ist so etwas riskant: Wenn ein Streckenposten schläft, ist der GAU da.
Großer Sport fängt da an, wo gute Gesundheit aufhört.

Marathon: 2:43 (Uralt-Bestzeit aus 2006)
Halbmarathon: 1:18:09 (Uralt-Bestzeit aus 2006)
(fast) 10 Km: 34:58 (24.05.2009)

Marathon-Jahresbestzeit 2010: 2:44:48
Sieg beim LGA-Indoor Marathon 2011

Marathonstorch-Homepage - alles über den zweiten Marathon der Geschichte :D
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