mein erster Beitrag in diesem Forum. Freut mich hier zu sein
Der eine oder andere hat sicher schon von Kärnten Läuft, und auch seinem Hauptbewerb, dem Wörthersee-Halbmarathon, mit der wunderschönen Strecke am See entlang von Velden in Richtung Klagenfurt. Da kann einem jeder Stadtmarathon gestohlen bleiben
Die Vorbereitung
Seit ungefähr Anfang des Jahres, also ein paar Monaten, trainiere ich unregelmäßig. Zuerst im Fittnesscenter, Kraft und Ausdauer, seitdem schöneres Wetter ist, laufe ich lieber draußen. Da wir gerne laufen, haben wir mit nem Kumpel beschlossen, das ganze mal professionell anzugehen und beim Halbmarathon mitzumachen. Im Mai angemeldet, weiter trainiert (nicht besonders viel, eher 2-3 mal die Woche, und fast ausschließlich Lauftraining), am 22. August wars dann soweit.
Die letzte Woche standen nur ein lockerer 7km-Lauf am Montag, und zwei ganz lockere 2km-Läufe am Mittwoch und Samstag auf dem Programm, um am Sonntag fit und ausgeruht ins Rennen zu gehen. 3 Tage vorher extrem kohlehydrathaltige Ernährung und sehr viel Fruchtsaft getrunken, dazu Magnesiumtabletten genommen.
Als Zielzeit habe ich mir die 2-Stunden-Marke ausgesucht, unter der ich bleiben wollte. Puls auf den ersten Kilometern 180, in der zweiten Rennhälfte 190, lautete der Plan. Ich weiß, ist relativ hoch, aber ich habe wohl auch einen recht hohen Maximalpuls... bei mir ist 170-190 ca. GA2, müsste ich in ner Leistungsdiagnostik mal genau bestimmen lassen. Ruhepuls ist aber normal, liegt so bei 60 im Liegen, bei 80 im sitzen.
Der Renntag
Morgens um 6 Uhr aufgestanden, 4 Toasts mit Honig, Marmelade und Nutella gefrühstückt und dazu ein Glas Orangensaft, um gut ins Rennen zu gehen. Auf Kaffee habe ich verzichtet, da ich mal ein Interview eines Spitzensportlers gehört habe, der meinte, er würde am Wettkampftag nicht mal diesen trinken - er bräuchte keine zusätzlichen Stoffe wie Koffein. Hat mir gefallen, diese Einstellung, also habe ich es ihm gleich getan.
Also, dann habe ich mich angezogen (alles schon am Vortag hergerichtet, damits kein Stress ist) und kurz aufgewärmt, bevor es um 8.30 losging richtung Wettkampfort (bin Klagenfurter, also in 20 Minuten mit dem Auto in Velden). Vorher Kumpel abgeholt und noch ein paar Fotos geschossen.
Mist... ein Problem war das Wetter. Temperaturen von 30° würden das ganze wohl ziemlich anstrengend machen. Nicht gerade perfektes Laufwetter für den ersten Halbmarathon, bewölkt und 15-20° wären mir lieber gewesen. Aber was solls, man ist ja noch jung, als U20-Läufer muss man das packen.
Wir waren dann ca. 90 Minuten vor dem Startschuss in der Startzone, war noch nicht besonders viel los. 5.000 Leute sollen hier mitlaufen? Sieht nicht so aus. Naja, haben uns dann noch etwas vorbereitet, Pulsuhr rauf, Iso-Getränke und Wasser getrunken, aufs Klo gegangen (gab sehr viele Klos, war alles super organisiert), und in Ruhe auf und ab geschlendert und mit dem einen oder anderen Fremden unterhalten (Läufer sind eigentlich alle sehr freundlich). Noch ne Banane gegessen, und dann warens auch schon nur noch 30 Minuten und wir haben aufgewärmt. Nochmal aufs Klo, und ein paar Minuten vor dem Start in die Startzone begeben... verdammt, da wars ziemlich voll, wir waren irgendwo in der Mitte bei der 2h-Startzone. Eigentlich wollten wir uns an den 2h-Pacemaker dranhängen, aber der war gaaaaaanz weit vorne... keine Chance zum durchkommen. Plötzlich ist neben dem auch der Pacemaker mit dem weißen Ballon für 2h10 aufgetaucht... eigentlch hätte der viel weiter hinten stehen müssen, keine Ahnung was der dort vorne wollte. die 2h10-Startzone war deutlich weiter hinten.
