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Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte

Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte

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Tja, wenn der Frühling kommt und die Sonne wieder an Kraft gewinnt, zieht es mich zusammen mit Silke wieder einmal nach Staffelstein zum Obermain-Marathon. Bereits auf meiner Anreise aus der Kältekammer Nordrhein-Westfalens spüre ich, wie mich ihre Strahlen wohlig wärmen. Die Natur am Obermain empfängt uns bereits in sattem Grün. Die Rasenmähersaison hat hier bereits begonnen.

Dieses Jahr haben wir uns ein Hotel in der Nähe des Start- und Zielbereiches ausgesucht. So können wir nach dem Einchecken gemütlich zur Adam-Riese-Hale schlendern, wo ich ruhiger Atmosphäre meine Startunterlagen entgegen nehme. Bloß keinen Stress aufkommen lassen, denn schließlich steht für mich bei diesem Marathon mal wieder der Genuss der Strecke im Vordergrund. Und vorher natürlich eine ordentliche Portion Nudeln, um für den Lauf frisch gestärkt zu sein. Die Nudelparty ist zwar nicht unbedingt der Renner, die meisten Starter kommen aus der Nähe und die übrigens Teilnehmer haben sich zeitlich weit gestreut, dafür bekomme ich umgehend meine Portion.

Am Sonntag geht es dann nach einem reichhaltigen Frühstück pünktlich zum Start in der Bischof-von-Dinkel-Straße. Hier drängen sich bereits die über 1.300 Halbmarathonis im Startbereich. Sie stellen, wie bei solchen Veranstaltungen heute üblich das Gros der Teilnehmer. Der Start war früher übrigens am Rathaus mit einer prachtvollen Fachwerkkulisse. Wegen Umbauarbeiten im Innenstadtbereich wurde er vor ein paar Jahren an seinen heutigen Standort verlegt. Als Ersatz für das Innenstadtflair bietet sich hier dafür die Aussicht auf die drei Höhepunkte dieses Marathons, Kloster Banz, Vierzehnheiligen und Staffelberg. Die Temperaturen sind zwar noch etwas frisch, aber die Sonne am blauen Himmel und der Lauf werden mich schon bald auf die richtige Betriebstemperatur bringen.

Die Halbmarathonis starten bereits um 8.45 Uhr und machen uns so Platz. Mit 383 Teilnehmern ist in der Königsdisziplin zwar auch ein neuer Rekord zu vermelden, aber wir verteilen uns doch deutlich besser und gehen unsere Herausforderung um 9.00 Uhr an. Bereits nach dem ersten Kilometer haben wir Staffelstein verlassen. Das Maintal begrüßt uns zum ersten Mal in voller Farbenpracht. Die Strecke ist zunächst noch flach. Das verführt noch zu einem etwas zu hohem Tempo. Für meine angepeilte Endzeit von etwa vier Stunden bin ich hier mit etwas über 5 Minuten noch deutlich zu schnell. Aber das wird sich schnell von alleine regeln, denn nach drei Kilometern habe ich den Main bereits zum ersten Mal über- und Unnersdorf durchquert. Hier wartet bereits die erste Herausforderung auf mich. Die nächsten drei Kilometer führen mich über 300 Höhenmeter durch einen Wald nach Kloster Banz. Hier reduziert sich mein Tempo von alleine. Flotte Sprüche animieren hier noch zu einem Lächeln, was mir noch leicht fällt. Oben angekommen habe ich mir die erste Belohnung verdient. Mit kühler Apfelschorle wird der erste Schweiß schon wieder ersetzt.

