Showdown auf der Strandpromenade
Veranstaltung: 8. Lübecker Feuerwehr-Volkslauf
Veranstalter: Feuerwehr Sport Club der Berufsfeuerwehr von 2004 e.V.
Datum: 19.09.2009
Strecke: 10-km-Pendelstrecke, 80% wellige Sandwege, 20% topfebene Strandpromenade
Startzeit: 15:00 Uhr
Wetter: heiter, ~22° C
Vor dem Lauf
Nachdem mir bisher diverse Verletzungen und Motivationslöcher große Teile das Laufjahr ziemlich verhagelt hatten, ging es in den letzten Wochen wieder spürbar voran im Training. Vor zwei Wochen war ich eine 37:07 auf der Bahn gelaufen. Da sollte doch jetzt eine 36er-Zeit drin sein. Also spontan auf zu Lübecks schönste Tochter, Travemünde. Knapp zwei Stunden vor dem Start war ich da, um meine Startunterlagen abzuholen. Als Dreingabe gab es ein Baumwoll-T-Shirt, einen Kugelschreiber sowie zwei Müsliriegel. Letztere kamen mir sehr gelegen, weil ich es den ganzen Tag nicht geschafft hatte, mehr als zwei Scheiben Toast zu essen.
Es ist eine kleine Veranstaltung, die aushängenden Meldelisten wiesen 124 Starter aus. Einer war aufgeführt, der etwa eine 35 glatt laufen kann. Sonst keine "Prominenz" anwesend - da konnte ich ja mit einem Auge auf eine Podestplatzierung schielen. Ansonsten strahlend blauer Himmel, das Ostseebad ist gut besucht, im Hintergrund fährt eine Fähre Richtung Schweden vorbei.
Hin ... (Flach geht's los - aber dann!)
Na, dann mal los! Der erste Kilometer führt über die Strandpromenade und vorbei am Columbia-Hotel, das zuletzt überregionale Aufmerksamkeit erlangte, als Viva-Sternchen Gülcan dort 2007 medienwirksam Hochzeit feierte. Wie auch immer. Jedenfalls verleitet einen die flache Promenada dazu, gleich mal ordentlich Gas zu geben. Etwas übermotiviert setze ich mich an die Spitze des Feldes. Läuft super.
Aber nach einem gutem Kilometer ist erstmal Schluss mit lustig. Es geht hoch auf das Brodtener Steilufer. Und das hat für einen Flachländer wie mich alpine Ausmaße. Noch vor der 2-Kilometer-Marke zieht der oben erwähnte schnelle Läufer an mir vorbei. Das war zu erwarten gewesen. Nur das ich bis dahin vor ihm gelaufen war, sollte mir eigentlich zu denken geben. Dumm nur, daß ich weiterhin versuche, mein Tempo (zu) hoch zu halten. Bei Kilometer 3 gehe ich in 10:4x durch. Mir ist jetzt bereits klar, daß das heute noch ordentlich wehtun wird.
Immer hoch und runter, hoch und runter. Dazu noch Slalomlaufen um die vielen wandernden und radfahrenden Touristen, die bei diesem Kaiserwetter unterwegs sind. Jetzt geht es nur noch darum, in Würde anzukommen. Am Wendepunkt nach der Hälfte der Strecke bin ich blitzeblau. Der abrupte Richtungswechsel läßt mich wegrutschen und beinahe stürzen. Das ist noch so eine Sache: die ausgewaschenen Sandwege sind der Traktion nicht eben förderlich und kosten eine Menge Kraft.
... und wieder zurück. (Zähne zusammenbeißen - und bitte Lächeln!)
Einen guten Kilometer später kommt mir auf dem Rückweg ein Freund entgegen. Normalerweise bringt er Zeiten zwischen 40 und 45 Minuten zustande, aber heute begleitet er seine Tochter am Ende des Feldes. Er zückt auch gleich seinen mitgeführten Fotoapparat, so daß ich nochmal gute Miene zum bösen Spiel machen muß , obwohl ich aus dem letzten Loch pfeife. Splits weiß ich nicht, ich bin zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um auf die Uhr zu schauen. Einfach nur noch ins Ziel kommen.
