Aber als ich am Sonntag gegen 7 Uhr die Rolläden hochgezogen hatte, wusste ich schon, was da auf mich zukommen wird: Es wird ungemütlich.
Nieselregen, 8 Grad und die Chance auf einen Temperaturanstieg auf maximal 11 Grad. Toll.
Nachdem ich gefühstückt hatte - 2 Brötchen mit Marmelade, dazu Orangensaftschorle und danach einen Espresso - entschied ich mich, dem Wetter zu trotzen und in kurzen Rennshorts (hätte ich sowieso gemacht) und Singlet (da musste ich mich überwinden
) zu laufen.Es gab nicht viele andere, die diese Wahl getroffen hatten. Die meisten hatten zumindest etwas mit langen Ärmeln an. Aber es sollte sich herausstellen, dass meine Wahl die richtige war.
Der Start erfolgte erst zum 10:45, so dass die Temperaturen schon etwas angenehmer waren. Unterwegs zogen dann viele auch ihre dann doch zu warmen Jacken oder Pullis aus und ich war froh, mich für das Singlet entschieden zu haben.
Mein Ziel für den Lauf war eine Zeit um die 1:48:00. Nach meinem Training und einem 14er, den ich zwei Wochen davor gelaufen bin durchaus realistisch.
Dieses Ziel schlug ich mir dann aber direkt nach dem Start gleich wieder aus dem Kopf. Keine 20 m nach der Startlinie war nämlich STEHEN angesagt, da es zu einem Stau kam. Dann ging es langsam weiter, bis ich bei 300 m nochmals stehen bleiben musste. Schleichend erreichte ich dann nach ca. 8 min km 1.
Auch der zweite km lief nicht viel besser. Danach ging es dann etwas, wobei ich durch ständiges auflaufen und überholen von sehr langsamen Läufern (die sich ganz offensichtlich falsch eingeordnet hatten, obwohl die Sektoren nach Zielzeit eingeteilt waren) zunächst meinen Rythmus nicht fand.
Gut wurde es dann schlagartig, als bei km 6 eine Steigung kam. Nach dieser Steigung hatte ich Platz und konnte endlich so laufen, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Ab da fing es dann auch an, mir Spaß zu machen, allerdings hatte ich mir die Zielzeit aus dem Kopf geschlagen. Ich dachte jetzt an ein Ergebnis um die 1:52:00. Und dass ich das heute schaffen werde, wenn nichts unerwartetes dazwischenkommt, wusste ich.
Ich lief also immer konstant mein Tempo, mit Ausnahme von der Getränkeaufnahme. Ich kann nicht im laufen trinken und gehe deshalb immer ein paar Schritte. Allerdings hab ich gestern nur an jedem zweiten Verpflegungsstand getrunken. Das war bei dem Wetter und dafür, dass es ja kein Marathon war, völlig ausreichend.
Ab und zu ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich locker in der Zeit für die jetzt anvisierten 1:52:00 war. Ich nahm mir daher noch den Luxus raus, an der Verpflegungsstation bei km 20 ein Wasser zu schnappen und dieses langsam vor mich hinschlendernd zu trinken.
Die Uhr, die ich eigentlich schon fast vergessen hatte, geriet dabei nur rein zufällig in mein Blickfeld - und da sah ich es: Es waren noch sub 1:50:00 drin.
Ich spurtete also los, fluchte über den schmalen Weg zum Stadion, weil ich mich noch an einigen Läufern vorbeidrängen musste und hatte immer die Uhr im Blick.
Als die Uhr 21,10 km anzeigte, war ich noch sub 1:50:00. Aber leider noch nicht im Ziel.
Das Ziel erreichte ich erst ca. 200 m später, drückte die Uhr ab und es standen 01:50:10 drauf
Meine "offizielle" Zeit ist übrigens 1:51:26. Warum diese Differenz? Bei mir - und auch ein paar anderen Teilnehmern - hat offensichtlich die Messung der Nettozeit nicht funktioniert. Daher ist meine offizielle Zeit auch meine Bruttozeit.
Aber egal. Ich freue mich tierisch auch über die offizielle Zeit, weil ich meine PB auch offiziell deutlich und weit unterboten habe und mir das Rennen zudem gezeigt hat, dass da nach unten noch was geht.
Hat alles sehr viel Spaß gemacht und der Lauf, an dem ich jetzt das dritte Mal teilgenommen habe, gehört zu meinen erklärten Lieblingsläufen.
Ach ja: Der Sieger gewann übrigens in 59:20
Und nein, ich habe nicht die "1" vergessen.
