Mein Eingang in den Wald befindet sich zwei Parallelstraßen weiter, die Straße überquert, in Form einer relativ langen, aus dunklen, unregelmäßig behauenen Steinen gebauten, steilen Treppe. Nach ein paar Metern ist man mittendrin. Na gut, die Straße hört man schon noch, aber auch hier ist es teilweise schon so verwachsen, dass man des Gefühl hat, man wäre schon mittendrin.
Das Ende der Treppe ist etwa 4 min und etliche Höhenmeter weiter oben. Bis dahin gehe ich, bringe meinen Kreislauf das erste Mal richtig in Schwung und oben angekommen habe ich mich genügend warm gemacht, d.h., mir ist jetzt schon ordentlich warm. So beginnen meine Läufe dort oben auch nicht mit gemütlich niedrigem Puls, sondern mindestens schon mit meinem derzeitigen „Wohlfühlpuls“ von 160. Erstmal ein Stückchen bergab und dann gemütlich mit unterschiedlichen Steigungen und Gefälle weiter auf die Runde.
Herrlich…. Besonders heute, bei zwar nur wenigen Grad über 0, aber herrlichem Sonnenschein. Bei Regen bin ich mindestens genauso gerne hier, denn dann habe ich den Wald sogar fast für mich alleine…so wie heute, denke ich… und da fällt mir auf, WIE leer der Wald doch tatsächlich ist. Erstmal freue ich mich. Schön, heute sieht mir keiner beim rumschnecken zu. Diesmal muß ich mich nicht ständig umsehen, ob ich vielleicht einem schnelleren Läufer (oder vielleicht Spaziergänger? Ach nein, ganz so schlimm ist es dann doch nicht) Platz machen muß. Heute kann ich einfach nur stolz sein, schon wieder draußen zu sein und wieder angefangen zu haben, meine übel gewordene Kondition wieder aufzubessern.
Der Wald ist leer...komisch..bei dem schönen Wetter....die Leute sind wohl alle noch bei Aldi, denke ich und jogge weiter, um die Kurve… da begegnet mir ein Mann mit leuchtend oranger Warnweste…hmmm…was soll das denn?... da, noch mehr Leute…. Und zwei Autos…im Wald?....ah, Lärm, hm, die fällen dort unten bestimmt irgendwo Sturm-gebrochene Bäume…endlich mal….ich passiere die Gruppe und ziehe gemütlich weiter. Der Lärm kommt ja von unten, da darf ich wohl geradeaus weiterlaufen.

Und dann ist da wieder jemand, in grün + grelle Weste…. Der guckt mich irgendwie blöd an. Irgendwie böse vielleicht sogar…. und etwa eine viertel Stunde später komme ich erstmals an dem einem am Absperrband hängenden Papierschild vorbei das sagt: "Vorsicht Jagdbetrieb". Na toll! Die sind ja schlau, lassen mich einfach mitten zwischen die Rehe, Wildschweine oder was auch immer die jagen, laufen, ohne mich zu warnen. Wenigstens kann mich in meinem Tempo keiner mit einem Reh verwechseln und für ein Wildschwein ist mein Gang dann doch zu aufrecht. Wehe, es schießt jemand auf mich! Und der Weg, den ich sonst gerne für den Rückweg nehme ist auch abgesperrt, nagut, ich will ja auch nun wirklich nicht in Schusslinie kommen, also wird meine Strecke ein kleines bisschen weiter, auch gut. Dort hinten darf ich abbiegen…na dann komm ich ja doch noch wieder nach Hause, puh…Glück gehabt.
Da ist auch wieder meine Treppe… bevor ich den Wald wieder verlasse, warne ich noch zwei Fußgänger, denn dieser Eingang zum Wald ist wohl zu klein, um Spaziergänger und Jogger vor dem Jagdbetrieb zu warnen.
Gut, dass die dort nicht ständig jagen, sonst müsste ich noch drüber nachdenken, mir eine Kugelsichere Weste und darüber eine grell orangene Warnweste zuzulegen. Für heute freue ich mich aber über meine aus Jägersicht nicht jagenswerten, da wenig gazellen-haften Beine, darüber dass ich nicht zum Jagdobjekt wurde und einen schönen freien Weg.