Am vergangenen Samstag stand mein zweiter Laufwettkampf an. Mein persönliches Ziel lautete schlicht und einfach: durchlaufen und nur nicht als Letzter ankommen.
Ich bin zwar in den vergangenen Wochen ab und zu längere Strecken gelaufen, doch bei 6 Läufen im Juli über insgesamt 47 km kann man in diesem Zusammenhang wohl nicht wirklich von einer guten Vorbereitung sprechen. Es ist ja meine erste "Sommer"-Saison und für echtes Training war es mir schlichtweg zu warm, denn bereits im kühlen Mai merkte ich, dass mir die kalte Jahreszeit zum laufen besser liegt und ich mir lieber bei -10°C den gefrorenen Rotz aus dem Schnäuzer kratze als bei 25°C in meine Bestandteile zu zerfliessen.
Sei's drum, denn mich reizte an diesem Lauf vor allem die Streckenführung, denn der Start- und Zielbereich lagen in unmittelbarer Nähe der Gedächtniskirche und die Strecke führte ca. 2,2 km weit den Kurfürstendamm hinauf, dann ging es rechts ab in die Droysenstrasse und weiter durch bis zur Kantstrasse. Diese dann zurück in Richtung Bahnhof Zoo bis zur Joachimstaler Strasse und dann nochmal etwa 2,2 Kilometer den Ku'Damm hoch und wieder runter.
Im Gegensatz zu dem ersten 10km-Lauf im Mai war ich vorher kaum nervös. Ganz bewusst hatte ich mir dieses Mal auch keine Zielzeit gesetzt, denn ich wollte einfach nur die Strecke, die Dämmerung und vor allem die Stimmung geniessen.
Der Start sollte um 20:30 Uhr erfolgen und gegen 18:45 Uhr machte ich mich fertig angezogen auf den Weg. Ich musste nur noch die Startnummer abholen und wollte mich dann um 20:00 Uhr mit einer ebenfalls mitlaufenden Bekannten treffen.
Die Startnummer war zwar sehr schnell abgegriffen, aber die Abholung des Gratis-Adidas-Laufshirts war umso chaotischer: dort stand ein LKW mit aufgeklappter Laderampe, auf der zwei völlig überforderte Helfer rumturnten und den hunderten entgegenreckenden Händen, natürlich jeweils nur gegen Vorlage eines entsprechenden Gutscheins, die Shirts in unterschiedlichen Grössen ausgaben. Ab und zu kam dann auch noch ein dritter Mann hinzu, der einen seiner durchgeschwitzen Kollegen dann kurzzeitig ablöste. Ich hatte halbwegs Glück, konnte mich von der Seite her in die Traube reindrängeln, musste daher nur 10 Minuten warten und bin nun stolzer Besitzer eines Laufshirt-Zeltes in figurbetonender Grösse XXL
Gegen 20:10 Uhr begaben wir uns dann, an der ca. 50 Meter langen Doppelschlange vor den Toilettenhäuschen vorbei, in die Startaufstellung und ich suchte mir ein lauschiges Anlehnplätzchen am Absperrgitter. Hehee, meine Blase machte mir glücklicherweise keine Probleme, der Puls schlug mit gemütlichen 71 bpm vor sich hin und von Nervosität war überhaupt nichts zu spüren.
Pünktlich um 20:33 Uhr setzte sich die Masse in Bewegung, ich staunte derweil noch über die Pfandflaschensammler, die sich wie die Geier auf die mitgeführten und dann doch abgestellten Flaschen stürzten und um exakt 20:35 Uhr lief ich über die Startmatte. Meine Bekannte wollte sub 60 laufen und deswegen hatte ich mich dummerweise etwas zu weit vorne eingeordnet, so dass ich gerade auf dem ersten Kilometer ständig überholt wurde und es selber mit 6:51 min/km auch zu schnell anging. Ich lief zwar direkt zum Strassenrand rüber, aber das Gedrängel war doch enorm und so wurde man automatisch mitgezogen.
Kilometer 2 bin ich dann bewusst langsam angegangen (07:36), aber merkte, dass ich doch noch etwas schneller konnte. Kilometer drei bis sechs lief ich in 07:17, 07:20, 07:26 und 07:22 und war auch schon wieder auf dem Ku'Damm zurück.
Dort wurde es dann aber auch echt schwer, denn auf der anderen Strassenseite kamen mir die schnelleren Läufer wieder entgegen und ich sehnte einfach nur den Wendepunkt herbei, welcher natürlich einfach nicht näher kommen wollte. Ab diesem Zeitpunkt legten dann auch schon die ersten Läufer vor mir Gehpausen ein und ich fühlte mich an den 10er im Mai zurückerinnert, wo ich auch so gerne wieder 'nur' walker gewesen wäre. Ich musste wirklich mit dem ISH kämpfen, nicht auch mal ein paar Meter zu gehen. Die Beine waren plötzlich schwer wie Blei, die Zunge schliff auf dem Boden, der Puls hämmerte mit 164 beats im Schädel und jede einzelne Nervenfaser signalisierte "Schmerz! Aufhören! Sofort!"
Etwas früher, auf der Kantstrasse, wurde es zwar auch schon etwas schwierig, denn Michel, ein lieber Arbeitskollege, wohnt dort ganz in der Nähe und irgendwie wollte ich Idiot natürlich einen frischen Eindruck auf ihn hinterlassen, falls er auch irgendwo am Streckenrand stehen sollte. Tat er natürlich nicht (Blödmann!) und so erkämpfte ich mir Schritt um Schritt mit einem gequälten und vermutlich selten dämlich aussehenden Lächeln den Weg durch seine Nachbarschaft.
