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Widersprüchliche Informationen zur Lauftechnik

Widersprüchliche Informationen zur Lauftechnik

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Hi Leute,
für alle die, die es nicht aus meinem Thread wissen: Musste leider mit dem Laufen aufhören, da ich einen Spreizfuß entwickelt habe oder er sich durchs Laufen verschlechtert hat. Als ich nun Einlagen-freundliche Laufschuhe kaufen war meinte die Verkäuferin dass ich viel zu sehr auf dem Vorderfuß laufen würde (so nach dem Motto: Kein Wunder, dass da das Mittelfußgewölbe auseinander weicht...). Sie hat mir als Tipp gegeben, mich beim Neuanfang sehr darauf zu konzentrieren, mit der Ferse aufzukommen und den Fuß dann "abzurollen", um dann direkt wieder mit dem Vorderfuß abzudrücken.
Habe ich jetzt auch probiert, allerdings lief das ganze nicht so rund. Hatte nach meinen ersten beiden Läufen ziemliche Knieschmerzen, heute beim dritten Lauf hat sich mein linker Fuß fast verkrampft. Habe mir gerade die Lauf-ABC Videos angesehen, und in denen wird fast nur auf dem Vorderfuß gelaufen. Maximal beim Steigerungslauf kommt er eher mit dem Mittelfuß auf.
Bin jetzt ganz schön verwirrt, wie soll ich denn am besten aufkommen? Vorderfuß, Mittelfuß oder über die Ferse abrollen? Möchte natürlich nur ungern wieder Probleme mit den Füßen kriegen, auch wenn ich jetzt Einlagen trage.
Gruß,
Chris

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Hi creuther,

ich denke man kann stundenlang oder gar tagelang Diskussionen über den Laufstil und den damit verbundenen Bewegungsablauf führen.
Im Endeffekt wird es immer auf ein Aspekt hinauslaufen: Der Mensch ist so individuell, dass es nicht die richtige "Lauftechnik" gibt. Du läufst seit vielen Jahren mit deinem ganz individuellen Stil. Wenn dieser schädlich für dich wäre, dann hätte er sich über die Jahre nicht in diese Richtung entwickelt. Das liegt in der Natur. So sehe ich das zumindest.
Komplett auf der Ferse zu landen kann meiner Meinung nach die Gefahr birgen, dass du den Fuß zu weit vorm Körperschwerpunkt aufsetzt und dadurch das Bein beim Auftreten zu sehr gestreckt ist. Das kann Probleme in der Kniegegend verursachen, da die auf den Bewegungsapparat wirkende Kraft beim Auftreten einfach weitaus höher ist, als wenn du den Fuß mit ganz leicht geknicktem Knie unter dem Körperschwerpunkt aufsetzt. Das bestätigst du ja im Endeffekt auch durch deine Aussage über schmerzende Knie. Wenn du den Fuß unterhalb des Körperschwerpunkts aufsetzt, wirst du wahrscheinlich mehr mit dem Mittelfuß aufkommen als mit der Ferse.


Gruß, Simon
"Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern mit den Augen die Tür zu finden." Werner von Siemens

Best of Tempohärte
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PB: 10k 44:14min

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Zu sehr auf den Vorderfuß? Was genau meinst du damit? so wie ein Sprinter?

Hast du dir das angewöhnen oder war das Zufall das man bei der Festgestellt hat, dass du Vorfußläufer bist?

Wenn du zu weit vorne aufkommst, dann versuch mal im Bereich des Kleinzehenballen auf zukommen, so dass die Ferse bei dem ersten Bodenkontakt nur minimal in der Luft ist, ungefähr so wie es hier ab minute 4:55 zu sehen ist:Erster Bodenkontakt
Meine aktuellen Laufschuhe für Mittelfußläufer geeignet

Mein Lauf-Tagebuch

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Danke für die Antworten! :daumen:
Habe auch schon vermutet dass die Knieschmerzen evtl. von dieser neuen Technik kommen könnten. Vielleicht hab ich die Frau auch nur falsch verstanden, warum würde sie sonst so etwas sagen? Allerdings bin ich beim Vorlaufen vermutlich echt fast wie ein Sprinter gelaufen - hatte relativ enge Jeans an, bin seit Monaten nicht mehr gelaufen und hab mich schon seltsam gefühlt, so zwischen den Kaufhausbesuchern durchzujoggen :D Eigentlich hatte ich mir von Anfang an angewöhnt, ca in Richtung Mittelfuß zu landen. Ich hatte NULL Rhythmus beim Vorlaufen, daher vermute ich einfach mal dass meine "echte" Lauftechnik nicht ganz so schlimm war/ist.
Danke auch für das Video, werde ab jetzt versuchen so in der Art zu laufen. Scheint mir auch am konsistentesten mit den meisten professionellen Informationen im Internet zu sein... Ich denke am besten wird es sein, wenn ich erstmal 1-2 Wochen auf der Laufbahn laufe... Momentan hab ich noch ziemliche Probleme, wenn es mal kurz bergauf oder bergab geht - nicht von der Kondition her, sondern vom Laufrhythmus. Auf der Bahn sollte ich die besten Bedingungen für das einstudieren einer guten Technik haben :)
Danke nochmal! In mir kribbelt es schon wieder, allerdings muss heute nach 6 Tagen täglicher Belastung auch mal eine Pause sein...
Gruß,
Chris

