Hallo liebe Foris,
Bertlich begann für mich als Albtraum in der Nacht
von Samstag auf Sonntag.
Dazu die kleine Vorgeschichte:
Am Samstag abend hatte ich mir den Psychothriller "The Cell"
auf Pro Sieben angesehen. Ich hatte zwar kurz vorher gelesen,
dass Filme dieses Genres dazu beitragen, dass man schlecht
schläft, bzw. der Schlaf nicht so erholsam sein sollte.
In mir kämpften also Engelchen und Teufelchen (oder Schweini, wie er
hier heisst). Ich wollte den Film aber gerne sehen und Schweini
behielt schliesslich die Oberhand. Ich dachte mir: "Das macht mir
schon nix, bin doch ne "coole Sau"."
Der Film war ziemlich spannend und ich war erstmal froh, dass ich
ihn gesehen hatte.
Grob ging es darum, dass Wissenschaftler eine Möglichkeit gefunden
hatten, sich in das Gehirn eines im Koma liegenden Serienkillers einzuklinken, so dass sie sich dort wie in einer realen Welt bewegen konnten.
Das ganze kam den Personen, die sich in die Gedankenwelt des
Psychophaten versetzten, so echt vor, dass sie sich immer wieder sagen mussten, dass das alles nicht "Real" sei.
Alles geschah natürlich unter Zeitdruck, da der Killer ein weiteres Opfer
eingesperrt hatte und nicht viel Zeit blieb, um ihm das Geheimnis
des Verstecks zu entlocken.
Soweit so gut. Ich bin dann so gegen 0:30 Uhr ins Bett und auch
sofort eingeschlafen. Schließlich gab es ein Happy-End

)
Nun zu meinem Bertlich-Albtraum:
Ich träumte, dass ich verschlief und mich erst um 9:30 hektisch
auf den Weg machte. Normalerweise sollte es immer noch klappen.
Die Fahrzeit dauert nur ca. 40 Minuten.
Im Zielgebiet hatte ich mich leicht verfahren, was ca. 5 Minuten
gekostet hätte.
Seltsamerweise kam ich trotzdem erst gegen 12:30 Uhr in Bertlich an.
(Träume sind oft völlig unlogisch).
Ich träumte: "Vielleicht kann ich ja wenigstens noch an einem anderen Lauf teilnehmen.
Evtl. der Bambini-Lauf wenn es sowas gibt ? Och nöö. ;(
Moment mal, das kann doch alles nicht sein.
Obwohl ich beim Real-Parkplatz angekommen war,
sagte ich mir "Das ist doch nicht Real!

)
Das träume ich doch nur. Wach auf. Los wach auf!"
Ich wachte tatsächlich auf und der Wecker zeigte 4:15 Uhr.
Nun ärgerte ich mich über meine Unvernunft und konnte
darüber nicht wieder einschlafen.

Dann bin ich wohl doch nicht so cool wie ich dachte.
Bis um 7:30 Uhr der Wecker klingelte wälzte ich mich nur
ruhelos von einer Seite auf die andere.
Die "reale" Anfahrt
verlief unspektakulär, ohne Probleme. Ich hatte mir am Abend
zuvor die Route aufgeschrieben.
Trotzdem war die Zeit relativ knapp. Nach der Anmeldung hatte
ich gerade noch Zeit zum Auto zurückzulaufen um mein Wechselgeld
zurückzubringen und nochmal zur Toilette zu gehen.
Der Lauf
Trotz Schlafdefizit konnte ich mein angepeiltes Ideal-Tempo von 5:30 min/km gut halten und hatte meistens sogar ein paar Sekunden
weniger auf der Stoppuhr.
Damit sollte ich mein Ziel "unter 2 Stunden" locker
erreichen können.
Wenn ich mal nicht doch zu schnell angegangen war.
Nach 2 km wurde mir bereits zu warm und ich trennte
die Ärmel von meiner Laufjacke ab, stopfte sie
in die Taschen und funktionierte sie so zur Laufweste
um.
Der zusätzliche Ballast baumelte lästig links und rechts
vor mir herum, aber da musste ich durch.
Einen auf dem ersten Kilometer kennengelernten Lauffreund liess ich
erstmal ziehen.
Er war nur geringfügig schneller als mein Wohlfühltempo, aber ich
wollte das Rennen nicht zu schnell angehen und mich nachher quälen müssen.
Die Zwischenzeiten pendelten sich bei 5:25 bis 5:30 ein.
Bei km 12 laufe ich auf eine Gruppe mit meinem zuvor kennengelernten
Laufkollegen auf und hänge mich für ein paar km in den Windschatten.
"Bis hierhin lief es optimal", dachte ich bis km 15,
"hoffentlich rächt sich das Tempo nicht doch noch."
Aber ich fühlte mich so gut, dass ich ab da nochmal ein Schüppchen drauflegte.
Nun wollte ich etwas zurückgeben und lief im Wind. Aber offensichtlich
zu schnell. Ich konnte leider nicht hören, ob noch jemand hinter mir läuft.
Mein eigenes Laufgeräusch verursacht durch die mit den Ärmeln gefüllten
herumschlackernden Taschen der Laufjacke übertraf das der anderen.
Vielleicht waren sie auch einfach nur froh, dass ich endlich weg war und sie wieder ihre Ruhe hatten ;)
Zum Zwischenzeiten rechnen reichte das Blut im Gehirn ab km 17 leider nicht mehr
aus. Das ganze Blut brauchte ich nun anscheinend in der Lunge und in den
Beinen. Es war schon ziemlich heftig auf den letzten Kilometern,
aber ich wusste, dass ich das Tempo halten konnte.
Für meine Verhältnisse war das der absolute Wahnsinn. Unter
2 Stunden war mein Ziel, meine 1,5 Jahre alte Bestzeit von 1:57:30 zu unterbieten
war mein Traum. Am Ende waren es 1:53:02, die alte PB war um fast 4:30 Minuten unterboten.
Pulverisiert, sozusagen.
3 Minuten nach Zeileinlauf und dem ersten Getränk sah ich nochmal auf meine Uhr und sah: Sie war schon bei 1:52:03 stehengeblieben. Ich hatte mich verguckt. Ich war sogar mehr als 5 Minuten schnelller.
Ich glaube ich kann flieehiieeeegen

Und das beste ist: Mein Knie hat alles ohne zu Mucken mitgemacht.
Ich hatte lange Zeit mit ITBS (Läuferknie) zu kämpfen, aber das ist eine andere
nun der Vergangheit angehörende Geschichte.
Noch unter Einfluss der Endorphine habe mich ich eben zum Karstadt-Ruhrmarathon 2005
angemeldet. Schnell noch den 44 EUR Tarif gesichert, der bis zum 30.11. gilt.
Danach wird es um 5 EUR teurer.
Die Organisation war übrigens auch super. Besonders begeistert war ich vom warmen Gatorade als Streckenverpflegung. Schnell geschluckte Kaltgetränke verkraftet mein Magen beim Laufen nicht so gut.
Trotdzem habe ich mich nach dem Lauf recht schnell verabschiedet. Mir
war kalt, der Rücken und die Beine taten weh und mein Körper schrie
nach einer heissen Badewanne.
Auch wenn sich Profis wie Paula Radcliff nach einem Wettkampf ein Eisbad gönnen, wäre das das letzte gewesen wonach mich gelüstet hätte.
Liebe Grüsse,
Frank