Die Sonne blinzelte zwischen den Wolken hervor..
... als ich mich mit meinem "Wechselzonen-Nachbarn" auf zum Schwimmstart mache. Den Neo bis zu den Hüften gezogen wurde es schon etwas warm in der Vorstartzone. Die Stimmung war prächtig. Um 8.30 wurde die Altersklasse M35 in das 19 Grad kalte Schiersteiner Hafenbecken gelassen. Ich schwimme mit meinem Kollegen bis ca. 10 Meter an die Startlinie heran, dann verabschieden wir uns, wünschen uns gegenseitig Glück. Der Sartschuß fällt Punkt 8.40. Die Meute precht los und das Wasser "kocht". Der Plan mich aus allem herauszuhalten klappt nur bedingt. die eine oder andere Feindberührung bleibt nicht aus. Schnell spürte ich daß ich gut im Rhythmus war und die Wendeboje schon fast in Sichtweite. Einmal um die Boje rum und den ganzen Weg wieder zurück. Jetzt konnte ich noch ein paar Schwimmer einholen und ein paar "versprengte" aus der vorherigen Startgruppe einsammeln. Dann war der Schwimmausstieg schon in Sichtweite. Zuschauerjubel und Anfeuerungsrufe pushen mich auf den letzten Metern. Auch hier im Hafen eine grandiose Stimmung. Nach ca. 36min laufe ich zufrieden in die Wechselzone ein.
Für den Wechsel lasse ich mir richtig Zeit. Neo ausziehen, Füße trocknen, Socken an, alles vorher schon vielfach geprobt. Kein Problem. Dann schnappe ich mein Rad und laufe in Richtung Ausgang. Hier wird es hecktisch. Die ersten wüsten Schaltvorgänge sind zu höhren. Manchen ist die Kette abgesprungen und andere hatten schon beim schieben einen Platten. Ich lasse mich nicht nervös machen und fange ganz ruhig an zu treten. Nach einer kurzen Einrollphase geht es auch schon in Richtung erster Anstieg. Ich zwinge mich gleichmässig zu treten und mich nicht von anderen, schnelleren Radfahrern mitreißen zu lassen.
Oben angekommen, folgt die erste schnellere Abfahrt. Kurze Zeit um die Beine zu lockern und Nahrung aufzunehmen. Denn schließlich folgt der zweite, steilere Anstieg auf den Fuß. Am Ende der zweiten Ortsdurchfahrt folgt ein langes gerades Steilstück. Oben steht die Fernsehkamera um "das Leiden" zu dokumentieren. Ich versuche zu Lächeln, was mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht schwer fällt.
Wieder folgt eine rasende Abfahrt. Überhaupt hat man auf diesem Kurs nie "seine Ruhe". Ständig geht es auf oder ab, kurvig, unruhig, man ist ständig bemüht konzentriert zu bleiben.
So verfliegen die Kilometer und so langsam fängt mein Rücken an zu schmerzen.
Ab und zu lose Unterhaltungen mit anderen Mitstreitern, Pinkelpausen, schon kommt das 60km Schild. In den kleinen Ortschaften stehen die Leute an den Straßen und feuern uns an. Oft riecht es nach Grillfleisch und Holzkohle.
Das gipfelt dann in Oberlibbach wo der ganze Ort an der finalen, ultimativen Steigung (Einer schreit: wer hat die Straße an die Wand gemalt?) steht und wie bei der TdF die Radfahrer nach oben treibt. Ich bin schwer beeindruckt. Soviel Enthusiasmus und Begeisterung hätte ich hier nicht erwartet. Ich danke Euch liebe Oberlibbacher, Ihr habt mir sehr geholfen!
Dann die letzten Kilometer auf der Bundestraße, nicht enden wollend, mit ordentlich Gegenwind. Jetzt tut es weh, aber schon ist die Abfahrt nach Wiesbaden erreicht und wir schießen mit 80-90 Sachen in Stadt. Ein paar Querstraßen, eine 90 Gradkurve und schon ist die Wechselzone erreicht. Ich brauche ca. 3.20 h für die Radstrecke, 5 Minuten mehr als erhofft. Fleisige Helferlein reißen mir mein Rad aus der Hand und werfen mir meinen Lauf-Beutel zu.
Im Wechselzelt herrscht gemütliche Stimmung (eine Stunde eher, ist das sicher anders...)
Viele sind froh ein paar Sekunden einfach sitzen zu bleiben. Ich freue mich. jetzt kommt das Laufen, meine Lieblingsdisziplin.
Also raus aus dem Zelt und rein in Getümmel. Plötzlich stehe ich mittendrin. Links und rechts stehen Menschenmassen und verbreiten eine Stimmung wie ich sie selten je erlebt habe. Nach knapp einem Kilometer sehe ich meinen Sohn laut rufend und mit einem blauen Luftstab (wie heißen die Dinger eigentlich?) wirbeln. Ich rufe meiner Frau zu daß es mir gut geht. In der nächsten Kurve kommt schon der nächste Lautsprecher aus dem Ballermann-Partymusik dröhnt. Über uns höhre ich den Hubschrauber der Fernsehübertragung kreisen. Als ich das erste Mal am Zielkanal vorbei laufe wird gerade die Siegerin Virginia Berasategui aus Spanien angekündigt. Ich bin sehr motiviert und versuche mich zu bremsen. Wenn ich die erste Runde zu schnell bin, könnte das ein bitteres Ende geben. Die Stimmung der Zuschauer im Kurpark ist so grandios daß ich mit Sicherheit zu schnell bin. Auf der zweiten Runde spüre ich dann das die Beine schwerer werden. Spüre jeden noch so kleinen Berg und jede Welle. Ein großer Teil der Strecke sind feine Schotterwege was zusätzlich Kraft kostet da man bei jedem Abdruck leicht zurück rutscht. 1 Stunde und 40 Minuten hatte ich mir als Ziel vorgenommen. Ab der dritten Runde war klar, das würde ich heute nicht schaffen. Also noch einmal alle Motivation zusammen nehmen und anständig ins Ziel einlaufen. Als ich in den Zielkanal einbiege fängt es leicht an zu regnen. Egal, ich spüre nur noch Zufriedenheit und bin froh das alles gut abgelaufen ist. 100 Meter vor dem Ziel wartet mein Sohn und wir laufen zusammen durch den Zielbogen. Finish! geschafft. Überschlagen habe ich ca 1.43h für den Halbmarathon gebraucht. Nach einer Gesamtzeit von 5.47 h gönne ich mir das Büffet und trinke genüßlich Cola (eigentlich trinke ich nie Cola).
Sicher komme ich wieder nach Wiesbaden, mit der Radstrecke habe ich noch eine Rechnung offen. In 2, 3 Jahren vielleicht, schau mer mal...
Grüße oli
Wiesbaden - meine erste Mitteldistanz 1,9/90/21
1Balancing Triathlon with life
14.06.09 Kraichgau Challenge (MD)
02.08.09 Ostseeman (LD)
25.10.09 Frankfurt Marathon (abgesagt wegen Verletzung)
23.05.09 Nove Colli
12.06.10 Moritzburg (LD-Staffel Schwimmen + Rad)
20-21.8.2010 24h Radrennen am Nürburgring (Einzelstarter)
When you want to cycle with pain, take part in Nove Colli 2010
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02.08.09 Ostseeman (LD)
25.10.09 Frankfurt Marathon (abgesagt wegen Verletzung)
23.05.09 Nove Colli
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