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Hallo Chris,

du hast Fußprobleme und kaufst deine Schuhe im Kaufhaus :klatsch:

Ich habe mit dem Laufen vor sechs Monaten begonnen.
Schuhe aus dem Laufladen, zwei Stunden Beratung, sechs verschiedene Modelle auf dem Laufband und vor dem Laden getestet. Alle Läufe gefilmt und die Einzelbilder ausgewertet.
Mir tut nichts weh und die Schuhe haben mich 25 € mehr als beim günstigsten Webhändler gekostet :daumen:

Gruß Maik
creuther hat geschrieben: so zwischen den Kaufhausbesuchern durchzujoggen
Chris

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maikb hat geschrieben:...du hast Fußprobleme und kaufst deine Schuhe im Kaufhaus :klatsch:
Ich habe mit dem Laufen vor sechs Monaten begonnen.
Schuhe aus dem Laufladen, zwei Stunden Beratung, sechs verschiedene Modelle auf dem Laufband und vor dem Laden getestet. Alle Läufe gefilmt und die Einzelbilder ausgewertet.
Mir tut nichts weh und die Schuhe haben mich 25 € mehr als beim günstigsten Webhändler gekostet...Gruß Maik
Von meinen allgemeinen Vorbehalten gegen Schuhe mal abgesehen halte ich bei deren Erwerb nichts von einer Beratung. Im Zweifel wäre mir ein Kaufhaus lieber, wo die Verkäuferin zwar dummes Zeug zu meinem Laufstil erzählt, ich mir aber auch gegen ihren Rat in aller Ruhe Schuhe aussuchen und dazu sogar quer durch den Laden laufen darf.

Der Laufladen gaukelt Kompetenz nur vor, wie sonst könnte eine fachkundige Beratung zwei Stunden dauern? Tests auf dem Laufband und Filmen mögen einen Beginner beeindrucken. Dass dir nach 6 Monaten nichts wehtut ist eher einer Lauftechnik zuzuschreiben, die sich dem Schuh angepasst hat, als dem Schuh selbst.
Grüße von der Baltischen See! Laufen/Wandern barfuß erleben - Zu Fuß - am besten barfuß - hält die Seele Schritt.
Je länger die Strecke, desto unbedeutender die Zeit, da allein die Streckenbewältigung zur eigenen Leistung wird.
:)
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@Maik
Naja, ganz so deppert bin ich nun ja auch nicht:
1) Es ist kein Kaufhaus wie Karstadt oder so gewesen, sondern mehr ein Einkaufszentrum. Die "Abteilung" in der ich war ist ein eigenständiger Intersport... Wohl auch nicht mit nem reinen Laufladen zu vergleichen, aber besser als nichts.
2) Mein Budget lässt momentan wirklich zu wünschen übrig, ich hab mir schon einmal Schuhe für über 100 Euro gekauft die ich jetzt nicht mehr anziehen kann. Dass ich deswegen sowieso keine Schuhe mit Pronationsstütze kaufen kann hat natürlich nur nen neutralen Dämpfungsschuh zugelassen, und den am besten so günstig wie möglich.
3) Habe gerade erst wieder mit dem Laufen angefangen, ich hab erstmal was gebraucht mit dem ich überhaupt wieder Laufen gehen kann. Eine Beratung hätte wohl nichts gebracht, es sei denn man hätte mir einen Laufstil vorgeführt und mir dann einen Personal Trainer gestellt, der die ersten 10 Mal drauf achtet, dass ich es auch richtig mache.

Also nichts für ungut, aber ich halte meine Entscheidung schon für gerechtfertigt. Ich werde mir definitiv auch wieder "bessere" Schuhe kaufen, aber erst wenn ich wieder ein paar Monate im Laufen drin bin und einen Stil entwickelt habe.