Los gehts
Naja, dann viel auch schon der Startschuss, pünktlich um 9.30 Uhr... ohne Vorwarnung. Auch der Startsong ging wohl irgendwie unter. Und keiner bewegt sich. Was war da los? Naja, egal... die Pulsuhr war übrigens überfordert, durch die vielen Signale in der dicht gedrängten Menschenmasse. Mal ein Puls von 220, mal einer von 55... das konnte eigentlich nicht stimmen
. Shit, sollte ich das Rennen jetzt "blind" laufen? War die Uhr Mist? Hab von nem erfahreneren Läufer dann gesagt bekommen, ich brauch mir keine Sorgen zu machen, sondern nur ein paar 100 Meter zu warten, wenn sich das Feld etwas auseinander zieht findet die den richtigen Sender ganz alleine. Gut zu wissen.Nach dem Startschuss ging erstmal gar nix, danach hat sich alles gehend fortbewegt, bis das Teilnehmerfeld in einen langsamen Trab überging. Das hat sich schnell geändert, nach dem engen, abgesperrten Startbereich gings auch schon auf ne breite Straße. Der Läufer hat übrigens Recht behalten, hier hat die Pulsuhr dann schnell den richtigen Sender gefunden und den Rest des Rennens über tadellos funktioniert. Nächstes mal werd ich die früher einstellen...
Der erste Kilometer kam mir vor wie 500 Meter. Wenn das so weitergehen würde, könnt ich ja die gleiche Strecke nochmal zurück laufen... alles kein Problem. Auch die Zeiten waren schneller als geplant, mit Kilometerzeiten von 5:20-5:30 auf den ersten Kilometern haben wir einige Sekunden Vorsprung erarbeitet. Mein Kumpel und ich haben ca. das gleiche Lauftempo, ging also recht gut. Haben da auch einige Läufer überholt, und wurden unsererseits von einigen überholt... würde wohl etwas dauern, bis das Feld da besser gestaffelt war.
Ich hab die Zeit genutzt, mal nach vorne und nach hinten zu schauen... wow. Menschenmasse vorne, soweit man sah, und selbiges hinten. Vorne konnte ich in einiger Entfernung den 2h10-Pacemaker sehen, der schnell näher kam.
Bald tauchte er direkt vor uns auf und wir haben ihn überholt. In der Ferne konnte man auch den blauben Luftballoon des 2h-Pacemakers sehen... verdammt, der war aber sehr weit vorne. Dass wir an den nicht mehr rankommen, habe ich schon da geahnt. Naja, wir haben versucht, den Abstand konstant zu halten.
Die Landschaft am See war wunderschön, da läuft sichs gleich nochmal so leicht.
Nach 4km kam die erste Versorgungsstation. Hat perfekt funktioniert, gab hier Wasser zur Genüge, und genug Mitarbeiter. Man musste es aber großteils selbst vom Tisch nehmen. Gleich 2 genommen, eins getrunken, eins über den Kopf geleert (hatte übrigens ne weiße Kappe auf). Trinken aus dem großen Bechern ist im Laufen eigentlich nicht möglich, also kurz verlangsamt und den Becher geleert...
Es war zwar warm, aber alles kein Problem. Und wir waren sehr gut in der Zeit. Das einzige, was mich erstaunte, war mein relativ hoher Puls von ca. 190 - eigentlich wollte ich nur mit 180 laufen. Aber ich fühlte mich super, also habe ich mich eher auf mein Bauchgefühl verlassen.
Super waren die Zuschauer - nach einem Kilometer stand ne Eishockey-Mannschaft in (fast) voller Montur bereit, um mit allen abzuklatschen (mit Handschuhen, bei der Hitze... respekt). Hab ich natürlich angenommen
Auch die sonstige Strecke über waren viele Leute da, die alle fest geklatscht und gejubelt haben. Das ist wirklich sehr motivierend, im Kopf sind die ja alle nur für dich selbst da.Km 5-10
Puls war immer noch so bei 190, aber körperlich war alles noch immer wunderbar. Die Zeiten wurden etwas langsamer, aber mit 5:30 bis 5:50 waren wir immer noch sehr gut dabei.