Die nächsten Kilometer führen locker durch einen schattigen Wald mit einem kurzen Blick auf das noch nahe Kloster Banz zurück an den Main. Die Strecke führt hier über das Wehr zwischen Hausen und Reundorf. Ein erfrischendes Bad wäre jetzt schon eine angenehme Alternative zum anspruchvollen Restprogramm des Laufes. Aber wie ich ja bereits weiß, würde mir dann einiges entgehen. Zudem würde sich Silke, die mich wieder auf dem Staffelberg bei ca. 2 Stunden erwartet sicher große Sorgen machen. Also wacker weiter. Bis ca. Kilometer 13 kurz nach Schönbrunn habe ich den Staffelberg fast ständig im Blick. Die meisten Kilometer dorthin habe ich zwar bereits zurückgelegt, der am meisten schweiß treibende Anstieg steht mir aber noch bevor. Ich erreiche ihn bei Kilometer 14 kurz hinter Wolfsdorf. Wie aufs Stichwort läuten gerade die Glocken der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Sie mahnen mich zum demütigen Aufstieg zum Kamm. Die Höhenmeter, die sich beim Aufstieg nach Kloster Banz noch auf drei langen Kilometern verteilt hatten komprimieren sich hier auf zwei kurze Kilometer. So wird der Anstieg zur Geduldsprobe um hier nicht meine ganze Kraft durch einen engagierten Lauf zu verpulvern. Auf dem Kammweg bei Kilometer 17 angekommen habe ich mir die nächste Apfelschorle wieder redlich verdient. Hier kommt mir bereits der Führende des Laufes entgegen. Er hat hier bereits 25 Kilometer zurückgelegt. Über dieses Tempo kann ich nur staunen. Für mich gehte es „gemächlich“ erst mal in die andere Richtung weiter. Silke wartet schließlich. Auf dem Kamm ist die Tempoeinteilung wieder einfacher und so erreiche ich pünktlich nach 2:02 Stunden den höchsten Punkt der Strecke. Auf dem Plateau winkt mir Silke bereits freudig entgegen. Die richtige Stärkung für die zweite Hälfte der Strecke. Vorher genieße ich aber noch die Plateaurunde mit den herrlichen Ausblicken über das Maintal.

Die nächsten Kilometer zurück auf dem Kammweg kann ich mir das Tempo schon einfacher einteilen, wie auf der gesamten zweiten Hälfte, denn sie ist überwiegend flach. Nur ab KM 25 ist noch einmal besondere Vorsicht gefragt, denn ab hier führt die Strecke auf durch ein Waldstück die nächsten drei Kilometer steil bergab und die mühsam gewonnenen Höhenmeter rinnen hier wie Sand durch die Finger. Dass ein zu hohes Tempo die Beine hier zu stark belastet, zeigt ein Beispiel von vor zwei Jahren. Der Führende nahm das Gefälle zu schnell und musste wegen Problemen mit den Beinen bei KM 35 aussteigen. Ich genieße heute lieber den Wald, der noch ein letztes Mal angenehmen Schatten spendet.

Die nächsten fünf Kilometer vergehen wie im Fluge. Nacheinander werden die Dörfer Uetzing, Stublang, Loffeld und Horsdorf passiert. Hier führt die Strecke permanent entlang der Lauter, so dass der Gedanke an ein erfrischendes Bad sich wieder aufdrängt. Ich halte mich trotzdem wieder an die erfrischenden Getränke. Am Ende von Horsdorf verlasse ich endlich die Lauter, die bei mittlerweile angenehm warmen Temperaturen immer größeren Reiz zum Baden ausübt. Aber hier ist die Versuchung vorbei und zum Glück kühlt mich auf den folgenden Kilometern über die Felder nach Unterzettlitz ein frisches Lüftchen. Gerade gut genug um von der Sonne nicht in zusätzlichen Schweiß gebadet zu werden, aber nicht stark genug um meinen Vorwärtsdrang zu stoppen. Oder vielleicht doch? Meine Zwischenzeiten verheißen nicht unbedingt ein gleichmäßiges Tempo und ich richte mich schon auf eine Endzeit von etwa 4:10 ein.

Bis KM 39 zieht es sich jetzt doch ganz schön. Ab hier führt die Strecke vorbei an einem Badesee, durch den Kurpark, vorbei an der Obermain-Therme zum Stadion ins Ziel. Diese letzten drei Kilometer gingen nun doch wieder sehr flott von der Hand. Bereits in der letzten Kurve im Stadion winkt Silke mir wieder begeistert zu und kurz darauf herzlich begrüßt. Und wenn auch die Gesamtlaufzeit auf der Zieluhr nicht angezeigt wird, kann ich selbst 4:05 Stunden stoppen. Darauf rinnt der direkt im Zielbereich servierte Gerstensaft doppelt so schön durch meine trockene Kehle. Und für das nächste Jahr weiß ich auch schon, wo ich den beginnenden Frühling wieder genießen werde.

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Danke, Markus, für den schönen Bericht von einer mir (noch) unbekannten Veranstaltung. :daumen: Vom Gelände und Profil her scheint das ja ein gutes Training für kommende Großtaten gewesen zu sein. Dann sieh mal zu, daß Du im Saft bleibst, um mich erfolgreich über den Rennsteig schleppen zu können. :nick: Man sieht sich!

Wolfgang
Ubi marathon, ibi bene (frei übersetzt: wo es einen Marathon gibt, geht's Dir gut!)
Meine private Laufseite: http://www.spass-am-laufen.de :welcome:
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