Zu dem war da dann noch so ein doofes Kind auf der gegenüberliegenden Strassenseite, welches aus einem vorbeifahrenden Auto heraus uns völlig respektlos zurief "Na, macht Euch das Spass?"
Meine Lippen formten ein "Nee! Muss ich aber machen, ist mein Job! Also schau zu, dass aus Dir blödes Balg was Vernünftiges wird!", aber die Kehle brachte nur ein unverständliches gurgeln und röcheln, gefolgt von intensiver Schnappatmung, heraus. Ich fürchte, damit konnte ich den Lütten nicht beeindrucken
Während ich da also so vor mich hinstolperte und dabei immer wieder auf ein gehendes Läuferpärchen auflief, welche dann auch wieder den Laufschritt einnahmen, an mir vorbeizogen und dann wieder weitergingen, wurde ich plötzlich namentlich von der Seite angesprochen. Es war ein Bekannter aus dem radforum, aber ich nahm ihn viel zu spät wahr und konnte bloss noch sowas wie ein "Hey, schön das Du hier bist! Lauf doch auch mit!" herauspressatmen. Diese persönliche Anfeuerung tat echt gut, sie schüttelte die Demotivation ab und brachte mir auf dem nächsten Kilometer wunderbare, mentale Ablenkung. Nach dem Wendepunkt, auf dem Rückweg, hielt ich dann auch kurz bei ihm an, aber für eine längere Unterhaltung fehlte halt leider die Zeit - tsss, das die Leute es an einem Samstagabend auch immer so eilig haben müssen
Die letzten beiden Kilometer liefen dann zwar langsam, aber mit dem Ziel vor Augen beinahe wie von alleine (7:41, 7:44) und ich konnte 200 Meter vor Ende mit 07:07 sogar noch sowas wie einen Schlussspurt einbauen.
Nach Überquerung der Zielmatte machte ich mich erstmal auf die Suche nach der Verpflegung, kippte dort 5 Becher Wasser in mich hinein und nahm noch zwei weitere Becher 'to go' mit auf den Weg in Richtung vereinbartem Treffpunkt, welche ich unterwegs dann gegen einfach 2 sympathisch wirkende "Energiedrinks" (Erdinger Alkoholfrei) eintauschen musste. Man muss ja schliesslich als Langstreckensportler immer an den Mineralienhaushalt denken!
Mein Fazit:
Es war mit 23°C zu warm, es war zu voll, er war mitunter zu anstregend, es war kurzzeitig zu schmerzhaft, es war einfach nur geil!
Ich freue mich schon auf die City-Nacht in 2011 und habe mich natürlich jetzt schon für den nächsten 10er am 29. August angemeldet ;-)
-
Und nun noch die schonungslos nackten Zahlen:
- laut SportTracks waren es 10,24 km in 1:16;33 (7:28 min/km)
- laut Forerunner waren es 10,18 km in 1:16;54 (7:33 min/km)
- laut Veranstalter waren die angegebenen 10 km in 01:16;52 netto (7:41 min/km)
Somit also Platz 5.619 (von 5.700) bei den Kerlen, Platz 560 (von 563) in meiner AK und mal wieder einen selbst erkorenen, grandiosen 1. Platz in der BMI-Klasse 36,5
-
Samstag, 31.07.:
Strecke: 10,00 km
Zeit: 1:16;52 Std.
Pace: 7:41 min/km
HF Ø / max: 158 bpm (88%) / 167 bpm (93%)
Boden: Asphalt
Wetter: trocken, kaum Wind, warme 23°C
Am nächsten Morgen gab es dann noch ein ruhiges 4 km walking-Ründchen mit meiner Liebsten und am Nachmittag bin ich nochmal für 41 km zum Beine locker fahren aufs Rad geklettert.
===============================================
|
| - 2007 und 2008 - | - 2009 - | 2 0 1 0
|___________________________________________
|
| biking : 4.000 km | 5.640 km | 2.652 km
| run/walk: 1200 km | 1.240 km | 1.003 km
| weight: - 24,1 kg | -13,0 kg | -7,5 kg
|________________________________________
..
Vattenfall City-Nacht (10 km) - im Schneckentempo über'n Ku'Damm
1.
Jahresübersichten
Jahr | laufen | radeln | Gewicht | Ø / Tag
--------------------------------------------------------------
2008 | 1.200 | 4.000 | - 24 kg | Ø 73 Min.
2009 | 1.240 | 5.640 | - 13 kg | Ø 83 Min.
2010 | 1.658 | 4.233 | - 8,0 kg | Ø 75 Min.
2011 | 1.186 | 3.655 | +4,0 kg | Ø 56 Min.
2012 | 1.773 | 1.629 | +9,0 kg | Ø 63 Min.
2013 | 1.565 | 2.704 | +2,0 kg | Ø 68 Min.
.
Jahresübersichten
Jahr | laufen | radeln | Gewicht | Ø / Tag
--------------------------------------------------------------
2008 | 1.200 | 4.000 | - 24 kg | Ø 73 Min.
2009 | 1.240 | 5.640 | - 13 kg | Ø 83 Min.
2010 | 1.658 | 4.233 | - 8,0 kg | Ø 75 Min.
2011 | 1.186 | 3.655 | +4,0 kg | Ø 56 Min.
2012 | 1.773 | 1.629 | +9,0 kg | Ø 63 Min.
2013 | 1.565 | 2.704 | +2,0 kg | Ø 68 Min.
.