Heiß wurde es allerdings schon, und langsam beneidete ich die Leute mit Trinkgürtel. Ich hab mich dagegen entschieden, weil der mich beim Laufen stört. Aber nach ca. 8,5-Kilometern kam ja die nächste Versorgungsstation... hier ging das ganze etwas langsamer, und man musste einige Sekunden warten, bevor man was zu trinken bekam. Gab Wasser und Iso-Getränke zur Auswahl, wieder 2 geschnappt und eins drübergeleert. Sehr gute Erfrischung.
Noch immer gabs hier sehr viele Zuschauer, und die Anwohner waren so nett und sind mit Gartenschläuchen auf den Gehweg gekommen, um die Läufer abzuduschen. Einfach super, das hat extrem geholfen, wenn auch nur kurz. Und natürlich auch alle fest gejubelt. Sogar Armin Assinger, ehemaligen Schifahrer und jetzigen Kommentator, sowie Millionenshow-Moderator, konnte ich am Gehsteig ausmachen. So um km 7 gabs ne Blasmusikkapelle, die ordentlich aufgespielt hat, wo nochmal extra-viele Zuschauer waren, die toll angefeuert haben.
Auch Mitarbeiter an den Absperrungen haben ordentlich Stimmung gemacht, in Trillerpfeifen geblasen, und fest angefeuert.
Die Halbzeit kam näher, und sowohl nach 7km als auch nach ca. der Hälfte lagen wir gut in der Zeit.
Km 11-15
Langsam habe ich die Auswirkungen der Hitze gespürt. Ich hatte körperlich weder mit den Muskeln, noch mit meiner Ausdauer ein Problem, aber es wurde wirklich extrem heiß. Wieder war ich für jeden Gartenschlauch dankbar. Die Kilometerzeiten wurden langsamer, 5:40, 5:50 und mehr standen auf der Uhr. Mir wurde klar, dass das noch ein harter Kampf ins Ziel werden würde. Aber die Zuschauer haben einen immer wieder motiviert und aufgebaut. Nervig war nach der Halbzeit die Durchsage mit der Zielzeit des Ersten... 1h 2 Minuten und irgendwas. Verdammt, der war schon da und konnte sich irgendwo in den Schatten legen.
Aber egal, auch wurden wir motiviert, ala "es ist nicht mehr weit", ein DJ hat ordentlich Musik aufgelegt und bei km 14 wurde mir bewusst, dass 2/3 schon hinter uns lagen.
Der Abstand zum Pacemaker blieb ungefähr gleich, war aber schwer zu sagen bei der Entfernung. Zumindest sahen wir ihn noch. Der 2h10-Pacemaker hinter uns war in weiter Ferne.
Auch ne kurze Klopause musste ich leider einlegen... mist, hätte doch nicht so viel trinken sollen. Aber mit voller Blase laufen geht einfach nicht.
Km 15-19
Jetzt musste ich der Hitze und meinem Puls Tribut zollen und hatte einen Leistungseinbruch. Zeiten wurden langsamer, noch dazu war das eine lange Schleife, die wir laufen mussten - und das ist Mental wirklich schwierig. Viele Läufer kommen einem entgegen, und man läuft einen km in eine Richtung, in die man gar nicht laufen will, man weiß, dass man vom Ziel wegläuft. Dazu war das in der Innenstadt, keine Anwohner mit Gartenschläuchen. Und da gibts nur orange Trenn-Hütchen... keiner würde was sagen, wenn ich die 2km einfach abkürze und drübergehe. Vielleicht ein paar böse Blicke, aber keiner, der das kontrolliert. Aber ja, der blöde Chip, der würde merken, wenn ich am Ende nicht durch die Zeitmessung laufe... so ne kacke. Und man will sich ja auch nicht selbst besch****.
Ab km 17 gings dann wieder in die richtige Richtung. Und mir wurde so heiß, dass ich eine kurze Gehpause einlegen musste und den Kumpel ziehen ließ. Mir wurde klar, dass es, ohne großen Endspurt, wohl nichts mehr werden würde mit der Sollzeit - aber ich wollte nicht zu weit drüberkommen. 2, 3 Minuten verspätung, das holt man beim nächsten Halbarathon locker rein, da geht sichs aus.