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Hallo creuther,

wenn Menschen keine Schmerzen beim Laufen haben, dann gibt es eine Methode nach deren Anwendung sie mit einiger Wahrscheinlichkeit welche bekommen: Rate ihnen grob fahrlässig in den Laufstil einzugreifen. Das bedeutet nämlich nicht weniger, als ein in den Instanzen des Nervensystems festgelegtes, über Millionen Laufschritte und alle menschlichen Entwicklungsphasen vom Kleinkind bis zu Erwachsenen erlerntes Ablaufprogramm zu ändern. Wie hört sich ein Motor an, bei dem an der Stellschraube einer Komponente rumgedreht wurde, ohne die anderen anzupassen?

Möglicherweise läufst du betont Vorfuß und möglicherweise begünstigt das einen Spreizfuß. Deswegen aber am Laufstil rumzufummeln kann bedeuten vom Regen direkt in die Traufe zu geraten. Schau dir zum Thema Vorfußlauf doch mal die Seite von Dr. Walser an (unten auf der Startseite auf das Thema "7 große Mythen übers Laufen" klicken und davon dann Punkt 5.

Lass dich nicht verwirren und laufe so, wie dein Körper es erlernt hat. Die Betonung von Fersen- oder Vorfußaufsatz ist zu einem gewissen Teil individuell. Zu einem andern natürlich auch vom Lauftempo abhängig. Wenn man mit Leuten Videos dreht, um Übungen zu demonstrieren, dann wird man sich solche aussuchen, die einen besonders ansehnlichen oder Bilderbuch-Laufstil haben.

Alles Gute und gute Besserung deiner Spreizfußgeschichte. Dazu noch dies: Ich hatte das Problem am rechten Fuß auch (übrigens bin ich eher "Fersenaufsetzer", so viel zur Theorie deiner Schuhverkäuferin). Nach Einlagenversorgung hatte ich damit NULL Probleme mehr, obwohl ich erst dann meine größten Umfänge gelaufen bin. Z.B. im Jahr 2008 über 5.000 km. Seit etwa anderthalb Jahren habe ich damit begonnen den Umfang der noch mit Einlage gelaufenen Kilometer zu reduzieren und wieder auf die Herstellereinlage umzusteigen. Die Beschwerden kommen nicht zurück. Ein Fachmann (fertigt orthopädische Einlagen für Schuhe an, insbesondere auch für Läufer) hat mich vor einiger Zeit in dieser Absicht bestärkt. In einem Vortrag bei uns im Verein führte er aus, dass natürlich jede Einlage und dem Fuß helfen will und ihn deshalb unterSTÜZT. Das bedeutet aber auch, dass dem Fuß ein Teil seiner Funktionalität genommen wird. Es wird ihm Arbeit abgenommen, was grundsätzlich keine gute Sache ist. Zudem hat dieser Fachmann Erfahrungen der Art, dass Läufer, wenn sie nach einiger Zeit wieder auf Einlagen verzichten, die Beschwerden deretwegen sie die Einlagen nutzen nicht von Neuem aufflammen. Auch das dürfte ein Gutteil individuell sein und selbstverständlich auch von der Schwere der orthop. Schädigung abhängen. Man muss es einfach nach einer längeren Tragedauer ausprobieren.

Mach's gut :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hallo,

ohne Schuhe ginge bei mir gar nichts. Erst Schuhe mit Pronationsstütze und starker Fersendämpfung ermöglichen es mir überhaupt schmerzfrei zu laufen.
Und ohne Laufladen wäre ich nie drauf gekommen das ich Überpronierer bin.

Ich glaube nicht das der Verkäufer und Besitzer des Ladens Kompetenz nur vorgaukelt. Der Mann ist Extremsportler, hat unter anderen Death Valley durchlaufen und Australien in weniger als 8 Tagen mit dem Rad durchquert.
Bei den vielen Geschichten die Guido auf Lager hat kann sich ein Schuhkauf ganz schön in die Länge ziehen :daumen:

Gruß Maik
barefooter hat geschrieben:Von meinen allgemeinen Vorbehalten gegen Schuhe mal abgesehen halte ich bei deren Erwerb nichts von einer Beratung. Im Zweifel wäre mir ein Kaufhaus lieber, wo die Verkäuferin zwar dummes Zeug zu meinem Laufstil erzählt, ich mir aber auch gegen ihren Rat in aller Ruhe Schuhe aussuchen und dazu sogar quer durch den Laden laufen darf.

Der Laufladen gaukelt Kompetenz nur vor, wie sonst könnte eine fachkundige Beratung zwei Stunden dauern? Tests auf dem Laufband und Filmen mögen einen Beginner beeindrucken. Dass dir nach 6 Monaten nichts wehtut ist eher einer Lauftechnik zuzuschreiben, die sich dem Schuh angepasst hat, als dem Schuh selbst.
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