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Flachländerin bezwingt Österreich… ein Urlaubsbericht – achtung, sehr lang!

Flachländerin bezwingt Österreich… ein Urlaubsbericht – achtung, sehr lang!

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Und mal wieder ein vielleicht unsinniger, aber mittlerweile ziemlich langgewordner und mir am Herzen liegender Erfahrungsbericht.

Ich bin ja überzeugte Flachländerin. So unglaublich es sich anhört, aber ich habe in den vergangenen 31 Jahren nie Urlaub in den Bergen gemacht. Kaum zu glauben, aber so richtig was gefehlt hat mir dabei auch nicht. Gut, ich war in Norwegen und in Schweden. Hat ja auch Berge. Aber damals konnte man mich mit dem Begriff „Laufen“ jagen. Sprichwörtlich. Ich hasste früher nämlich laufen…
Jedenfalls klassischen Ski- oder gar Wander-Urlaub in Österreich oder Schweiz wie irgendwie alle ihn kennen, mit denen man so spricht („ja, in den Osterferien waren Mama, Papa und ich natürlich Skifahren“) – Niente, Fehlanzeige. Aber Ostseeurlaub kann ja auch schön sein. Vor allem, wenn man soundso an der Ostsee wohnt. :rolleyes:

Bis zu diesem Jahr… Da überredete mein Freund mich nämlich, doch für ein paar Tage Urlaub in einem Wellnesshotel in Österreich zu machen (Genaugenommen hat er als Alternative noch St.-Peter-Ording vorgeschlagen… aber hey, ich komme von der Küste und weiß, St. Peter-Ording mag sicherlich entspannend sein, keine Frage, für mich aber dann doch zuuu entspannend…:sleep: ) Also entschieden wir uns für Österreich.

Motiviert packte ich auch meine Laufklamotten ein – wir waren zwar nur 5 Tage unten, aber vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit…

Mit Zwischenstopp in Andechs (hmmm, lecker Bier!:drink: ) kamen wir also in Lofer an und ich, gerädert von der langen Fahrt, schmiss mich erst einmal in meine Laufklamotten. Lofer ist zwar der Hauptort da in der Gegend (Die Orte heißen so schön „St. Martin bei Lofer“, „Weißenbach bei Lofer“ usw.) aber er ist klein. Sehr klein (und das nicht nur für Berliner Verhältnisse). Man sollte wissen, dass es außerhalb der Hauptsaison schon schwierig ist, dort abends eine vernünftige Kneipe mit vernünftigem Bier zu finden, weil alles geschlossen hat. Allerdings – das Bier, was ich dort kennengelernt habe, schmeckte soundso nicht wirklich vernünftig. Egal, anderes Thema (und, liebe Österreicher, verzeiht mir diesen Seitenhieb, ich weiß, dass das Gösser z. B. echt lecker ist). Das nur zur Beschreibung, wie klein Lofer ist (aber sehr schön!!!)

Jedenfalls joggte ich so durch die Gegend, durch den Ort, angestarrt von so einigen Touristen und Einheimischen – Laufen scheint in der Gegend nicht wirklich in zu sein – und kam halt auf die Idee, doch mal außerhalb des Ortes zu laufen… *Grins*- Die Bayern und Österreicher und überhaupt alle unter Euch, die in der Nähe von Bergen wohnen, werden ahnen, was kommt. Genau, mein gewählter Weg führte nämlich rauf. Und zwar sehr weit rauf. Es war nämlich die Straße Richtung Loferer Alm (Alm = seeehr, hoch) Aber egal, ich hatte schließlich den Kiel-Lauf noch in den Beinen, und um ehrlich zu sein, die anerkennenden Blicke, die mir von den entgegenkommenden – meist älteren – Wanderern bei meiner Qual zugeworfen wurden, waren Balsam für meine geschundenen Füße, da wollte ich auch nicht zeigen, dass ich eigenlicht eine Flachlandlusche bin…Also lief ich immer weiter – in einem Tempo, mit dem jeder Wanderer mich hätte überholen können – aber mir kamen mysteriöserweise immer nur Wanderer entgegen… AHA, die trauten sich gar nicht bergauf, weil das so steil war!!! Redete ich mir zumindest ein, während ich der Straße bergauf folgte, Irgendwann kam mir ein anderer „Verrückter“, sprich Läufer entgegen – der lief also aber auch BERGAB – sind hier alle so luschig oder kennen die einfach nur den Weg?( :) ) ??? Ihn fragte ich, ob die Straße, auf der ich abgebogen war, auch wieder Richtung Tal führen würde (Diese war nicht ganz so steil wie die „Hauptstraße“, die Chancen standen also nicht schlecht) „Nein“, meinte der Jogger, wenn ich aber noch ein wenig bergauf laufen würde, käme ich zu einem Kiesweg, der mich schließlich wieder zur Hauptstraße führen würde. Und die könnte ich ja wieder bergab laufen. Gesagt, getan. Den Kiesweg fand ich nach ein paar weiteren Windungen der Straße und nahm diesen in Angriff. Aber der war noch steiler als die Straße!!! Und plötzlich stand ich vor einem verschlossenen Gatter. Nein, ich will jetzt nicht umkehren. Also meine Wenigkeit über den Zaun gehievt (vorher kurz nach rechts und links gelinst, nein es war weder Kuh, Ochse, noch Bauer zu sehen) und schnell über die Weide. Oh, auf der anderen Seite ist das Tor offen, na ja, der „Hausfriedensbruch“ kann dann ja nicht so schlimm gewesen sein… Und weiter ging`s Irgendwie nahm der Berg aber trotzdem kein Ende und die Straße war noch nicht mal in Sichtweite!!! Da ich meinem Freund gesagt hatte, dass ich maximal ne Stunde unterwegs sein wollte und auch kein Handy dabei hatte, machte ich mich lieber auf den Weg bergab und nahm eine Abkürzung den Hang hinab. Hier war vor grauer Vorzeit mal ein Gefährt längsgefahren, das konnte ich verkappte Pfadfinderin an den Spuren erkennen, also wird der „Weg“ jawohl gut genug für mich sein…
Und so hat die Nachtläuferin nicht nur ihre erstes richtiges Bergtraining absolviert, sondern auch ihren ersten Crosslauf!!! Ich fühlte mich wie ne Wildsau (und sah wohl auch so aus :stupid: ), als ich endlich unten ankam – aber es hat irre Spaß gebracht. Und meine Laufschuhe sind auch endlich getauft – Österreichischer Schlamm, tschaka!

