Ich komme nicht in Schwung. Lege mich nochmal hin, der Wecker rappelt um 8 (vergessen auszuschalten), ich schlummere 5 Einheiten a 9 Minuten, rapple mich hoch. Ich bin noch nicht da. TV an, Kaffee machen, Buch schnappen, Trainngsplan studieren, sandeln, warten bis der Anpfiff die Erlösung von der Planlosigkeit bringt. Den Apfelkuchen habe ich verputzt, klar, wenn das Abendessen ausfällt dann langt man am Morgen hin. Ist eh besser für den Bauchumfang. Das dieses Zeug so verdammt lang im Magen liegt steht nirgendwo.
Abpfiff. Verloren. Egal. Ich öffne erst mal die Rollos (wie gesagt, nicht in Schwung gekommen): WOW! Da is ja alles weiß! Schnuckelig.

Kann man bei diesem Wetter laufen? Andere machens ja auch, also was solls. Ich schnalle meine Top(Pulsuhr) um, ein Blick aufs Thermometer: Innen 21, außen 4.5 Grad. Halb bis dreiviertel motiviert gehe ich raus, stapfe die ersten Meter über den Parkplatz, über die Wiese, zum Damm, wo ich meist los lege. Mir ist mehr danach die nächstbeste Frau zu krallen, auf den Weihnachtsmarkt, lecker Glühwein, spazieren gehen, durch den Schnee wälzen, statt dessen sol ich also "20 Min. reg. einl.(60-65%), 3-4 Stgl. über 60m, anschl. 2x10 Min GA1 (82-85%), dazw. 5 Min. locker traben, Puls sollte um 25-30 sinken". Aha. Ich entscheide mich für die "Donau-Staustufe-West-Schleife" mit einer kleinen "Dammrunde" vorweg. Sollten dann so 8,5km werden.
Ich stapfe durch den Schnee und versuche krampfhaft mich den Befehlen meiner Top unterzuordnen. Nicht mehr als 134. Geht nicht. Mein Blick schweift durch die verschneite Landschaft, die Donau fließt ruhig und der Wald flüstern nur leise. Winterliche Stille wird nur durch einen tumb aufstapfenden Anfgänger zerschnitten der durch die Gegend schnaupt. Verdammt. Ich bin elendig langsam aber 150 Puls. Ich verdamme meine Top, beschimpfe geistig meinen Zuhälter der diesen Trainingsplan aufgestellt hat, der Apfelkuchen drückt absichtlich gegen die Mageninnenwand und macht mir deutlich, dass es angenehmeres gibt als zu laufen. Nach 2km kurze Gehpause. Was soll das? Kein Tempo, aber 160 Puls. Fühle mich schlapp. Ich erkenne eine Gruppe Fußgänger, also langsam wieder los, niemand darf mich gehen sehen, was sagen denn da die Nachbarn? *g* Ich muss kurz an die Hauptstrasse, über die Brücke. Es gehen viele spazieren, jetzt nur keine Schwäche zeigen. Jetzt fällt mir erst auf wie rutschig es eigentlich ist. Nach der Brücke gehts über Kopfsteinpflaster, am lecker durftenden Stammgriechen (dank dem rebellierenden Apfelkuchen heute nicht so schlimm) vorbei, wieder runter zur Donau. Ich konzentriere mich mehr auf meinen Schritt und merke nun wie anstrengend es ist überhaupt in der Senkrechten zu bleiben. Daher muss der hohe Puls kommen. An einem leichten Gefälle runtsche ich dann auch fast aus und kann mir die horizontale Position gerade so ersparen. "Kwuah Kwuahh Kwuaahh" - Drecksentenviecher, lacht ihr nur wenn ich falle, ich lache wenn ihr lauft! Die erste Runde mit 160-165 Puls stünde an. Mein Puls ist aber schon bei 160. Ich komme nicht runter. Was solls, ich fühle mich soweit gut, beschleunige leicht, 168-170 - auf diesem Untergrund ist das ok. Ein Radfahrer kommt mir entgegen, auch sichtlich damit beschäftigt auf seinem Drahtesel zu bleiben. Trotzdem kann man doch "Hallo" sagen, wir sind doch quasi Leidensbrüder. Ignorant. Die erste Runde ist geschaft, 6:25 auf 1km, das brauche ich nicht mal bei den "Long Jogs" und da laufe ich mit 20 Puls weniger. Es muss am Schnee liegen. Damit mein Puls runter kommt stelle ich auf "verschärften Eilmarsch" um, nicht wissend wie das geht, da ich nie beim Bundesschützenverein war. Die zweite Runde am anderen Ufer der Donau, ein kaum frequentierter Waldweg, 10cm Schneehöhe, ich wanke, stapfe, rutsche mit 165-170 Puls, komme gut auf 1:18 bis 1:20 auf 200m, bin zufrieden; die Wetterlage macht es möglich, dass kaltes Wasser, knöcheltief, sich eine leichte Eisschicht zulegt auf die es dann schneien darf. Mit einem patschenden Knirschen bricht also das dünne Eis unter des Läufers festen Schritt, um den kalten Schwalle Einlass in den Schuh zu gewähren. Ich fühle, also bin ich. Ertappe mich bei einem Grinsen. Das ist Natur. Das bietet keine Laufbahn, vergesst das Laufband. Ich lebe - denn ich habe einen nassen Fuß.
Nach 1:02 bin ich wieder zu Hause. Ein bisschen nass, ein wenig verschwitzt, aber nun putzmunter, und froh diese Runde gelaufen zu sein. Es war ein Heidenspaß. Super Laufwetter. Mieses Trainingswetter. Ich beschließe ein unartiger Sub zu sein und bei diesem Wetter nicht mehr auf die Uhr zu schauen. Ja, ich ordne mich meinem Trainingsplan unter, aber lieber laufe ich 10 Min langsamer in Ismaning als mir den Spass zu verderben. Winter ich freue mich auf dich. Und du auf mich?
Hier will ich gewinnen: *g*
31.12.04 Neuburger Silversterlauf
20.02.05 HM Ismaning (wenn man mich lässt)
23.04.05 HM Ingolstadt
09.10.05 Medienmarathon München