Doch hinter mir taucht ein Verfolger auf und kommt langsam näher. Na toll! Und die Sonne knallt mittlerweile auch ganz schön. Aber ganz heran kommt er nicht. Es fehlen ihm immer noch an die 20, 30 Meter. Das weckt noch einmal neue Kräfte in mir: irgendwie den zweiten Platz verteidigen. So recht mag ich noch nicht daran glauben, das ständige Auf und Ab geht gehörig in die Knochen. Bei Kilometer 8 droht der letzte Vorsprung flöten zu gehen. Jetzt reiß Dich nochmal zusammen, so weit ist es nicht mehr!
Endlich der letzte (und flache!) Kilometer. Mein Verfolger ist immer noch in Schlagdistanz. Immer wieder schaue ich zurück und muß gleichzeitig aufpassen, keine Passanten umzurennen. Wo bleibt bloß die Ziellinie? Das Maritim-Hotel jenseits des Kurgartens, wo sich das Ziel passenderweise unter der Leiter eines Feuerwehrwagens befindet, ist schon deutlich zu sehen. Ich versuche nochmal zu beschleunigen - ohne rechten Erfolg. Noch ein Blick zurück. Ich werde meinen Schatten nicht los. Die letzten Meter der Vorsprung wird kleiner und ... und ich kann ihn doch noch knapp ins Ziel retten. Der Druck von hinten hat mich nochmal zu einem Schlußkilometer in 3:34 gezwungen, wenn die Markierung denn richtig stand.
Am Ende steht eine 37:48. Angesichts der Bedingungen völlig in Ordnung. Ja, ich war lange nicht mehr am Brodtener Ufer, aber so steil waren die Wege doch früher nicht? Völlig unterschätzt, die Strecke.
Nach dem Lauf (Hallo, Dusche?)
Ich brauche erstmal ein paar Augenblicke, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Den Getränkestand, der direkt vor meiner Nase steht, sehe ich zunächst gar nicht. Nach ein paar Bechern Flüssigkeit, geht es mir aber besser. Ein wenig mit den Laufkollegen fachsimpeln, auslaufen und dann mit dem Shuttle-Bus zum Duschen.
Die Duschgelegenheiten befanden sich nämlich in einer Turnhalle einen Kilometer weiter. Die Feuerwehr war so nett, uns dahin zu fahren. Vor dem Eingang aber erstmal Stress. In der Halle fand wohl gerade ein Handballspiel der 2. Bundesliga statt. Ein aufgeregter Hallenwart wollte uns nicht hineinlassen, weil angeblich alle Umkleideräume belegt sein. Er ging hinein, um die Sache zu klären. Unterdessen drückte mir ein wahlkämpfender SPD-Politiker einen Müsliriegel mit seinem Konterfei auf der Verpackung in die Hand. So doll war der aber nicht. Reicht nicht, um meine Stimme zu kaufen.
Jedenfalls kam inzwischen der Hallenwart wieder und es waren doch Duschräume frei, die wir benutzen konnten. Dort waren übrigens schon andere Laufteilnehmer, die uns erzählten, auch erst nach längeren Diskussionen Einlaß gefunden zu haben. Hallo? Zwei von sechs Räumen waren extra für den Lauf ausgewiesen. Naja. Geduscht, zurück zum Start/Ziel-bereich gefahren, Bierchen getrunken, lange auf die Siegerehrung gewartet, eine niedliche kleine Medaille für den Altersklassensieg bekommen.
Fazit: Netter kleiner Lauf, nette Leute. Ziemlich anstrengend, aber landschaftlich sehr schön mit tollem Ausblick auf die Ostsee. 10 Euro Startgebühr waren auch o.k. Also insgesamt ein empfehlenswerter Lauf. (Und wer Lust hat, kann sich hinterher noch am Strand oder im Casino vergnügen. )
Edit: Bild vom Start http://www.hl-live.de/aktuell/bilder/fw ... 501561.jpg
Showdown auf der Strandpromenade (Travemünder Feuerwehr-Volkslauf 19.09.2009)
1"What do you do, you just go out there and gambol about like a bunny?" - Sheldon Cooper