Ja, das nächste Mal blieb ich meinem Ruf als Flachlandlusche treu und lief einfach nur im Tal am Bach entlang, dafür jagte mein Freund mich zwischendurch noch mit dem Mountainbike die Berge hoch und runter – bis dahin wusste ich nicht, wie viel Luft meine Lunge fassen kann und benötigt, ich pfiff wie ne Dampflokomotive – mit anderen Worten, aus dem Wellnessurlaub wurde es nix, dafür hatten wir 5 Tage reinsten Sporturlaub – und (das hätte mir vor einem Jahr mal jemand sagen sollen) Sporturlaub bringt Spaß!!! ;) :D

Das Kilo, das ich jetzt zusätzlich mit mir rumschleppe, sind natürlich nur Muskeln und hat nix mit dem allabendlichen 4-Gänge-Menü im Hotel zu tun…

In diesem Sinne

Die Nachtläuferin

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Eins wollte ich noch loswerden:

Ich möchte noch meinen EHRLICHSTEN Respekt vor allen Bergbewohnern aussprechen. Wenn ich so hier in Berlin laufe, habe ich schon das Gefühl, eine gute Kondi zu besitzen. Seitdem ich dieses "Bergtraining" (sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad) gemacht habe, weiß ich aber erst wirklich die läuferische Leistung von so manchem von Euch einzuschätzen.

:respekt:

In diesem Sinne

Anke

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Uns gehts aber genauso wie dir. Ich hatte auch so meine Bergprobleme als ich vor einem dreiviertel Jahr angefangen habe. Bei uns gehts auch wenig flach dahin, halt am See-/Flussufer, aber das wird schnell langweilig. Wenn du keine andere Wahl hast, dann nimmst du es eben hin und versuchst es.

Wie gesagt, versuch mal das Salzkammergut, da ist das Gelände hügelig, es gibt auch flache Laufrouten entlang von Seeufern, und die Berge sind nicht endlos, man kann es gut dosieren.

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Hallo Klärwerk,

vielen Dank für Deine Anregung! ich bin jetzt ja ziemlich infiziert von Österreich und liege meinem Süßen schon in den Ohren, dass wir bitte bitte das nächste Mal 2 oder mehr Wochen einplanen. Die Gegend war echt traumhaft schön - hat mich sehr an meinen Norwegen-Aufenthalt während meines Studiums erinnert - nur dass man hier wirklich alles lesen und verstehen konnte (Hören und verstehen eher weniger...:glow: ) Und das Meer fehlt halt... Aber sonst...

Wir waren auch einmal in Salzburg gewesen (logisch), ich weiß also jetzt, wo Mozart geboren wurde und gelebt und wo er mal zwischendurch übernachtet hat (in Lofer natürlich:look: ). Wurde alles der Nachwelt erhalten :rotate:

Und in der Eisriesenwelt waren wir - ich hatte zwar Probleme mit der Höhenluft und den Serpentinen, aber die Höhle war fantastisch!!!

Einen lieben gruß

Anke
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