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Von Null zum Marathon

Von Null zum Marathon

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Kurzes Vorwort:
Begonnen hat alles im September 2009. Ausgangsituation: männlich, 46 Jahre, 190 cm, 106 kg Lebendgewicht…. Tendenz steigend. Also habe ich mich entschlossen, etwas dagegen zu tun. Umstellung der Ernährung, weniger Fett, wenig Schweinefleisch usw. Und dazu Sport.
Habe begonnen etwas Rad zu fahren. Mal 20 km, mal etwas mehr. Dann noch etwas schwimmen. Und ein bisschen Volleyball. Durch einen Flyer wurde ich auf einen Jedermanns-Triathlon aufmerksam, der in der Nähe stattfand. DAS war die Idee. Also habe ich draufhin gearbeitet und auch teilgenommen. Gesamtzeit: 1:31 Stunden.
Lebendgewicht bis dahin: 93 kg. Alles lief bestens. Aber nun musste ein neuer Höhepunkt her…… Aber was ?????? Ja, ein Marathon, das wäre es. Aber wie soll ein Fast-Nicht-Läufer einen Marathon schaffen ? Da gibt es nur eins. Training, Training, Training. Im Oktober 2010 habe ich begonnen. Trainingsplan aufgestellt, langsam angefangen, 3 km, 5 km…… nach relativ kurzer Zeit habe ich die 10-km-Marke schon geschafft. Und dann habe ich die Strecken immer mehr gestreckt, habe lange Läufe gemacht, 3 mal auch über 30 km. Insgesamt bin ich innerhalb von 8 Monaten 1036 km gelaufen.
Am 08. Mai 2011 war es dann soweit. Oberelbe-Marathon zwischen Königstein und Dresden.