Ich war übrigens nicht der Einzige... links und rechts mussten einige Leute gehen. Außerdem waren wohl einige schon zusammengebrochen, waren einige Rettungsleute im Einsatz. Und ich hatte, auch ob meines hohen Pulses, Angst, dass mich ein ähnliches Schicksal erleidet, und bin halt ne Minute gegangen.
Auch nach der Gehpause gings mir nicht wirklich besser, aber ich biss die Zähne zusammen. KM 17-19 waren einfach nur brutal... was war ich nur für ein Vollidiot, mir so was anzutun. Hätte mich doch auch als Zuschauer auf die Strecke stellen können und die Läufer mit Wasserbomben bewerfen, die hätts gefreut. Aber nein, ich musste mir ja was beweisen und selbst mitlaufen. Nie wieder!
Zum Glück gabs nochmal ne Labestation. Ich hatte schon Angst, die hätten die Schilder vergessen und einfach aus einem KM zwei gemacht, so lang kommt das einem vor. es gab auch nicht allzu viele Zuschauer, war ein etwas blöder Platz, ne engere Straße neben den Gleisen. auch km 19-20 zog sich nochmal, aber nicht mehr so schlimm. Jetzt hat mans ja gleich geschafft. Außerdem standen hier meine Großeltern, irgendwo, da muss man ne gute Figur machen und kann nicht mit verzerrtem Gesicht vorbeigehen. Also, Zähne zusammenbeißen. Leider wurde hier endgültig klar, dass ich meine Zielzeit verpassen würde.
Endspurt
Ab km 20 vollzieht sich im Körper irgendeine Verwandlung. Rechts und links Absperrungen, und ein Riesen-Wirbel, den die Zuschauer veranstaltet haben... dazu die Eltern, die auch zum Anfeuern gekommen waren, und am Ende Cheerleader, da muss man auch ne gute Figur machen
Angepeitscht von den Zuschauern ging das ganze viel leichter, die haben einen praktisch ins Ziel getragen, da konnte man nochmal etwas Gas geben und die letzten Reserven, die noch irgendwo im Körper versteckt waren, verpulvern.
Gleich auf die Uhr geschaut... Zielzeit gut 2 Minuten überzogen. Naja, was solls. Bei niedrigeren Temperaturen hätts geklappt. Kumpel hats geschafft und war 4 oder 5 Minuten vor mir im Ziel.
Gleich von ner hübschen Dame die Medaille umhängen lassen und mit Riesendurst und noch einem "schummrigen" Kopf (ihr wisst sicher was ich meine) sowie den sich erst jetzt bemerkbar machenden Muskeln das Zielsackerl abgeholt, 1L Isodrink und nen halben Liter stilles Mineralwasser getrunken und den Chip abgegeben, daneben Banane und Apfel gegessen, die auch im Sackerl waren. Dann noch ein Sprung ins Strandbad (für Teilnehmer gratis an dem Tag), das war ne tolle Abkühlung, aber da hab ich dann den einen oder anderen kleinen Muskelkrampf bekommen. Daheim ne Magnesiumtablette genommen, dann gings wieder.
Fazit:
War ein echt tolles Erlebnis, mit einer wunderbaren Kulisse und grandiosen Zuschauern, freundlichen Mitarbeitern und einem tollen Service, auch bei den Labestationen hats großteils alles ganz gut geklappt.
Nächstes Jahr bin ich wieder dabei, und auch der eine oder andere Halbmarathon dazwischen steht auf dem Programm... mit nem etwas strukturierterem Training kann ich da sicher im nächsten Jahr auf Zeiten von 1:45-1:50 kommen. Wie ich mal in nem anderen Laufbericht gelesen habe: "Was interessiert mich mein Gewäsch von KM 17-19"
Auch Viertelmarathonstrecken wären für mich glaub ich recht interessant. Von nem Marathon über 42km nehme ich gaaaaaaanz viel Abstand... vlt. in ein paar Jahren mal
lg, chrizzy
, deshalb laufe ich ohne Brustgurt - scheuert eh nur in der Hitze - und stoppe die Zwischenzeiten so.
, das hat noch einmal gut für den Zieleinlauf geputscht.