Der Lauf:
Anreise Samstag, Startnummer geholt, und ein bisschen Dresden angesehen. Dann mittags Makkaroni geschaufelt, abends Bauernfrühstück, und danach noch zwei Bierchen um besser einschlafen zu können.
05.45 Uhr wecken. Jetzt musste das größte Problem gelöst werden. Der Stuhlgang. Also, ein paar Tassen Cappuccino getrunken und gewartet. Und es hat geklappt. Na bloß gut, die erste Hürde ist genommen.
Anschließend ein normales Frühstück und dann ging es mit dem Zug zum Start. Meine Aufregung legte sich langsam. Ich habe meine Laufklamotten angezogen, dazu noch ein paar Schlückchen Wasser getrunken und schon war die Startzeit ran. Bumm, und los ging es. Die erste viertel Stunde war psychologisch niederschmetternd. Denn……..Ich hatte mir vorgenommen, es langsam anzugehen, und habe es auch getan. Aber dadurch musste ich ertragen, dass ständig, aber auch ständig andere Läufer und Läuferinnen an mir vorbeisausten. Doch bald hatte sich das Feld auseinander gezogen und ich habe mein Tempo gefunden. Ich fühlte mich gut und konzentrierte mich auf einen gleichmäßigen Lauf. Am Kilometer 2 waren gerade 2 Läufer auf meiner Höhe und brachten eine herrliche Bemerkung: „So, nun sind es nur noch 40“… So eine Bemerkung baut natürlich unheimlich auf. )
Dann die erste Wasserstation. Schön vorsichtig ein paar Schlucke Wasser und Tee, kurz die Beine gedehnt und weiter ging es. Durchlauf bei Kilometer 10- 1:01 Stunden. Ich war zufrieden. Auch auf der Halbzeitposition war ich noch mit mir zufrieden. Meine Zielzeit von 5 Stunden waren noch locker drin, denn am km 21 stand die Uhr auf 2:11 Stunden. Überheblich kamen mir Gedanken, vielleicht die gesamte Strecke in 4:30 Stunden zu schaffen. Aber von diesem Traum musste ich mich auf den folgenden Kilometern verabschieden. Ab Kilometer 25 fingen die Beine langsam an zu schmerzen. Aber darauf war ich vorbereitet und habe (wie im Training auch) immer gedacht: Schmerz gehört dazu. Dafür wirst du nach 42 km entlohnt. Es ging weiter.
Dann Kilometer 30 oder 31. Ich bekam Schmerzen unterhalb beider Rippenbogen. Also, Tempo noch etwas herausgenommen, aber es wurde nicht besser. Das Atmen viel verdammt schwer. Ich entschied mich- wie viele andere Läufer auch- eine Gehpause einzulegen oder auch einmal stehen zu bleiben um einmal richtig tief durchatmen zu können. Aber selbst DAS half nichts. Die Atemprobleme ließen sich nicht klären. Es war der erste Moment gekommen, an welchen ich gezweifelt habe, das Ziel zu erreichen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich irgendwann wieder besser atmen kann, oder ob sich das Problem verschärft, oder ob es mir gelingt, mit dem derzeitigen Niveau des Problems ins Ziel zu kommen. (Übrigens- zu diesem Zeitpunkt habe ich auch die Zielzeit von 4:30 Stunden vollständig aus meinen Gedanken verbannt, lach)
Verpflegungsstelle----Gott sei dank. Eine kleine Verschnaufpause, ein Gel gegessen (bloß gut, dass ich es nicht unterwegs ohne Wasser versucht habe, lach) und dann ging es weiter.
Kilometer 33---Jetzt begann für mich Neuland. Noch nie bin ich weiter als 33 km gelaufen. Die Kilometertafeln waren gefühlsmäßig immer weiter voneinander entfernt. Es begann das Psycho-Rennen. Der Körper sagt: Hör auf mit dem Quatsch, fahr mit dem Bus- der Kopf sag: mach weiter. Du hast es überall herumposaunt, dass Marathon laufen wirst. Also wirst du es durchstehen. Egal in welcher Zeit. Und 5:30 ist immer noch besser als aufgeben……. Ich bin mit meinem geschundenen Körper einen Kompromiss eingegangen. 800 – 900 Meter laufen, 100 Meter gehen. Wir sind uns einig geworden.
Dann war sie endlich da. Die 40-Kilometer-Marke. Noch 2195 Meter. Ich habe keinen Schmerz mehr gespürt, wie ich geatmet habe kann ich euch nicht mehr sagen. Irgendwie ging alles von selbst. Dann der Einlauf ins Stadion. 200 Meter noch. Meine Tochter kam strahlend auf mich zu und wir liefen den Rest der Strecke gemeinsam. Zieldurchlauf…. 4:48 Stunden. Ich glaubte es nicht. Ich hatte es geschafft. 42,195 km. Wahnsinn. Wie ferngesteuert lief ich umher, konnte es eine ganze Weile nicht glauben. Dann duschen, frische Klamotten, Nudeln essen, etwas trinken und hinsetzen und den Moment genießen. Erst einige Zeit später ist es mir so richtig bewusst geworden, dass ich es wirklich geschafft habe. Ich hatte alles richtig gemacht.
Ob ich es noch einmal tue ? Ich habe für den Berlin-Marathon schon gemeldet. Verrückt. Lach.

Mein Fazit
Marathon ist ein Wettkampf gegen sich selbst.
Wenn man sich gut vorbereitet kann man fast alles erreichen.
Man sollte immer schön realistisch sein.
Es ist ein wunderbares Gefühl einen Kampf gewonnen zu haben.
In diesem Sinne wünsche ich allen Läufern weiterhin viel Erfolg
Euer Schalck

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schalck hat geschrieben:Ob ich es noch einmal tue ? Ich habe für den Berlin-Marathon schon gemeldet. Verrückt.
Hallo Schalck,

klare Frage - klare Antwort: natürlich tust Du es nochmal, Berlin ist super. Meinen Glückwunsch zum 1. Marathon, :pokal: ist doch alles prima gelaufen :zwinker5: Genieß es noch und gute Erholung wünsche ich.

Grüße,

Ute
... wie, ich soll das jetzt alles auch wieder zurücklaufen... :nee: :nick:
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